Ohne Schnickschnack Udo Chistee Roland Paar über die Anfänge Zukunft der Amedia Hotels
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Ohne Schnickschnack

Udo Chistée & Roland Paar über die Anfänge & Zukunft der Amedia Hotels

Amedia Luxury Suites in Graz: Wohnen für Langzeit-Gäste, die neue Ergänzung bei Amedia Hotels.

Wien/Wels. Der Boom im deutsch(sprachig)en Markt hat auch Amedia Hotels motiviert, ihre Strategie zu ändern und Gas zu geben. Die Grundlagen dazu, aus der österreichischen Amedia-Gruppe eine der wenigen international präsenten Hotelketten zu machen, hatte ursprünglich Udo M. Chistée, Seine Austrian Hotel Consult zog seit 1983 unterschiedlichste Hotelgruppen hoch. Der heutige Haupteigentümer denkt nach fast fünf bewegten Jahrzehnten nun langsam an den Rückzug und hob deshalb einen neuen Partner ins Boot: Roland Paar, ebenfalls Österreicher und zuletzt der Mann, der den chinesischen Plateno Hotels den Einstieg in Europa ebnete. Ein Rückblick und Ausblick.

Udo Chistées AHC, zuhause im oberösterreichischen Wels, umfasst 23 Hotelbetriebe und erzielte im Vorjahr 37 Millionen Euro Jahresumsatz. In seinem Leben hat Chistée zuerst als Manager, später als selbständiger Hotelier, über 80 Hotels entwickelt oder übernommen, um sie nach Jahren gewinnbringend zu verkaufen oder an andere Betreiber weiterzureichen. Zum Jahreswechsel war es beim Grossteil der Amedia-Hotels so weit: Mit einem Schlag verpachtete er 19 Betriebe an die Plaza Hotelgroup. Sie werden nun als Amedia Plaza geführt.

Sein neuer Mitstreiter Roland Paar stieg als Partner und Geschäftsführer in der Amedia International ein und ist nun für Projektplanung und Neueröffnungen verantwortlich. Eine Tätigkeit, die er in letzten beiden Jahren für den Europa-Einstieg der chinesischen Plateno ausführte. "Es war ein Glücksfall, dass er aus familiären Gründen nicht mehr wöchentlich nach China pendeln wollte", sagt Chistée. "Ich will allmählich etwas kürzer treten und denke, dass Paar die Qualität mitbringt, die Marke fortzuführen", deutet der 68jährige an. Sollte sich herausstellen, dass an einem Projekt auch Plaza in direkt Verhandlungen stehe, werde man vereinbarungsgemäss nicht in Wettstreit treten.

Die neuen Partner: Roland Paar und Udo M. Chistée.

Marken aufgebaut und verkauft

Udo M. Chistée war 19 Jahre alt, als er von der Hotelfachschule nach Frankreich wechselte. Mit 21 animierte ihn ein älterer Hotelgast in Paris, für eine verantwortungsvolle Hotel-Position nach London zu wechseln. Mit 25 Jahren stand er in Diensten des französischen Hotelriesen Accor. Sein Job war es, in Österreich – und später auch in Osteuropa und Deutschland – Novotel und Mercure zu etablieren.

In den 1980er Jahren baute Chistée die Gruppe Austrotel auf – und verkaufte sie an Queens Moat Houses. Bald darauf kreierte er Häuser der Marken Belmondo, EuroHotel, Highway-Hotel und Motel24. Diese verkaufte er 2008 an die russische Azimut-Gruppe und investierte den Erlös umgehend in den Aufbau der neuen Amedia-Gruppe. 2011 startete Chistée eine Kooperation mit dem Betreiber RIMC in Hamburg, nach sechs Monaten aber löste man diese wieder auf.

Amedia International wird zukünftig mit dem Betrieb aller neuen Häuser betraut sein. Bereits in Bau-Vorbereitung ist ein Doppelhotel in Dachau nahe München. Ebenfalls in konkreter Vorbereitung ist ein Hotel in Essen, weitere konkrete Projekte gibt es aber auch für Hagen, Leverkusen, München, Trier und Warschau. In Österreich wird im März 2018 ein 97 Zimmer grosses Amedia in Chistées Geburtstadt Linz eröffnet.

Wer die Website www.amediahotels.com aufruft, findet auch ein untypisches Amedia-Hotel: Schloss Wendorf in Mecklenburg-Vorpommern, eine knappe Autostunde von der Ostsee entfernt. 14 edel ausgestattete Zimmer und Suiten stehen in dem Schloss aus dem 20. Jahrhundert zur Verfügung. Tiefe Lederfauteuils in der Bibliothek, enorme Raumhöhen, Holz und breite Stiegen sorgen für aristokratisches Flair. Irgendwann soll dieses Haus, seit 2009 ein "Hobby" von Udo M. Chistée, dann mal 60 Zimmer und Apartments zählen. Von den 23 Amedia-Hotels gehören 13 heute einer Schwester-Gesellschaft, deren Gesellschafter nur Chistée ist.

Die Kern-Strategie Amedias sieht nüchterner aus. Der Hotel-Betreiber bietet unverändert vier unterschiedliche Hoteltypen an – und kommuniziert Investoren gleich die Eckdaten und Baukosten:

• Amedia Express: Nähe zu Autobahnkreuzen, Flughäfen und Gewerbegebieten, min. Zimmeranzahl 80-180, Zimmergrösse 16,7 qm netto NF, gesamt BGF pro Zimmer 26 qm, offenes Lobbykonzept, Parkplätze pro Zimmer 0,7, Baukosten pro qm BGF € 1.400

Standard-Zimmer im Amedia Plaza Hotel Dresden.

