Mit Niedrigpreisen in den zweiten Lockdown

Was kostet ein Bett pro Nacht? Von Dumping- bis Höchstpreisen ist alles möglich, je nach Buchungskanal und Unternehmensstrategie. Daran hat sich auch in Corona nichts geändert.Foto: map

München. Wir schreiben den 8. Monat der Corona-Pandemie. Der erste massive Lockdown im Frühjahr riss die Branche in Deutschland bereits in die Tiefe. Der neue "Lockdown Light" ist verfügt: Im November müssen Gastronomie und Hotellerie erneut schliessen, hat die Bundesregierung vor zwei Tagen entschieden. Sollten im Dezember die Business-Hotels wiedereröffnen, wie weit werden dann die Preise dann gesunken sein? Wir haben in einem Blitz-Check diese Woche für fünf Städte die aktuellen Preise abgefragt, und zwar bei: B&B, Dorint, Holiday Inn Express, Motel One, Moxy, NH, Novotel, Premier Inn, Radisson und Steigenberger.

Zu welchen Preisen verkauften Ketten in Deutschland diese Woche ihre Zimmer? hospitalityInside.com hat am Montag eine spontane Stichprobe für eine Übernachtung in dieser Woche gemacht hat. Die Ergebnisse zeigen nun, wie auf welchem Niveau die jeweiligen Hotels in den November-Lockdown gehen.

Die Zimmer-Anfrage erfolgte am Montag Vormittag und bezog sich auf die günstigste Nacht für eine Person vom 28. auf 29. Oktober 2020, abgefragt auf der Webseite der Hotelgruppe, über HRS und Booking.com. Die Abfrage erfolgte für die Metropolen Berlin, München, Hamburg, Köln und Frankfurt anhand einer Auswahl an Ketten und Brands unterschiedlichster Kategorien: B&B, Dorint Hotels, Holiday Inn Express, Motel One, Moxy, NH, Novotel, Premier Inn, Radisson und Steigenberger. Bei mehreren Häusern der gleichen Marke in einer Stadt wurde das nächstgelegene zum Hauptbahnhof ausgewählt.

Frankfurt oben?

Der grosse Stadthotel-Verlierer dieser Monate, Frankfurt/Main, rief bei unserem Blitzcheck mit 100,83 Euro den höchsten Durchschnittspreis für einen Alleinreisenden für eine Übernachtung auf. Dabei lagen die Preise im Vergleich zu anderen Städten nicht unbedingt höher, allerdings gab es einen Ausreisser: Das Luxushotel Steigenberger Frankfurter Hof mit rund 260 Euro ohne Frühstück hievte die durchschnittliche Stadtrate nach oben, dies sogar als bundesweit höchste Rate an diesem Tag in dieser Auswahl.

Es folgte im Metropolen-Vergleich Hamburg mit 96,52 Euro: Die Hansestadt bestätigt den Trend der Sommer-Monate zu einer vergleichsweisen höheren Nachfrage als in anderen Metropolen, bedingt durch die Nähe zu den Ferienregionen an den Küsten und dem traditionell hohen Anteil an Freizeit-Reisenden aus dem Inland. Im Mittelfeld landeten Köln und München. Das Raten-Schlusslicht bildete am Montag - für die Übernachtung von Mittwoch auf Donnerstag - Berlin mit 86,04 Euro.

Noch im September 2020 beklagten STR und Fairmas in ihrem Report für Frankfurt einen Absturz der Preise und errechneten eine ADR von 88 Euro, bei einer Belegung von nur 28%. Spitzenreiter im letzten Monat hinsichtlich der Belegung und der ADR war Hamburg mit 51,8% und 95,80 Euro. Berlin hatte, laut STR/Fairmas, im gesamten September mit 80,50 Euro sogar eine noch niedrigere Durchschnittsrate als jetzt, bei einer September-Belegung von fast 40%. München bewegt sich weiter relativ konstant im Keller – im Vormonat kam die Stadt ebenfalls nur auf eine ADR von 87,40 Euro bei einer Belegung von 33,9%.

PREISVERGLEICH CITY-HOTELS IN DEUTSCHLAND: FRANKFURT
Stichprobe: Übernachtung 28./29.10.20, 1 Person, günstigster Preis,
Abfrage 26.10.20 Vormittag durch HospitalityInside 

*Alle Preise in Euro

Kampfpreise bei Premier Inn, Motel One stabil

Bei unserem Blitz-Check fällt beim Einzelblick auf die Marken auf, dass B&B Ende Oktober 2020 ebenfalls in Frankfurt auf den höchsten Preis im Vergleich zu anderen Städten setzte – München bildete dagegen bei der Budgetkette für Mittwoch mit unter 50 Euro das Raten-Schlusslicht. Holiday Inn Express ist wiederum in der Isarmetropole im Vergleich am teuersten gewesen. Und wer in München ins Moxy am Ostbahnhof wollte und kein Zimmer mehr fand, der erhielt über den eigenen Kanal wie auch über Booking.com ein Angebot für ein Studio-Apartment im benachbarten Residence Inn.

