Sex sells Das neue Hotel Provocateur Berlin provoziert mit Fotos Was soll das
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Sex sells?!

Das neue Hotel Provocateur Berlin provoziert mit Fotos - Was soll das?

Hotel Provocateur Berlin - so vermarktet es auf der Website seine Zimmer.

Berlin. Das Boutique-Hotel in Berlin-Charlottenburg ist seit seiner Eröffnung Anfang März "talk of the town": das Provocateur ist anders, polarisiert, provoziert. Seine Erfinder, Alex Urseanu und Micky Rosen, vermarkten das Provocateur als eine Hommage an das Paris der 20er Jahre. Die Website lässt dieses erahnen, vor allem aber ein Foto provoziert bei sensiblen Betrachtern eine ganz andere Diskussion. Auf einem Bett setzt sich eine halbnackte Frau in Lederriemen in Szene, ein bärtiger Herr schaut griesgrämig weg... Machen derart sexistische Fotos auch Investoren Lust auf Hotel-Konzepte? Oder ist es einfach nur ein cleveres Marketing? hospitalityInside.com greift einen Leser(innen)-Anruf auf und befragt Männer und Frauen aus der Branche, was sie davon halten…

Die Befragten baten wir, zu sagen, wie das Foto auf sie ganz persönlich wirkt und ob sie glauben, dass solche Fotos Investoren und Banken begeistern oder ob das im Business eher abschreckend wirkt? – Hier die Antworten:

Das wirkt auf mich eher abtörnend, da die Frau wie eine Prostituierte wirkt und das Setting daher eher abgeschmackt als sexy wirkt. Sofern diejenigen, die aus dem Bild Rückschlüsse ziehen sollen, ihrem eigenen Urteil trauen, dürften sie aus dem Bild auf schlechtes Marketing  schliessen.
Michael P. Struck, CEO Ruby Hotels

Ich fühle mich dadurch nicht diskriminiert. Das Foto ist eben provozierend, wie es der Name schon sagt. Gute Werbung – die Leute sprechen darüber… Das war ja wohl auch das Ziel! Wie einst bei den Plakaten, die der Wäsche-Hersteller Palmers in Österreich zeigte… Das macht neugierig, in diesem Hotel muss man mal vorbei schauen… Wäre alles "aalglatt",  hätte es nur die halbe Wirkung. Ich denke nicht, dass eine starke Kommunikation Banken und Investoren abschreckt. Schlimmer wären in der heutigen Zeit religiöse oder kulturelle Provokationen.
Martina Maly-Gärtner, Geschäftsführerin Michaeler & Partner Consulting

Aus der Sicht der Öffentlichkeit heraus ist die Hotel-Branche oft verstaubt und läuft auf Krücken… Endlich traut sich jemand etwas und schon wird drauf eingeprügelt! Ich denke: "Weiter so!" Wir brauchen mehr Personen und Firmen aus dem Gastgewerbe die sich beim Thema Werbung und Aussendarstellung etwas trauen und polarisieren. Da wünschte ich fast, wir hätten nicht nur Franchise-Betriebe, bei denen wir einem globalen Marketing unterworfen wären.
Michael Friedrich, CEO Success Hotel Group

Ein Blick auf den zotteligen Mann: Das Hemd ist am Bauch eine Nummer zu klein, Stiefel aus der spätpubertierenden Lebensphase mit Pünktchen-Socken, ein Friseur-Besuch längst überfällig. Das mag cool sein, es wirkt auf mich trotzdem unsympathisch. Die Frau ist meines Erachtens definitiv zu leicht bekleidet, das passt eher ins horizontale Gewerbe. Dieses Foto dürfte bei potenziellen Vertragspartnern – inklusive Bewerberinnen und weiblichen Gästen – einen negativen Eindruck hinterlassen. Es ist sexistisch und daher auch für einen werblichen Auftritt in der Hotellerie unangemessen.
Antje Zumsande, Geschäftsführerin, Consilium Hotellerie

