Hotels im Immobilien Mix Chinesische Greenland Group denkt big auch beim Luxus Label Primus
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Hotels im Immobilien-Mix

Chinesische Greenland Group denkt "big", auch beim Luxus-Label Primus

Lobby à la Primus Hotel: Mit dieser Luxus-Marke will Greenland den Hotel-Globus umrunden.Fotos: Greenland

Shanghai. Wenn eine noch relativ unbekannte Hotel-Gesellschaft unter "Coming Soon" auf ihrer Homepage 18 Hotels listet, klingt es ambitioniert. Doch bei der Greenland International Hotels Group mit Sitz in Shanghai ist es fast ein Understatement, wie der österreichische Cluster General Manager Arno Nicolussi-Moretto bestätigt. Planungen des Unternehmens sagen, man werde 2020 bereits mehr als 100 Hotels unter eigenem Marken-Namen betreiben – unter dem Luxus-Label Primus Hotels. Das Unternehmen will binnen fünf Jahren von den 500 grössten Unternehmen der Welt zu den Top 100 aufsteigen. In China denkt man anders, wie auch hospitalityInside-Autor Fred Fettner im Gespräch mit dem österreichischen Manager vor Ort erfuhr.

"Spätestens 2025 sind wir aber sicher dreistellig", fügt Arno Nicolussi-Moretto, ein Wiener mit Kärntner und Südtiroler Wurzeln, mit Blick auf die angestrebte Hotelgrösse hinzu; er ist verantwortlich für die gesamte Hotelentwickung von Primus in China. Chinas Speed steht er noch leicht skeptisch gegenüber. Wobei er die optimale Voraussetzung für Greenland unterstreicht: Die Muttergesellschaft mit ihrem Immobilien-Schwerpunkt ist als eines der 500 grössten Unternehmen der Welt nicht nur extrem finanzstark, sondern der Big Boss Zhang Yuliang hat durchaus Dagobert Duck-Allüren. In fünf Jahren will er zu den Top 100 gehören.

Die zweite starke Basis für die Expansion: Als einer der grössten Hotel-Investoren Chinas besitzt GIHG schon heute ein Hotelvermögen im Wert von rund 2,6 Milliarden Euro. Dahinter verbergen sich konkret 20.000 Zimmer in 79 Hotels. Diese werden unter den unterschiedlichsten internationalen und nationalen Marken betrieben. In Planung bzw. Bau sind derzeit Projekte in sieben Staaten bzw. 54 Städten.

Den Greenland Komplex trennt nur eine grosse achtspurige Strasse vom grössten Kongresszentrum Shanghais.

"Für mich ist das die Chance meines Lebens", weiss "Mr. Arno" – und auch, dass er so gut wie jede Minute seines Arbeitstags den Wachstumsperspektiven von Greenland widmen muss. Im August 2016 wechselte er vom Sofitel Sanya Leeman Resort  Sanya zu Greenland. Im neuen, 400.000 qm grossen Komplex des Konzerns, direkt angedockt am zweitgrössten Gebäude der Welt, galt es, das Hotel The Qube auf Touren zu bringen. Und parallel dazu das Primus daneben als Luxushotel zu entwickeln. Dabei handelt es sich nicht um irgendein Hotel, sondern um das Flaggschiff am Firmensitz, welches die künftige Marken-Entwicklung prägen soll. So wurde Nicolussi-Moretto zum globalen Chief Operations Officer. Und seine Sekretärin Mini Wang, die ihm aus Hainan gefolgt ist, ist mit einem Schlag für das globale Marketing eines Luxus-Labels verantwortlich. Auch das ist China.

Ein gigantischer MICE-Komplex

Den in sich geschlossenen Greenland-Komplex trennt nur eine – achtspurige Strasse – vom grössten Kongresszentrum Shanghais. Der Komplex weisst zwar Elemente des Gigantismus auf, ist aber harmonisch strukturiert. Ein Gebäude trägt die grosse Aufschrift "Coworking", was jedoch als nichts anderes als ein Büro-Gebäude ist. Mehrere deutsche Unternehmen sind darin vertreten, die deutsche Handelskammer könnte hier auch noch einziehen, ebenso wie das österreichische Konsulat. Noch in Bau ist das Einkaufszentrum, doch alle Anlagen, Wasser und Grünbereiche sind ebenso fertig gestellt wie das schon seit einem Jahr geöffnete Hotel The Qube. Anfang Juli dieses Jahres empfingen die Primus Residences ihre ersten Gäste.

Obwohl der Bauriese Greenland nicht am Kongresszentrum – ein kleiner Teil davon beherbergt ein InterContinental – beteiligt ist, präge das MICE-Segment auch die Hotellerie des Greenland-Komplexes. "Wir haben allein im Primus ein 7.000 qm grosses 'Exhibition Center', dazu einen 1,200 qm grossen Ballsaal, der 12 Meter hoch ist", nennt Nicolussi-Moretto einige Eckdaten. Auch die bis zu 40 Meter hohe Lobby, in der ein Wasserfall plätschert, kann genutzt werden. Überdies sei es kein Problem, 3.000 bis 4.000 Leute im Haus zu bewirten. Nicht nur das Primus, die komplette Anlage sei architektonisch dem Thema Wasser zugeordnet, so der Cluster General Manager. Wasser ist im Chinesischen adäquat zu Glück.

Cluster General Manager Arno Nicolussi-Moretto: Trotz Superlativen ist Greenland auch qualitätsbewusst.

