Heisser Sand aber kein Hotspot Saadiyat Island zeigt Abu Dhabi bleibt eine zögerliche blasse Destination
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Heisser Sand, aber kein Hotspot

Saadiyat Island zeigt: Abu Dhabi bleibt eine zögerliche, blasse Destination

Bilderbuch-Kulisse auf Saadiyat Island: der Strand am Rotana Resort.Foto: Rotana Hotels

Abu Dhabi. Nur zehn Autominuten von Abu Dhabi City entfernt liegt mit Saadiyat Island das Flaggschiff-Projekt des Emirats, wo derzeit Apartments und Villen für 150.000 Bewohner gebaut werden und bisher nur eines von drei Weltklasse-Museen entstanden ist. Auf der Erholungsinsel Saadiyat waren einst 29 Hotels geplant, jetzt ist bei fünfen Schluss. Die Destination dümpelt vor sich hin. Marc de Beer, General Manager des 2018 eröffneten Saadiyat Rotana Resort & Villas, über Pläne und Potenzial der Sandinsel.

Achtspurige, leer gefegte Strassen, riesige Kreuzungen mit Ampel-Wäldern und endlose Bauzäune – die Fertigstellung des Kunstareals auf Saadiyat Island lässt auf sich warten. Hier – nur zehn Autominuten von der Innenstadt Abu Dhabis entfernt – sollen drei Weltklasse-Museen entstehen. Lediglich der Louvre wurde 2017 – zwei Jahre später als geplant – eröffnet. Und so befindet sich der von dem französischen Architekten Jean Nouvel entworfene spektakuläre Bau einsam inmitten von Sand und Schutt. Der Komplex aus 55 neben- und übereinander angeordneten Quaderbauten soll an eine arabische Altstadt erinnern. Überdacht wird er von einer flachen, netzartigen Kuppel aus 8.000 Metallsternen, die je nach Sonnen-Einstrahlung raffiniert wechselnde Schatten auf Wände und Böden werfen.

Die Bauarbeiten für das von Norman Foster entworfene Zayed National Museum, das eigentlich bereits 2016 eröffnen sollte, haben erst vor kurzem begonnen und vom Guggenheim Museum ist bisher nichts zu sehen. Das sei eben üblich für die Region, erzählt Marc de Beer, General Manager des 2018 eröffneten Saadiyat Rotana Resort & Villas: grosse Pläne, aber zögerliche Umsetzung. Schliesslich sei nach der letzten Krise das Budget überall gekürzt worden. Auch Abu Dhabi muss sparen.

Der Louvre von Abu Dhabi: ein faszinierender Bau. Die beiden anderen Museen lassen aus Budget-Gründen auf sich warten.Foto: Schwertfeger

So sei die Besucherzahl mit fünf Millionen zwar stabil, wachse aber nicht mehr. Die Belegungsquote der Hotels in der Stadt liege bei 67%. Bisher seien die Preise vor allem durch die Geschäftsreisenden bestimmt gewesen. Doch dieses Business laufe nicht mehr so gut. So gab es im Dezember selbst in 5 Sterne-Hotels bekannter Marken Doppelzimmer für rund 100 Euro.

Auch in Dubai sinken die Preise. Abu Dhabi sei immer günstiger gewesen, aber jetzt schrumpften die Unterschiede, so de Beer. "Das Hauptproblem sind die sinkenden Zimmer-Preise bei gleichzeitig steigenden Kosten", sagt der Hotelmanager. "Die Profitabilität sinkt". Er rät daher jedem, sich genau zu überlegen, ob er hier noch ein Luxushotel eröffnet. Lediglich im Mittelklasse-Segment liesse sich noch Gewinn machen.

Stopp für weitere Hotels

Gebaut wurden und werden auf Saadiyat Island vor allem Apartments und Villen – für insgesamt 150.000 Bewohner. Der Verkauf läuft angeblich gut, so de Beer. Die Käufer seien vor allem Einheimische, die die Wohnungen dann vermieten. Bisher gibt es jedoch so gut wie keine Infrastruktur. Zum Einkaufen fährt man in die Stadt. Eine Shoppingmall auf der Insel sei jedoch geplant.

Einkassiert wurden allerdings die ambitionierten Hotelpläne für die 27 Quadratkilometer grosse Sandinsel. Im ursprünglichen Masterplan waren 29 Hotels geplant, inklusive eines "7 Sterne"-Hotels. Nun ist bei fünf Hotels Schluss.

Vier davon liegen in Saadiyat Beach West mehr oder weniger nebeneinander: The St. Regis Saadiyat Island Resort, Saadiyat Rotana Resort & Villas, das Allinclusive-Hotel Rixos Saadiyat Island und das Park Hyatt Abu Dhabi Hotel and Villas. Auf dem weiter von der City entfernten Saadiyat Beach Ost gibt es nur das Jumeirah At Saadiyat Island Resort.

