Amsterdam. Sollte die Nachricht von Bookings Bonus-Geschenk an drei Top-Manager in Höhe von 28 Millionen Euro in den USA unbemerkt geblieben sein, setzt der öffentliche und politische Aufschrei in den Niederlanden, dem Geburtsland des Unternehmens, Booking.com jedenfalls mächtig unter Druck.
Letzten Freitag haben wir einen Beitrag veröffentlicht und darin berichtet, dass Booking.com seine eigenen Vergütungsregeln geändert hatte, damit CEO, CFO und VP trotz katastrophaler Ergebnisse aufgrund der Pandemie Boni erhalten dürfen. Später an diesem Tag überraschte das Unternehmen dann alle mit der Ankündigung, die 65 Millionen Euro an Hilfsgeldern zurückzuzahlen, die das Unternehmen von der niederländischen Regierung zur Fortzahlung der Löhne zu Beginn der Corona-Krise erhalten hatte. Dies gilt auch für weitere 40 Millionen, die das Unternehmen in anderen Ländern erhalten hat.
"Während der Pandemie haben wir die verfügbaren Optionen bestmöglich genutzt, um uns durch die Krise zu helfen und die Beschäftigung aufrechtzuerhalten, darunter auch die Nutzung des NOW-Programms in den Niederlanden", so das Unternehmen in einer Erklärung. "Die Frage, ob wir die NOW-Gelder zurückzahlen würden, lag immer auf dem Tisch, doch wir bei Booking.com mussten erst sehen, wann wir finanziell stabilere Gewässer erreichen würden."
Die Zweite Kammer der Generalstaaten in Den Hag schien der Erklärung des Unternehmens keinen Glauben zu schenken. Die meisten politischen Parteien reagierten letzte Woche empört, als bekannt wurde, dass Booking Boni ausgezahlt hatte. Laut der lokalen Nachrichten-Webseite NOS riefen Vertreter der Parteien VVD und Denk direkt zum Boykott auf, was Unterstützung in den sozialen Medien fand, während die Partei ChristenUnie die biblische Stelle "Die Liebe zum Geld ist die Wurzel allen Übels" zitierte.
Auf LinkedIn wurde sehr häufig das De-Installieren der Booking-App oder das Direkt-Buchen in den Kommentaren genannt. Viele hinterfragten den moralischen Kompass der Unternehmensführung. Neils Meijssen, Co-Founder und CEO von Moonback, ist einer von ihnen. "28 Millionen Euro für drei Manager? Und was ist mit dem Timing? Die Hotel-Branche muss sich doch erst erholen", fragt der Jung-Unternehmer, dessen faire Plattform verspricht, eine Alternative zu Booking.com zu werden. Die Website wird demnächst online gehen.
Rückzahlung wirft neue Fragen auf
Zweifelsohne hat das Image von Booking.com gelitten. Und das Unternehmen weiss das. "In den letzten Tagen haben wir die Diskussion in der niederländischen Gesellschaft genau verfolgt; wir nehmen das Ganze sehr ernst und uns ist die Sensibilität dieses Themas bewusst, deshalb haben wir beschlossen, die Hilfsgelder jetzt zurückzuzahlen", so der Riese. Die Tatsache, dass sich die Unternehmens-Umsätze wieder erholen, nachdem das Reisen durch die weltweite Impf-Kampagne langsam wieder beginnt, könnte eine weitere Erklärung für diesen plötzlichen Schritt sein.
Obwohl die ethischen Werte des Unternehmens in diesem "Bonus-Gate" eindeutig fragwürdig sind, sollte an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden, dass Booking nur in der ersten Runde staatliche Hilfen beantragt hat und zu jenem Zeitpunkt die Vorgabe noch nicht galt, dass Unternehmen, die Staats-Hilfen erhalten haben, keine Boni auszahlen dürfen.
Zusammenfassend lässt sich die zugrunde liegende Strategie allerdings hinterfragen. Wenn das Unternehmen in der Lage ist, 28 Millionen Euro an Boni zu zahlen und staatliche Gelder zurückzuerstatten, warum hat es dann überhaupt Hilfsgelder beantragt? Booking hätte es auch ohne Hilfsgelder geschafft. Diese Frage möchte der niederländische Finanzminister auch anderen Unternehmen stellen, die aufgrund der weggefallenen Einnahmen ebenfalls Hilfsgelder erhielten, für die die Folgen der Pandemie jedoch nicht so schwerwiegend waren. / SD