Spanien vor hoher Arbeitslosigkeit
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Spanien vor hoher Arbeitslosigkeit

Madrid. Spaniens Tourismus steht vor einem grossen Problem: hohe Arbeitslosigkeit. Laut Statistik sind 40% der arbeitenden Bevölkerung nicht aktiv. Mehr als die Hälfte davon arbeitet im Tourismus.

Die grosse Abhängigkeit einiger spanischer Tourismus-Regionen sorgt für schwierige Situationen unter den Arbeitskräften. Auf den Balearen waren Ende 2020 beispielsweise über 40% der arbeitenden Bevölkerung laut offiziellem Dokument "Pacto de reactivación de las Islas Baleares" nicht aktiv. Dieses Dokument umfasst dank Regional-Regierung, Gewerkschaften und anderen offiziellen Institutionen und Unternehmen Richtlinien zur Wiederbelebung der Wirtschaft auf den Inseln.

Eine Prüfung der Zahlen der über das soziale Sicherungssystem im Gastgewerbe gemeldeten Arbeitskräfte zeigt, dass in allen Quartalen 2020 die Zahlen stark zurückgegangen sind. Im zweiten Quartal 2020 waren es 101.829 weniger Arbeitnehmer im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019; im dritten Quartal betrug der Unterschied -13.279 verglichen mit 2019; im vierten Quartal 2020 fiel die Zahl der im sozialen Sicherungs-System gemeldeten Arbeitnehmer im Gastgewerbe erneut um 88.715 niedriger aus verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Immer mehr Spanier verlieren ihren Job im Tourismus. Im Boom haben sich zudem oft ihre Mieten verdoppelt.Foto: unsplash alexander schimmeck

Nur höhere Gewalt zählt

Heute enthalten die Arbeitslosen-Statistiken von 2020 keine Arbeitnehmer aus dem Personal-Abbau. Die Regierung der Balearen gab bekannt, dass im Februar 2020 über 38.000 Arbeitnehmer von dieser Situation betroffen waren, 9,9% mehr als im Januar 2020. Allgemein lässt sich diese offizielle Zahl, die in Spanien als ERTE bekannt ist, als Zeitraum beschreiben, in dem die Arbeitnehmer nach wie vor ihre Verträge haben, aber bereits weniger als ihr normales Gehalt beziehen, abhängig von der jeweiligen Situation.

Laut Exceltur, dem Verband der Tourismus-Unternehmen, gehören 56% der spanischen Arbeitnehmer, die vom Stellen-Abbau betroffen sind, der Tourismus-Branche an. Es gibt verschiedene Arten von Personal-Abbau. Fast alle Hotel-Unternehmen, die unter der Pandemie leiden, welche wiederum als höhere Gewalt gilt, erhalten staatliche Unterstützung, wobei gewisse Voraussetzungen erfüllt werden müssen, wie beispielsweise eine Job-Garantie für mindestens sechs Monate nach Rückkehr an den Arbeitsplatz. Laut Ministerium für Arbeit, Migration und sozialer Sicherheit erhält sonst keine andere Art von Stellen-Abbau staatliche Unterstützung.

Obwohl die Regierung der Balearen zu ihrer Verteidigung hervorbringt, dass alle Arbeitslosen sozial abgesichert sind, erklärten Wohlfahrtsverbände letzte Woche, dass sie einen Anstieg bei den Personen verzeichnen, die um Hilfe bitten. Verschiedene Medien haben Berichte von Arbeitnehmern veröffentlicht, die arbeitslos oder vom Stellen-Abbau betroffen sind, die in gewissen Einrichtungen nach Lebensmitteln suchen.

Mieten haben sich verdoppelt

Um diese Situationen in den richtigen Kontext zu rücken, sollte man wissen, dass die Mieten auf den Balearen zu den höchsten in Spanien zählen und dass viele der Arbeits-Verträge befristet sind, hauptsächlich wegen der starken Tourismus-Saison: 9 von 10 Verträgen, die 2020 verloren gingen, zählten laut "Pacto de reactivación de las Islas Baleares" zu dieser Art von Verträgen.

Die jüngst veröffentlichte Studie "Variación acumulativa de la vivienda en España en 2020", die vom Immobilien-Büro Fotocasa entwickelt wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass die Balearen zu den spanischen Regionen gehören, in denen die Mieten innerhalb der letzten 10 Jahre um rund 50% gestiegen sind und die Spitzen-Preise der Immobilien-Blase erreicht haben.

Hinsichtlich der Beschäftigung war NH das erste grosse Unternehmen, das Massen-Entlassungen ankündigte. Diese konzentrieren sich hauptsächlich auf die Zentrale, wo 750 Personen beschäftigt sind. Aktuell sollen 350 dieser Stellen aufgrund von Produktivität abgebaut werden. Diese Art des Stellen-Abbaus wird von der Regierung nicht unterstützt. Das Unternehmen sagt, dass die Entscheidung aus der Überzeugung getroffen wurde, dass diese im besten Interesse der Arbeitnehmer, Kunden, Aktionäre, Kreditgeber und des Unternehmens sei, ebenso für die eigene Beschäftigung im Unternehmen.

Kritiker sehen hingegen keinerlei Zusammenhang mit der Pandemie, sondern vielmehr das Ziel, Kosten zu reduzieren, u.a. aufgrund des Ergebnisses von 2019 und der – überflüssigen – Investition in Höhe von 50 Millionen Euro in acht Luxus-Hotels in ganz Europa, wie es im September 2020 angekündigt wurde.

Raúl González, CEO von Barceló Hotels, sagte seinerseits, dass das Unternehmen Massen-Entlassungen ablehne. Er kündigte an, dass das Unternehmen Entlassungen zurückweist und 2021 viel mehr als ein Jahr sieht, in dem es darum geht, die Balance beim Gewinn wiederherzustellen und die grossen Verluste von 2020 zu vermeiden. / BdL

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