Ich nehm das Mehrwert Paket bitte Wohnraum lockt Mitarbeiter trotzdem müssen Hotels Benefits noch erhöhen
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Ich nehm das Mehrwert-Paket bitte!

Wohnraum lockt Mitarbeiter, trotzdem müssen Hotels Benefits noch erhöhen

Schlüsselübergabe an die Mitarbeiter: Immer mehr Hoteliers realisieren, dass sie nur noch Bewerber bekommen, wenn sie Wohnraum mit bieten.Foto: n_c Bomix stock.adobe.com

Frankfurt. Angesichts hoher Mietpreise und knappen Wohnraums spielen bei der Suche nach Hotel-Mitarbeitern die passenden Unterkünfte eine zunehmende Rolle. Das Apartment, das per Vertrag "mitgeliefert" wird, entscheidet über Zu- oder Absage. Der Immobilien-Entwickler Evan Group macht aus der Not der Branche ein Geschäftsmodell. Viele gute Ideen und Initiativen gibt es bereits in der Ferienhotellerie. Deren Manager geben Gas: In den Bergen und an der See haben sie mit enormen "Standort-Nachteilen" zu kämpfen. Doch einige erzielen auch gute Erfolge, weil sie ebenfalls Wohnraum anbieten und darüber hinaus den Vertrag zum Mehrwert-Paket aufwerten.

Kommt die Rettung aus der gewerblichen und wohnwirtschaftlichen Immobilien-Entwicklung? Die Evan Group plc, eine Aktiengesellschaft mit Sitz in La Valletta auf Malta und Büros in Zug in der Schweiz und in Frankfurt am Main, will Abhilfe schaffen – mit einem Bond, einer Anleihe, einem festverzinslichen, auf den Inhaber lautenden Wertpapier.

Evan-Gründer und CEO Michael Nave hat für die Entwicklung und Sanierung von Immobilien im Portfolio wie auch in der Pipeline hat er den Evan Group Bond 2017/2022 aufgelegt. Er wird an der Deutschen Börse, Open Market, gehandelt und hat ein Volumen von 125 Millionen Euro. Ausgegeben werden Coupons mit einer fixen jährlichen Verzinsung von 6%.

Das aktuelle und künftige Portfolio in Deutschland und der Schweiz basiert auf einer Drei Säulen-Strategie: auf livinit, shopinit sowie sleepinit.

Das Bauen von Schlafstätten ist damit der Kern. Das Pilotprojekt für die Branche entsteht innerhalb der livinit-Säule konkret im Stadtteil Frankfurt-Niederrad, einer Bürostadt. Dort wird in der Lyoner Strasse ein ehemaliges Bürogebäude zum Serviced Apartment-Haus für Hotel-Mitarbeiter umgebaut und Ende 2021 eröffnet werden.

Michael Nave macht aus der Not der Branche ein Geschäft: Er will Apartments nur für Hotel-Mitarbeiter bauen.Foto: livinet

Die Idee, sich auf diese Zielgruppe zu spezialisieren, hatte Ulrich Beckmann, Managing Director der Evan Technology & Services i.G. mit Sitz in Zug und ein Hotel-IT-Spezialist. Die Problematik für Vermieter bei Hotel-Mitarbeitern sei, dass diese insbesondere in den ersten Karriere-Jahren möglichst viel Erfahrung sammeln sollten und daher oft nach 12 bis 15 Monaten nicht nur das Haus, sondern auch den Standort wechselten. Hinzu käme, dass die Angestellten der Hotellerie und Gastronomie zu gut einem Drittel Ausländer seien, die noch höhere Hürden bei der Wohnungssuche vor Ort zu überwinden hätten.

Nur an Hotel-Unternehmen vermietbar

Das Objekt Lyoner Strasse in Frankfurt hat folgende Eckdaten: 375 Apartments in drei verschiedenen Grössen, alle mit Küchenzeile, Badezimmer, TV-Anschluss, Bettwäsche und Geschirr ausgestattet. Die Warmmiete für Typ 1 soll bei 590 Euro starten, für Typ 2 bei 750 Euro und für Typ 3 bei 1.000 Euro jeweils inklusive aller Nebenkosten, Strom, Wasser, Heizung, WIFI und Smart TV. Makler-Kosten und Kautionen entfallen. Evan beziffert das Gesamtinvestment für das Gebäude mit 50 Millionen Euro bei einer Wohnfläche von 20.000 qm und einer Bruttogeschossfläche von 8.820 qm.

