Dorint Brendal Star Inn Im Corona Wechselbad
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Dorint, Brendal, Star Inn: Im Corona-Wechselbad

Wiesbaden. Insolvenzen, Betreiberwechsel, neue Franchise-Marken: Der Corona-Herbst 2020 nimmt an Dynamik zu. Im Fokus in dieser Woche: Eigentümer- und Betreiberwechsel im Dorint-Stammhaus in Mönchengladbach, Insolvenz bei Brendal und Star Inn Hotels in den Schlagzeilen.

Das Stammahaus von Dorint wird jetzt ein Mercure.Foto: Dorint Hotels

Dorint Mönchengladbach: Das vor 60 Jahren als Parkhotel eröffnete Stammhaus der Dorint Hotels & Resorts wechselt den Betreiber und wird Mercure-Franchisenehmer. 2019 war die Immobilie von einer Verkäufer-Gemeinschaft an ihren heutigen Eigentümer, die Helvetic Investment GmbH aus Wiesbaden, verkauft worden. Dorint sollte das Haus zunächst als Pachtbetrieb bis mindestens Ende 2021 weiterführen. Doch nun kam es zu einer vorzeitigen Trennung, und der Eigentümer wird das Hotel künftig von der mit ihm verbundenen Ospedia Hotel Management GmbH betreiben lassen kann.

"Natürlich ist es sehr schade, durch den Eigentümer- und Betreiberwechsel das Dorint Stammhaus, also das erste Haus unseres Unternehmens, zu verlieren", so Dirk Iserlohe, Aufsichtsratsvorsitzender der Dorint Hotels. "Es ist dennoch wichtiger sich auf das grosse Ganze zu konzentrieren, denn leider waren die Diskussionen hinsichtlich der Pachthöhe zu Corona-Zeiten nicht zielführend." Dorint Geschäftsführer Jörg Böckeler ergänzt: "Wir hätten das Traditionshotel gerne gemeinsam mit dem Eigentümer in eine neue Ära geführt. Es gab von unserer Seite bereits ausgereifte Pläne."

Ospedia zeigt sich über diese Äusserungen überrascht, schliesslich hatten die Geschäftsführer Wolfgang Hampel und Soner Berke in den vergangenen Monaten stets betont, die im Eigentum von Helvetic befindlichen Hotels sukzessive in die eigene Betriebsgesellschaft integrieren zu wollen. In Wiesbaden betreibt Ospedia ein im August 2019 eröffnetes Holiday Inn Express Hotel, ein weiteres Haus dieser Marke in Heilbronn soll gebaut werden. "Wir haben uns in Mönchengladbach für Mercure entschieden, weil dies eine der flexibleren Franchise-Marken ist," so Soner Berke. Sowohl mit Accor als auch mit IHG wolle man weitere Expansionspläne verfolgen. Zum Immobilienvermögen von Helvetic Investment zählen auch drei weitere Hotels in Berlin und eines in München, die allerdings noch verpachtet sind.

Das Rebranding in Mönchengladbach findet zum 1. Februar 2021 statt, den Übergangsprozess soll ab 1. Januar 2021 ein neuer, in Franchise-Prozessen erfahrener Hotelmanager begleiten. Das 4-Sterne-Hotel hat 158 Zimmer, einen grossen Wellnessbereich, 15 Meetingräume auf 1.000 qm, ein Restaurant und eine Lobby-Bar. / sst


Brendal: Die laut North Data erst seit September 2020 in Köln und zuvor in Berlin angesiedelte Brendal Hotel Group hat laut "Esslinger Zeitung" und "ahgz" bereits Ende Oktober für ihre drei Häuser Park Consul Köln, Park Consul Stuttgart/Esslingen und Schlosshotel Park Consul Heidenheim mit insgesamt 456 Zimmern Insolvenz angemeldet. Mit Hilfe des vorläufigen Insolvenzverwalters, dem Kölner Rechtsanwalt Marco Kuhlmann, solle für das 150-Zimmer-Haus in Esslingen ein Investor und neuer Betreiber gefunden werden. Kuhlmann zeige sich zuversichtlich, dass das Hotel dauerhaft am Markt bestehen könne.

Über das Schicksal der beiden anderen Hotels wurden noch keine Details bekannt. Ende 2019 hatten Brendal und Deutsche Hospitality bekanntgegeben, gemeinsam die Entwicklung der Marke Maxx Hotels vorantreiben zu wollen. Aus dieser Kooperation sollte 2023 das Maxx by Steigenberger in Aalen hervorgehen, ein 136-Zimmer-Neubau mit Restaurant, Bar, Konferenzräumen und Wellness-Bereich. Allerdings war für dieses Haus unter Beteiligung von Brendal die neue Betriebsgesellschaft Scoop Aalen Hotelbetriebs GmbH gegründet worden, die von der Insolvenz bisher nicht betroffen zu sein scheint. / sst

StarInn Hotels/StarG Collection: Als Choice Hotels 2016 ein Co-Branding mit Star Inn einging, war die Freude gross. 16 Häuser in Deutschland, Österreich und Ungarn  erweiterten damit auf einen Streich das Portfolio der Marken Comfort und Quality Hotels. Im April 2018 verstarb Star Inn-Gründer Paul Garai überraschend; seine Frau Kathrin übernahm das Unternehmen.

