Eine Branche auf Wolke 7 ÖHV Jahrestagung Ja zu Qualitätstourismus aber Kritik aus der Politik
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Eine Branche auf Wolke 7

ÖHV Jahrestagung: Ja zu Qualitätstourismus, aber Kritik aus der Politik

Die ÖHV-Jahrestagung 2019 in Villach: eine der wichtigsten Veranstaltungen in der österreichischen Hotellerie. Der Verband ist eng mit der Politik liiert.alle Fotos: ÖHV

Villach. Die Österreicher lehnen Massentourismus ab und befürworten stattdessen eindeutig Qualitätstourismus: Sie wissen um den Wert der Tourismus-Wirtschaft für ihr Land. Der Branchenverband ÖHV sieht sich auf seiner Jahrestagung in Villach diese Woche auf Erfolgskurs. Gleichzeitig betrachten etliche Hoteliers den angesagten Eigentümer-Wechsel bei ihrer Förderbank ÖHT, einem ihrer wichtigsten Finanzierungselemente, skeptisch. Der ehemalige ÖHV-Präsident Sepp Schellhorn, heute Abgeordneter der Neos im Nationalrat, äusserte sich am Rande der ÖHV-Tagung in Villach unterdessen kritisch über den Verband: Er müsste stärker den Ton angeben.

Im Rahmen ihrer Jahrestagung in Villach bekundete die österreichische Hoteliervereinigung rundum Zufriedenheit: "Nicht wir sind auf Regierungslinie, die Regierung ist voll auf ÖHV-Linie", befand ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer.. Auf ÖHV-Linie befindet sich aber auch Österreichs Bevölkerung. Zumindest wenn man einer Befragung des Unternehmens Mindtake traut. in So sagen 89% von 1.000 befragten Österreichern, die Tourismus-Wirtschaft sei die wichtigste Branche für die Alpenrepublik. Gewerbe & Handwerk, Industrie und Handel folgen erstmals dahinter. Bei einer gleichlautenden market-Befragung für die Wirtschaftskammer Österreich war zwar das Gewerbe vorne, doch wurde der Tourismus in Winter, Sommer und Städte geteilt. Allen Werten ist dabei gemein, dass etwa neun von zehn Österreichern die Bedeutung der Freizeitwirtschaft voll anerkennen.

Applaus für viele ÖHV-Erfolge.

Doch der ÖHV kommt die von Mindtake belegte Tourismus-Begeisterung selbst als zu hoch gegriffen vor. Wäre die Untersuchung nicht nur bezahlt, sondern gekauft, hätte man manches nach unten revidiert, heisst es selbstkritisch. So bescheinigen drei Viertel in Stadt und Land der Branche überwiegend positive Auswirkungen, nur fünf Prozent eher negative. Dass Overtourism in einer flächendeckenden Umfrage kaum sichtbar wird, liegt in der Natur Sache: Gerade mal ein Viertel ortet massentouristische Tendenzen, 89% hoffen auf eine weitere Stärkung der Qualität. Dass diese auch hochpreisig bedeutet, liegt aber nur für 4% im Fokus.

"Qualität hält den Massentourismus ab", bekundete die letztmals für drei Jahre wiedergewählte ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer in Villach. Der langjährige Versuch der Branchenvertreter, das Tourismus-Image zu verbessern, schlage nun durch. Zusammen mit den Gästezahlen und den jüngsten politischen Erfolgen schwebt die ÖHV auf Wolke 7: Verbot der Ratenparität, Umsatzsteuer-Senkung, Anpassung von Mangelberufsliste an die Bedürfnisse der Freizeitwirtschaft und eine Vorreiterrolle bei den Digitalsteuern führte Reitterer als erzielte Erfolge an. Nur die Frage der Reduktion der Abschreibung im Rahmen der Steuerreform sei noch eine grössere Baustelle. Für Reitterer überwiegen momentan die positiven Signale.

ÖHT wird Teil der Österreichischen Kontrollbank

Trotz aller Verbandserfolge befürchten Österreichs Hoteliers, den Einfluss auf eines ihrer wichtigsten Finanzierungselemente, die Tourismusbank ÖHT, zu verlieren. Die beiden Haupteigentümer Unicredit Bank Austria und Die Erste Bank verkaufen ihre Anteile, es verbliebe nur Raiffeisen. Als Käufer tritt die Österreichische Kontrollbank auf, die sonst auf die Absicherung von Export-Geschäften spezialisiert ist. Im Alleineigentum könnte die ÖHT in der ÖKB komplett aufgehen. Der Deal soll bereits Ende März über die Bühne gehen, doch ausser einer parlamentarischen Anfrage gibt es bisher noch keine offiziellen Statements, auch nicht von ÖHT-Chef Wolfgang Kleeman, der erst vor einen Jahr zum Generaldirektor aufstieg.

Über die ÖHT laufen die geförderten Kredite für Tourismusprojekte, was zuletzt Investitionen von knapp 700 Millionen Euro bewirkte. Ein Grossteil der vergebenen Kredite bewegte sich in jüngster Zeit knapp an der Null Prozent-Zinsmarke. Der Name ÖHT steht für "Österreichische Hotel Treuhand", die 1947 für die Verteilung der Mittel aus dem Marshallplan gegründet wurde; längst ist sie jedoch zur Tourismusbank ÖHT privatisiert worden. Im Aufsichtsratsgremium sind aber bis jetzt alle wichtigen Tourismus-Institutionen vertreten. / FF

 

 

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