Nur noch 7 Quartale STR Data Conference Europa liegt danieder holt aber schnell wieder auf
HI+

Nur noch 7 Quartale

STR Data Conference: Europa liegt danieder, holt aber schnell wieder auf

Baldiger Boom für Leisure und Bleisure: STR bleibt in seinen Voraussagen positiv.Foto: unsplash livi po

London. "Für die letzten zehn Prozent Erholung werden wir bis zum Jahr 2025 brauchen", sagt Robin Rossmann, Geschäftsführer STR, nach der ersten "Global Data Conference" des Unternehmens voraus. 90 Prozent sollten aber schon bis zum Jahreswechsel 2022/23 geschafft sein. Er bleibt optimistisch, selbst für Europa – die Region, die bisher das traurige Schlusslicht ist.

Über 1.000 Teilnehmer waren am 25. März bei der ersten virtuellen und zugleich weltumspannenden Daten-Konferenz über Stunden hinweg eingeloggt; von den Zuhörern/Zusehern kamen etwa 500 aus den USA und die übrigen etwa je zur Hälfte aus Europa und Asien-Pazifik. Hunderte von Charts in über 40 Präsentationen lieferten die Fakten, Diskussionsrunden mit Branchen-Persönlichkeiten lockerten das zahlenlastige Format wieder auf.

Ja, Daten sind immer noch wichtig, sagt Rossmann, gerade weil sie aktuell fast überall auf dem Boden liegen und alle und alles gleich machen. Erzielten Hotels vor Covid typischerweise ein Perfomance-Wachstum von 10-20% im Markt, klafft jetzt eine massive Lücke zu minus 80% Performance. Und jetzt zeigen die Recovery-Daten, wer die Märkte versteht.

Shut-down Room Inventory:
In Europa waren 2020 nur noch 25% der Hotels offen. Schlimmer war es nur noch
in Südamerika und in Zentralamerika.


RevPAR Desaster:
An den meisten Standorten rund um die Welt fiel er 2020 unter 50%, in Europa waren es -72%.
Selbst Zentralamerika und Nordafrika schlugen sich besser.

2019 war die Nachfrage aus dem heimischen Markt schon gross..


Europa ist aktuell von einer Erholung so weit entfernt wie keine andere Region. "Schuld sind die langen und starken Reise-Restriktionen der Regierungen", sagt Rossmann, "ausserdem ist die Bevölkerung in Europa am ältesten, sie müssten am schnellsten geimpft werden. Der Reise-Sektor ist ein glückloses Opfer. Die Regierungen müssen das Virus in den Griff bekommen!", analysiert er. Umgekehrt aber könne er keine einzige Destination auf der Welt benennen, die als "beste" oder als "Muster"-Destination aus der Pandemie hervorgehe. Jedes Land hat sich seiner eigenen Strategie verschrieben. "In Europa ist die Situation am schlimmsten – während die USA am schnellsten auf die Füsse kommt; sie erreichte in den letzten Wochen schon Belegungen von durchschnittlich 60%", vergleicht er.

Staatliche Bremse und Kosten-Bremse:
In einer STR-Umfrage unter 872 Personen sagten 77%, dass sie
die grössten Reisehürden in den jeweiligen staatlichen Restriktionen sehen. 64% nannten Scherereien um eine potentielle Quarantäne als Grund für ihre Zurückhaltung.
Über die Hälfte aber zögerte aufgrund der - fehlenden - Lastminute-Stornierungen,
und 47% befürchteten Ärger bei der Rückerstattung des Geldes. 29% scheuten übrigens auch Zusatzkosten für erforderliche Tests, 23% waren besorgt über ihre Reiseversicherung und 15% zeigten sich generell vorsichtig aufgrund finanzieller Bedenken durch Covid-19.

Im 4. Quartal 2022 wird alles besser

STR hat untersucht, ob es eine Korrelation zwischen der Veränderung in der Belegung und der Veränderung in den Raten gibt: Steigern Dumping-Raten die Belegung in der Krise? Das Ergebnis: Nein, dafür gibt es keine Korrelation. "Beides, Belegung und Rate, werden sich aber recht schnell erholen", versprüht der Daten-Analytiker Optimismus und zählt deshalb lieber in kürzer klingenden Quartalen als in lang anmutenden Jahren.

