Jagdfelds Milliarden Ver Suche
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Jagdfelds Milliarden (Ver-)Suche

Köln/Dortmund. Die Biografie von Fondsinitiator und Immobilien-Investor Anno August Jagdfelds hat Licht und noch mehr Schatten. Derzeit kämpft er vor Gericht: Er fordert einen Rekord-Schadenersatz von einer Milliarde Euro von der Dortmunder Signal Iduna-Versicherung. Sie ist eine Grossanlegerin im Fundus Fonds 31 Hotel Adlon. Sein Vorwurf: Rufmord. Doch für das Gericht ist die Sachlage nicht eindeutig.

Nach über einem Jahr Unterbrechung verordnete das Landgericht Dortmund nun eine weitere Verlängerung des Verhandlungsmarathons um 14 Termine. Mindestens elf weitere Zeugen sollen noch gehört werden.

Anno August Jagdfeld sieht sich wieder einmal als Opfer. Die Signal Iduna Versicherung, die mit rund fünf Millionen Euro im Fundus Fonds 31 Hotel Adlon als Grossanlegerin investiert ist, soll eine Rufmord-Kampagne gegen ihn initiiert haben, so sein Vorwurf. Damit zog der im Klagen versierte Investor im Februar 2018 vor Gericht; eingereicht hatte er die Klage schon Ende 2014. Im Dezember 2016 gab es den Prozessauftakt. Zwölf Zeugen sind bereits gehört worden.

Letzte Woche wurden nach mehr als einjähriger Pause die Vernehmungen wieder aufgenommen. Ein ehemaliger Prokurist der Signal Iduna, der schon mehrfach gehört wurde, erklärte erneut, dass es eine solche Kampagne nicht gegeben habe.

Das Gericht muss in dieser Feststellungsklage überhaupt einmal feststellen, ob Jagdfeld grundsätzlich Schadenersatz zusteht. Mit einer Entscheidung dieser Frage ist nicht vor Februar 2020 zu rechnen. Erst dann könnte in einem weiteren Prozess über die Schadenshöhe verhandelt werden.

Anno August Jagdfeld: gegen Signal Iduna vor Gericht.Foto: Fundus

Akten vernichtet

Jagdfeld und seine Anwälte sind klageerfahren. Viele Prozesse säumen seinen Berufsweg. Richter Willi Pawel steht allerdings vor einem Problem. Akten der im Fokus stehenden Anleger-Schutzgemeinschaft wurden vor Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist vernichtet. Das wurde im Rahmen einer Klage auf Herausgabe durch eine Adlon-Anlegerin im vergangenen Jahr festgestellt. Das macht die Wahrheitssuche komplizierter und könnte auch die hohe Anzahl der Zeugen erklären.

Adlon Schutzgemeinschaft probte Palastrevolte

Während Jagdfeld-Projekte wie das Grand Hotel Heiligendamm, die Pyramide und die Guttenberg Galerie in die Insolvenz schlitterten, lief der Adlon-Fonds. Die Ergebnisse lagen allerdings deutlich hinter den versprochenen Ausschüttungen zurück. Doch Anno August Jagdfeld hatte als cleverer Initiator und guter Redner seine Anleger gut im Griff – bis Rechtsanwalt Thomas Fritsch von der Berliner Kanzlei Dr. Probandt & Partner aktiv wurde. Er gründete die Schutzgemeinschaft der Adlon-Anleger. Rund 200 der rund 4.400 Anleger des Fonds traten bei. Für Jagdfeld besonders bitter: auch Grossinvestorin Signal Iduna war dabei. Das gab der Schutzgemeinschaft Gewicht und Seriosität.

Als Fritsch dazu ansetzte, Jagdfeld aus der Führung der Fondsgesellschaft des Nobelhotels Adlon als persönlich haftenden Gesellschafter abwählen zu lassen und statt ihm die Grandhotel Lorenz A. Verwaltungsgesellschaft einzusetzen, setzte Jagdfeld seine PR-Maschinerie in Gang und begab sich auf Roadshow durch Deutschland, um seine Anleger wieder auf Linie zu bringen.

Die Schutzgemeinschaft prangerte u.a. die Pachtverzichte für die Adlon-Holding, die von einem Sohn Jagdfelds geleitet wurde, an. Vor allem aber die Begründungen dafür: Teure Umbauten, Baulärm – durch eine weitere Jagdfeld-Firma – und die Wirtschaftskrise hätten zu Umsatzausfällen geführt. Eine Schlammschlacht begann. 2012 verstarb der Anwalt. Nun nahm Jagdfeld die Versicherung ins Visier.

