Energie Zuschlag für den Gast Kosten Panik überall Erste Hoteliers erhöhen die Rechnung das Gros zögert
HI+

Energie-Zuschlag für den Gast?

Kosten-Panik überall: Erste Hoteliers erhöhen die Rechnung, das Gros zögert

Was tun, wenn die Energiekosten sich plötzlich verdoppeln? Das könnte für viele Hotels in Europa zur Schicksalsfrage werden.Foto: adobe stock Suriyawut 

London/Paris/Wien/Berlin/Rom. Massiv gestiegene Energiekosten und Inflation könnten in Grossbritannien ein Fünftel der Hotels auslöschen; jetzt hat die Regierung wenigstens die Energierechnungen eingefroren. Frankreichs Hoteliers heizt seine Hotellobbys nur noch bis 19 Grad und schaltet überall die Fernseher aus. Ein neues Klima- und Energiegesetz tritt in Kraft, der Staat unterstützt die Hotels. In Österreich und Deutschland haben erste Hoteliers ihren Gästen einen Energiezuschlag in Rechnung gestellt, doch die Mehrheit der Kollegen scheint noch zu zögern. Italienische Hoteliers schliessen Zuschläge zumindest hinter vorgehaltener Hand nicht aus. 

VEREINIGTES KÖNIGREICH: Alarmierende Situation 

Im Vereinigten Königreich, wo die wirtschaftliche Situation alarmierend ist, rufen Hospitality-Experten um Hilfe. Vor Kurzem unterzeichneten 300 Hospitality-CEOs einen Brief an die neue Premierministerin und baten darin um einen Plan, wie man die Geschäftskosten reduzieren, die Nachfrage anregen und die Inflationskrise bewältigen kann. "Die Regierung muss dringend ein Hilfspaket für die Branche schnüren, da die Kosten um 238% gestiegen sind; für über 70% der Unternehmen haben sich die Energiekosten mehr als verdoppelt, fast 30% müssen Erhöhungen von über 300% hinnehmen", steht in dem Dokument geschrieben.

1/5 der Unternehmen geben an, die Krise nicht zu überleben

Die jüngste Umfrage von UKHospitality bestätigt den Kampf, den die Branche ausficht, wobei eines von fünf Unternehmen angibt, die aktuelle Krise wohl nicht zu überleben. Drei von fünf Unternehmen geben zu, dass sie nicht länger profitabel operieren. Die Organisation erklärt, dass sich die Energiekosten im Durchschnitt von 5% des Gesamtumsatzes im Jahr 2019 auf 18% heute erhöht haben. Die Energiekosten sind inzwischen der zweitgrösste Kostenpunkt für Unternehmen.

Zusätzlich zu den Energiepreis-Erhöhungen wird die Inflation vermutlich einen Verlust von 25 Milliarden Pfund im Handel verursachen, was zu einem Beschäftigungsrückgang um 15% oder umgerechnet 383.000 verlorenen Arbeitsplätzen im Vereinigten Königreich führen dürfte, so die Organisation. Um die Krise zu überleben, müssen Hoteliers und Gastronomen drastische Änderungen vornehmen wie beispielsweise die Preise zu erhöhen, die Arbeitsstunden zu reduzieren, den Personalschlüssel zu senken und/oder die Geschäftszeiten einzuschränken.

Kate Nicholls gehen die Pläne der Regierung nicht weit genug: Das Einfrieren der Energiepreise wird nicht ausreichen. Foto: UK Hospitality

Fünf-Punkte-Plan

Kate Nicholls, CEO von UKHospitality, bleibt unnachgiebig: "Die Hospitality-Branche ist für unsere nationale wirtschaftliche und soziale Erholung von grosser Bedeutung und kann mit Unterstützung Wachstum generieren, Arbeitsplätze schaffen und in lokale Gemeinschaften investieren. Um dies zu erreichen, muss die neue Regierung schnell handeln und die in die Höhe schiessenden Energiekosten angehen, die dem Sektor die Luft abschnüren."

