Plakate Proteste und Petitionen Deutsche und österreichische Hoteliers fangen an sich zu wehren
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Plakate, Proteste und Petitionen

Deutsche und österreichische Hoteliers fangen an sich zu wehren

Das provokative Plakat aus Usedom - ab morgen in allen Hotels und Social Media.Foto: Hotelverband Usedom

Wiesbaden. Die Hotellerie hat die absurden Corona-Massnahmen satt. Und nicht nur sie. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier brachte die aktuelle Stimmung auf den Punkt: "Die Leute haben die Schnauze voll," sagte der CDU-Politiker. Endlich ist Bewegung im Spiel. Die zu Unrecht zum Sündenbock gestempelte Hotellerie geht zunehmend auf die Barrikaden. Auch weil die Äusserungen von Politikern und Virologen zum Impfen, Testen und Lockern immer undurchsichtiger und widersprüchlicher werden. Ein Überblick mit Schlagzeilen.

Auf Deutschlands Sonneninsel Usedom wird die Hotellerie an diesem Wochenende zu Grabe getragen: Der Hotelverband Usedom, dessen Häuser nach vier Monaten Lockdown trotz traumhafter Frühlingstemperaturen noch immer nicht öffnen dürfen, veranstaltet eine drastische Plakat-Aktion, um auf die traurige Situation der Tourismusbranche aufmerksam zu machen. Die schwarzen Plakate zeigen einen Grabstein, darüber prangt in grossen Lettern die dafür vorgesehene Inschrift "Hier ruht ein touristischer Betrieb."

Ab morgen, 27. Februar 2021, sind Plakate in jedem Hotel der Insel sowie in den sozialen Netzwerken zu sehen. "Wir haben alles getan, um die Hygiene-Vorgaben zu erfüllen, haben ein eigenes Hygiene-Siegel entwickelt, unser ganzes Hotel-Konzept mit Hygiene-Massnahmen neu formiert und sogar bei der Eröffnung des Corona Testzentrums auf Usedom mitgewirkt. Alles für unsere Gäste, die jetzt den Frühlingsbeginn hier nicht miterleben dürfen. Die Zahlen sind niedrig und langsam wird man ungeduldig," erklärt Rolf Seelige-Steinhoff, geschäftsführender Gesellschafter der Seetelhotels.

"Hoffen wir, dass mit dieser einzigartigen Plakat-Aktion einige politische Augen geöffnet werden, dass die Kampagne viral geteilt wird und demnächst Öffnungsschritte erfolgen werden."

Unterschriften für eine Hochsicherheitsbranche

Auch die Kollegen in Österreich haben sich eine neue Protest-Aktion einfallen lassen: Mit einer branchenübergreifenden Aktion sammelt die Österreichische Hotelier Vereinigung Unterschriften, damit die Hochsicherheitsbranche Hotellerie unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen bald wieder öffnet. "Der letzte Sommer hat gezeigt, dass wir auch bei vollen Häusern mit Corona umgehen können. Wenn wir die Hotels jetzt wieder öffnen, ist die Auslastung niedriger, unsere Hygiene-Konzepte sind weiter verbessert. Wir sind safe. Die Hotellerie ist startbereit", verweist ÖHV-Präsidentin Michaela Reitterer darauf, dass Tourismus unter professionellen Rahmenbedingungen mindestens so sicher ist wie ein Friseur-Besuch und deutlich sicherer als der private Bereich, wo sich die Cluster häufen: "Wir kombinieren Tests und Hygiene-Standards, unsere Massnahmen werden höchsten Ansprüchen gerecht," so Reitterer. Das ÖHV-Konzept beinhaltet Tests für Gäste und Mitarbeiter im 48-Stunden-Rhythmus, Sicherheitsabstände, FFP2-Masken und ein gesichertes Contact Tracing durch 100-prozentige Gäste-Registrierung.

Unterzeichnen sollten "alle, die hinter unserem Wunsch nach einer sicheren Öffnung stehen", erklärt die Präsidentin. Die ÖHV-Petition zum Unterzeichnen und Teilen sowie das Re-Opening-Konzept der ÖHV finden unter dem Link www.oehv.at/sicheröffnen.