Die technischen Prozesse hinter dem livinit-Konzept wurden mit ausgewählten Hotels und deren Mitarbeitern definiert. Grundgedanke ist es, dass Frankfurter Hotels ein Kontingent der Apartments mieten und diese dann an ihre jeweiligen Mitarbeiter weitergeben. "Bevor man ein Projekt plant, sollte man seine Zielgruppe im Auge haben", sagt Beckmann und ergänzt: "Wir vermieten nicht an Einzelpersonen".

Beckmann und sein Team haben ein internet-basiertes Portal für administrative Zwecke wie Buchung, Mietvertrag etc. entwickelt sowie eine App für die sozialen Belange der Mitarbeiter. Von beiden Anwendungen sind erste Prototypen fertiggestellt. Die Buchungsplattform erlaubt es den Hotels, freie Kontingente selbst zu belegen und zu reservieren. Der Reservierungs- und Checkin-Prozess läuft vollautomatisch, die Öffnung der Türen über das Handy oder Karten.

Die App verlinkt für ihre Nutzer beispielsweise auch auf Inhalte der näheren Umgebung. Sie erfahren, u.a. wo die nächste Pizzeria oder Bäckerei ist. "Wir werden diesen Service nach und nach ausbauen", so Beckmann. Die App übernimmt auch die Steuerung der insgesamt 30 Waschmaschinen im Haus. "Dabei arbeiten wir eng mit Bosch zusammen, die diesen Service entwickelt haben", so Beckmann. Die Bewohner können über die App einsehen, welche Waschmaschinen wann frei sind oder erhalten über sie Bescheid, wenn ihre Wäsche fertig ist.

Ausserdem dient die livinit App der Kommunikation untereinander. "Sie ist hat eine hausinterne Chat-Funktion, über die man mit anderen Bewohnern Kontakt aufnehmen kann. Man kann z.B. fragen, wer hat Lust, heute Abend mit mir ein Bier trinken zu gehen", erklärt Beckmann. Ansonsten steht den Bewohnern aber auch die Lobby als 24/7-Treffpunkt zur Verfügung. Dies alles soll die Integration der Hotel-Mitarbeiter in die neue Stadt vereinfachen.

Positive erste Resonanz

Um das Modell bekannt zu machen, hat Beckmann es 50 Dehoga-Mitgliedern in Frankfurt vorgestellt. "Die Nachfrage war riesig", sagt er. Inzwischen gibt es einen Kooperationsvertrag mit dem Kreisverband Rhein-Main des Dehoga Hessen, der die gegenseitige Bevorzugung als Preferred Partner vorsieht. Das umfasst die Unterstützung und Beratung der Verbandsmitglieder bei der Unterbringung ihrer Angestellten in den Serviced Apartments von Evan, ihre vorrangige Behandlung bei der Vergabe des Wohnraums sowie Verlinkungen auf den jeweiligen Websites für den reibungslosen Online-Zugang zu dem livinit Gebäude.

Das erste livinit Serviced Apartment für Hotel-Mitarbeiter soll mit 375 Apartments in Frankfurt entstehen.Foto: evan group

"Das Konzept der Evan Group spricht ein wichtiges Bedürfnis unserer 550 Mitglieder an", erklärt Eduard M. Singer, Vorsitzender des Dehoga Frankfurt/Main und Stellvertretender Präsident des Dehoga Hessen.

"Unser Ziel ist es, Mitarbeiter zu finden und an unsere Unternehmen am Standort Frankfurt zu binden. Eine bezahlbare Wohnung, verbunden mit einem passenden Job im Gastgewerbe, bedeutet hohe Lebensqualität. Wir möchten mit der Evan Group und weiteren Initiativen der Stadt Frankfurt unseren Mitarbeitern zeigen, dass wir grossartige Unternehmen in Frankfurt haben und eine verlässliche Branche sind, die unterstützt und die Hand reicht."

Beckmann und sein Team überlegen inzwischen, das Betriebsmodell livinit auch anderen Serviced Apartment-Betreibern anzubieten. In diesem Fall würde livinit das komplette Management der Häuser von den Eigentümern übernehmen, inklusive Sales & Marketing, Administration, IT-System, Vertragswesen und die Einrichtung der Häuser. "Wir entwickeln Workers Accomodations", sagt Beckmann. "Ein Investor muss sich in diesem Fall für die Zielgruppe Hotellerie-Mitarbeiter entscheiden." Das livinit Konzept sei ein preiswertes Konzept und von der Ausstattung nicht mit einem Serviced Apartment-Haus für vielreisende Manager zu vergleichen oder zu kombinieren, die 1.200 bis 1.800 Euro im Monat für ein Apartment bezahlten.