In dem gemeinsamen Schreiben fordern die Fachleute einen Fünf-Punkte-Aktionsplan bis April 2023, der das Folgende umfasst: einen allgemeinen Mehrwertsteuersatz von 10% für die Hospitality-Branche, eine Befreiung von der Gewerbesteuer für alle Hospitality-Einrichtungen, die Stundung aller Umweltabgaben, die Wiedereinführung einer grosszügigen HMRC-Zahlungsfrist und die Wiedereinführung einer Warenkreditversicherung für Energie. "Nur mit diesem Plan kommen wir voran. Das Einfrieren der Energiepreise wird nicht ausreichen, um Hunderte Unternehmen und Tausende Arbeitsplätze zu retten", so UKHospitality.

Reicht die Deckelung der Energiekosten aus?

Aber vorerst ist es genau das, was die Regierung für diesen Winter plant, die Einführung einer Deckelung der Energiekosten für Unternehmen. Das Energy Bill Relief Scheme gilt für sechs Monate vom 1. Oktober 2022 bis zum 31. März 2023 für alle Energierechnungen von Nicht-Haushalten.

Für Kate Nicholls ist es trotz allem ein Schritt in die richtige Richtung. "Diese Massnahme ist beispiellos und es ist sehr begrüssenswert, dass die Regierung den Hospitality-Unternehmen Gehör geschenkt hat, denen ein unsicherer Winter bevorsteht. Wir begrüssen ganz besonders, dass alle mit einbezogen werden – vom kleinsten bis zum grössten Unternehmen. Zusammengenommen bieten sie eine grosse Anzahl von Arbeitsplätzen, die jetzt alle sicherer sind. Die Regierung hat die Verletzlichkeit des Gastgewerbes als Branche erkannt und wir werden weiterhin mit ihr zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass es keinen Absturz geben wird, sobald diese Massnahmen auslaufen", so Nicholls abschliessend. / Sarah Douag

FRANKREICH: Noch mehr Strom sparen 

Auf Anfrage von hospitalityInside.com erklärte Accor, dass die Betriebskosten durchschnittlich 7-8% der Basiskosten eines Hotels ausmachen und Kosten, die indirekt mit Energie im Zusammenhang stehen, weitere 7-8%. "Als Asset-Light-Gruppe sind unsere Stromkosten begrenzt, sie betreffen hauptsächlich unser Hauptquartier und die regionalen Büros. Der Anstieg der Zimmerpreise 2019 spiegelt nicht nur die gestiegenen Kosten innerhalb der Hotels wider, sondern auch die sehr hohe Nachfrage." In Frankreich arbeitet die Gruppe aktuell gemeinsam mit der Industrie und der Regierung an einem Plan für einen massvollen Umgang mit Energie.

Da wir mehr über den Plan erfahren wollten, kontaktierten wir die französische Hospitality-Gewerkschaft GNI, die sich in enger Absprache mit der Regierung befindet, um eine "schnelle Lösung für die Krise" zu finden. Der Vertreter der Gewerkschaft, Franck Trouet, bestätigte, dass sie bereits seit 4 Monaten mit Bercy zusammenarbeiten. "Wir sind tatsächlich in den letzten Zügen unseres Plans für einen massvollen Umgang. Oder sollte ich eher sagen, einem Plan für einen noch massvolleren Umgang, da unsere Branche bereits einige Aktionen angestossen hat, um den Energieverbrauch zu begrenzen, darunter auch das Verbot, die Terrassen von Cafés und Restaurants zu heizen."

Hoteliers in Frankreich sollen Energie sparen, z.B. in dem sie den Fernseher ausschalten. Foto: Mama Shelter Francis Amiand

Der französische Präsident wird die Details des Plans nächste Woche bekannt geben. Trouet teilte mit, dass das Ziel darin besteht, eine Reihe von Verpflichtungen vorzulegen, die von den Fachleuten im Gastgewerbe in der Praxis befolgt werden können. "Wir denken über eine Reihe von Optionen in Bezug auf grosse Energieverbraucher nach, wie beispielsweise Heizung, Kühlung, Beleuchtung, Kochen und Wäsche. Wir prüfen vernünftige Massnahmen, die sich schnell umsetzen lassen und keine Investitionen erfordern."

Wie weit kann man gehen, ohne den Gästekomfort zu beeinträchtigen?

