Italien Kein Weihnachten kein Skifahren kein Moratorium
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Italien: Kein Weihnachten, kein Skifahren, kein Moratorium?

Rom/Mailand. Um eine dritte Pandemie-Welle in Italien abzuwenden, erarbeiten Ministerpräsident Giuseppe Conte und seine Minister derzeit einen Plan, der vorsieht, dass die Skipisten mindestens bis Ende Januar geschlossen bleiben und jede Form von Weihnachtsurlaub weitgehend verboten werden. Auch die Diskussion über Mieten/Pachten geht weiter. Allegroitalia Hotel & Condo hat deshalb eine Petition ins Leben gerufen – ein Moratorium für Zwangsräumungen und Zahlungsanordnungen.

Foto: unsplash james obernesser

Aktuell steht noch nicht fest, ob sogar die Bewegungsfreiheit von einer Region in die nächste eingeschränkt wird. Italien ist derzeit in unterschiedliche Bereiche bzw. in drei Farbzonen unterteilt, die vom jeweiligen Infektionsgeschehen abhängen. Diejenigen, die in orangefarbenen oder roten Zonen leben, dürfen sich nicht in andere Zonen begeben, ausser es handelt sich um Arbeits-, Gesundheits- oder andere dringende Angelegenheiten. Menschen aus gelben Zonen dürfen sich in andere gelbe Zonen bewegen.

Aus diesem Grund sprechen sich einige Minister dafür aus, an Weihnachten jegliche Bewegung zwischen den Zonen zu verbieten. Am Dienstag hatte sich Giuseppe Conte mit Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission, getroffen, um die EU-Koordinierung von Gesundheits-Sicherheitsmassnahmen während der Weihnachts-Feiertage zu erörtern.

Im Winter werden Milliarden verbrannt

Diese Nachricht hat zur unmittelbaren Reaktion durch die Branchen-Verbände geführt. "Wir sind sehr besorgt über den strikten Weg, den die Regierung für Weihnachten plant", betonte besonders Marina Lalli, Präsidentin der Vereinigung Federturismo Confindustria. "Und das unmittelbar zu Beginn der Winter-Saison und trotz der eingeführten, strengen Protokolle all unserer Betreiber. Der gesamte Umsatz der Winter-Tourismus-Saison beläuft sich auf fast 10 Milliarden Euro, jedoch ein Drittel des Umsatzes wird zwischen Anfang Dezember und Heilig Dreikönig erzielt. Die Schnee- und Winter-Branche ist gross. Dazu zählen Hotels, Restaurants, Transport und Skischulen, die drei Milliarden Euro verlieren werden. Wir verstehen, dass es nötig ist, die Fehler aus dem Sommer nicht zu wiederholen, aber die Skilifte bis Mitte Januar zu schliessen, bedeutet, die gesamte italienische Winter-Saison zu verbrennen."

Die Worte von Marina Lalli wurden auch von Maria Carmela Colaiacovo, Vize-Präsidentin von Confindustria Alberghi, aufgegriffen: "Unsere Hospitality-Betreiber haben immer für Sicherheit und Erholung unserer Gäste gesorgt und unsere Unternehmen haben viel investiert, um ihre Angebote an die erforderlichen Sicherheits-Standards und -Vorschriften anzupassen."

Die Petition für ein Moratorium

Auch in Italien geht die Diskussion über Mieten/Pachten zwischen Eigentümern und Vermietern weiter. Allerdings wird die wirtschaftliche Lage der Hoteliers immer kritischer. Deshalb hat Piergiorgio Mangialardi, CEO von Allegroitalia Hotel & Condo, jetzt eine Petition ins Leben gerufen – ein Moratorium für Zwangsräumungen und Zahlungsanordnungen. Am Dienstag, 17. November, hatten mehr als 750 Personen diese Petition unter change.org unterzeichnet.

Hotel-, Bar- und Restaurant-Betreiber in Italien stecken seit Februar in einer tiefen Krise. Sie mussten einen Umsatz-Einbruch von mehr als 80% im Jahresvergleich verkraften. "Es ist buchstäblich unmöglich für sie, ihre Miete zu bezahlen", heisst es in dem Dokument "Die bisherigen Steuer-Gutschriften der Regierung reichen nicht aus, um den Unternehmen eine gewisse Kontinuität bei der Führung ihrer Hotels, Bars und Restaurants zu ermöglichen. Solche Massnahmen decken lediglich einen kleinen Teil ihrer Fixkosten."

Die Initiatoren der Petition bitten den Obersten Rat für das Gerichtswesen und die Regierung um schnellstmögliches Handeln. Sie verlangen: "Wir fordern insbesondere die Aussetzung sämtlicher Räumungsverfahren sowie aller Zahlungsanordnungen, die von Betreibern von Hotels, Bars und Restaurants die Zahlung von Mieten für Monate verlangen, in denen ihre Betriebe völlig leer blieben. Wir fordern die Regierung ebenfalls auf, Immobilien-Eigentümer entsprechend zu entschädigen, da diese ebenfalls Verluste erleiden."

Einige Gerichte, beispielsweise in Rom, haben bereits das Prinzip der quanti minoris angewandt, das die gerechte Reduzierung der Aufwandskosten von Immobilien und Dienstleistungen regelt; deren Werte sind spürbar gesunken. Das Gericht in Rom hat insbesondere eine 40-prozentige Steuerermässigung für die Miete zahlreicher Stadthotels und Restaurants angeordnet. In anderen Fällen gab es auch Zahlungsaufschübe für die nächsten Jahre.

Die Branche steht vor einem ernsten Notstand, der dringende Massnahmen erfordert, da sonst die meisten Hotels in die Insolvenz gehen werden, Bars werden schliessen und Restaurants eine tiefe Krise erleben, warnen Branchenvertreter. Der italienische Hotelsektor beschäftigt mehr als eine Million Menschen und eine weitere Million Menschen arbeiten in Unternehmen, die mit dem Gastgewerbe und F&B-Aktivitäten verbunden sind. / MAS

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