Kampf gegen Fachkräfte-Mangel: ein Schritt vor, zwei zurück
HI+

Kampf gegen Fachkräfte-Mangel: ein Schritt vor, zwei zurück

Wien.Mit einem neuen e-Learning Programm möchten das EU-Förderprogramm Erasmus und die ÖHV österreichische, kroatische und slowenische Bewerber fit für die Qualitätshotellerie machen. Ausserdem hat das österreichische Parlament gerade beschlossen, dass alle Asylbewerber ihre Ausbildung beenden dürfen, selbst bei negativem Asylbescheid.

Im September 2018 startete die "Erasmus Hotel Academy", ein Projekt der Österreichischen Hoteliervereinigung und des berufsorientierten EU-Programms Erasmus+. Deren deklarierte Ziel ist es, Programme für mobiles Lernen bereitzustellen, um ein effektives Onboarding von Mitarbeitern mit mehr oder weniger Branchenkenntnis zu gewährleisten. "Wir servieren die Theorie in kleinen Happen, die sich auch zwischendurch gut lernen lassen", erklärt der ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer und spricht dabei gezielt die junge Generation an: "Die ist weltoffen und mobil".

Weltoffen und mobil, so sollen die zukünftigen Hotel-Mitarbeiter sein.Foto: Booking com

Als Kooperationspartner wurden kroatische und slowenische Aus- und Weiterbildungsanbieter mit Tourismusfokus an Bord geholt: das Mitteleuropäische Ausbildungszentrum Toplice und die Therme Tuhelj nahe Zagreb, das Erudio Bildungszentrum Ljubljana, das Aspira College für Management sowie das Design Split an der dalmatinischen Küste Kroatiens. Für die Qualitätssicherung ist AOT Consulting aus Wien zuständig. Die grenzüberschreitende Initiative wird zu 70 Prozent von der EU gefördert.

Neue Jobprofile geschaffen

Zunächst werden Trainingsprogramme für Concierges und Zimmermädchen, Hotel-Animateure und Bellboys sowie für Hotel Diplomacy Manager zur Verfügung stehen. Den Titel Diplomacy Manager sollen künftig Abteilungsleiter in Betrieben im Rahmen einer Fortbildung erwerben können, um anschliessend als Sprachrohr zwischen Gast und Hotel oder als Mediator für die Angestellten zu fungieren. Ein weiteres Aufgabengebiet ist das Qualitätsmanagement während diverser Projekte und deren Umsetzung.

Grundlage für die Lerninhalte ist dabei eine breit angelegte Befragung von hunderten Gästen, Mitarbeitern und Managern aller drei Länder. Gefragt wurde nach Kenntnissen und Fähigkeiten, Einstellungen und Erwartungen jeder Gruppe an die anderen Beteiligten. Nach Erstellung und Aufbereitung der Lerninhalte für die App geht es in die 3-monatige Testphase mit zehn Teilnehmern pro Land; nach der Evaluierung startet die Ausbildung im grossen Stil. Ob die Teilnehmer die nächste Sprosse auf der Karriereleiter in Österreich erklimmen wollen oder in ihrem Heimatland, ist für die Teilnahme nicht entscheidend.

Derzeitiger Projektstand

Momentan sind die Mitwirkenden dabei, die Trainingsprogramme mit allen relevanten Lernmaterialien zu erstellen. Jeder Kurs umfasst dabei 30 Stunden Lerninhalte. Zusätzlich zum Trainingsprogramm wird auch ein Online-Handbuch für die Trainer zur Verfügung gestellt. Ende März 2020 gehen die ersten Kurse voraussichtlich in die Testphase; die Laufzeit des gesamten Projekts ist bis März 2021 geplant.

Asylbewerber dürfen Lehre abschliessen

Gerade diese Woche hat der österreichische Nationalrat ein Gesetz verabschiedet, dass den Aufschub der Abschiebung für Asylbewerber in Lehre ermöglicht. Für Asylbewerber, die ihre Lehre zwischen 2012 und 2018 angetreten und noch keinen negativen Asylbescheid erhalten hatten, war die Regelung bereits in Kraft. Nun wurde sie auf alle Asylbewerber – ausgenommen straffällig gewordene – ausgeweitet. Dies gilt für Berufe mit einem Mangel an Fachkräften und betrifft aktuell 800 Auszubildende im Land.

Dr. Markus Gratzer, Generalsekretär der ÖHV, freut sich über die neue Rechtslage: "Die beschlossene Lösung ist ein Win-Win für alle Beteiligten. Die jungen Asylwerber werden nicht mehr von einem Tag auf den anderen aus dem Unternehmen gerissen. Die engagierten Betriebe haben nun endlich die nötige Rechtssicherheit."

Gewonnen hat die Hotellerie damit nichts: Zum einen gehen die Arbeitskräfte der Branche dann gegebenenfalls nach Beendigung der Ausbildung verloren, da es sich nur um einen Aufschub, aber keine Aufhebung der Ausweisung handelt. Ein von den NEOs vorgeschlagenes "3+2"-Modell, wonach Asylbewerber im Anschluss an die dreijährige Ausbildung noch für zwei weitere Jahre das Recht erhalten, in Österreich im erlernten Beruf zu arbeiten, steht aktuell noch zur Debatte. Zum anderen beinhaltet das neue Gesetz auch eine Regelung, die es zukünftig allen Asylbewerbern in Österreich verbietet, eine Lehre zu beginnen. / red

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"Mozilla/5.0 AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko; compatible; ClaudeBot/1.0; +claudebot@anthropic.com)","accept":"*/*","x-forwarded-for":"18.118.193.232","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"18.118.193.232","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1