Französische Hoteliers befolgen bereits die 19-Grad-Regelung für öffentliche Bereiche. Die Temperatur noch weiter zu reduzieren, würde ein Problem für Mitarbeiter und potenzielle Kunden darstellen, erklärt Trouet, der darauf hinweist, dass die "Akzeptanz" seitens der Kunden problematisch ist. Ihm zufolge wird ein Gast, der Energiesparmassnahmen für die Gemeinschaftsbereiche akzeptieren kann, diese für sein Zimmer höchstwahrscheinlich ablehnen.

"Beispielsweise denken wir unter anderem darüber nach, die Anzahl der Handtücher pro Zimmer zu reduzieren. Das wäre ein logischer Schritt, könnte man meinen, aber die Zahl der Handtücher ist festgelegt. Ein 4- oder 5-Sterne-Hotel muss mehr als ein Handtuch anbieten. Das Ausstecken von Minibars ist ebenfalls eine gute Idee, nur sind sie in 4- und 5-Sterne-Hotels verpflichtend. Allerdings können wir die Fernseher ausschalten und stattdessen eine kleine Begrüssungskarte aufstellen. Viele Gäste schalten den Fernseher ohnehin nicht ein, aber ebenso viele schalten ihn nicht aus, wenn er bereits eingeschaltet ist. Das wäre ein Anfang", so Trouet.

Trouet ist bereit, zu handeln, aber nicht auf Kosten des Gästekomforts und der Service-Qualität. "Technisch gesehen haben wir mit den Kunden einen Vertrag abgeschlossen, die mehrere Monate im Voraus gebucht haben; sie erwarten einen gewissen Komfortstandard, der der Klassifizierung des Hotels entspricht. An diesem Punkt hat er das Recht, die von uns getroffenen Massnahmen zu akzeptieren oder einfach abzulehnen, und das wäre sein gutes Recht."

2023 – ökologischer Wandel für französische Hoteliers

Aktuell erwartet die GNI vom "Plan zum massvollen Umgang", dass er mit konkreten Hilfsmassnahmen auf die Dringlichkeit reagiert, ohne dass die Hoteliers Investitionen tätigen müssen, und dass er einen Fahrplan für die Umsetzung von Massnahmen zugunsten des ökologischen Wandels enthält. Französische Hoteliers arbeiten bereits an dem Thema, "aber wir können die Dinge nicht überstürzen", warnt Franck Trouet, der ein Audit des Gastgewerbes organisieren möchte, um zu sehen, was bereits getan wurde und von wem; und um von den Besten zu lernen, wie man nachhaltige Ziele erreicht. "Die Kommunikation darüber, wie viel Geld ein Hotel durch den Wandel einsparen kann, ist ein wichtiger Aspekt, an dem wir ebenfalls arbeiten müssen", betont Trouet.

Bald neues Klima- und Energiegesetz in Frankreich

Ob bereit oder nicht, die Branche wird ihre Revolution 2023 durchmachen müssen, wenn das neue Klima- und Energiegesetz in Frankreich in Kraft tritt. Dieses Gesetz gibt Ziele für die Reduzierung des Energieverbrauchs pro Branche und Region vor. "Heute geht es darum, einen Notfall zu meistern, aber morgen müssen wir das Thema als Branche angehen und uns an die neuen Nachhaltigkeitsvorschriften anpassen. Für einige wird der Weg lang und teuer werden, für andere, die bereits die notwendigen Investitionen getätigt haben, wird es einfacher sein.

"Am Ende des Tages hängt allerdings alles vom Grad der Akzeptanz des Kunden ab", so Franck Trouet, der sich auf eine jüngste Studie bezieht, wonach ein durchschnittlicher Kunde zu Hause 150 Liter Wasser verbraucht, im Hotelzimmer aber 300 Liter.