Gerüchte über weitere Hotels gab es immer wieder. Von einem Mandarin Oriental, einem Hilton und einem ShangriLa war die Rede. Umgesetzt wurde nichts. "Es wurde alles gestoppt und es gibt auch keine neuen Lizenzen mehr", weiss de Beer und schätzt, dass es insgesamt rund 1.700 Hotelzimmer auf der Saadiyat Island gibt. Mandarin Oriental wird nach Informationen von hospitalityInside.com ab 1. Januar 2020 das Emirates Palace übernehmen, bisher ein Kempinski Hotel.

Die Insel punktet vor allem mit schneeweissen, kilometerlangen und menschenleeren Sandstränden. "Hier gibt es die schönsten Strände", betont de Beer, der seit 2015 für Rotana in Abu Dhabi tätig ist und sieben Jahre in Saudi-Arabien für Waldorf-Astoria, Hilton und Marriott gearbeitet hat. Während Dubai längst zugebaut sei und die Stadt für Glitzer und Glamour stehe, sei Abu Dhabi dagegen besser geeignet für Erholung.

Luxus pur, vor allen in den Suiten ab 100 qm. 600 Mitarbeiter betreuen das Rotana Resort, trotzdem wünscht sich der Hotelchef Mitarbeiter, die selbständig mitdenken – eine klassische Herausforderung für arabische Hoteliers.Foto: Rotana

Saadiyat Rotana mit Strandhaus-Flair

Das weitläufige, im modernen arabischen Stil erbaute Saadiyat Rotana Resort & Villas verfügt über 327 Zimmer und Suiten sowie 13 Strandvillen. Die entsprechen mit 77 bwz. 150 qm aber eigentlich eher Suiten mit einer Kochgelegenheit und eigenem Pool. Der Sichtschutz der privaten Terrasse lässt sich zum Sandstrand hin öffnen, so dass Gäste sich unmittelbar am Meer wähnen. Die 40 qm grossen Zimmer im Hauptgebäude mit einem offenen Bad und hellen Möbeln vermitteln das Flair eines Strandhauses. Und die luxurösen Suiten bieten auf 100 bis 275 qm höchsten Wohnkomfort.

Wert wird auch auf Nachhaltigkeit gelegt. Seine Energie bezieht das Hotel zu Teilen aus Solarpanelen, die das 800 qm grosse Dach des Konferenzbereichs bedecken. Recycling, Energiesparlampen und Sensoren sowie drei Tesla-Ladestationen tragen zur positiven Energiebilanz bei.

Noch ist die Natur weitgehend intakt. Um das sensible Ökosystem zu schützen, führt ein Holzsteg über den geschützten Dünenbereich zum Meer. "Seit April hatten wir hier ein Nest von Karettschildkröten und im Juni sind die Jungen geschlüpft", erzählt de Beer. Schildkröten und weitere Tiermotive finden sich überall im Hotel: bei den grossen Figuren am Pool oder auf den Gemälden in den Zimmern. Sie stammen von der bekannten einheimischen Künstlerin Aswaq Abdulla.

Das Hotel verfügt über vier Restaurants und eine Beach Bar. Am beliebtesten ist das "Turtle Bay Bar & Grill" Restaurant mit Dachterrasse und Sitzplätzen am Wasserbecken. Gut besucht ist auch das "Si Ristorante Italiano & Bar", das seltsamerweise nach hinten auf einen wenig attraktiven Hof hinausgeht. "Sim Sim" bietet ein internationales Buffet und "Hamilton's Gastropub" ist die erste britische Bar auf Saadiyat Island. Cocktails und leichte Snacks am Strand serviert die "Nasma Beachfront Bar". "Zwei Drittel der Gäste haben Halbpension gebucht und können das Dine-Around nutzen", erklärt de Beer.

Für sportliche Abwechslung sorgen ein Fitnesscenter, zwei Tennisplätze und ein eigener Minigolfplatz. Entspannung verspricht das Spa "Zen" mit zehn Behandlungsräumen sowie türkischem und marokkanischem Hammam. Kids und Teens treffen sich in "Aladdin's Cave" – einem Juniorclub mit Wasser-Aktivitäten und eigenem Indoor-Kino.

