Enger zusammen Kempinski Hotels CFO Wechsel nach einem Jahr Neue Pläne im Hintergrund
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Kempinski Hotels: CFO-Wechsel nach einem Jahr – Neue Pläne im Hintergrund

Die Ladies in Red, ein einmaliges Service-Signature von Kempinski Hotels. Links Stephan Interthal, GM im Kempinski Corvinus Budapest, rechts CEO Martin Smura im Januar 2020 bei einer Hotel-Konferenz in Budapest.Foto: map

Genf. Zum 1. Juli 2019 übernahm Martin Smura als CEO die Leitung der Luxushotel-Gruppe Kempinski. Genau ein Jahr später hat Chief Financial Officer Michael Pracht das Unternehmen verlassen. Weiterentwickelt hat sich die Gruppe in den letzten Monaten lediglich in ihren Ankündigungen. Einige Stolpersteine sind Corona geschuldet, aber nicht alle.

Isidoro Geretto, Vice President Finance für Mittleren Osten und Afrika bei Kempinski Hotels, hat nach hospitalityInside-Informationen interimsmässig die Position von Michael Pracht übernommen. Geretto wechselte im September 2019 aus der Selbständigkeit zu Kempinski Hotels. Er startete seine Ketten-Karriere 1990 als Financial Controller im Swissôtel Zürich und stieg dann im Rahmen der Swissôtel-Raffles-Fairmont-Fusion die Karriereleiter hoch bis zum Vice President Finance für Fairmont Hotels & Resorts.

Die Kempinski-Pressestelle bestätigte lediglich Prachts Abschied: "Michael Pracht hat seinen Vertrag bis Ende Juni vollbracht und jetzt das Unternehmen verlassen." Über die Nachfolge werde zu gegebener Zeit kommuniziert. Prachts Vertrag war von Beginn an auf ein Jahr limitiert, berichten Kenner des Vorgangs, aber er selbst habe nicht verlängern wollen, da er ein anderes Werte-Verständnis als CEO Martin Smura gehabt habe.

In Zeiten einer Krise wie Corona sorgt jeder Wechsel an strategischer Position für zusätzliche Spannungen. Im Krisenmodus ist ein CFO nämlich oft wichtiger fürs Überleben eines Unternehmens als der CEO. Es bleibt also spannend zu sehen, wer den CFO-Sessel final einnehmen wird.

Personalien

Smuras erstes Jahr bei Kempinski war generell geprägt von vielen Personalien im gehobenen Management. Unternehmensbeobachtern fiel auf: Etliche neue Köpfe erhielten sofort den Status eines Vice President. Mit anderen Worten: Kempinskis Payroll ist länger und teurer geworden.

Erfrischend: das wiedereröffnete 7Pines Kempinski Hotel auf Ibiza.Foto: 12.18

Einige Mitarbeiter sind auch schon wieder weg oder finden sich in einer anderen Beziehung zu Smura wieder: Janine Blaser startete im September 2019 als VP Brand Development bei Kempinski, nahm am globalen GM-Meeting in Kuba mit teil und verliess das Unternehmen wenig später überraschend. Sie wechselte in diesem März in die Position des Chief Commercial Officer bei der Castlewood Hotels & Resort Deutschland GmbH – Martin Smuras privater Hotelfirma, deren Führung er nach seinem Start als Kempinski-CEO an seine Frau Kateryna Smura abgab.

Während Smura noch sein neues Team bei Kempinski aufstellte, kam Corona. Krisenerprobte Manager wissen: Wem in der Krise langjährige Mitarbeiter mit wertvollem Knowhow fehlen, hat oft noch ein Problem mehr.

Die bisherigen Projekte

Corona traf Martin Smura dann an einer anderen strategischen Stelle: Seit der Expo Real im Oktober 2019 gibt es eine Partnerschaft mit der deutschen Investment-Gesellschaft 12.18. Erklärtes Ziel war es, in den nächsten zwei Jahren gemeinsam Kempinksi auf 100 Hotels wachsen zu lassen. Als erstes peilte man 20 neue Resorts und City-Hotels an, und zwar unter der neuen Doppelmarke 7Pines Kempinski. Auch ohne Corona waren diese Pläne bereits extrem ambitioniert.

Am 7. April 2020 starb dann Kai Richter an Covid-19, neben Jörg Lindner einer der beiden Gesellschafter und Geschäftsführer von 12.18. Richter und Lindner waren bzw. sind seit Oktober 2019 auch Geschäftsführer der 12.18. Castlewood Hotels GmbH in Düsseldorf.