Seit Oktober hat Choice Hotels drei Hotels weniger: Aus zwei Star Inn Hotels am Domagkgelände in München-Schwabing und dem Star Inn Hotel Dresden wurden über Nacht offensichtlich Star G Hotels, für die es auch eine eigene Webseite gibt, www.starghotels.com. Das neue Logo prangt auf dem Gebäude des Star Inn München, wie die Webseite zeigt. Das direkt daneben stehende zweite Hotel heisst jetzt Star G Hotel Premium München und signalisiert etwas mehr Comfort. Auch bei den OTAs, wie z.B. Booking.com und Holidaycheck, sind die zwei Häuser bereits mit neuem Namen eingetragen, wie die Internet-Recherche zeigt.

Auf diesen Markenwechsel wurde HospitalityInside aufmerksam durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung, der ausführlich über "Indizien und Merkwürdigkeiten" rund um die beiden Münchner Häuser schreibt. Die Autoren wittern "eine mögliche Masche bei drohenden Insolvenzverfahren: die Schulden loswerden und trotzdem behalten, was von Wert ist." Sie lassen einen Insolvenzanwalt das Ganze kommentieren, der zu dem Schluss kommt, dass eine derartige "Vermögensverschiebung" oft schwer nachzuweisen sei, "wenn aber doch, liegt ein Verstoss gegen das Strafrecht vor", sagt er – mit Folgen inform von Geldstrafen oder bis zu fünf Jahren Freiheitsentzug.

Dieser Screenshot von der Webseite von Star G Hotels zeigt das neue Logo am bisherigen Star Inn Hotel München Domagk-Areal.


Franchise-Bruch mit Folgen?

Kathrin Garai spricht mit HospitalityInside gestern am Telefon und berichtet, dass Corona auch ihrer Hotelgruppe mit Umsatzeinbrüchen von rund 80% zugesetzt hat – wie den meisten in der Hotellerie. Von daher sei ein Betreiberwechsel in diesen Zeiten auch nichts Ungewöhnliches, sagt sie und fügt hinzu, dass sie nicht gegen irgendwelche Gesetze verstosssen habe. Weitere Details möchte sie nicht nennen und den SZ-Artikel gar nicht kommentieren.

Choice Hotels hingegen dürfte der Marken-Wechsel überhaupt nicht egal sein. Denn vor allem die beiden Münchner Häuser gehören zu den Umsatzstarken, wie wir aus früheren Gesprächen mit Choice weiss. Eine Stellungsnahme zu der aktuellen Situation und dem Verhältnis zu Star Inn Hotels lehnte Choice gestern ebenfalls ab. Es ist davon auszugehen, dass der amerikanische Franchisegeber juristische Schritte gegen Star Inn eingeleitet hat, denn derart abrupte Marken-Wechsel gehören zu den schärfsten Franchise-Brüchen überhaupt.

Wie die SZ nämlich schreibt, hat Kathrin Garai ihren Mitarbeitern in München am 30. September gesagt, dass man die Miete nicht mehr zahlen könne und die beiden Hotels ab 1. Oktober in einer neuen Firma angehören würden, mit der sie nichts zu tun habe. Diese Firma heisst Lectus. Der Name findet sich auf der Webseite von StarG Hotels wieder, mit der Lectus München GmbH und der Lectus Dresden GmbH als Betreiber-Gesellschaften für die genannten drei Hotels.

Wer ist Lectus?

Die Mutter-Gesellschaft Lectus Consulting AG sitzt in Appenzell in der Schweiz, wie unsere Recherchen ergeben. Detail-Eintragungen lassen sich auf die Schnelle nicht finden. Trotzdem vermutet die SZ enge Verbindungen zwischen Kathrin Garai und Lectus.

Merkwürdigkeiten gibt es aber auch schon hier, ganz aktuell: Gestern noch war Michael Mücke auf der Star G Hotels-Webseite als Geschäftsfüher der Lectus Dresden GmbH genannt, wie unser Ausdruck vom Impressum der Webseite gestern belegt. Gestern vormittag fragte HospitalityInside bei Michael Mücke nach, was er – als Geschäftsführer des Betreibers Ahlbeck & Zehden, Berlin – mit Lectus zu tun habe. Heute morgen meldete sich Mücke zurück mit den Worten "Ich bin und war kein Geschäftsführer dieser Gesellschaft und habe das richtigstellen lassen" – das sei am Mittwoch gewesen, also vorgestern. Er betont ausdrücklich, dass er zu den in der SZ "aufgeworfenen Themen keine Informationen" habe und "damit auch nicht in Verbindung gebracht werden" möchte.

Rund um Star Inn jedenfalls scheinen jetzt alle Involvierten gegenüber der Presse zu mauern. Auch der Anruf bei der Dibag Industriebau AG in München, dem Eigentümer der Münchner Häuser, ist erfolglos: Die freundliche Dame in der Telefonzentrale soll mir sagen, dass das Unternehmen nichts sagen will. Aus welcher Abteilung dieser Satz kommt, durfte sie auch nicht sagen.

Das ist keine merkwürdige Geschichte, sondern eine sehr interessante. / map

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