Wiesbaden. Viele Unternehmen der Reisebranche werden im Jahr 2023 das Geschäftsniveau des Jahres 2019 erreichen und versuchen daher, nun herauszufinden, woher das nächste Wachstum kommen soll und welche Tools die Branche bei ihrer Erholung am meisten unterstützen werden. Drei Studien zeigen Trends und Lösungen auf.
Die Zeichen stehen gut: "Die Nachfrage nach Reisen ist heute stärker denn je. 2023 wird ein sehr starkes Jahr für die Reise- und Tourismusbranche werden", sagt Julia Simpson, Präsidentin und CEO des WTTC. Trotz der Besorgnis über die Inflation und die Lebenshaltungskosten auf der ganzen Welt will fast ein Drittel der Reisenden in diesem Jahr mehr für internationale Reisen ausgeben als 2022.
Dies sind Erkenntnisse des neuen Berichts "A world in motion: shifting consumer travel trends in 2022 and beyond" von WTTC und der Trip.com Group in Zusammenarbeit mit Deloitte. Ein wichtiger Punkt des Berichts ist die Bedeutung der Nachhaltigkeit auf der Reiseagenda: Reisende sind heute darauf bedacht, ihren CO2-Fussabdruck zu verringern und einen nachhaltigen Tourismus zu unterstützen. Drei Viertel der Reisenden erwägen, in Zukunft nachhaltiger zu reisen, und fast 60% haben sich in den letzten Jahren für nachhaltigere Reiseoptionen entschieden. Drei Viertel der High-End-Reisenden sind bereit, für eine nachhaltigere Reise mehr zu bezahlen.
Deutsche besonders umweltbewusst
Nachhaltigkeit ist auch einer der wichtigsten Aspekte für deutsche Reisende laut einer von Marriott Bonvoy veröffentlichten Studie zum Reisetrend 2023 mit besonderem Fokus auf den deutschen Markt.
Danach geben 69% der Deutschen an, dass Umweltaspekte Einfluss auf ihre Reisepläne haben. Ein Drittel betont, dass sie sich der Umweltauswirkungen ihres Urlaubs bewusst sind, während 37% sogar sagen, dass Umweltaspekte ihre Reisepläne bestimmen und sie ihr Geld nur bei Unternehmen ausgeben, die eine positive Umweltbilanz haben. Infolgedessen planen 42% der deutschen Urlauber 2023 einen Aufenthalt in Deutschland. Auch Kurzstreckenreisen sind gefragt, wobei Spanien das zweitbeliebteste Urlaubsland ist, gefolgt von Italien, Frankreich und Griechenland.
Sehr wichtig sind den Deutschen in diesem Jahr auch authentische Reisen, die Kombination von Arbeit und Urlaub sowie vernünftige Ausgaben. Die meisten planen zu verreisen und viele peilen sogar mehr Urlaubsreisen an als 2022. Durch Reisen zur Nebensaison und Urlaub ohne Kinder wollen deutsche Verbraucher ihr Reisebudget in diesem Jahr bestmöglich einsetzen. Wellness-Urlaube werden 2023 die vorherrschende Urlaubsform der Deutschen sein. Fast die Hälfte möchte neue Reiseziele und Kulturen erkunden. Um die lokale Kultur wirklich kennenzulernen, planen 16% einen "ausgedehnten Urlaub" von drei Wochen oder mehr an einem Ort.
Acht Prozent der deutschen Erwachsenen planen einen "Arbeitsurlaub", bei dem sie sich unterwegs einloggen und arbeiten, so dass sie einen neuen Ort kennenlernen können, ohne viele Urlaubstage nehmen zu müssen – ein Vorteil, den 36% hervorheben. Deutsche Verbraucher haben hohe Erwartungen an ihre Urlaubsunterkunft bezüglich der Sauberkeit, Ruhe und Lage; Sauberkeit ist die zweitwichtigste Priorität und wird nur noch vom Preis übertroffen.
Grundsätzlich wird wieder weiter im Voraus gebucht. Im November 2022 stiegen die Buchungen aus Deutschland für 61-180 Tage im Voraus um 83% im Vergleich zum gleichen Monat 2021, und Buchungen von 181 und mehr Tagen im Voraus stiegen um 44%. Marriott Bonvoy befragte zwischen dem 25. und 30. November 2022 rund 14.000 Reisende in Europa und dem Nahen Osten nach ihren Plänen für 2023, darunter 2.040 deutsche Erwachsene.
Automatisierung
und Tiktok
Angesichts der vielen Probleme der Branche ist eine der wichtigsten Lösungen die authentische Automatisierung, da der Arbeitskräftemangel zu weniger Mitarbeitern in den Hotels führen wird. Dies ist eine der Schlussfolgerungen einer Euromonitor Studie über die wichtigsten globalen Verbrauchertrends und was sie für die Reisebranche bedeuten. Die Automatisierung kommt z.B. in Form von Chatbots daher.
Inzwischen werden mobile Apps sowohl von Online-Reisebüros als auch von Hotels zunehmend für die Buchung und das Erlebnis vor Ort genutzt. Der Vorbehalt bei der zunehmenden Automatisierung ist, dass sie authentisch sein muss und Reiseunternehmen den schmalen Grat zwischen Mensch und Maschine beschreiten müssen. Nur 19% aller Verbraucher fühlen sich wohl dabei, mit einem Bot zu sprechen, um Service-Fragen zu klären, aber acht von zehn Verbrauchern unter 29 Jahren sagen, dass sie sich bei der Interaktion mit Robotern wohlfühlen.
Ein weiterer Trend ist laut dieser Studie, dass die Verbraucher ihre Entscheidungen für Ausgaben immer kurzfristiger tätigen. Dies bedeutet, dass Kampagnen für Reisen kurz nach ihrer Einführung effizient sein könnten. So erinnert British Airways in ihrer jüngsten Kampagne die Verbraucher an die vielen Gründe für eine Reise, darunter das Wetter, Fröhlichkeit, Essen und die Sterne. Insgesamt zeigt der "Hier und Jetzt"-Trend, dass die Verbraucher immer mehr Wert auf Zeit, Gesundheit und Freude legen. Produkte und Dienstleistungen, die man jetzt kauft und später bezahlt, tragen ebenfalls zu diesem Trend bei, da die Verbraucher gegen das derzeitige Finanzklima nicht immun sind.
Auf der anderen Seite macht die Generation Z oder "Zoomer", also die zwischen Mitte der 90er Jahre und etwa 2012 Geborenen, ein Viertel der Bevölkerung aus und steht an der Schwelle zur finanziellen Unabhängigkeit. Laut Euromonitor sind sie immun gegen herkömmliche Werbung und viel empfänglicher für ein ansprechendes Story-Telling. Auf Social-Media-Plattformen wie Tiktok trifft sich die Gen Z derzeit am häufigsten, was bedeutet, dass Reiseunternehmen auch dort präsent sein müssen. Ein weiterer Trend, der in diesem Bericht hervorgehoben wird, heisst "She rises", wobei die Rechte der Frauen und die Notwendigkeit einer vielfältigeren und gerechteren Belegschaft auf der Unternehmensagenda einen höheren Stellenwert einnehmen. / red