Umgesetzt wurde seit Beginn der Partnerschaft zwischen Kempinski und 12.18 mit seiner Hotelmarke 7Pines die Renovierung des Resorts 7Pines Kempinski Ibiza; ebenso startete der Umbau im Resort Fleesensee in Mittel-Deutschland. Das erste grosse Projekt von internationalem Renommée ist der Umbau des San Carlos Hotel in New York City. Der Standort in der 50. Strasse gilt als 4-Sterne-Lage. Das 147 Zimmer grosse, zum Luxushotel umgebaute Haus soll dann künftig alleinig den Namen Kempinski tragen, betonte Martin Smura allerdings bei der HOTCO Konferenz in Budapest im Januar – und rückte mit diesem Satz auch schon das ursprünglich verabredete Doppel-Branding zurecht. Das Hotel selbst ist derzeit laut Webseite "open for business"; ein genaues Datum für die Wiedereröffnung als Kempinski Hotel gibt es noch nicht.

Zahnärzte als Shareholder?

Das Kapital, das 12.18 investiert, kommt vom Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin. Zu deren Management soll Martin Smura inzwischen ein sehr enges Verhältnis aufgebaut haben. Das Versorgungswerk, das stark in Immobilien investiert, wäre über 12.18 ein idealer Partner für eine schnellere Expansion. Aus der lockeren strategischen Kooperation von letztem Oktober soll deshalb alsbald ein konkretes 50:50 Joint Venture zwischen Kempinski und 12.18 werden: Der eine investiert, entwickelt und baut, der andere betreibt per Management-Vertrag. So wächst man zusammen. Man könnte die Häuser allerdings auch ohne ein Joint Venture unter der Marke Kempinski managen.

Wohin wird Martin Smura die Luxushotel-Gruppe führen?Foto: Kempinski Hotels

Aus seinem Netzwerk hört hospitalityInside.com ausserdem – wenn auch noch vage –, dass Smura das Versorgungswerk gerne als dritten Shareholder der Kempinski AG sehen würde. Dort verschieben sich nämlich im Stillen die Anteile: Die Familie des bahrainischen Premierminister Khalifa bin Salman Al Khalifa hält nach wie vor 70% an der Luxushotel-Gruppe; die übrigen Anteile verteilen sich bisher zu je 15% auf das Crowne Property Bureau aus Bangkok und auf das chinesische Unternehmen BTG.

BTG gibt seine 15% an das Immobilien-Büro des thailändischen Königshauses zurück. Offiziell werden sie sich aber erst zum Jahreswechsel 2020/21 von der Gruppe verabschieden – aus Frust über die nicht mehr nachvollziehbare Strategie des letzten Jahres, berichten gut informierte Quellen. Auch die Thai, so heisst es, wollen sich angeblich von ihrem Anteil trennen. Damit wäre die Tür offen für die Zahnärztekammer.

Bis zu Corona stand die Kempinski Hotelgruppe wirtschaftlich gut da. Der ehemalige CEO Markus Semer und sein CFO Colin Lubbe hinterliessen Martin Smura ein schuldenfreies Unternehmen. Trotzdem ist Smura dabei, die Gruppe über einen Darlehensvertrag weiter abzusichern; als Finanzierungspartner steigt die Commerzbank ein, wissen vertrauenswürdige Quellen. Das einzige echte Asset, das die Hotelgruppe noch hat, ist die Immobilie des Kempinski Vier Jahreszeiten in München. Ihr Wert wurde in einem Gutachten zuletzt auf 350 Millionen Euro geschätzt; der Marktwert wurde bei 500 Millionen angesiedelt.

Das Luxus-Segment wird, da sind sich viele Experten einig, mit als letztes Segment aus der Corona-Krise herauskommen. Damit sind die Eigentümer wie Betreiber noch stärker gefordert, Lösungen zu Mieten und Verträgen zu finden. Das dürfte Ketten mit unsicherer Strategie und mangelnder Transparenz eine schlechtere Ausgangsposition verschaffen. Denn die Eigentümer werden generell versuchen, ihre Management-Gebühren nach unten zu verhandeln.

Zusätzlicher Druck entsteht dadurch, dass es genügend Hotel-Konzerne mit Luxus-Marken gibt, die alles tun, um Verträge abzulösen und so selbst schneller weiterwachsen zu können. In den nächsten drei Jahren laufen ca. 20 Kempinski-Verträge aus, wobei diese Management-Verträge in aller Regel automatisch verlängert werden. Und schliesslich gibt es noch die Investoren, die Kempinski auch komplett kaufen und bar bezahlen würden. / Maria Pütz-Willems

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