Insolvenzen als Chancen für Betreiber Wechsel Belvar Tidal HAB zeigen Eigentümer und Betreiber finden neu zusammen
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Insolvenzen als Chancen für Betreiber-Wechsel

Belvar, Tidal, HAB zeigen: Eigentümer und Betreiber finden neu zusammen

Geschlossen: das Moxy Hotel München-Messe, in Dornach. Über das Haus entscheidet nicht mehr Betreiber Belvar, sondern Eigentümer Vastint.Foto: map

Augsburg. Geschlossene Moxy Hotels und zehn IHG-Marken-Hotels in der Insolvenz. Diese beiden Vorgänge, hinter denen die Franchisenehmer Belvar und Event Hotels/Tidal stehen, sorgen gerade für Gesprächsstoff in der Szene. hospitalityInside hat nachrecherchiert. Insolvenzen für die einen ergeben aber neue Chancen für andere, wie die Übernahme des bisherigen Sofitel Berlin jetzt zeigt: Ab November weht dort die Fahne der deutschen Dorint Hotels.

Im September 2017 hatte Invesco Real Estate ein Portfolio aus 13 Hotels in Deutschland und den Niederlanden für 530 Milliionen Euro gekauft – alles Häuser unter den IHG-Marken Crowne Plaza, Holiday Inn, Holiday Inn Express. Als Betreiber gewann man Event Hotels.

Für dieses Paket wurde am 4. August 2020 beim Amtsgericht Düsseldorf Insolvenz angemeldet, wie der Insolvenzverwalter, die Pluta Rechsanwalts GmbH aus Düsseldorf, gegenüber hospitalityInside.com bestätigte. Das Paket war zuletzt in der Gesellschaft Tidal Operations Germany gebündelt, mit Anders Braks als Geschäftsführer an der Spitze. Braks ist auch Geschäftsführer von Event Hotels.

Die Tidal Operations Germany GmbH gibt es seit Juni 2017, zuerst mit Sitz in Frankfurt/Main und unter der Geschäftsführung von Arnd Stahl. Am 14. September 2017 verlegte die Firma ihren Sitz nach Köln, neu eingetragen unter dem Namen Event Germany Operations GmbH und jetzt mit Anders Braks als Geschäftsführer, der Arnd Stahl ablöste. Im Mai 2020 wurde der Sitz der Event Germany Operations nach Düsseldorf verlegt und wieder in Tidal Operations Germany umbenannt; Braks blieb Geschäftsführer. Am 10.9.2020 meldete das Amtsgericht Düsseldorf dann die offizielle Auflösung von Tidal wegen Insolvenz.

Seit dem Sommer ist der Sanierungsexperte Michael Bremen von Pluta Rechtsanwälte mit dieser Insolvenz befasst. IHG als Franchisegeber hat das Interim-Management übernommen. Vehandlungen mit Betreibern laufen und haben sich inzwischen auf einen reduziert, der bereit wäre, das ganze Portfolio zu übernehmen, sagte ein Sprecher von Pluta zuversichtlich: "Es wird wohl eine grosse Lösung geben." Bis Jahresende sollte der Betreiber ernannt sein.

Invesco Real Estate bestätigte, schon früh nach der Corona-Krise Gespräche mit Event Hotels über das Vorgehen in der Krise geführt zu haben. Das Investmenthaus, das auch Eigentümer des Portfolios bleiben möchte und bleiben wird, schrieb dann das Portfolie neu aus und bestätigte seinerseits, dass man jetzt mit einem Betreiber spreche. Ziel bleibe es, die Häuser durch die Krise zu bringen.

In der Tidal-Insolvenz, gemeinsam mit neun anderen IHG-Häusern: das Holiday Inn München City Centre am Gasteig, ein Mega-Hotel mit 300 Zimmern.Foto: Michael Schultes

Zu dem Portfolio zählen das Crowne Plaza Hamburg City Alster, Holiday Inn München City Center sowie acht Holiday Inn Express Hotels. Das Crowne Plaza in Heidelberg wurde wegen des baulichen und technischen Zustands zum 31. Juli 2020 geschlossen.

Insgesamt arbeiten aktuell 248 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit in den zehn Hotels. Sanierungsexperte Michael Bremen erklärte: "Unsere Planung unterliegt einem strikten und laufenden Kosten-Management. Die Fortführung der Hotelbetriebe beruht auf Vereinbarungen des Insolvenzverwalters mit den Vermietern und der InterContinental Hotels Group über eine Subordination von Miet- und Lizenzzahlungen." IHG hat keine weiteren Hotels, die von Event Hotels betrieben werden.

Vastint betreibt jetzt das Belvar-Hotelbündel

Weitere Gerüchte gab und gibt es um ein Bündel von etwa 20 Moxy Hotels quer durch Europa, die nicht mehr vom Franchisenehmer Belvar betrieben werden und zumindest teilweise geschlossen sind. Das Unternehmen ist ein unabhängiger Franchisenehmer, der auch noch andere Marriott-Marken als Moxy betreibt. Zudem arbeitet Belvar mit Vastint, der Investment-Gesellschaft von Ikea, zusammen.

