Editorial 26 11 2021 Corona: Blanke Hysterie
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Corona, blanke Hysterie

Liebe Insider,


in Deutschland herrscht offenbar blanke Corona-Hysterie. Einen Tag, nachdem die künftige Regierung ihr Koalitionspapier vorgestellt hat, gibt es wohl überall noch mehr Fragen als zuvor – auch in Hotellerie und Gastronomie. Gestern jedenfalls überschlugen sich die Ereignisse in Berlin beinahe stündlich, was auch Hektik beim Dehoga und seinen Mitgliedern entfachte. Heute morgen wollten wir ein Interview mit Dehoga-Geschäftsführerin Ingrid Hartges veröffentlichen, doch wir haben um 18 Uhr gestern gemeinsam beschlossen, es zu verschieben.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Statements vom Vortag heute nicht mehr wahr sein könnten, war/ist gross. Die magische Zahl von 100.000 Corona-Toten in Deutschland wurde gestern deutlich überschritten; sie gibt dem Drama ein hässliches, aber konkretes Gesicht.

Und sie hüllt den Föderalismus gleichzeitig in das grosse Leichentuch mit ein: In diesem Land toben Egomanen; einheitliche Wege aus der Krise zu finden, scheint politisch nicht machbar. 3G, 3G+, 2G, 2G+, 1G – und jede einzelne Ansage kennt quer über die Bundesländer noch unzählige Ausnahmen. Es ist eine Farce – nicht mehr nachzuvollziehen und vor allem nicht mehr kontrollierbar!

Das aktuelle Macht-Vakuum in Deutschland könnte direkt in den nächsten Lockdown für alle führen. Fällt das Weihnachts- und Silvester-Geschäft zum zweiten Mal weg, sind danach etliche Betriebe mehr am Ende.

Die Wertschätzung dieser Branche seitens der Politik ist ohnehin blanker Hohn: In 177 Seiten Koalitionspapier widmet die künftige Regierung dem Tourismus ganze 14 Zeilen. Die Wörter "Hotel" oder "Gastronomie" fallen im gesamten Papier kein einziges Mal.

Ich staune immer noch, wie positiv und zielorientiert die Hotel-Unternehmer agieren. Drei Hoteliers aus Deutschland und Österreich berichten über ihren Umgang mit der 4. Welle wie auch über ihre erneuten, massiven Buchungseinbrüche. Das zieht jetzt Kreise bis nach Italien: Binnen einer Woche sind dort 11 Millionen Buchungen weggebrochen. Binnen weniger Stunden aber hat die italienische Regierung die Bedingungen für Geimpfte/Nicht-Geimpfte nochmals verschärft.

Während die Betreiber mit dem Überleben kämpfen, sehen internationale Immobilien-Investoren jetzt erst recht die Möglichkeit, in Italien nationale Mitbieter im Luxushotel-Segment mit viel Geld auszustechen. Massimiliano Sarti ist hin- und hergerissen: Aber Krise ist eben auch Chance.

Und genau so weit nach vorne hat auch Booking.com gedacht. Sarah Douag hat genauer hinterfragt, wie der OTA – der nicht mehr den besten Ruf geniesst – die Nachhaltigkeitskonzepte seiner 28 MillionenUnterkünfte checkt. Es klingt durchdacht. Die Hotels müssen aber nichts für das Sustainable Travel Badge bezahlen. 57.000 Hotels sind bereits identifiziert: Sie werden das neue Label bekommen. Der OTA entfacht gerade einen neuen Wettbewerb.


Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin

  
 
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