Klagen dieser Grössenordnung sind Jagdfeld nicht fremd. Bereits 2017 ging er gegen die Schweizer Grossbank Credit Suisse vor. Am Frankfurter Landgericht wurde eine Klage verhandelt, bei der er rund 665 Millionen Euro forderte. Im Zentrum dabei war das inzwischen ebenfalls insolvente Berliner Quartier 206 in der Friedrichstrasse, wo seine Frau Anna Maria Jagdfeld ihren Firmensitz und ihr Warenhaus hatte. Die 1997 eröffnete Luxusimmobilie hat die Jagdfeld-Familie privat finanziert. Die Klage war bislang erfolglos. Jagdfeld und seine Anwälte wollten aber in die Berufung gehen.

Glamouröse Projekte, schwache Leistungsbilanz

Anno August Jagdfelds Name ist eng mit geschlossenen Immobilien-Fonds verbunden. Er initiierte in der Steuerspar-Ära und danach viele geschlossene Fonds und sammelte hohe Millionen-Beträge an Anlegergeldern ein. Das fremde Geld steckte er mit Vorliebe in prächtige Gebäude, wie das Hotel Adlon, das Grandhotel Heiligendamm, den Quellenhof in Aachen, aber auch in spektakuläre Gebäude wie die Pyramide in Berlin Marzahn und die Guttenberg-Galerie in Leipzig. Was nach vorne glamourös wirkte, endete für viele seiner Anleger im Desaster. Sie verloren viel Geld. Dabei kennt sich Jagdfeld als Steuerberater mit Zahlen ziemlich genau aus.

Sein Imperium ist gross, verschachtelt und vor allem intransparent. In die Karten schauen lässt er sich nicht gerne. Nach der Wende hat seine Unternehmensgruppe an der Ostsee viel gekauft und auch kräftig Fördergelder erhalten. Der grösste Umverteilungsprozess der Nachkriegsgeschichte in Deutschland war ein Eldorado für Spekulanten. Jagdfeld griff zu.

1996 kaufte die Entwicklungs-Compagnie Heiligendamm, ein zur Fundus-Gruppe gehörendes Unternehmen, in Heiligendamm bei der Treuhand-Liegenschaften Gesellschaft kräftig ein. Mit dem Deal erwarb er dort den gesamten historischen Ortskern mit 26 Häusern. Einige historische Gebäude wurden renoviert und durch einen Neubau zum Grandhotel Heiligendamm ergänzt, andere dösten unrenoviert vor sich hin. Das Land Mecklenburg-Vorpommern investierte 51 Millionen Euro Fördermittel allein in das Grand Hotel. Dennoch ging es schief.

Nach der Insolvenz des Fundus Fonds Grandhotel Heiligendamm fielen vor allem die anderen Projekte in einen Dornröschenschlaf. Nun aber baut die Gruppe an den als Strandperlen bekannten Villen weiter, saniert und verkauft sie zu ambitionierten Preisen. Doch das ist nicht alles, 1997 kaufte die Fundus Gruppe von Jagdfeld noch Gut Bollhagen und baute es bis 2004 zum Öko-Bauernhof um. Heute umfasst das Gut Vorder Bollhagen über 670 Hektar.
Ebenfalls aktiv war Jagdfeld in Zingst mit dem Fundus-Fonds 36 Strandhotel Zingst-Darss, das Steigenberger betreibt. Über 24 Millionen Euro Eigenkapital und fast 12 Millionen Euro Fördermittel des Landes wurden in den Komplex an der Promenade investiert.

Touristische Stadt geplant

Zur Jagdfeld-Gruppe gehört auch eine ganz Halbinsel: Wustrow, die lange Sperrgebiet in der DDR war und 967 Hektar misst. Sie ist nur über die einstige "Hindenburgstrasse" mit dem Festland verbunden ist. Seit Jahren planen sie eine Bebauung, die aber bisher nicht vorangekommen ist. Wie schon in Heiligendamm protestiert die Bevölkerung. Dabei hat er Grosses vor. Seit 1999 hat die Jagdfeld Gruppe nach Recherchen des MDR eine Touristenstadt für 2.000 Menschen geplant. Luxuriöse Eigentumswohnungen, 5-Sterne-Hotels mit Golfplatz, Marina und Reiterhof sollten es werden. Doch daraus wurde bislang nichts: Die Gemeinde Rerik, die Wustrow verwaltet, gibt kein Baurecht. / Beatrix Boutonnet

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21.12.2016

Berlin. Der legendäre Fondsinitiator Anno August Jagdfeld und der Fundus Fonds Nr. 31, über den das Adlon Hotel in Berlin finanziert ist, verklagten die Versicherung Signal Iduna.

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