Editorial 20 11 2020 Hospitality in Staatshaft
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Hospitality in Haft

Liebe Insider,


die deutsche Regierungskoalition könnte 2021 viele Wähler verlieren. Per Gesetz kann sie nun in Pandemie-Zeiten u.a. Übernachtungen verbieten, einfach so. Hoteliers werden jetzt vors Bundesverfassungsgericht ziehen. Diese schnell durchgepeitschte, diskriminierende Anpassung des Infektionsschutzgesetzes von diesem Mittwoch wird zum Test für die parlamentarische Demokratie.

In Leipzig durften 20.000 Querdenker legal demonstrieren, ohne dass die Polizei diesem Spreader-Spuk ein Ende machte. Dort dürfen Bürger ihre Grundrechte ausleben. Die Profi-Gastgeber folgen allen Vorschriften, an der Ausübung ihres Berufes werden sie aber gerade zum 3. Mal behindert. Von finanzieller Entschädigung ist auch keine Rede.

Die Branche muss allerdings auch lernen, sich zu wehren – frühzeitig, massiv, konstant und mit einer gewichtigen Stimme. Sie hat über diese skandalöse und historische Entscheidung jetzt nur ein bisschen in den Social Media geweint, blieb ansonsten still. Das kann so auch nicht weitergehen.

Jörg Frehse, Geschäftsführer von MHP Hotels aus München, Betreiber von vier Le Méridien Hotels in Top-City-Lagen, hat gerade den Vertrag für Frankfurt aufgehoben. Es ging um Pachten und Perspektiven. Das Interview mit Frehse zeigt, in welchem Dilemma bislang Betreiber heute stecken, selbst wenn man es schafft, jedes Umsatzrädchen fein zu drehen… Reichen 50% Belegung fürs Überleben als Stadthotel? Nein, sagt der Hotelier. Aber auch er gibt nicht auf.

Frehse fällt allerdings auch nicht auf lauwarme Versprechungen der Justizministerin rein, die diese Woche Hoffnung auf einen Anspruch auf Mietminderung machte. Doch die Juristen von GvW, die für uns verschiedene Urteile untersuchten, winken da eher ab: Das jüngste, positive Urteil des Landgerichts München sieht nach einem Ausreisser aus.

Nicht nur in Europa, auch in den USA hängen die Hoteliers an den Fäden der Regierung. Sarah Douag hat die Reaktionen nach der Wahl vom 3. November zusammengefasst: Die CEOs der Mega-Ketten und die Verbände fordern ebenfalls Geschlossenheit, einen richtigen Covid-19-Plan, die Stimulierung der Wirtschaft, Soforthilfen und warnen vor Arbeitslosen-Fluten. 100.000 Restaurants sind jetzt bereits in den USA geschlossen.

Wie Europa und China bislang durch die Pandemie gekommen sind, erläutert Macy Marvel in seiner Performance-Zusammenfassung. Trotz aller Tristesse gibt es beim EVHC Sentiment Report für Deutschland Lichtblicke, ebenso wie das Segment Serviced Apartments – in UK wie in Deutschland – weiterhin dem Virus trotzt. Und Preferred Hotels seine neue nachhaltige Marke vor, Beyond Green.

Aufmerksam verfolgen muss man in diesen Zeiten die eher unscheinbaren Betreiber- und Marken-Wechsel am Markt, die sich jetzt zu häufen beginnen. Da werfen einige Vorgänge Fragen auf; lesen Sie dazu unsere Recherchen zu Dorint, Brendal und Star Inn Hotels.

Auf in die nächste bewegte Woche, in der wir alle etwas bewegen sollten, zum Wohle der Branche.

 

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin

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