Die Imlauer-Hotels haben den Gästen einen Energiezuschlag in Rechnung gestellt. Diese reagierten mit schlechten Bewertungen. Foto: adobe stock Pattarisara

In Frankreich beträgt die durchschnittliche Energierechnung für einen Hotelier rund 5 bis 10% des Umsatzes. Da die stattliche Hilfe ab 3% des betroffenen Umsatzes gewährt wird, kommt für eine gewisse Anzahl von Betrieben eine Unterstützung infrage. Das sind gute Neuigkeiten, denn nach zwei Jahren Pandemie müssen die Hoteliers bereits alle staatlich gewährten Kredite zurückzahlen und sie müssen zudem die Inflation und den Personalmangel meistern, der einige Unternehmen dazu zwingt, ihre Aktivitäten zu reduzieren.

Hoteliers geben Inflationskosten
an Kunden weiter

Laut der GNI kostet die Inflation einen Hotelier 14%, er gibt jedoch nur 6% an den Kunden weiter. Mitglieder der Organisation haben keine andere Wahl, als ihre Preise "innerhalb der Grenze zu erhöhen, die für den Kunden akzeptabel sind, da es sich hierbei nicht um Raub, sondern schlichtweg um Notwendigkeit handelt", so Franck Trouet.

Hotels werden diesen Winter nicht wegen Energiekosten schliessen

Normalerweise werden sinkende Gewinnspannen durch grösseres Volumen kompensiert, fügt Franck Trouet hinzu, aber 59% der Häuser reduzieren gerade aufgrund des Personalmangels. Als Antwort auf unsere Frage bestätigte Trouet, dass diesen Winter kein Hotel aufgrund gestiegener Energiekosten schliessen wird, aber viele bereits ein oder zwei Tage pro Woche geschlossen bleiben. "Viele Hotels haben ihre Kapazitäten reduziert, da das Personal fehlt, und einige Restaurants buchen nicht alle Tische. Leider werden es nicht alle von ihnen schaffen", so Franck Trouet bedauernd. / Sarah Douag

ÖSTERREICH:  Die ersten mit einem Energiezuschlag 

In Österreich gibt es noch keine politische Entscheidung über einen Energiekosten-Zuschuss für die Wirtschaft. Der Gewerbeverein und die Österreichische Hoteliervereinigung verlangen nach einem Modell, das die EU-Kommission im Mai genehmigt hat: Spanien und Portugal senken den Strompreis für Verbraucher und Unternehmen um 40%: „Umso faszinierender ist, dass der Rest der EU – Österreich inklusive – dabei zuschaut, wie die Stromkosten das Leben von Tag zu Tag schwerer machen!“, schimpftn Stephan Blahut, der Generalsekretär des Gewerbevereins.

Einzelne Hoteliers haben erst gar nicht auf Hilfe aus der Politik gewartet und sind schon im Frühjahr selbst aktiv geworden. Der Salzburger Privathotelier Georg Imlauer bestätigt: "Im Mai 2022 haben wir auf unsere enorm gestiegenen Energiekosten reagiert und begonnen, einen Energiezuschlag auf die Rechnung aufzuschlagen". Die Imlauer-Gruppe führt insgesamt sechs Hotels in Salzburg, Wien und Schloss Pichlarn in der Steiermark.

Imlauer bezeichnet die Aktion als Versuchsballon, doch sie kann auch als Verzweiflungstat gesehen werden. "Wir waren seit Gründung meines Unternehmens vor 20 Jahren Kunde des Energie- und Infrastruktur-Dienstleisters Salzburg Energie. Ohne Vorwarnung wurde unser Vertrag gekündigt", berichtet Imlauer. Es erwischte ihn als einen der ersten Betriebe mit dem Auslaufen des Vertrags am 1. August 2022. Statt des zuvor garantierten Strompreises von 4,8 Cent war er gezwungen, die Kilowattstunde am freien Markt für 48 Cent zu kaufen.

Mit Bekanntwerden der Vertragskündigung im Mai starteten die Imlauer Hotels damit, pro Person und Nacht zwei Euro "Energiezuschlag" zu verlangen. Das stiess beim Gast nicht unbedingt auf Begeisterung, wie ein TripAdvisor-Eintrag vom 24. Mai belegt. Darin schreibt ein Gast: "Beim Checkout fand sich plötzlich ein zuvor nicht vereinbarter Energiezuschlag von 2 Euro pro Person und Nacht auf der Rechnung. Der Hinweis, dass dieser Zuschlag zu streichen ist, wurde vom Hotelpersonal sofort akzeptiert. Man hat's halt versucht. Eine derartige Praxis hätte dieses Haus nicht nötig."

