Bethesda/Kopenhagen. Die Beziehungen zwischen Marriott International und der – unfreiwillig mitübernommenen – Marke Design Hotels bekommen in den nächsten 24 Monaten eine neue Qualität: Die Eigentümer der Individual-Hotels müssen sich entscheiden, ob sie weiterhin ein "Design Hotel Classic" mit bisherigen Loyality-Vorteilen bleiben möchten oder mehr Geld ausgeben wollen, um von dem Mega-Loyalty-Programm der Kette zu profitieren. Oder ob sie austreten möchten.
Als börsennotiertes Unternehmen erliess Marriott International Inc. über seine Tochter Starwood Hotels & Resorts am Mittwoch vergangener Woche eine sogenannte "Weisung" an die Design Hotels AG, dafür Sorge zu tragen, dass sich die "bestehende Anbindung von Design Hotels-Mitgliedshotels an die Starwood-Vertriebskanäle und das Starwood-Loyaltyprogramm SPG nicht verlängert". Kurz gesagt: Design Hotels kündigt seine Verträge mit Starwood bezüglich des Bonusprogrammes, so dass der Weg frei wird für Marriotts neues Angebot an die Design Hotels-Mitglieder. Eine solche Weisung ist möglich aufgrund des bestehenden Beherrschungsvertrages zwischen Starwood und Design Hotels; er markierte im Juli 2014 die mehrheitliche Aktien-Übernahme von Design Hotels durch Starwood.
Der neue Vorschlag wurde den Mitgliedern während der Design Hotels-Hauptversammlung in Kopenhagen vorgestellt. Marriott möchte die kreativen Privathotels, die ihr Eigenleben bislang unter dem Kettendach weiterleben konnten, stärker an sich binden, indem es ihnen mehr Dienstleistungen offeriert. In den nächsten zwei Jahren muss sich jedes Design Hotel-Mitglied damit für eine neue Variante entschieden haben. Das neue Vertragsmodell beinhaltet insbesondere die Anbindung an die Marriott-Vertriebskanäle, an das Marriott-Loyalitätsprogramm, einen standardisierten Leistungsumfang und eine neue Preis-Gestaltung.
Marriott will die enge Anbindung
Sascha Wolf, Chief Financial Officer der Design Hotels AG, präzisiert: Künftig könne das einzelne Haus so z.B. ebenfalls von Marriotts Call Center profitieren, seinen eigenen Traffic über die Online-Distribution und digitalen Services von Marriott erhöhen, das Haus erhält zudem Zugang zu den Gruppen-Deals von OTAs und deren Kreditkarten-Konditionen und natürlich zum gesamten Reservierungssystem von Marriott. Letzteres war bisher nur den Häusern möglich, die sich SPG angeschlossen hatten. Von den 300 Design Hotels-Mitgliedern hatten sich 140 bei SPG angemeldet.
Das klingt im Kern verlockend. "Noch aber können wir kein Pricing für dieses neue Angebot kommunizieren", sagt Wolf mit Blick auf die erst eine Woche alte Entscheidung des Mega-Konzerns, "wer sich aber dafür interessiert, dem präsentieren wir das Ganze persönlich". Er schätzt, dass vor dem zweiten Quartal 2019 – bedingt durch die Vertragslaufzeiten – keinerlei Veränderungen nach aussen sichtbar werden.
Wer keinen neuen Vertrag mit Marriott eingehen will, hat die Wahl, ein "Design Hotel Classic" zu bleiben, bei dem es die gleichen Konditionen und Services wie in den letzten Jahren geniessen kann – oder das Haus muss austreten. Das dürfte vor allem für die kleineren Design Hotels eine schwierige Entscheidung werden, während die grösseren Häuser, die jetzt schon über SPG mehr Gäste gewonnen haben, ihre Effizienz im Konzern-Verbund sicher noch steigern könnten.
Die Marke Design Hotels soll unter dem Marriott-Dach jedenfalls bestehen bleiben, sagt Wolf. Über die Frage, ob die Kooperation in der Kette nicht Angst habe, dass man so einige Design Hotels verlieren könne, die kurz danach vielleicht wieder über Marriotts Soft-Brand The Autograph Collection eingesammelt werden, lässt den CFO nur schmunzeln: Solche "Abwerbeversuche" habe es auch schon früher gegeben, vor der Starwood-Übernahme. / map