Bekannt wurde das heutige Unternehmen Belvar mit dem InterIkea/Vastint-Moxy-Start 2014 unter dem Namen Scandinavian Hospitality Management, dann firmierte es unter Nordic Hospitality und benannte sich im November 2016 in Belvar um. Belvar gehört heute zur Maribel Hotel Group und betreibt u.a. deren Marke First Hotels. Laut der eigenen Webseite www.belvar.eu betreibt die Gruppe heute 25 Hotels. Ziel ist eine Expansion in ganz Europa. Jüngstes Projekt mit der Marke Moxy ist das neue Hotel in Gateway Gardens direkt am Terminal 2 des Frankfurter Flughafens. Mit 305 Zimmern ist es für Vastint wie Marriott das bislang grösste Hotel der Marke in Deutschland. Entwickler ist OFB Projekentwicklung in Frankfurt.

Das Moxy Frankfurt Airport ist derzeit genauso geschlossen wie das Moxy in Eschborn/Frankfurt, die beiden Moxy am Flughafen München und an der Messe München sowie in Ludwigshafen, zählt Markus Lehnert, VP International Hotel Development bei Marriott International, bisher von Belvar betriebene Hotels auf.

hospitalityInside-Recherchen zufolge hat Vastint inzwischen unter dem Namen "Hotel Co 51" eine eigene Betreiber-Gesellschaft in Amsterdam gegründet – ein Novum für den Investor. Es ist die 10. Gesellschaft unter dem Dach der Vastint Holding, nach acht Länder-Gesellschaften und nach der spezialisierten rein Hotel-bezogenen Division Vastint Hospitality.

Hotel Co 51 ist damit seit dem Sommer der Pächter und Betreiber von mehr als 20 Hotels in ganz Europa und schliesst seine Pacht-Verträge "inhouse" mit Vastint Hospitality ab. Vastint Hospitality zählt derzeit – laut  Webseite – über 20 Hotels zu seinem Portfolio, zu denen auch Belvar Hotels gehören. Drei Häuser aus dem Hotel-Portfolio sind derzeit offen.

Betreiber-Wechsel am 1. November: Die Marke Sofitel geht, Dorint kommt.Foto: AccorHotels

Der Marriott-Mann, der Moxy auch künftig kräftig vorantreiben soll, bleibt positiv: Inzwischen gibt es allein in Europa 140 Moxy und die meisten hatten – vor Corona – eine durchschnittliche Rate von über 100 Euro erzielt. Zudem werden die nächsten Moxy-Eröffnungen definitiv kommen: in Dresden, Stuttgart-Feuerbach und ganz neu, weil gerade erst unterschrieben, auch am Berliner Flughafen BER.

Belvar antwortete auf detailliertere hospitalityInside-Fragen bis zum Redaktionsschluss gestern abend nicht. Das Belvar-Büro in Amsterdam sei inzwischen geschlossen, erfuhren wir aus Insider-Kreisen; aber der eMail-Versand funktionierte.

Dorint-Coup: Übernahme des Sofitel Berlin

Als Sieger aus einer Insolvenz-Situation rund um das Sofitel Berlin ging diese Woche Dorint Hotels hervor. Die Fahne der Marke Dorint weht ab 1. November 2020 auf diesem Hochhaus in Premium-Lage: Die Gesellschaft übernimmt das bisherige Sofitel am Ku'damm/Ecke Augsburger Strasse. Der Pacht-Vertrag über 20 Jahre wurde am Montag, 19.10., mit dem Eigentümer Jota Immobilien unterschrieben.

Das zukünftige Dorint Kurfürstendamm Berlin mit 311 Hotelzimmern, 2.100 qm Konferenzfläche und einem französischen Restaurant wird künftig wieder von seinem früheren, langjährigen Direktor Carsten Colmorgen geleitet werden. Er kennt Dorint: Von 2002 bis 2005 stand er an der Spitze des Dorint Hotel Sanssoucci in Potsdam. Dann wechselte er ins Concorde Hotel, das ab 2014 unter der Accor-Marke Sofitel flaggte. Colmorgen selbst verabschiedete sich 2018 in die Selbständigkeit und sammelte zuletzt Erfahrungen bei einer Destination Management Company. Jetzt kehrt er zurück, sich durchaus bewusst der schwierigen Corona-Herausforderungen: Das Haus hat(te) zu 95% internationales Geschäft.

Dorint-CEO Karl-Heinz Pawlizki wie auch Dirk Iserlohe, Vorstandsvorsitzender der Dorint-Mutter Honestis AG, freuen sich darüber, dass der Name Dorint jetzt wieder prominent sichtbar ist. Von 1999 bis 2006 war Dorint der Betreiber des Schweizerhof Berlin gewesen. In der Hauptstadt ist die Gruppe aktuell nur mit seiner Limited Service-Marke Essential by Dorint in Berlin-Adlershof, nahe dem neuen Grossflughafen BER, präsent.

Zur Gestaltung des aktuellen Vertrags gab Iserlohe preis: Es handelt sich um einen gewinnabhängigen Pachtvertrag mit einer Mindestpacht und das Corona-bedingte Risiko verteile sich über eine Übergangsphase von fünf Jahren.

Wie Insider berichteten, setzte sich Dorint im Pitch über das Sofitel gegen grosse Konkurrenz durch. Angeblich interessierten sich auch die HR Group, Hilton, Radisson, Steigenberger und MHP/Munich Hotel Partners für das Hotel.

Möglich wurde der Betreiber-Wechsel durch die Insolvenz des vorigen Betreibers HAB Betriebs GmbH Ende Juni. Es wurde im Juli publik. Wie wir am 17.7.2020 berichteten, hatte sich die Zahlungsunfähigkeit von HAB schon früher abgezeichnet, Corona war wohl nur der Beschleuniger. AccorHotels jedenfalls hatte seine Cash-Garantie nur bis Mitte 2020 gegeben. / map

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