"Wir sind nur noch 7 Quartale davon entfernt, dass der RevPAR in den meisten Fällen wieder bei 90% des Pre-Covid-Niveaus liegen wird," sagt er. Im Q4 2022 würden sich die Dinge schon wieder sehr stark wie 2019 anfühlen.

Erholung Global:
Laut STR fällt die globale Erholung regional unterschiedlich aus, sieht aber
Nordamerika und Europa als diejenigen Länder, in den das
Vertrauen ins Reisen schneller zurückkommt als in Grossbritannien,
immer im Vergleich Post-Pandemic zu Pre-Pandemic.

Robin Rossmann.Foto: STR

Wann die Erholung der letzten 10% greift, hängt davon ab, wann das Virus schwindet. Zusätzlich könnten "Schulden-Finanzierung und Arbeitslosigkeit Handicaps sein", merkte David Goodger, Managing Director EMEA von Tourism Economics, während der Data Conference an. Aber auch er bleibt optimistisch: Weltweit hätten die Haushalte durch die Pandemie sehr viel Geld gespart. Europaweit landeten letztes Jahr 585 Milliarden Euro zusätzlich auf den Sparkonten. In Deutschland haben private Haushalte 2020 rund 100 Milliarden Euro weniger ausgegeben als vor der Pandemie.

Viele wollen Geld fürs Reisen ausgeben. "Domestic Travel wird überall die neue Norm", schlussfolgerte in einer Diskussionsrunde Anders Nissen, CEO von Pandox. Die Einheimischen werden auch wieder die Städte beleben. Und Robin Rossmann motiviert die Europäer weiter durch den Blick nach Asien: "China erholt sich schliesslich auch schneller, weil 95% seines Business aus dem eigenen Land kommen!"

Erholung Europa:
Gemessen an den Übernachtungsankünften wird Leisure 2023 final ins Positive umschlagen.
Einzig das Business-Segment kehrt nur langsam zurück: von etwa -30% in 2022
auf -20% in 2023 und weiter auf etwa -10% in 2024 und auf -5% in 2025.

... und im Jahr 2020 ist die Nachfrage weiter gestiegen.


Das nationale bzw. lokale Geschäft ist schon 2020 in jenen Ländern, die eh schon überwiegend vom Domestic Business lebten, nochmals wichtiger geworden, und es wird die Brücke bleiben, bis der internationale Reiseverkehr wieder einsetzt.

Über alle Länder hinweg gilt unterdessen: Die grossen, vom internationalen Verkehr abhängigen Städte werden weiter massiv leiden.

So litten die globalen Gateway Cities:
Unter 25% Belegung fielen 2020 weltweit die Städte Buenos Aires, Sao Paulo,
Nairobi und Bogota, Marrakesh und Rom. Das Gros aller Gateway Cities
erzielte Belegungen von 26-50%; dazu gehören alle amerikanischen und die - übrigen –
europäischen Städte. Über 50% Belegung schafften nur Shanghai und Singapur.

Selbst in Grossbritannien wird London weiter hadern, auch wegen des Brexit mit seinen immer noch nicht geklärten Feinheiten für die Wirtschaft. "Etliche Reisende aus Europa haben deshalb London nicht auf ihrer Liste," so Rossmann. "Eher erwarten wir hier – ebenfalls geimpfte – Touristen aus Dubai oder den Emiraten, die der Hitze entfliehen – aber auch nur, wenn sie nach der Ankunft in UK nicht in Quarantäne müssen."

Die Tristesse lässt als erstes nach in Städten bzw. Ländern mit hoher Impf-Quote. Am 15. April waren über 32 Millionen Briten mindestens einmal geimpft. Und es geht zügig weiter. In dieser Woche öffneten erstmals wieder die Pubs, die ihre Pints vorerst aber nur draussen servieren dürfen; am 17. Mai sollen dann auch wieder im ganzen Land die Hotels öffnen dürfen. Der Sommer 2021 wird damit für die stark leidende Hauptstadt deutlich fröhlicher werden: War London 2020 eine leere Stadt, werden jetzt Leisure-Reisende kommen. Für Geimpfte sollte bis dahin wieder alles möglich sein. Und dieses Bild könnte sich auch schon bald für andere Gateway Cities gelten.