RKI Stufenkonzept – Ironie für die Hotellerie

Befeuert werden all diese Aktionen auch durch das am 18. Februar veröffentlichte Strategie-Papier des deutschen Robert-Koch-Instituts zur Entwicklung von Stufenkonzepten bis Frühjahr 2021. Daraus geht klar hervor, dass Hotels nur einen niedrigen Einfluss auf das Infektionsgeschehen haben. Nach dem vorläufigen Plan könnten sie ab einer Inzidenz von unter 50 mit Schutzkonzept öffnen. Viele Regionen in Deutschland liegen bereits unter diesem Wert.

Vor einem Jahr zog das Virus in Deutschland ein, sechs Monate lang   standen die Hotels davon schon leer.unsplash thought catalog

Das setzt dem Ganzen dann auch die Krone auf: Das Institut ordnet die Hotellerie als eine Branche ein, deren Nicht-COVID-Effekte bei Beschränkung limitiert sind. Will heissen, es juckt eigentlich auch niemanden, ob die Betriebe zu oder auf sind – da kann man sie doch eigentlich auch geschlossen lassen.
Mehr Details dazu unter diesem Link in deutscher Sprache.

Für die ÖHV ist das RKI-Strategiepapier Wasser auf die Mühlen: "Die aktuellen Daten vom RKI bestätigen, dass Hotels sicher sind. Das individuelle Infektionsrisiko, der Anteil am Infektionsgeschehen und die Auswirkungen auf Todesfälle und schwere Krankheitsverläufe sind bei Hotels genauso niedrig wie bei Parks und Spielplätzen," sagt der ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer.

Ein kleiner Einblick in die Schlagzeilen deutscher Medien allein aus dieser Woche zeigt aber auch, dass Europa von Einigkeit und einer echten Öffnungsstrategie noch weit entfernt ist. Ob Impfen, Testen oder Lockern, es herrscht das blanke Chaos, während die wirtschaftlichen Nöte drastisch zunehmen. / sst

 

SCHLAGZEILEN DER WOCHE

Montag, 22.2.2021

Merkel nennt Öffnungsstrategie – aber warnt vor dritter Welle: Angesichts steigender Infektionszahlen in Deutschland mahnt Angela Merkel zur Vorsicht. Trotzdem möchte die Kanzlerin Anfang März einen Öffnungsplan präsentieren.

Ikea-Filiale in Israel: Die Verantwortlichen suchen deshalb nach neuen Wegen, um die Zögernden noch zu erreichen – mit kostenlosen Mahlzeiten oder Musikveranstaltungen, an deren Rand Impfkabinen stehen. … Impfgelegenheiten sollen quasi im Vorbeigehen geschaffen werden. Den Anfang macht demnach das schwedische Möbelhaus Ikea, das seinen Kunden Dosen von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca anbietet.

Corona-Lage in Grossbritannien: Impfdaten aus Schottland bescheinigen Astra-Zeneca hohe Wirksamkeit. An diesem Montag will der britische Premierminister Boris Johnson seinen Plan für den schrittweisen Ausstieg aus dem Lockdown präsentieren.

Die tägliche Schlagzeilen-Flut stellt der Politik kein gutes Zeugnis aus. Da will der Mensch nur noch weg.Foto: unsplash phuoc

Dienstag, 23.2.2021

R-Wert sinkt wieder auf unter 1,0: Die Ansteckungsrate in Deutschland ist laut RKI erstmals seit Tagen wieder leicht unter den Wert von 1,0 gesunken. Die Corona-Lage auf Mallorca hat sich wegen eines strengen Lockdowns stark verbessert.

Das sind die aktuellen Coronazahlen auf Mallorca: Die Regionalregierung von Mallorca und den Nachbarinseln hat am Dienstag, 23. Februar, für die vergangenen 24 Stunden 52 Neuansteckungen mit Corona nach Madrid gemeldet. Es waren drei weitere Todesfälle zu beklagen. Die Corona-Ampel zeigte die Auslastung der Intensivbetten in den Krankenhäusern der Inseln am Dienstag mit 32 Prozent an. Die Ampel stand darum auf Gelb. Die allgemeine Lage im balearischen Gesundheitswesen wurde gleichwohl als "exzellent" bezeichnet, die Corona-Ampel stand auf Grün.