Für Jörg Frehse, Geschäftsführer des Betreibers Munich Hotel Partners aus München, ist das Anbieten von Mitarbeiter-Wohnungen inzwischen extrem wichtig geworden, vor allem bei Erst-Mitarbeitern. "Da die Grundstücks- und Immobiliensuche ressourcenintensiv ist, würde ich Wohnraum aber lieber von Externen bauen lassen", antwortet er auf die Frage, ob er die Evan Group-Idee gut findet. "Es wäre eine Alternative. Aber es geht dabei stark um das Thema Seriösität. Der Eigentümer und sein Konzept müssen sehr transparent sein".

Ihm fallen jedoch noch viele Dinge mehr ein, um Mitarbeiter zu begeistern, zu gewinnen und zu halten: "City-Hotels sollten stärkere Synergien mit Resorts zu suchen", sagt Frehse, "innerhalb von Ketten und ansatzweise in Kooperationen geschieht dies ja schon, aber ich wünsche mir weitaus mehr Austausch über alle Schranken hinweg – auf der Basis professioneller Mitarbeiter-Programme!"

Resorts: Überzeugen mit Wohnraum & Mehrwert

In den schönsten Destinationen der Welt zu arbeiten, ist für viele Hotel-Mitarbeiter ein Grund, sich globalen Ketten anzuschliessen. Womit aber können kleine Hotelgruppen und Einzel-Unternehmen in den Alpen, an Ost- oder Nordsee locken? An den hochbegehrten Standorten verhindern inzwischen sogar Oligarchen und reiche Privat-Investoren bezahlbaren Wohnraum. Auf Mallorca, in Sylt oder im österreichischen Lech am Arlberg, nahe der schweizerischen Grenze, erwerben sie Häuser und Wohnungen, nutzen sie aber nur selten im Jahr.

Die Situation in Lech ist krass. Wie hospitalityInside.com erst vor wenigen Wochen berichtete, war man in Lech nach der Jahrtausend-Wende davon ausgegangen, in den damals immer weniger werdenden Privat-Pensionen Mitarbeiter-Wohnungen einrichten zu können. Die Idee, einen kostengünstigen Wohnblock mit Unterkünften für Einheimische und Mitarbeiter im Lecher Ortsteil Stubenbach zu errichten, wurde aber verworfen.

Bad Gastein zieht mit Travel Charme Hotels einen neuen Tourismus-Magneten an. Die Hotel-Gruppe will sogar Mitarbeiter und ihre Familien ins Tal holen.Foto: Gasteinertal Tourismus moodley

Seither wandelten sich Privat-Pensionen immer häufiger zu schmucken Luxus-Chalets, die komplett als Einheit vermietet oder verkauft wurden.

Die fehlenden – bezahlbaren – Unterkünfte erschweren seither die Suche nach qualifiziertem Fachpersonal generell und während der Winter-Hochsaison noch zusätzlich, was wiederum die Chancen der etablierten Familien-Unternehmen gegenüber Chalet- oder Apartment-Strukturen ohne Restaurant-Betrieb weiter schwächt.

Wohnraum für den Mitarbeiter plus Familie

Ein anderer österreichischer Skiort, Bad Gastein im Salzburger Land, am Ende eines 40 km langen, schneesicheren Tals, hat seine Erfahrungen mit "den Reichen" schon gemacht. Der Ort, einst berühmt als das "Monte Carlo der Alpen", verrottete in den letzten Jahrzehnten. Ein bekanntes Hotel-Ensemble mitten im Ortskern – das alte Grandhotel Straubinger, die Alte Post und das berühmte Badeschloss – liess der Eigentümer, die Wiener Familie Duval, 20 Jahre lang leerstehen. Damit legte es den Tourismus am Ende des Tals mit lahm; auch das Kongresszentrum im Ortskern ging insolvent.

Nun hat die Hirmer Gruppe das Ensemble für 7,5 Millionen Euro gekauft und wird darin den neuen Travel Charme-Leitbetrieb kreiern. Über diesen Investor freut sich die Gemeinde; gemeinsam will man nun die bekannte Wintersport- und Wander-Destination wiederbeleben. "Unsere Mitarbeiter sollen dort leben und nicht hausen", bringt Travel Charme-Direktor Matthias Brockmann den Human Resources-Faktor mit ins Spiel. TC-Mitarbeiter sollen künftig möglichst nicht mehr mit Kollegen im Mehrbett-Zimmer zusammen leben, sondern ein Apartment für sich haben, eine echte Privatsphäre" – wie es in der Hotellerie bisher meist nur bei Führungskräften Usus ist. Und man denkt noch weiter: Es sollte auch möglich sein, die Familie in die Berge zu holen. In Bad Gastein trifft Hirmer bei solchen Gedankenspielen auf eine äusserst kooperative Gemeinde. Die expansionsfreudigen Travel Charme Hotels wollen punkten: "Wir werden mehr bieten als andere", kündigt Brockmann an.

