Krawalle schaden dem Tourismus Paris leidet erneut ebenso der gesamte Hotel-Sektor Massive Verluste
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Krawalle schaden dem Tourismus

Paris leidet erneut, ebenso der gesamte Hotel-Sektor: Massive Verluste

Die jüngsten Unruhen in Paris haben die Touristen erneut abgeschreckt - ein neues Drama für die Branche.Foto: Randy Colas Unsplash

Paris. Nach vier Wochenenden gewalttätiger Demonstrationen gegen steigende Lebenshaltungs-Kosten und Sprit-Steuern wurden die französischen Protestierenden, auch "Gelbwesten" genannt, gehört. Anfang der Woche kündigte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Verbesserungen an, um die Situation der Leute zu verbessern. Aber der Schaden ist gross, auch im Tourismus: 35.000 Übernachtungen wurden innerhalb einer Woche storniert. Alle Segmente, Hotel-Typen und Kategorien in der Hotellerie sind betroffen. Seit den Terror-Anschlägen "hat es drei Jahre lang gedauert, bis wir wieder auf der Landkarte sichtbar waren und jetzt müssen wir wieder von vorne beginnen", so einer der vielen verbitterten Kommentare zur aktuellen Situation in Paris.

Diese Woche hatte Emmanuel Macron beschlossen, die Steuer-Erhöhungen auf Energie einzufrieren, den Mindestlohn ab 2019 um 100 Euro pro Monat zu erhöhen, und er hat die geplante Steuer-Erhöhung für Rentner mit Niedrig-Einkommen gestrichen. Die Regierung kündigte ausserdem an, dass Überstunden nicht länger versteuert werden müssen und dass Arbeitgeber ermutigt werden, den Arbeitnehmern am Ende des Jahres einen steuerfreien Bonus auszuzahlen. Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Gewerkschaften müssen in diesem Punkt jedoch noch eine Einigung erzielen.

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte, dass die Unruhen für die Wirtschaft des Landes "eine Katastrophe" sind. "Die aktuellen Vorkommnisse werden beim National-Vermögen wahrscheinlich zu einem Wachstums-Rückgang von 0,1 Prozent im letzten Quartal führen", warnte er in einer Sendung von RTL. "Das können wir nicht aufholen. Das ist die Realität. Die Realität der Händler und Unabhängigen, deren Läden an den Wochenenden zerstört und geplündert wurden. Dies ist auch die Realität für ausländische Besucher, die uns beobachten. Ich sehe, welche Auswirkungen das Ganze auf andere Länder hat, das ist nicht gut für die Attraktivität unseres Landes".

35.000 Übernachtungen storniert

Die Attraktivität Frankreichs als Urlaubsziel ist genau das, was den ortsansässigen Profis der Tourismus-Branche Sorgen bereitet. Das Bild von Paris, dem Tor zum Land, ist schwer beschädigt und die Branche ist erneut direktes Opfer der Kollateral-Schäden. "Es ist traurig, wir hatten uns so gut erholt", so Jean Virgile Crance bedauerlich. Er ist verantwortlich für die Beziehungen zu Investoren bei der Louvre Hotels Group und er ist Präsident von GNC, der nationalen Gruppe für Ketten-Hotels. Er bestätigte hospitalityInside.com gegenüber, dass "die Bilder von Paris, die einem Kriegsgebiet gleichen und weltweit veröffentlicht wurden, sofortige Auswirkungen auf die Beherbergungs- und Gastronomie-Branche hatten". Ihm zufolge sind Gäste, die sich bereits in Frankreich befanden, früher abgereist und viele andere, die einen Besuche geplant hatten, haben diesen aufgrund der Ereignisse abgesagt.

Auch wenn wieder Ruhe in den Strassen einkehrt, werden die Auswirkungen noch lange zu spüren sein.Foto: Joshua Humphrey Unsplash

Die Schätzungen des Beratungsunternehmens MKG zu den Auswirkungen steigen jede Woche. Nach den ersten Unruhen im November schätzte das Unternehmen, dass über 25.000 Übernachtungen storniert wurden. "Leider haben wir diese Zahl inzwischen überschritten", so Jean Virgile Crance, der erklärt, dass 35.000 Übernachtungen zwischen dem 28. November und 3. Dezember storniert wurden, obwohl die Zahl der Buchungen insgesamt höher war als die Absagen.

Die geschätzten Verluste bei den Einnahmen belaufen sich für die Hotellerie auf mehrere Millionen Euro. "Wir müssen nicht nur Stornierungen verkraften, sondern verlieren auch noch viele Buchungen in einer Zeit, die eigentlich eine gute Urlaubssaison ist. Der Buchungs-Rhythmus ist inzwischen langsamer und wir sehen  bereits, dass wir 10 bis 15 Prozent Umsatz-Einbussen haben werden", so Crance.