Ich habe mich nie emanzipiert gefühlt, weil meine Generation die Früchte der Emanzipation direkt ernten konnte. Allerdings erscheinen mir aktuelle Entwicklungen, als würde die Gesellschaft in manchen Themen zurückdriften, so als hätten manche Aspekte der Emanzipation nie stattgefunden. Ich persönlich finde das Bild bizarr. Im Kontext eines Hotels provoziert das Bild allerdings eine gesellschaftliche Debatte und erfüllt somit den offenbar gewünschten Zweck. Also ist es gelungen.
Allerdings müssen wir als Gesellschaft auch mal Grenzen setzen. Ich finde das Bild im Kontext eines Hotels speziell bei jungen Leuten schwierig – gerade in einer Zeit, die das Weibliche immer mehr auf die Optik reduziert und in diesem Fall auch noch auf noch weniger.
Bei dieser Marketing-Strategie kann ich mir gut vorstellen, dass solch ein Asset ausgesprochen erfolgreich sein kann – gerade wegen der polarisierenden Wirkung in der Öffentlichkeit. Konservativ geprägte Publikumsfonds wären bei diesem Asset wohl eher zurückhaltend, insbesondere, wenn die Debatte eine grössere Öffentlichkeit erreichen würde.
Tina Froböse, Managing Partner, bbg-Consulting

Ich bewerte das Foto gar nicht und sehe es im Kontext des Hotelnamens und assoziiere, was dieser Name in mir, in meiner Bewusstheit, meiner Assoziation auslöst. Ein Schmunzeln geht über mein Gesicht und der Gedanke, ja, auch dafür darf es eine Nische geben. Ein Alleinstellungsmerkmal, das mit den Gefühlen, der Lust und auch mit den Ängsten der Menschen umgeht. Passt nach Berlin!
Ich glaube, das Foto hat keinen Einfluss auf Investoren. Ehrlich gesagt, es gibt ganz andere Dinge, die uns täglich erschrecken, aufwecken, provozieren oder persönlich berühren. Zahlen und Umsätze sowie Profit-Margen werden mich eher zu einer Bewertung leiten als ein Foto. Wie gesagt, es ist ein Nischenprodukt und hat sicherlich seine Zielgruppe und Klientel. Die Fotos an sich – habe mir auch noch die anderen Fotos angeschaut – sind ästhetisch und schön. Jedoch sagt das Foto über den Erfolg oder Misserfolg dieser Marke nichts aus.
Cornelia Kausch, Vice President Development, Pandox

Das Bild passt zu dem Produkt und zu seinen Machern bzw. zu deren Vision. Es steht klar für die Philosophie, die die Gäste mit dem Provocateur verbinden sollen. Somit ein aus meiner Sicht passendes Foto, auf das ich mich einlasse – solange ich mich gedanklich nicht in Normen verfange. Und solange ich nicht, wie jetzt gerade geschehen, darüber nachdenke. Gegenüber Banken gilt Ähnliches: Es bedarf einem entsprechend offenen Gegenüber, das sich auf die Konzept-Idee einlässt und davon überzeugt ist. Sicher wird das Foto einen spannenden Einstieg in Gespräche bilden. Wenn es dazu kommt.
Katja Schellknecht, Geschäftsführerin, Katja Schellknecht Konzepte

Würde es auf der Hotel-Website auch Fotos leicht bekleideter Männer in ähnlichen Posen neben voll bekleideten Frauen geben, würde ich sagen: provokant, aber konzept-adäquat und durchaus künstlerisch anspruchsvoll. Aber so empfinde ich die Werbung als Animation von Männer-Phantasien, nicht als Provokation … und als eine vertane Chance, auch interessante Frauen anzusprechen.
Banken und Investoren interessieren sich mehr für die Immobilie als für den Betrieb und sehen im Zweifelsfall über die Werbung hinweg, sofern sie das Hotel-Konzept als nachhaltig erachten.
Martina Fidlschuster, Geschäftsführerin, Hotour Hotel Consulting

Dieses Hotel möchte sich ein bestimmtes Image verpassen. Einem Investor dürfte es sicher gleichgültig sein – Hauptsache, das Hotel läuft. Und die Gäste sprechen darüber. Das Foto ist schon provokant, aber ist es abschreckend oder abstossende? Da bin ich leidenschaftslos.
Gisela Willmes, Managing Partner, LHC International

Zeitgeist!
Carsten K. Rath, Gründer Kameha Grand Hotels & Buchautor

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