Auf Mitarbeiter-Situationen eingehen

Wer auf die Situation von Mitarbeitern eingeht, hat keine Sorgen. Davon ist Christian Siegling, Direktor des 2014 eröffneten, überaus erfolgreichen Severin*s Resort & Spa auf der deutschen Nordsee-Insel Sylt überzeugt. Das im typischen Reethaus-Stil der Insel erbaute Luxushotel-Ensemble aus fünf Häusern plus Villen versprüht Eleganz in grosszügigen Räumen, in denen ausgeruhte, aufmerksame Mitarbeiter agieren müssen. Das Individualhotel mit einem RevPAR von 221 Euro heute gehört zur Zech Gruppe in Bremen und steht im Anspruch über dessen Altantic Hotels; beide aber folgen dem veränderten Human Resources-Konzept. Somit nutzt auch das Severin*s die Karriere-Seite der Atlantic Hotels, "können momentan aber nicht quantifizieren, welche Erfolge sich dadurch einstellen", präzisiert Siegling.

Das elegante Severin*s Resort auf der Insel Sylt zahlt den Mitarbeitern die Zugfahrkarte zum Festland - und mehr.Foto: map

"Wir haben auf der Insel Häuser für unsere Mitarbeiter angemietet", berichtet der Direktor weiter, "Nur 10-15% der 150 Mitarbeiter pendeln von/zum Festland, und ihnen zahlen wir die Bahnfahrkarte. Wohnungen gibt's für Azubis genauso wie für Abteilungsleiter".

Das "Sylt-Paket" umfasst noch mehr, wobei auch das Dinge sind, die allen Mitarbeitern bei Altantic Hotels zu Gute kommen: Vom ersten Arbeitstag an startet das Paten-Programm "Employee Journey", durch das Unternehmenskultur, Werte und Knowhow geschult werden. "Darüber hinaus zahlen wir über Tarif, das geht nicht mehr anders", gibt Siegling zu. Und dazu gibt's noch ein paar Annehmlichkeiten: Wer will, kann sich beispielsweise das Weihnachtsgeld auf einen persönliche Karte laden lassen, mit der er wiederum in bestimmten Geschäften zahlen kann. Diskussionen über Arbeitszeiten in der Küche z.B. löst man flexibel intern, z.B. durch unterschiedliche Einteilung in verschiedenen Hotel-Bereichen.

Wohnraum ist nur Teil des Pakets

Das Severin*s zeigt, dass der "mitgelieferte" Wohnraum alleine nicht ausschlaggebend ist, sondern das Mehrwert-Paket. Und darüber denken nicht nur Insel-Hoteliers nach, sondern auch Stadthotels, die vielleicht noch einfacher an Mitarbeiter kommen, aber permanent damit rechnen müssen, dass diese wieder kündigen. Das bedeutet umgekehrt: Wer Mitarbeiter halten kann, kann auch Gäste halten. Diese kommen schliesslich auch nur wieder, wenn Service und Ideenreichtum im Angebot stimmen. Deshalb konnte MHP Hotels – in seinen diversen Hotels – auch neue Restaurant- und Bar-Konzepte durchsetzen, zuletzt "Irmi" im Le Méridien München, das eine Symbiose aus urgemütlicher Wirtshaus-Atmosphäre, modernen Design-Elementen und traditioneller Bayern-Küche mit frischen Akzenten ist.

Wenn MHP Bewerbern Wohnungen mit anbieten kann, ist das spürbar ein Plus, hat Geschäftsführer Jörg Frehse selbst erfahren. "In Frankfurt können wir Mitarbeiter-Wohnungen anbieten, in München nicht", geht er in Details. Wo der Wohnraum alleine im Bewerber-Gespräch nicht überzeugt, muss deshalb zusätzlicher Mehrwert her. Und der erschöpft sich nicht allein in "Hardware". Selbstkritisch bekennt Frehse – auch wenn er weiss, dass er damit nicht alleine in der Branche ist: "Wir sprechen regelmässig mit unseren Mitarbeitern im Hotel, hören ihren Nöten intensiv zu, denn auch wir spüren wie die meisten Kollegen in der Branche: Die Passion für Hotels muss wiederbelebt werden!"