Leisure, Business und MICE betroffen

Ihm zufolge sind alle Hotels betroffen, von unabhängigen Hotels bis Hotel-Ketten, vom Budget- bis zum Luxus-Segment. Da viele der Bilder, die brennende Autos und Zusammenstösse mit Polizei-Kräften zeigen, von der berühmten Champs-Élysées stammen, könnte man meinen, nur 5 Sterne-Hotels wären betroffen. "Ja, das sind sie auch. Viele der Häuser im Upscale- und Luxus-Segment befinden sich in dieser Gegend und ihre internationale Highend-Klientele liebt das Shoppen von Luxus-Artikeln auf den Champs-Élysées. Aber sie sind nicht die Einzigen, die betroffen sind. Die gesamte Hotel-Wirtschaft leidet."

Crance nennt viele nationale Event und Veranstaltungen, die abgesagt wurden, sowie Reise-Gruppen aus Ländern, die sehr vorsichtig sind, was die Sicherheit ihrer Bürger anbelangt. Online raten viele Regierungen ihren Bürgern, sich von öffentlichen Versammlungen fernzuhalten, Städte zu meiden, die von Unruhen betroffen sind, oder sogar die Destination als Ganzes zu meiden. Asiatische Länder zählen hierzu, aber auch die Emirate.

"Zu diesem Zeitpunkt im Jahr entscheiden sich viele Leute endgültig, wo sie ihren Urlaub verbringen wollen und die Unternehmen legen ihre Konferenz- und Tagungs-Planungen für 2019 fest. Nach den Vorfällen werden sie sich bestimmt für unsere Konkurrenz entscheiden. Das Schlimme ist, dass wir die Auswirkungen später im Jahr oder im Jahr darauf zu spüren bekommen", bedauert der GNC-Präsident, dessen Mitglieder sich nur wünschen, dass sich die Lage so schnell wie möglich wieder normalisiert.

Sicherheit zuerst, dann Marketing-Kampagne

Bisher wurden, so viel wir wissen, keine besonderen Bedingungen für die Branche festgelegt, was die Storno-Gebühren betrifft. Die Regelungen der einzelnen Hotels treffen ganz normal zu, aber aufgrund der Schwere der Ereignisse werden Zugeständnisse von den Hoteliers erwartet. 2018 hätte ein Rekord-Jahr für die Hospitality-Branche in Paris seit den Terror-Anschlägen 2015 werden sollen. Lokale Behörden haben gemeinsam mit dem Aussenministerium, Atout France und Hotel-Experten viel Zeit, Energie und Geld investiert, um das Vertrauen der Reisenden zurückzugewinnen.

"Es hat uns drei Jahre gekostet, wieder auf der Landkarte sichtbar zu sein, und jetzt müssen wir wieder von vorne anfangen", erklärt Crance. Glücklicherweise scheint die Regierung zu erkennen, wie wichtig der Tourismus für die Wirtschaft des Landes ist und es wurden bereits mehrere Massnahmen beschlossen. Vor kurzem haben sich Vertreter aus Hotellerie mit dem Wirtschaftsminister getroffen. Jean Virgile Crance nahm an diesen Gesprächen teil und ist erleichtert, dass Le Maire weiss, wie wichtig es ist, dem Tourismus schnellstmöglich zu helfen. Das wissen auch die Vertreter von Atout France, der Stadt Paris und der Region.

"Alle wollen über die Erholung nach der Krise sprechen und wie das Image unserer Destination verbessert werden kann, was grossartig ist. Aber zunächst müssten wir unsere Gäste beschwichtigen. Wir können ihnen gerade nicht garantieren, dass alles in Ordnung sein wird, wenn sie kommen. Das liegt in der Verantwortung der Regierung. Vorerst bitten wir deshalb nur um Ordnung, freie und sichere Bewegung auf den Strassen in Paris und in den Regionen und sichere operative Bedingungen für Läden, Restaurants, Bars, Museen, Attraktionen usw. Es ist an der Zeit, sich zusammenzusetzen, zu reden und dieses gewalttätige Kapitel unserer jüngsten Geschichte abzuschliessen, bevor wir überhaupt an eine Marketing-Kampagne denken", fasst Jean Virgile Crance zusammen.

Banken und Versicherungen sollen helfen

Vorerst hat die Regierung die "Zelle für wirtschaftliche Kontinuität" reaktiviert, die nach den Terror-Anschlägen geschaffen wurde, um einen offenen Dialog mit lokalen Experten zu führen. Die Regierung hat sich auch bereit erklärt, Steuer-Fälligkeiten zu verlängern, Kurzarbeit zu unterstützen, Überziehungskredite zu ermöglichen, und hat sogar Versicherungen gebeten, Betriebs-Unterbrechungs-Regelungen für kleine Unternehmen zu erleichtern. "Der Tourismus ist extrem wichtig für die französische Wirtschaft. Wir haben keine andere Wahl, wir müssen zusammenzuarbeiten, wenn es heisst, das aufzubauen, was erneut zerstört wurde…", so Crance abschliessend. / SD

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