• Amedia Hotel: B-Lagen, Städte ab 25.000 Einwohner mit gutem Corporate Segment, min. Zimmeranzahl 100-200, Zimmergrösse 20-23 qm netto NF, gesamt BGF pro Zimmer 30-34 qm, Tagungsräume, offenes Lobbykonzept, Parkplätze pro Zimmer 0,5-0,7, Baukosten pro qm BGF € 1.600
(geschätzt)

Amedia Plaza: Zentrale Standorte in Hauptstädten bzw. Städten mit mind. 300.000 Einwohnern, min. Zimmeranzahl 100-150, Zimmergrösse 23-28 qm netto NF, gesamt BGF pro Zimmer 35-40 qm, Tagungsräume, offenes Lobbykonzept, Parkplätze pro Zimmer 0,5, Baukosten pro qm BGF € 1.800

• Amedia Luxury Suites: Corporate Standorte mit Longstay Potential, min. Zimmeranzahl 50-100, Zimmergrösse 27-35 qm netto NF, gesamt BGF pro Zimmer 40-45 qm, offenes Lobbykonzept, Parkplätze pro Zimmer 0,5, Baukosten pro qm BGF € 1.800

Extended Stay als Mix mit dem Hotel

Die Kategorie "Luxury Suites" entstand durch das Amedia Hotel in Graz. Ein umzubauendes Gebäude passte nicht wirklich zum Hotel, berichtet Roland Paar, so dass man auf die Extended Stay-Variante kam. 49 Suiten messen nun 45 qm und dienen nun als Zuhause von anspruchsvolleren Reisenden. Auch die Suiten im Dachau sind so konzipiert. Der Erfolg in Graz stellte sich prompt ein: 65% des Geschäfts geht jetzt bereits auf Gäste zurück, die sechs bis 12 Monate bleiben und den erhöhten Komfort und Platz schätzen.

"Unsere Luxury Suites sind Junior Suiten im Hotel ähnlich, haben aber mehr Wohncharakter und verfügen vor allem über ein geräumiges Bad", so Paar. Luxury Suites messen, je nach Standort, 35-40 qm und machen in der Regel ein Drittel des Gesamtzimmer-Angebots von Hotel und Extended Stay-Flügel aus. In Linz aber wird die Drittel-Regel bereits umgekehrt werden, weil der Markt bereits genügend klassische Hotelzimmer hat. Globalen Profi-Betreibern von Serviced Apartments wie Adina oder Frasers will Amedia damit keine Konkurrenz machen.

Das andere Wohnerlebnis in Schloss Wendorf.

Anhand dieses Beispiels wird klar, dass sich Amedia neu ausrichten will – mit fein austarierten Konzepten für scheinbar uninteressante oder bevölkerungsschwache Standorte. Roland Paar, dessen Erfahrung von Luxushotels bis zu Budget reicht, ist damit trotzdem kein Freund von standardisierten Budget-Produkten in solchen Locations. "Der 'durchschnittliche' Reisende, der viel in Regionen unterwegs ist, findet oft keine modernen, soliden Hotel-Produkte vor, deren Preise zwischen 70, 80 und 100 Euro liegen, ihm ein gutes Bett, ein Frühstück mit Auswahl und funktionierende Technologie im Zimmer wie auch im Meeting-Raum bieten".

Gutes Frühstück und Technik, die man braucht

Trotzdem sollen die neuen Amedia Hotels immer nur als Garni eröffnen: "Der Geschäfts- wie auch der Freizeitreisende zahlt die Kosten eines Vollhotels nicht mehr!" Ein Catering soll Seminar-Gruppen verköstigen, das Frühstück kann noch mit eigenen Mitarbeitern hergerichtet werden. Allerdings, wie inzwischen durch die Budget-Hotels eingeübt, will auch Amedia das Frühstück extra berechnen. Das Büffet soll grosszügig ausfallen und vor allem auch eine ordentliche Auswahl an Brot bieten, so wie Reisende es in Deutschland und Österreich gewohnt sind.

Wichtig ist Chistée wie Paar die menschliche Komponente. Budget-Hotels stützen sich heute schon stark auf Automaten und Automatisierung, der Mensch tritt zurück. Bei Amedia soll der Mitarbeiter noch die gute alte Willkommenskultur der deutschsprachigen Hotellerie und die Kommunikation mit dem Gast weiter pflegen. Deshalb wird es auch keinen Hightech-Schnickschnack à la Budget- oder Lifestyle-Hotels in der Lobby geben. "Unsere Business-Gäste wollen sicher ein Smart-TV mit diversen Plug-ins im Zimmer, damit sie selbst flexibel entscheiden können, was sie machen möchten. Aber am späten Abend, wenn viele Geschäftsreisende erst ins Hotel zurückkehren, haben die allermeisten keine Lust mehr auf ein Selfie vor dem Mega-Screen in der Lobby… Wichtiger ist es, den Zimmern einen heimeligen Charakter zu geben, die Stecker an die richtigen Stellen zu setzen und einen funktionierenden Beamer im Seminarraum bereit zu halten"

Amedia liebäugelt stärker mit Neubauten als mit Bestandsimmobilien – und letzteres am liebsten nur dann, wenn das Haus z.B. schon über 100 Zimmer verfügt und ein Potential von etwa 70 weiteren Zimmern hat. "Bei einem Upside-Potential steigen wir ein", sagt der neue Geschäftsführer. Zwei bis drei neue Verträge pro Jahr umzusetzen, hält er für realistisch. / Fred Fettner, Maria Pütz-Willems

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