Generation Z: Zwischen Freizeitspass und Sinnsuche
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Generation Z: Zwischen Freizeitspass und Sinnsuche

Augsburg. Der Fachkräftemangel in Deutschland hat einen traurigen Höhepunkt erreicht – mit drastischen Folgen für die Wirtschaft: Laut ifo-Institut gaben im Juli 49,7% der befragten Firmen an, dass sie durch einen Mangel an qualifizierten Fachkräften eingeschränkt werden. Im Gastgewerbe heisst das entweder reduzierte Öffnungszeiten oder reduzierter Service. Viele Betriebe fragen sich deshalb, wie sie zukünftig junge Menschen für ihr Unternehmen begeistern können…

Eine aktuelle Analyse könnte darüber Aufschluss geben. Das ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft e. V. hat in der Vergleichsstudie "Generation Z = Generation Y" die beiden Altersgruppen, etwas genauer unter die Lupe genommen. Dafür wurden elf Studien aus den Jahren 2019 bis 2021 ausgewertet, welche die Werte, Prioritäten und Vorstellungen der Generationen Y und Z in Bezug auf ihr Berufs- und Privatleben erhoben haben.

Geht Flexibilität und Freizeit der Gen Z über alles? Ja, aber Vorsicht vor pauschalen Urteilen.   Foto: adobe stock William Perugini

Flexibilität versus Verlässlichkeit

Familie und Freunde seien beiden Generationen sehr wichtig, lägen häufig sogar an erster Stelle, ist eine der weniger überraschenden Aussagen des Generationenvergleichs. Dementsprechend bedeutend ist für beide auch die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. "Allerdings wird in der Generation Z scheinbar der Ruf nach einer strikten Trennung zwischen Arbeit und Freizeit lauter", so eine der herangezogenen Studien. Viele der Befragten würden sich nach einem geregelten 8-Stunden-Tag lieber nur noch mit privaten Angelegenheiten beschäftigen. Diese Einstellung führt zu geteilten Meinungen in Bezug auf Homeoffice-Tätigkeiten.

Eine andere Studie belegt, dass sowohl der Generation Y als auch der Generation Z flexible Arbeitszeiten wichtig sind, die sie jedoch am liebsten in einem festen Zeitrahmen frei gestalten möchten. Dabei sei für die Älteren Wochenendarbeit kein Tabu, wenn dafür ein entsprechender Ausgleich unter der Woche geboten würde, während die Jüngeren diese Zeit vermutlich eher für Hobbies, Familie und Freunde reservieren würden.

Karriere ja, aber nicht um jeden Preis

Die Generation Z legt besonderen Wert auf Lebensqualität: Für sie sind viel Freizeit und wenig Stress essenziell für eine gute Arbeit. Das ist der Generation Y weniger wichtig. Laut ifaa wollen sie "Karriere machen und ihnen ist bewusst, dass sie dafür etwas leisten müssen". Im besten Fall zahle sich das auch auf dem Gehaltskonto aus. Das heisst im Rückschluss aber nicht, dass der berufliche Aufstieg für die jüngere Generation keine Rolle spielt. Für sie gilt: Karriere ja, aber nicht zu jedem Preis.

Während bei der Generation Y der Wunsch nach beruflicher Anerkennung häufig auf die persönliche Leistung bezogen und mit einem entsprechend hohen Einkommen verbunden ist, wünscht sich die Generation Z "eher finanzielle Sicherheit als einen hohen Lebensstandard", offenbaren die Studien. Ausserdem legt sie Wert darauf, ihren Leistungen angemessen vergütet zu werden, was laut den Experten als Ausdruck ihres ausgeprägten Bedürfnisses nach Gerechtigkeit und Fairness gedeutet werden kann.

Arbeiten für die gute Sache

In dieses Bild passt, dass bei den Jüngeren statt Karriere und Leistung häufig das Arbeiten für eine gute Sache und der damit verbundene gesellschaftliche Beitrag im Vordergrund stünden. Während der Wunsch nach Anerkennung bei der Generation Y häufig auf die persönliche Leistung bezogen ist, strebt die Folgegeneration nach dem Gefühl gebraucht zu werden.

Themen wie soziale Verantwortung, Menschenrechte, Toleranz, Gerechtigkeit, Diversität und Umweltbewusstsein sind für letztere sehr wichtig. Dementsprechend "setzt sich die Generation Z bei der Wahl des Arbeitgebers verstärkt mit dem Ruf bzw. dem Image des Unternehmens auseinander," so ein Studienergebnis. Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit und Diversität engagieren, sind bei ihnen beliebt. Für die Generation Y spielt das, laut der ifaa-Analyse, keine grosse Rolle.

Kennst du einen, kennst du alle?

Das ifaa warnt davor, alle in eine Schublade zu stecken denn – wie überall – gäbe es auch innerhalb der Generation Z Subgruppen und Individuen, die sich von der Mehrheit abheben. Deshalb skizziert es verschiedene wissenschaftliche Gliederungen in Untergruppen und plädiert für eine differenzierte Betrachtung.

Abschliessend stellt das Institut fest, dass sich die Generationen Y und Z in ihren Grundzügen ähneln. Eine komplette Neuausrichtung der Personalarbeit sei daher wohl kaum nötig. Deutlich wird aber auch: Bestimmte Themen wie z.B. Diversity, Nachhaltigkeit oder das persönliche Wohlbefinden, sind für die Jüngeren von grösserer Bedeutung und prägen auch deren Erwartungen an die Arbeitsstelle. Wer im 'War for Talents' bestehen möchte, muss sich als Arbeitgeber damit auseinandersetzen und klar positionieren. Bestehende Geschäftsmodelle und Arbeitskonzepte zu hinterfragen, erfordert Mut und ein gewisses Mass an Selbstkritik. Aber – es kann sich lohnen!

Das Faktenblatt zur ifaa-Vergleichsstudie finden Sie in anhängendem PDF. / red

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