Für europäische Verhältnisse bedeuten diese Dimensionen Gigantismus. Von den 400.000 qm sind 150.000 Hotels gewidmet. Aber man ist eben in Shanghai. Höchste Aufmerksamkeit widmet Nicolussi-Moretto derzeit der qualitativen Positionierung von Primus. "Ich habe die Standards mit den Investoren definiert: Wir haben die Möglichkeit, uns mit Marken wie Grand Hyatt, Four Seasons und Shangri-La zu verbünden".

Shanghai wird den künftigen Auftritt von Greenland prägen, die grosse Bühne für alles sein. Trotzdem zählen emotionale Details. Nicolussi-Moretto: "Wir haben keinen der teuren Düfte eingekauft, sondern für Primus selbst einen kreieren lassen. Mit Urban Scents in Berlin haben wir eine Insider-Marke dafür gewonnen. Der Duft bleibt bei Primus, wir vertreiben es auch exklusiv". Eingesetzt werden die Düfte im Haus, in den Bad-Amenities von Primus und Primus Residences. "Das ist die Seele, die man einer Marke einhauchen kann", ergänzt der Österreicher.

Hotels auch in 10 neuen Städten

Das Tempo gibt der Mutterkonzern mit seinen Bauvorhaben vor. 40 Prozent der Immobilien-Investitionen finden dabei schon ausserhalb der Volksrepublik China statt: Wolkenkratzer entstehen in New York, London, Thailand und Kanada. "Oder nehmen wir den Tower von Chengdu, der 480 Meter hoch wird. Die letzten 60 Stockwerke werden ein Primus Hotel, die 40 Stockwerke darunter Primus Residences", führt Nicolussi-Moretto ein besonders spektakuläres Bauwerk an. Aber der Konzern denkt auch in Flächendeckung. So sollen in China zehn neue "Städte" errichtet werden, die jeweils 150.000 bis 250.000 Einwohner beherbergen sollen. Selbstverständlich müssen dort auch Hotels entstehen.

"Greenland ist das Beste vom Besten. Hier anzuheuern habe ich noch keine Sekunde bereut", versichert der der Manager. Die Erwartungen an ihn sind sehr hoch, die Herausforderungen gewaltig. So wird allein Primus in wenigen Jahren 8.000 Mitarbeiter zählen. An der Spitze steht mit Zhang Yuliang ein 59jähriger, der jünger wirke – und sich persönlich dem Understatement verpflichtet fühle.

Greenland Residence-Preise toppen jeden Hotelzimmer-Preis.Foto: Fettner

Das Verhältnis zu Managern aus dem Ausland empfindet Nicolussi-Moretto dabei als neutral: "Sie haben in der Vergangenheit viele Expats eingekauft, da waren auch überforderte darunter. Das hat sie vorsichtiger gemacht". Inzwischen gebe es für das Management ausreichend Chinesen, die von Top-Universitäten kommen, z.B. von Cambridge oder Harvard. Im Tourismus werde aber auch noch häufig auf Europäer zurückgegriffen.

Gearbeitet hat der Absolvent der Salzburger Hotelfachschule Klessheim 27 seiner 53 Lebensjahre im Ausland, überwiegend in Asien. Das sei auch heute noch ausgesprochen lukrativ: Manager des nächsten Levels unter ihm kommen auf 7,000 bis 9,000 US-Dollar im Monat. Noch besser geht es Jung-Unternehmern aus dem technischen Bereich, die oft in kürzester Zeit Millionen machen. Bei einer Autoshow im Kongress-Zenturm des Qube Hongpiao waren junge Leute in modisch zerrissenen Jeans zu beobachten, die im Vorübergehen einen Bentley kauften.

Erfolgskombi aus Zimmern und Residences

Insgesamt umfasst der Komplex inklusive des Primus Hotels 860 Zimmer und Suiten. Bei der Auslastung erreicht The Qube 62%, für Primus sind im ersten Jahr 40 bis 42% eingeplant. Beide Hotels sollen ab dem zweiten Jahr 75% Auslastung erreichen. Ein Wert, mit dem die Residences bereits gestartet sind. Dort werde man über kurz oder lang bei 90% liegen. Die auch tageweise vergebenen Suiten bringen im Monat "nur" 3.000 Euro ein – für die aktuellen Shanghaier Wohnverhältnisse fast schon ein Schnäppchen. Auch wenn Greenland der grösste Immobilien-Händler Chinas ist, sei generell der Verkauf von Primus Residences nicht vorgesehen.

Für die 354 Zimmer und 39 Suiten rechnet der Primus-Manager damit, Preise von rund 450 Euro erzielen zu können. "Unsere kleinsten Zimmer haben mehr Fläche als z.B. die Club-Etage bei InterContinental", führt Nicolussi-Moretto an. Ein italienisches und ein chinesisches Top-Restaurant gehören in dieser Dimension ebenso dazu wie ein All Day-Dining. Das dieses den österreichischen Namen "Café Central" führt, stand schon vor dem Einstieg des Wiener Managers fest.

WER IST GREENLAND GROUP?

Konglomerat aus Immobilien-Handel, Bau, Planung, Finanzierung. Gegründet 1992.
Firmensitz: Shanghai, China.
Chairman & President: Zhang Yuliang
Umsatz: 247,400 Mrd. CN¥ / über 33 Mrd. €
Immobilien gesamt: 733,138 Mrd CN¥ / rund 95 Mrd. €
Vermögen gesamt: 56,271 Mrd. ICN¥ / über 7,3 Mrd. €
Eigentümer: Shanghai Government, Angestellte, Ping An Trust, Andere
Website www.gihg.com und www.greenlandsc.com
(Quelle: Wikipedia)

 

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