Leisure läuft Business Travel bewegt sich zart
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Leisure "läuft", Business Travel bewegt sich zart

München. "Ja, es geht langsam bergauf", hört man diese Woche von einer kleinen Anzahl deutscher Hotelzentralen und blickt dabei auf eine grosse Zahl an Häusern, die wieder geöffnet haben. Zugleich herrscht noch vielerorts Kurzarbeit und Home Office. Zu gross sind noch immer die Verluste, zu wenig stabil die Lage, und zu nah rückt der mögliche Insolvenz-Herbst. Nachgefragt bei Ketten – eine Momentaufnahme.

Auch der Blick auf die Mai-Zahlen, die STR/Fairmas diese Woche bekanntgegeben hat, sorgt für wenig Motivation. Bei einer Auslastung von 11,7% dümpelte der deutsche Markt im Wonnemonat weiter beispiellos vor sich hin. Und viele Häuser, die noch geschlossen sind, oder wegen marginalen Zahlen keine Meldung abgeben, dürften hier noch nicht einmal berücksichtigt sein.

Als "Auslastungs-Spitzenreiter" fanden sich im Mai 2020 laut STR eher Leisure-Ziele und B-Destinationen, allen voran die Hansestadt Rostock mit 17,6%, gefolgt von Heidelberg und Hannover. Als Verlierer hakten Dortmund, Stuttgart und Mannheim mit Belegungszahlen zwischen 8,2 und 9,2% den Monat Mai wohl für sich ab.

Doch was sagen diese Zahlen aus, wenn jeder Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum obsolet ist? Welches realitätsnahe Gefühl lässt sich derzeit für das Angebot und die Nachfrage herstellen? Und vor allem: Welche motivierende Prognose liefern die Zahlen für den Juni und Juli mit Blick auf geöffnete Grenzen, Pfingstferien, wieder erlaubte Geschäftsreisen sowie geöffnete Wellness- und Tagungsbereiche?

NH Hotels kurbelt mit Aktionen und Rabatten das Geschäft, Dorint Hotels reduziert keine Preise.Foto: NH Hotels

Sekundäre Standorte positiv

hospitalityInside.com fragte bei verschiedenen Ketten nach der Nachfrage in ihren aktuellen Top-Städten im deutschsprachigen Raum, mit Fokus auf dem Zeitraum zwischen 15. Juni bis 28. Juni 2020. Der Tenor ist allerorts ähnlich: Vor allem Leisure-Ziele sind derzeit für Inlandsreisen und "Staycation" gefragt und sorgen für allmählich für das Anziehen des Marktes. "Man merkt, dass die Menschen reisen wollen – ohne sich zu weit von zu Hause wegzubewegen", sagt Mario Maxeiner, Managing Director Northern Europe der IHG.
"Städtereisen, sogenannte ‚Staycations‘ und Destinationen, die gut mit dem Auto erreichbar sind, bieten sich also an. Ebenso sehen wir positive Trends für sekundäre Standorte, auch für Geschäftsreisen." Im touristischen Bereich kämen im IHG-Portfolio vor allem Städte wie Berlin, Hamburg, Hannover, Genf und Wien "langsam zurück", ergänzt er, ohne aber Belegungszahlen nennen zu wollen.

Jörg T. Böckeler, COO von Dorint Hotels, wird da genauer: Rund 80% Auslastung erreichen die beiden Häuser in Binz wieder. Danach liefert aktuell Usedom die beste Belegung, gefolgt von den beiden Häusern auf Sylt, dem Standort Meissen bei Dresden sowie Garmisch-Partenkirchen. "Der Standort muss einen Strand, eine Burg oder ähnliches in der Nähe haben, um derzeit eine grosse Zugkraft für Leisure-Reisende zu erzeugen", sagt er und sieht unter den Grossstädten vor allem Hamburg und Köln leicht im Wachsen.

Die Buchungsfenster sind dabei Dorint-weit von sechs auf zwei Wochen gesunken. So sehr die Menschen die absolute Flexibilität bei der Buchung wünschen, so wenig planbar gestaltet sich damit derzeit das Geschäft. "Aber wir sehen keinen Preisverfall, weil wir uns auch auf keinen Preiskampf einlassen. Dafür gibt es auch keinen Grund", betont der COO.

Leisure-Spass mit 25% Rabatt

Bei den NH Hotels ist man derweil froh, dass die Sommer-Kampagne "Entdecken Sie Ihr eigenes Land" Wirkung zeigt. "Wir können viel mehr inländische Leisure-Gäste in den Hotels begrüssen", sagt eine Sprecherin und nennt den Late Checkout bis 17 Uhr, den Gratisaufenthalt für Kinder bis 11 Jahre und 25% Rabatt als "Lockfaktoren" der Kampagne. Der Trend gehe diesen Sommer entsprechend deutlich zum Kurzurlaub im eigenen Land, von dem im DACH-Raum vor allem die Hotels der Premiummarke NH Collection und der Kernmarke NH Hotels profitieren.

Die stärkste Nachfrage erleben das NH Collection Berlin Friedrichstrasse, das NH Heidelberg und das NH Collection Wien Zentrum. Auch die Collection-Häuser in Hamburg und Dresden sind derzeit am meisten gebucht und generieren, wie alle genannten Häuser, im Schnitt eine Auslastung von rund 50%. "Wir freuen uns, dass Ende der Woche 100 Hotels in Nordeuropa wieder eröffnet sind", sagt die Sprecherin. "Der Endspurt für die restlichen 26 Häuser läuft."

Marriotts Geschäftsreise-Buchungen steigen langsam

Auch bei Marriott International ist man in Europa in der grossen Wiedereröffnungsphase angelangt. In Österreich und der Schweiz sind 15 Häuser wieder am Start. Im gesamten DACH-Raum verzeichneten zwischen dem 15. und 28. Juni 2020 die höchste Auslastung die Häuser in Hamburg, Essen, Stuttgart, Wien und Hannover – mit einer Belegung "von bis zu 50% an manchen Tagen". "Wir sehen einen klaren Schwerpunkt an Leisure, verzeichnen aber auch vermehrtes Corporate-Geschäft in Hannover und Essen", heisst es aus der Zentrale. "Für Berlin, Hamburg, Salzburg, Zürich, München und Wien verzeichnen wir darüber hinaus kontinuierliche Anfragen und besonderes Interesse für Staycation-Aufenthalte und Wochenendreisen."

Mit der Aufhebung der Grenz-Beschränkungen buchen mittlerweile auch wieder vermehrt Gäste aus den Niederlanden und Dänemark die Marriott-Häuser im DACH-Raum. Auch aus dem Nahen Osten werden für München, Zürich und Wien mehr Buchungen erwartet. Zudem steigt in Märkten wie Berlin, Hamburg, Zürich, Wien und München aufgrund der Freigabe von Reise-Beschränkungen die Zahl der Geschäftsreise-Buchungen. In Hamburg und München finden sogar wieder sehr kleine Meetings oder Veranstaltungen statt.

Und so sehnen sich, bei allem Leisure Boom, alle nach dem Business Travel. "Alle warten darauf, dass es wieder losgeht, aber es geht noch nicht los", bringt es Jörg T. Böckeler auf den Punkt. Erst Ende August wollen viele Firmen die Situation neu bewerten. / Sylvie Konzack

 

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