Impfskepsis in Polen nimmt trotz steigender Fallzahlen zu: Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CBOS wollen sich 33 Prozent der Polen nicht gegen Covid-19 impfen lassen - das waren drei Prozentpunkte mehr als in einer ähnlichen Befragung vom Januar. Wegen steigender Infektionszahlen hatte die Regierung in Warschau kürzlich vor einer dritten Corona-Welle gewarnt.

Mittwoch, 24.2.2021

Weniger als 3.000 Corona-Intensivpatienten: Die Zahl der Corona-Intensivpatienten ist auf unter 3.000 gesunken. Reisende aus Deutschland können ab morgen wieder ohne Einschränkungen in die Schweiz reisen.

Erste Corona-Selbsttests zugelassen: Eine Hamburger Firma und zwei weitere Hersteller erhielten die Zulassung. Ein Test soll zwischen fünf und sechs Euro kosten.

Coronavirus: Zwei Impfstoffe mit hoher Wirksamkeit auf Schiene: Das Vakzin von Johnson & Johnson schützt gut vor den Mutationen; Sinopharm zeigt in Testphase III Erfolgsquote von 72 Prozent.

Donnerstag, 25.2.2021

Hat Astra-Zeneca schon wieder zu viel versprochen? Pharmakonzern produziert wohl auch im 2. Quartal weniger als zugesagt/Spahn versucht zu beruhigen.

Ärzte: Impfstoff nicht liegenlassen. Kassenärzte haben die Bundesländer gemahnt, Impfstoffe gegen Corona nicht unverimpft liegen zu lassen. Es gebe einen "Impfstau" in den Impfzentren der Länder.

Schnelltests statt Schnitzel: Das Alte Hackerbräu mitten in Münchens Fussgänger-Zone passt sich mit seiner Teststation der aktuellen Lage an. Foto: map

Südkoreas Erfolg – Deutschlands Debakel: Mehr als ein Jahr brauchte die Bundesrepublik für den Plan einer Test-Strategie. Ein Vergleich macht deutlich, wie krass die Fehler waren - und zeigt weitere Misstände.

Aufstand der Händler in den Niederlanden: In einem Städtchen im Norden öffnen Läden einen Tag lang – trotz des Lockdowns / Kneipiers verklagen den Staat.

Die Schweiz beendet den Lockdown: Nach nur sechs Wochen öffnen landesweit wieder Geschäfte, Musseen und Zoos – trotz höherer Infektionszahlen als in Deutschland.

Rettet Brüssel den Sommer-Urlaub? Beim Corona-Sonderrat dürfte es ab heute auch um Impfzertifikate gehen. Die würden das Reisen in ganz Europa deutlich erleichtern.

Restaurants und Kneipen dürfen auf Mallorca wieder öffnen: Ab Dienstag können die Gastronomiebetriebe in ihren Aussenbereichen wieder Gäste empfangen… Spätestens um 17 Uhr müssen sie in einer ersten Etappe zur Lockerung des Lockdowns aber schliessen. Zudem dürfen nur höchstens 50 Prozent der Tische bei einer Besetzung von maximal je vier Personen draussen aufgestellt werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz auf den Balearen liegt bei knapp 38 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner – deutlich besser als in Deutschland.

"Die Hilfen sind ein trauriges Kapitel": Wegen der Pandemie müsste Hans Burkhard Ullrich [aus Hattenheim] das von ihm seit 25 Jahren veranstaltete "Rheingau Gourmet & Wein Festival" absagen.

Lieferanten in grosser Not: Die Gastronomie darf im Lockdown nicht öffnen und bekommt Hilfszahlungen vom Staat. Die Wirtschaftszweige hinter Kneipen und Restaurants gehen dagegen nahezu leer aus – Insolvenzen drohen: Nun regt sich Widerstand.

Reisebüro DER schliesst 40 Filialen: 40 Filialen macht das Unternehmen insgesamt dicht, auch Arbeitsplätze werden abgebaut. Betroffen sind auch Marken wie Dertour, ITS oder Jahn Reisen. / sst

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