MHP als Pächter und Franchisenehmer schliesst nur unbefristete Arbeitsverträge ab, stellt Bürgschaften für Wohnungen und unterstützt bei Nahverkehrstickets und vermögenswirksamen Leistungen. Und auch im Back of the House wird in Qualität und Wohlbefinden investiert: In der Kantine steht künftig die gleiche Kaffeemaschine wie im Restaurant, und der Maler wird auch die Laufwege der Mitarbeiter regelmässig verschönern.

Jörg Frehse: Betreiber MHP Hotels erhöht die Benefits für die Mitarbeiter. Investoren kümmern sich nicht um solche Fragen.Foto: MHP

"Wir arbeiten intensiv an Verbesserungen zum Wohle unserer Mitarbeiter", sagt Frehse. All das kostet den Betreiber Geld – eigenes Geld. "Unser grösstes Problem ist, das Investoren und Eigentümer die Mitarbeiter-Akquise aber als reine Betreiber-Sache ansehen!" Die Mehrkosten trägt der Pächter. Für Frehse verändern sich deshalb auch die Rollen der Führungskräfte hinter den Mitarbeitern: "Für Bewerber und Erst-Mitarbeiter wird die oder der HR-Verantwortliche fast schon wichtiger als der General Manager. Sie/er repräsentiert das Unternehmen bereits im Gespräch mit dem Bewerber".

Das persönliche Netzwerk der Chefs

Im Fazit bedeutet das: Stadt- und Ferienhotels teilen die gleichen Sorgen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Wer seine neue, angepasste HR-Strategie in der Hotelgruppe durchsetzen kann und dafür auch noch mehr Budget bekommt, darf sich glücklich schätzen. Wie handhaben das deutsche Mittelständer, die ebenfalls sehr hohe Ansprüche an Qualität stellen, sich aber "nur" im kleineren Kkreis messen müssen?

Ein solches deutsches Vorzeige-Ferienhotel mit internationalem Renommée in kulinarischen Zirkeln ist das Hotel Bareiss in Baiersbronn – ein Destination Resort für Gourmets im Schwarzwald, zu dem fast jeder Gast längere Anfahrtszeiten in Kauf nehmen muss. Es kommt auch längst nicht jeder Mitarbeiter aus der Region. Die Hoteliers-Familie Bareiss hat bisher aber noch kein Mitarbeiterhaus gebaut. Stattdessen hat sie eine ehemalige Schule gekauft und dort die Bareiss-Akademie eingerichtet. In ihr finden regelmässig Team-Schulungen statt, und alle Azubis drücken dort von Beginn an die Schulbank, um dann für ihren ersten Tag im Hotel top vorbereitet zu sein. In der Schule gibt es auch einen Fitnessbereich für alle Mitarbeiter.

Die Suche nach Wohnraum verlaufe in der Region relativ unproblematisch, erklärt Direktionssekretärin Christina Kaufmann. Die Chefin der Kleiderkammer, Sabine Burkhard – bei der alle Mitarbeiter ihre Dienstkleidung erhalten – verfüge über ein hervorragendes Netzwerk und wisse immer, wo ein Zimmer oder eine Wohnung frei sind.

Das ist die unkonventionellste aller HR-Strategien. Aber auch sie funktioniert. Weil Menschen für Menschen mitdenken und Chefs sich für ihre Mitarbeiter engagieren. / Maria Pütz-Willems, Susanne Stauss

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17.4.2019

Frankfurt. Die Mitarbeiter sind weg. Oder sie kommen erst nicht. Die Misere ist da. Die Branche kann nicht mehr länger vor ihrem eigenen Problem weglaufen, aber sie versucht es noch: Politiker und Verbände sprechen noch von Fachkräfte-Mangel, Hoteliers und andere Experten aber von einem Mitarbeiter-Mangel. Deutschlands Hotellerie boomt wie nie in ihrer Geschichte: Die Touristen strömen, das Kapital fliesst, der Hotelbau boomt. Es ist eine einzige Erfolgsstory – aber eine die von Dritten getrieben wird. Diejenigen, die diese Story zum nachhaltigen Erfolg machen müssen, sind die Betreiber und Einzelhoteliers. Einzelne kämpfen bereits, werden kreativ. Das gesamte Bild aber zeigt. Die Branche säuft ab, mitten im Boom.

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