Ausser Beach wenig Alternativen

Das Haus hat rund 600 Mitarbeiter. "Da müssen wir auch effizienter werden", sagt de Beer. Es sei leicht, Mitarbeiter zu finden, aber Mitarbeiter mit dem richtigen Hintergrund und der richtigen Persönlichkeit zu finden, sei sehr schwer. "Wir brauchen Mitarbeiter, die selbständig denken und Probleme lösen und nicht nur Anordnungen ausführen, wie es bei den Arabern üblich ist", so der Hotelmanager. Etwa 30% sind Inder und Philippinos. Inzwischen setze man verstärkt auf Mitarbeiter aus Afrika und Osteuropa und auf ein intensives Training.

Die Hotelanlage aus 327 Zimmern und 13 Strandvillen will gefüllt werden. Deshalb muss die Destination Abu Dhabi dringend attraktiver werden.Foto Rotana

60% der Gäste kommen aus Westeuropa. Nummer eins sind die Deutschen mit rund 25%. Es folgen Grossbritannien und die Schweiz. Etwa 20% sind Russen und der Rest kommt aus der Region, davon sind die meisten Expats. Die wichtigsten deutschen Veranstalter sein Schauinsland, TUI und DERTouristik. Die Urlauber bleiben im Schnitt sieben Nächte. Am Wochenende kommen auch Gäste aus den Emiraten. Die Saudis bevorzugten allerdings Dubai.

Das Hotel eröffnete im März 2018. Die erste Wintersaison sei sehr gut gelaufen, vor allem von Januar bis April, sagt de Beer. An Ostern seien mehr als 90% der Zimmer belegt gewesen mit einem guten Gästemix aus Deutschland, Grossbritannien, Italien und Russland. Im Sommer ist es ruhig. Denn von Mai bis September ist es unerträglich heiss.

Erträglich werde das Klima erst wieder ab Oktober. "In der heissen Periode muss man den Tagesablauf umstellen", sagt der Hotelmanager. Früh am Morgen könne man ein bis zwei Stunden an den Strand oder Pool gehen, dann eine Shopping Mall in der City oder den Louvre besuchen oder mit dem Shuttlebus nach Yas Island fahren, Abu Dhabis Vergnügungsinsel mit der Yas Waterworld, der Ferrari World Abu Dhabi, dem neuen Filmthemenpark Warner Brothers World und dem grössten Shoppingcenter in Abu Dhabi.

Laut STR London lag die Hotel-Belegung im Jahr 2018 in Abu Dhabi bei durchschnittlich 71,8%, die Hotel erzielten einen ADR von 417,01 AED und einen RevPAR von 299,33 AED. Das erste Halbjahr 2019 zeigt einen Aufwärtstrend: 72,3% Belegung, einen ADR von 445,13 AED und einen RevPAR von 322 AED.

Quellmärkte anpassen

"Unsere Strategie ist es, weiter auf den europäischen Markt zu setzen, aber stärker in die kleineren Märkte zu gehen wie Österreich, Belgien, die Niederlande und Schweden", erklärt der Niederländer. Auch bei den Veranstaltern wolle man sich eher auf viele und kleinere Veranstalter konzentrieren. Die Zeiten, in denen man nur auf zwei grosse Veranstalter setzen konnte, seien vorbei.

"Dubai und Abu Dhabi werden wegen des Klimas weiter gut laufen", glaubt der Hotelmanager. Aber die Wirtschaft müsse sich an die neue Realität anpassen. Was Abu Dhabis Ambitionen angeht, zu einem Mekka für Kulturreisende zu werden, ist de Beer skeptisch. "Abu Dhabi war und wird auch künftig vor allem eine Sonnen-Destination sein", glaubt der Hotelmanager. Allein wegen ein paar spektakulärer Museen ziehe es die Europäer nicht hierher. Da müsse schon noch mehr passieren. Doch bisher gibt es vor allem Wüste und Bauzäune.

Die Hotelgruppe Rotana stammt aus Abu Dhabi. Das 1993 eröffnete Beach Rotana an der Abu Dhabi Mall war das erste Hotel. Heute ist die Hotelkette eine der führenden Gruppen im Mittleren Osten und in Afrika und breitet sich auch nach Europa aus. Derzeit betreibt die Gruppe 112 Hotels in 13 Ländern, inklusive 46 Häusern in Entwicklung.

Allein in diesem Jahr sollen Häuser in Bosnien Herzegowina, Saudi-Arabien, Bahrain, Marokko und Tansania eröffnen. Die Gruppe hat fünf Marken. Das Luxus-Segment wird von den Rotana Hotels & Resorts abgedeckt, Halal-fokussierte Häuser verbergen sich hinter der Marke Rayhaan Hotels & Resorts by Rotana; preisgünstigere Lifestyle-Hotels laufen unter Centro by Rotana. Für längere Aufenthalte gibt es Arjaan Hotel Apartments by Rotana und für Dauerbewohner Residences by Rotana. / Bärbel Schwertfeger

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