"In London ist für diesen Sommer schon sehr viel ausgebucht", sagt Robin Rossmann und rät den Hoteliers zu kreativen Packages für erfahrene London-Kenner. Aus gutem Grund: Zu den "Kuriositäten" in der STR-Marktanalyse 2020 gehört nämlich auch, dass Short-term Rentals wie Airbnb vergangenes Jahr über 50% der Belegung in London an sich rissen, während die klassischen Hotels nur 10-20% erreichten. "In einem Jahr, in dem es keine internationalen Reisen gab, ist dieser Segment-Unterschied interessant", merkt Markt-Beobachter Rossmann an. "Zudem stieg im Short-term Rental die Aufenthaltsdauer von 3 Tagen auf 11-12 Tage. Weshalb erfassen Hotels dieses Geschäft nicht?", fragt er verwundert. Die Kitchenette alleine war sicherlich nicht der Grund. Er vermutet eher, dass Airbnb & Co. den Reisenden viel schneller die sichere Privatsphäre ihrer Apartments schmackhaft machen konnte.


Airbnb vs. Hotels:
Im gesamten Jahr 2020 verzeichnete Airbnb -30% Umsatz,
global verloren die Hotels im Vergleich -55% ihres RevPAR.


Serviced Apartments vs. Hotels:
Rund um den Globus zeigten sich Serviced Apartments widerstandsfähiger als Hotels.
Der RevPAR-Unterschied betrug im Vergleich von 2020 zu 2019 im Schnitt 10-15%.

Die endgültige Erholung wird sich bis 2025 ziehen.


Vom grossen Reisehunger werden jene Länder profitieren, die selbst bereits eine hohe Herden-Immunität vorzeigen können, sichere Flüge und Aufenthalte bieten und Touristen nur kontrolliert und limitiert hereinlassen. An diesem Dienstag meldete Israel, dass man das Land ab dem 23. Mai für geimpfte Gruppen ausländischer Touristen öffnen werde. In einer zweiten Phase dürfen dann auch individuelle Touristen einreisen. Alle müssen sich vor Abflug einem PCR-Test unterziehen, ebenso wie bei Ankunft am Ben-Gurion-Flughafen einem serologischen Test vor Ort zum Nachweis ihrer Impfung.

Israel ist ein Musterbeispiel dafür, wie starke und schnelle Destinationen die Rahmenbedingungen im Reisemarkt verändern werden. Und mit dieser Dynamik wird auch wieder die Bedeutung des RevPAR zulegen.

2021 wird für die Reisenden damit ein Game Changer werden, für die Projekt-Entwickler und Planer in Europa war es bereits das Jahr 2020, stellte Thomas Emanuel, Director STR, fest. In diesen 12 Monaten wurden 138% mehr Projekte abgewertet, was konkret 1.396 Projekte in 2020 bedeutete. Die Zahl der Upgrades stieg um 11% auf 956.

Von 5.858 aktiven Projekten in der europäischen Pipeline wurde 524 aufgeschoben - die meisten davon in Deutschland, gefolgt von Kasachstan und Island, UK und Dänemark.

Aufgegeben wurden 760 Projekte, die meisten davon in UK, gefolgt von Russland, Island, Türkei und Deutschland. Grossbritannien führt aber die Liste der "Pipeline Hotspots" immer noch an, gefolgt von Deutschland in allerdings grossem Abstand. / Maria Pütz-Willems

Verwandte Artikel

Das sind Taschenspieler-Tricks

Das sind Taschenspieler-Tricks

15.4.2021

Ahlbeck. Viele Politiker sind keine Vorbilder mehr – und sagen auch nicht die Wahrheit. "Zuschüsse für uns werden als Geschenk bezeichnet", wettert Rolf Seelige-Steinhoff, CEO von Seetel, über die Berliner Regierung. "Das sind Taschenspieler-Tricks." An jeder Finanzhilfe verdient der Staat zudem selbst noch kräftig mit.

Hotelgruppen schreien SOS

Hotelgruppen schreien SOS

15.4.2021

Köln. Die Hotellerie in der DACH-Region ächzt unter dem permanentem Lockdown und unzureichenden Corona-Hilfsgeldern. Jetzt platzt den Hotelgruppen der Kragen. Dorint, Lindner, H-Hotels, Leonardo, Dormero, Centro, GSH-Group und Althoff Hotels nannten gestern in einer gemeinsamen Pressekonferenz Zahlen und Fakten. Hoffentlich ist es nicht zu spät.

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"claudebot","accept":"*/*","x-forwarded-for":"18.232.185.167","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"18.232.185.167","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1