Vor diesem Hintergrund sind andere Hotelgruppen bei solchen Zuschlägen sehr vorsichtig. Gerhard Aigner, Geschäftsführer bei Verkehrsbüro Hospitality, die u.a. 15 Austria Trends Hotels in Österreich führt, steht einem Energiekosten-Zuschlag negativ gegenüber: "Die stark steigenden Kosten für Energie sowie für Lebensmittel und Personal sind für unsere Branche zwar sehr herausfordernd, aber ein Energiekosten-Zuschlag ist aus unserer Sicht aktuell keine praktikable Lösung." Die Energiekosten seien ein fixer Bestandteil der gesamten Kosten-Kalkulation und schlagen sich daher im Zimmerpreis nieder. "Zumindest derzeit geben wir keine kurzfristigen Aufschläge an unsere Kunden weiter," sagt Aigner.

Höhere Zimmerpreise würden zwar die Kosten decken, aber die Gäste vergraulen, fürchtet man im Hotel Elephant Weimar. Foto: Marriott

Zuschläge rechtlich
nicht haltbar

Rechtlich sind derartig Zuschläge zumindest in Österreich nicht haltbar. Davon ist der Salzburger Rechtsanwalt Markus Kroner überzeugt. Basiert der Abschluss auf einem fixen Angebot, ist der Zuschlag ohnehin nicht haltbar, aber auch nicht bei neuen Anfragen. In diesem Fall könnten zwar mögliche Preis-Änderungen aufgrund von schwankenden Energiepreisen bei Angebot und Buchungsbestätigung vertraglich vorgesehen werden, aber dann müssten sich die Preise nicht nur nach oben, sondern bei einem Preisrückgang auch nach unten anpassen.

Generell dürfe ein "Energiekosten-Zuschlag", ebenso wie vereinzelt angedachte "Nachhaltigkeitsabgaben," aufgrund der Preis-Auszeichnung gar nicht gesondert angeführt werden. Der Vertrag umfasst demnach immer alle Nebenkosten. Veranstalter von Pauschalreisen haben es etwas einfacher: Preiserhöhungen bis 8% sind bis 20 Tage vor Reisebeginn erlaubt, wenn es so in den AGB des Vertrags vorgesehen ist, wenn sich die Preisänderung aus der Änderung bestimmter Kosten ergibt und auch Preissenkungen möglich sind.
Energiezuschlag nur freiwillig

Georg Imlauer stellt aber klar: "Es hat sich immer um eine freiwillige Zahlung des Kunden gehandelt." Inzwischen werde der Energiezuschlag bei allen Angeboten und Buchungsbestätigungen entsprechend kommuniziert. "Der Grossteil hat bezahlt, weil er angesichts der bekannten Situation Verständnis dafür hat. Ich halte es für gefährlicher, die Leistungen einfach einzuschränken, etwa bei der Zimmer-Reinigung oder dem Handtuch-Wechsel. Das sind unzulässige Qualitätseingriffe", verteidigt Imlauer seine Idee.

Warum er die enorm gestiegenen Energiekosten, die der Zuschlag ja nur in geringem Masse abdeckt, nicht einfach auf die Preise aufschlägt, begründet er vor allem mit der Präsenz auf den Portalen. Dort würde jeder Euro mehr die Nachfrage einbrechen lassen: "Wir versuchen natürlich, den Preis nach oben zu bringen. Die Nachfrage im Sommer war in Wien und Salzburg auch so stark, dass wir um rund 5% erhöhen konnten. Aber derartige Sprünge bei den Energiekosten können wir einfach nicht eins zu eins auf die Preise umlegen." / Fred Fettner

DEUTSCHLAND reagiert unterschiedlich 

In Deutschland scheiden sich die Geister über eine gesonderte Abgabe der Gäste wegen gestiegener Energiekosten. Das Luxushotel Budersand auf Sylt erhebt ab 1. Oktober 2022 zur Kompensation der gestiegenen Kosten eine "temporäre Energiepauschale" von 10 Euro pro Gast und Nacht, im Schwarzwald werden die Gäste im Hotel Bareiss in Baiersbronn um zusätzliche neun Euro pro Person und Nacht gebeten. Bei einer Zweierbelegung erhöht sich der Zimmerpreis damit um jeweils 20 bzw. 18 Euro. Bareiss Geschäftsführer Hannes Bareiss erklärte der Fachzeitung ahgz, dass dies einer dreiprozentigen Preiserhöhung entspräche und begründete die Entscheidung u.a. mit dem Gasbetrieb des hauseigenen Blockheizkraftwerks.

