München. Der durch die Pandemie beförderte Home Office-Trend hat eine weitere Entwicklung mit sich gebracht: den Büro-Tage-Trend. MyFlexHome hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht und vertreibt als Buchungsplattform jetzt einzelne Hotelübernachtungen im Monats-Abo-Modell. Bisher wird das Abo nur in München angeboten – weitere Städte sind geplant.
Das junge Münchner Start-up fokussiert Gäste, die für Büro-Anwesenheitstage oder aus anderen Gründen regelmässig in der gleichen Stadt sind. Anstelle einer Zweitwohnung oder langem Pendeln haben sie auf MyFlexHome die Möglichkeit, Hotel-Abo-Pakete von vier, sechs, acht, zehn oder zwölf Nächten pro Monat zu einem fixen Preis zu buchen. Die Tage können von den Gästen einzeln oder am Stück in allen Varianten in Anspruch genommen werden. Die Plattform verspricht den Abonnenten, bis eine Woche vor Aufenthalt sicher buchen zu können. Nächte, die nicht genutzt werden, können in den nächsten Monat mitgenommen werden.
Apartments für Büro-Präsenztage im Abo buchbar machen: In München macht u.a. Smartments Business mit.Foto: GBI
"Bisher funktioniert es gut, dass die Hotels die entsprechenden Kontingente blocken, auch während der in vielen Häusern gut gebuchten Sommermonate", informiert Co-Founder Kilian Ricken. Die Hotels können die Preise selbst festlegen und auch Messeaufschläge berechnen. Allerdings sollen die Raten im Abo günstiger sein als Einzelbuchungen auf der Hotelwebsite. MyFlexHome verspricht seinen Abonnenten, bis zu 50% günstiger als Einzelbuchungen im Hotel zu sein. Als Kommission berechnet die Buchungsplattform grundsätzlich 10%.
71% planen künftig zwei Homeoffice-Tage und mehr
Die drei Gründer, die ein IT- bzw. Betriebswirtschaftsstudium mitbringen, stützen den Bedarf des Abo-Modells mit einer eigenen Studie unter dem Titel "New Normal – ortsunabhängiges Arbeiten". In dieser gaben 71% der Befragten an, langfristig mehr als zwei Tage Homeoffice pro Woche zu planen – eine Steigerung von 172% gegenüber der Vor-Corona-Zeit, heisst es. Ein Viertel der Teilnehmer hat angegeben, derzeit nicht am geografischen Wunsch-Wohnort zu leben und umziehen zu wollen. Sechs von zehn Befragten können sich vorstellen, ein Hotel-Abo als Alternative zur Zweitwohnung oder langem Pendeln zu nutzen.
Laut einer weiteren eigenen Analyse haben inzwischen drei DAX-Unternehmen keine Obergrenze mehr für die Anzahl an Home Office-Tagen. 14 weitere Unternehmen hätten eine Regelung von zwei bis vier Tagen Home Office bestätigt, und bei weiteren neun sei davon auszugehen, dass künftig ein bis drei Tage von zuhause gearbeitet werden kann.
Hotel statt Zweitwohnung
Für Hotels nennen die Gründer als Vorteil, dass Hotel-Abos Geschäftsreiseausfälle kompensieren und mehr Auslastungssicherheit bringen. Gäste blieben durch die monatliche Kündigungsoption flexibel, sparen Wohnungskosten und kommen in den Genuss von Hotel-Services wie Fitness, Reinigung oder der Möglichkeit, den Koffer zwischen den Übernachtungen im Hotel lagern zu können. Städte wiederum würden von "freiwerdenden Zweitwohnungen" und einem entspannteren Wohnungsmarkt profitieren.
Die Vorschuss-Lorbeeren für die weitere Entwicklung des im August 2021 gegründeten Start-ups sind bereits gross: Im Oktober 2021 gewannen die Unternehmer den 12. Gründerwettbewerb "Start?Zuschuss!" des Bayerischen Wirtschaftsministeriums und damit 36.000 Euro für ihre Anlaufkosten. Beim diesjährigen Start-up Award des deutschen Hotelverbandes IHA gehörten sie zu den Finalisten.
Bislang sind auf MyFlexHome erst Abo-Übernachtungen in München möglich. Hier nehmen sowohl klassische Hotels wie auch Serviced-Apartment-Betriebe teil. Als weitere Städte sind auf der Website bereits Hamburg, Frankfurt, Berlin, Köln, Düsseldorf, Stuttgart und Nürnberg aufgelistet, auch wenn hier noch nichts buchbar sind. "Wir sind aber dabei", sagt Ricken. / syk