Premier Inn, die im deutschen Markt massiv expandieren möchten, setzt in unserem Check auf Kampfpreise, angefangen bei 36 Euro in Berlin, und wählte insgesamt, mit Blick auf die fehlende Präsenz bei den OTAs, primär den Direktvermarktungsweg. Letzteres ist Strategie von Premier Inn und im Heimatmarkt Grossbritannien sehr erfolgreich: 90% der Buchungen kommen dort direkt. Die Gruppe mit britischen Wurzeln setzt allerdings auch stark auf Yielding. Beim deutschen Konkurrenten Motel One mit relativ konstanter Fixpreis-Politik konnte sich der Gast beim Blitz-Check überall auf eine stabile Rate von etwa 80 Euro einstellen; einzig in Köln lag der Preis höher.

Im Vergleich dazu war ein NH Hotel, sogar aus der Collection-Marke, in Frankfurt am Montag schon für 67 Euro zu bekommen. Nur beim frisch renovierten NH Collection München Bavaria oder beim NH Collection Hamburg City wagten sich die Spanier auch an Angebote von 132 oder 125 Euro. Radisson Blu rief in dieser Woche stabil hohe Preise über 100 Euro auf und schwächelte nur beim Park Inn by Radisson München mit einer Rate um die 80 Euro. Steigenberger setzte, bis auf Frankfurt, auf eine ähnliche Preisstrategie wie Radisson. Zwischen den Distributionskanälen unterschied sich Steigenberger bei der Höhe der Raten kaum.

PREISVERGLEICH CITY-HOTELS IN DEUTSCHLAND: BERLIN
Stichprobe: Übernachtung 28./29.10.20, 1 Person, günstigster Preis,
Abfrage 26.10.20 Vormittag durch HospitalityInside

*Alle Preise in Euro

Mitglieder bevorzugt

Das Frühstück war im Blitz-Check nur bei Holiday Inn Express zum Teil inkludiert, teilweise auch bei Dorint über HRS im Rahmen der Business-Pakete. Immer wieder wurden, je nach Standard-Verfügbarkeit, auch Übernachtungen im Doppelzimmer als günstigster Preis angeboten.

Vieles folgte dabei auch Promo-Aktionen und Extra-Vergünstigungen durch Rewards-Mitglieder. Bei NH Hotels z.B. ist dem Summer Sale jetzt die "Herbst Staycation" gefolgt, mit bis zu 35% Rabatt an den Wochenenden, inkludiertem Frühstück und Late-Checkout. Über das Rewards-Programm waren weitere Vergünstigungen möglich. Auch bei Dorint oder Moxy waren die Vergünstigungen durch Mitgliederrabatte bei den Angeboten omnipräsent. Und bei den Buchungsportalen lockte immer wieder auch HRS mit seinen "myHRS"- bzw. Business-Traveller-Sonderangeboten.

Und die Möglichkeiten zur Stornierung? Die war bei vielen, wenn auch nicht allen, tatsächlich bis ein, zwei Stunden vor der Anreise kostenfrei möglich, bei manchen auch bis zum Vortag – eine Flexibiltät, die auch mit Blick auf den erneuten, kurzfristig angesagten Lockdown künftig zu den grössten Gäste-Wünschen zählen dürfte.

…und nur noch 10 Euro für die letzte Nacht

Bis zum Inkrafttreten des touristischen Reiseverbots in Deutschland am Montag zog der Berliner Hostel-Anbieter a&o noch einmal alle Register: Er bietet aktuell, von diesem Mittwoch bis zum kommenden Sonntag, eine Übernachtung pauschal zu – sagenhaften - 10 Euro pro Person an. Quasi der Schlussverkauf der vorerst letzten Urlaubstage – verbunden mit der stillen Hoffnung auf einen virus-gedämpften Dezember und weisse "Reise-Weihnachten". / Sylvie Konzack

PREISVERGLEICH CITY-HOTELS IN DEUTSCHLAND: Hamburg, Köln, München
Stichprobe: Übernachtung 28./29.10.20, 1 Person, günstigster Preis,
Abfrage 26.10.20 Vormittag durch HospitalityInside

*Alle Preise in Euro