Andere Hoteliers haben zu solchen Abgaben eine abweichende Meinung. Stefan Schwind, General Manager des zur Autograph Collection zählenden und von den Arcona-Hotels betriebenen Hotels Elephant in Weimar argumentiert: "Um die aktuellen Preissteigerungen aufzufangen, müssten wir unsere Preise um 30 Prozent erhöhen. Dies ist in der aktuellen Situation unrealistisch, da unsere Gäste angesichts der gestiegenen Energiekosten und der Inflation schon höhere Lebenshaltungskosten haben. An den Ausgaben für Hotellerie und Gastronomie wird stets zuerst gespart, wir möchten aber weiter Gäste begrüssen."

Und Philip Jacklin, Marketingleitung Heitlinger-Genusswelten, zu denen neben zwei Weingütern und einer Golfanlage die Hotels Kreuzberghof und Heitlinger Hof in Östringen zählen, sagt: "Wir haben nicht geplant, unseren Hotelgästen eine gesonderte Energieabgabe zu berechnen. Natürlich sind wir uns der steigenden Kosten im Energie- und Lebensmittelbereich bewusst und werden gegebenenfalls die Preise für unsere Dienstleistungen anpassen. Strom beziehen unsere Hotels über die Photovoltaikanlage unseres Unternehmens."

Von der SV-Group aus der Schweiz, die u.a. Hotels unter der Eigenmarke Stay Kooook sowie verschiedene Hotels unter Marriott-Marken betreibt, heisst es auf die Anfrage nach einer geplanten Energieabgabe pro Gast: "Wir bereiten uns derzeit auf alle möglichen Szenarien vor. Für eine Stellungnahme ist es noch zu früh." / Susanne Stauss

ITALIEN zögert noch im Verborgenen 

Dank der hohen Nachfrage konnte Ludovica Rocci die Preise in ihren Hotels leicht erhöhen. Aber ob das reicht? Foto: R Collection

Widerwille. Das ist das Schlüsselwort, wenn man das Thema Gebührenzuschläge bei Hoteliers in Italien anspricht. Zumindest, wenn es um die Energiekosten geht. Die meisten der grössten nationalen Gastgewerbe-Unternehmen prüfen derzeit die Möglichkeit, Preis-Anpassungen in irgendeiner Form vorzunehmen, insbesondere im Hinblick auf den für den nächsten Winter erwarteten Tarifanstieg.

Aber kein Hotelier ist bereit, über Zuschläge zu sprechen. Natürlich ist die Lage unsicher und es gilt einige entscheidende Faktoren zu berücksichtigen. Angefangen bei der Möglichkeit, dass Institutionen eine Deckelung der Energie- und Gaspreise einführen, beides auf nationaler und/oder europäischer Ebene. Nichtsdestotrotz fühlt es sich so an, als wollte niemand der Erste gewesen sein, der neue Zuschläge erhoben hat. Die Angst geht um, dass sich die Gegenreaktion zu stark auf den Verkauf auswirken könnte, zumindest kurzfristig.

Der aktuelle Standpunkt der italienischen Hoteliers wird von Ludovica Rocchi, Brand Director von R Collection (Red.: das Hotel-Unternehmen betreibt acht Häuser am Comer See, in Mailand und in der Region Ligurien), treffend zusammengefasst. Sie war die Einzige, die unsere Frage nach fünf Versuchen beantwortete: "Aktuell haben wir noch keine Zuschläge verlangt. Aber ehrlich gesagt denken wir darüber nach, da die Gas- und Energiekosten dieses Jahr stark gestiegen sind. Unsere Häuser sind im Luxus-Segment positioniert und wir hatten Glück, unsere Zimmerpreise in diesem Jahr moderat erhöhen zu können, dank einer unglaublich hohen Nachfrage. Aber das schliesst eine Art Zuschlag für den kommenden Winter nicht aus. Insbesondere in unseren Hotels mit Wellnessbereichen, die als energieintensive Einrichtungen bekannt sind."

