Österreich Nur Quarantäne Regeln killen die Urlaubspläne
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Österreich: Nur Quarantäne-Regeln killen die Urlaubspläne

Wien. Frisch von den Marktforschern: Die Planung der Reisenden ist in vollem Gange. Sie sitzen auf gepackten Koffern. Vom Trip ins andere Land könnte allenfalls eine Quarantäne sie abhalten. 10 Millionen Euro setzt Österreich unter anderem für die Bewerbung des Städte- und Kulturtourismus ein.

Vergleichbar der bereits teilweise publizierten FUR-Reiseanalyse 2021 beauftragten die Österreich Werbung und Österreichs neun Landestourismus-Organisationen das Marktforschungs-Institut NIT Kiel, bei Österreichs Konsumenten die Urlaubserwartungen für den Sommer 2021 zu erforschen.

In dieser Umfrage, durchgeführt in diesem Februar, zeigten sich die Österreicher noch eine Spur optimistischer als ihre nördlichen Nachbarn. 79% planen demnach einen Sommerurlaub, verglichen mit 71% der Deutschen. Wobei diese hohen Werte an "Reiseplanern" nur zustande kommen, wenn die "Unsicheren" dazu gezählt werden. Diese Gruppe umfasst in beiden Ländern knapp ein Viertel der Bevölkerung.

"Aber der wahre Killer sind die Quarantäne-Regeln", brachte es Ulf Sonntag, Leiter Marktforschung beim NIT, auf den Punkt. Die Angst, sich eventuell im Urlaub mit Covid-19 zu infizieren, ist hüben wie drüben gering ausgeprägt – bei Österreichern noch geringer als bei Deutschen. Doch alles, was mit Quarantäne zu tun hat – sei es beim Weg in die Ferien oder zurück nach Hause – bringt die meisten Urlaubspläne zu Fall.

Foto: unsplash pablo guerrero

Enorme Zuwächse möglich

Bei den Antworten nach dem geplanten Urlaubsziel im Sommer 2021 zeigte sich, dass die deutsche Politik auch im eigenen wirtschaftlichen Interesse seine extrem restriktive Grenzpolitik überdenken sollte. 13% der Deutschen nannten als Zieldestination Österreich, aber gleich 21% der Österreicher Deutschland. Mit den 13% potenzieller Österreich-Planer aus Deutschland wäre der Zuwachs enorm. 2019 war es exakt die Hälfte.

Zusammen mit dem eruierten hohen Wert an Inlandstouristen würde der Tourismus in beiden Staaten im Sommer relativ glimpflich davonkommen. Wobei bei den Destinationen Mehrfach-Nennungen möglich waren: Allein die Top10 summieren sich auf knapp 200%, was die Zuordnung relativiert.

Sehr interessant ist die NIT-Analyse durch ihre vertiefende Frage an die Menschen, die das Reiseziel Österreich in Erwägung gezogen haben: "Spielt die Corona-Pandemie für die Auswahl ihres Urlaubsziels eine Rolle?" In Österreich sagten 36% und in Deutschland 28%, sie hätten in einem "normalen" Jahr ein anderes Reiseziel bevorzugt.

"Die Leute sitzen auf gepackten Koffern", entnimmt der derzeitige Sprecher der Landestourismus-Organisationen und Geschäftsführer des Oberösterreich-Tourismus, Andreas Winkelhofer, diversen Suchmaschinen-Analysen. "Wir sind schon froh, wenn wir die Zahlen von 2020 halten können", zeigt sich die Geschäftsführerin der Österreich Werbung, Petra Stolba, wenig optimistisch; im 15. Jahr an der ÖW-Spitze wird sie übrigens zum Jahreswechsel ausscheiden. 2020 – das bedeutet minus 36% an Übernachtungen und damit ein Rückfall unter den Wert von 1973. Um den Sommer 2021 möglichst erfolgreich zu bewältigen, wird Österreich kräftig in den Werbetopf langen.

10 Millionen für neue Werbung

Die Summe des gesamten internationalen Werbe-Aufkommens der österreichischen Organisationen schätzt Stoba auf 150 Millionen Euro. Der ÖW steht aus dem "Recovery"-Topf ein Sonderbudget zur Verfügung. 2020 wurden daraus 9 Millionen Euro ausgegeben, für 2021 werden 10 Millionen daraus eingesetzt werden. Sehr starke Impulse will man speziell beim Städte- und Kulturtourismus setzen. "Stadturlaub braucht Kultur", wünscht sich die Österreich-Werberin als Leitfaden für eine rasche Wiederbelebung des Kulturgeschehens.

Die Rückfrage, ob mit dem Start der Werbemassnahmen bis zu einem freien innereuropäischen Grenzverkehr gewartet werde, beantwortete Stolba realistisch: "EU-weit einheitliche geöffnete Grenzen wären wichtig. Aber wir werden nicht darauf warten, denn die Menschen finden Reise-Möglichkeiten. Vielleicht gibt es vermehrt Travel-Bubbles wie zwischen Israel und Griechenland, vielleicht wird die von Österreich mitgetragene Green-Pass-Initiative erfolgreich... Aber auch wenn es wie im vergangenen Herbst ein Fleckerlteppich wird, werden wir tagesaktuell und detailliert informieren, um Gäste bei uns in einem sicheren Umfeld willkommen zu heissen."

Reisende wollen Sicherheit für Hin und Zurück

Eine Fülle von Massnahmen soll dabei den Menschen die Sorgen nehmen. Diese sind laut Studie bei Deutschen in jedem Punkt etwas stärker ausgeprägt als bei Österreichern. Top-Nennung ist die Sorge, ob die Reise wie geplant durchgeführt werden kann – darum sorgen sich 65% der Österreicher und 66% der Deutschen. Es folgt die Unsicherheit, dass sich während der Reise die Auflagen und Reisebestimmungn ändern können. Im Hinblick auf die Situation vor Ort sorgen sich die Gäste primär, ob Gastronomie und Attraktionen uneingeschränkt geöffnet sind.

"Die Kommunikation der Massnahmen und Rahmenbedingungen ist dieses Mal besonders wichtig. Die Gäste müssen ein klares Bild davon haben, was sie am Urlaubsort erwartet", sagt Petra Stolba und ergänzt: "Genauso wichtig ist natürlich, dass die kommunizierten Massnahmen vor Ort auch eingehalten werden." In diesem Sinne verlieren bisherige Probleme in den Ziel-Destinationen bei der Reiseplanung an Bedeutung, beruhigte Ulf Sonntag Österreich und speziell Tirol: "Die Menschen schauen bei ihren Reiseplänen nach vorne. Die aktuelle Performance wird wahrgenommen, Quarantäne beachtet, aber nicht, ob es in der Destination besonders hohe Fallzahlen gegeben hat."

Natürlich bilde die Studie nur eine Moment-Aufnahme ab. "Ob die aufgezeigten Potenziale sich tatsächlich realisieren lassen, hängt letztendlich auch vom Pandemie-Verlauf, den Impf-Fortschritten, den Einreise-Bestimmungen und den Öffnungsschritten in Österreich selbst ab", gibt Stolba zu bedenken. / Fred Fettner

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