Unsicherheit ist auch hier wieder das Hauptproblem, wie Alessandro Nucara, General Director von Federalberghi, unterstreicht: "Niemand weiss, wo die Gas- und Energiepreise in zwei Monaten stehen werden. Aktuelle Zahlen zeigen, dass sich die Energiekosten auf rund 18% des Gesamtumsatzes belaufen. Sollte sich dieser Anteil verdoppeln, wird es für die gesamte Branche schwierig, damit umzugehen."

Das ist der Grund, warum einige darüber nachdenken, Zuschläge in Form von Tarifanpassungen vorzunehmen, die möglicherweise bei Ankunft der Gäste und somit weit nach dem Buchungsprozess anfallen: "Das ist rechtlich möglich", erklärt Nucara. "Die Herausforderung in diesem Fall liegt allerdings darin, einen richtigen Benchmark zu finden, an die der Preisanstieg am Ende gekoppelt ist. Inflationsraten sind nicht ideal, da die Trends der Verbraucherkosten normalerweise nicht mit den Schwankungen der Hotelkosten zu vergleichen sind. Aktuell weiss ich deshalb noch von niemandem, der solche Tarif-Anpassungen vornimmt."

Das Thema ist so heikel, dass es einige Widersprüche gibt. Reiseveranstalter und Reisebüros sind schon lange an die von Fluggesellschaften vorgenommen Treibstoff-Anpassungen gewöhnt. Bei Hotels sieht die Sache jedoch ganz anders aus: "Vor einigen Tagen wurde ich von einem Vertreter von mehreren grossen Tourismus-Unternehmen kontaktiert, der sich über einen möglichen Deal hinsichtlich der Hotelpreise für die nächste Saison informieren wollte. Ich habe ihm daraufhin vorgeschlagen, einen Anpassungsmechanismus einzuführen, der nach demselben Muster funktioniert wie bei den Treibstoff-Zuschlägen. Seine Antwort darauf war, dass er sich nicht sicher sei, ob internationale Akteure, die mit italienischen Reiseanbieter zusammenarbeiten, diesen Vorschlag akzeptieren würden", fügt Nucara hinzu.

Es geht hier erneut um den guten Ruf und Kommunikation: "Sollten Hotels jemals eine Art Zuschlag einführen", so der General Director der Federalberghi, "müssen sie es entsprechend kommunizieren". Allerdings ist uns allen bewusst, dass nur wenige Hoteliers jemals angemessene Kommunikationsfähigkeiten entwickelt haben. / Massimiliano Sarti 

Verwandte Artikel

Wie hoch sind die Kosten der Energiekrise in Europa?

29.9.2022

Vancouver/Brüssel. Europa versucht krampfhaft, seine Abhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen zu verringern. Während die europäischen Gaspreise um das Achtfache ihres Zehnjahres-Durchschnitts ansteigen, führen die Länder Massnahmen ein, um die Auswirkungen der steigenden Preise auf Haushalte und Unternehmen zu begrenzen.

Die Branche im Sandwich der Wirtschaft

29.9.2022

Wiesbaden. Die Zahl der internationalen Fluggäste ist stark angestiegen, ebenso die Ausgaben der Reisenden in Europa. Das sind positive News aus dem ersten Halbjahr 2022. Die Wirtschaft sendet allerdings immer negativere Signale. Das Gastgewerbe liegt im Sandwich, mit massivem Druck von allen Seiten. Gestern beschloss die deutsche Regierung endlich eine Gaspreis-Bremse. Eine Zusammenstellung zwischen Optimismus und Verunsicherung.

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"Mozilla/5.0 AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko; compatible; ClaudeBot/1.0; +claudebot@anthropic.com)","accept":"*/*","x-forwarded-for":"18.116.42.208","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"18.116.42.208","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1