Spanische Zimmermädchen planen eigene Buchungsplattform
HI+

Spanische Zimmermädchen planen eigene Buchungsplattform

Madrid. Der spanischen Vereinigung der Zimmermädchen, Las Kellys, ist es gelungen, über 80.000 Euro zu sammeln, um ein Buchungsportal für Hotels zu schaffen, die die Arbeitsrechte ihrer Mitarbeiter schützen.

Die Initiative wurde von der Vereinigung Las Kellys in Barcelona vorangetrieben und medial in ganz Katalonien begleitet. 2017 hatten sie das "La Ley Kelly", ausgerufen, um das Auslagern von Arbeitsplätzen im Hotel zu verhindern und ein Qualitätssiegel einzuführen. Der Antrag wurde 2018 vom Parlament von Katalonien bestätigt. Die Bewegung Las Kellys war 2016 in Barcelona bekannt geworden.

Der Name Las Kelly ist ein Akronym und steht für das Spanische "las que limpian" – "die, die sauber machen". Zusätzlich zu Barcelona gibt es acht weitere Gruppen in Spanien: Benidorm, Cádiz, Fuerteventura, La Rioja, Lanzarote, Madrid und Mallorca.

Foto: Messe Berlin

Plattform trägt zu Qualitätsanspruch bei

Die Idee, ein Buchungsportal zu schaffen, hängt mit der Entwicklung des Qualitätssiegels zusammen, das Hotels kennzeichnen soll, welche die Arbeitsbedingungen ihrer Zimmermädchen respektieren. Die Umsetzung des Siegels wurde allerdings seit seiner Bewilligung verhindert. Las Kellys vermutet, dass der katalonische Arbeitsminister Chakir El Homrani das Siegel aufgrund von Druck von verschiedenen Seiten nicht einführen wollte. Andere glauben, dass das stagnierende Anlaufen des Qualitätssiegels mit der Bürokratie selbst zusammenhängt, da es laut Bürokraten nach der Gründung der Abteilung genehmigt wurde, die es eigentlich hätte entwickeln sollen. Es steht nach wie vor nicht fest, ob die Entwicklung des Buchungsportal Teil des Plans 2020 sein wird.

Im Juli startete Las Kellys eine Crowdfunding-Kampagne auf www.goteo.org mit zwei Runden. Die erste Runde war ein grosser Erfolg und es kamen über 60.000 Euro zusammen. Die zweite Runde läuft noch und sie hoffen, auf insgesamt 90.000 Euro zu kommen, die für die technische Entwicklung und den Start des Buchungsportals verwendet werden.

"60.000 Euro waren das Minimum, das wir brauchten, um das Projekt starten zu können. Wenn wir aber einen höheren Betrag erzielen, haben wir ein besseres finanzielles Polster", erklärt Vania Arana, Sprecherin von Las Kellys Barcelona. Die Plattform "wird allen Hotels in Spanien und Europa offenstehen, aber auch kleinen Unternehmen, denn wir wollen die Art und Weise ändern, wie wir über Tourismus und alles, was damit zusammenhängt, denken. Es leiden noch mehr Personen unter dem Outsourcing, wie beispielsweise die Fremdenführer."

Sie rechnet damit, dass einige katalonische Hoteliers aus ländlichen Tourismus-Regionen sowie Eigentümer von kleinen Unternehmen ins Portal aufgenommen werden wollen, allerdings sei es noch zu früh, um Listen zu veröffentlichen. "Wir werden auch von Leuten kontaktiert, die beim Buchen wissen wollen, welche Hotels unsere Rechte respektieren. Vorerst sind wir aber noch ausschliesslich auf das Crowdfunding fokussiert", so Vania.

Kein Kommentar von Gewerkschaft und Verband

Eines der wichtigsten Ziele der Hotels hierbei ist, ihre wesentlichen Dienstleistungen nicht auszulagern, da die Arbeit der Zimmermädchen wichtig und ein Qualitätskriterium für die Buchung ist. Ein weiterer Themenbereich, den die Hoteliers angehen müssen, ist die Umsetzung des Tarifvertrags, das Gesetz zur Verhütung von Berufsrisiken sowie gleiche Bezahlung.

Das Buchungsportal soll nächstes Jahr mithilfe des Technikerteams entwickelt werden, das bereits die Vorstudie zur Kostenberechnung erstellt hat. Einen offiziellen Namen gibt es noch nicht, aber sie verwenden den Hashtag #yoreservoconlaskellys, um ihr Projekt in den sozialen Medien zu erklären.

Der Arbeitgeberverband für Hotellerie der Stadt Barcelona und Umgebung, Gremi d'Hotels Barcelona, wollte sich nicht in dieser Sache äussern. Auch CEHAT, die führende Hotelvereinigung Spaniens, hat nicht auf die wiederholten Anfragen von hospitalityInside geantwortet.

Auszeichnung für Las Kellys an der ITB 2019

An der ITB 2019 erhielt die Las Kellys-Präsidentin Myriam Barros mit dem sogenannten "TO DO Award Human Rights in Tourism" ausgezeichnet. Der Preis würdigt tourismusrelevante Projekte und Massnahmen, die auf die Interessen der lokalen Bevölkerung zielen. Spanien verzeichnete 2019 noch – nach Frankreich – die meisten Ankünfte internationaler Touristen weltweit und vor zwei Jahren gab es offiziell noch 200.000 Zimmermädchen in Spanien, inoffiziell viele mehr. Vom Tourismus-Boom profitierten diese Mitarbeiter nicht.

"Wir putzen im Akkord. Für ein Zimmer haben wir etwa acht bis zehn Minuten Zeit und bekommen dafür 2,50 Euro, sagte Barros am 19.3.2019 im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Wer noch direkt bei einem Hotel angestellt ist, kommt im Monat auf einen Verdienst von etwa 1.200 Euro, wer externalisiert ist, nur auf 800 Euro." / BdL

Verwandte Artikel

Aufstand der Zimmermädchen

Aufstand der Zimmermädchen

19.1.2017

Madrid. 2016, im Jahr des spanischen Tourismus-Booms, sah sich die Hotellerie mit mehreren sozialen und beruflichen Gruppen konfrontiert, die ihre Arbeitsbedingungen verbessern wollten. Die Erholung der wichtigsten Performance-Kennzahlen geht einher mit niedrigeren Löhnen und einem Rückgang der Rechte von zahlreichen Mitarbeitern in den Bereichen Küche, Wäscherei, Concierge, Rezeption oder Restaurant. "Die Abteilung, die von den neuen Arbeitsbedingungen am meisten betroffen ist, ist das Housekeeping mit den Zimmermädchen", so Antonio Ruda, Hospitality-Koordinator von Comisiones Obreras, einer der historischen Gewerkschaften Spaniens. Aktuell gibt es 96.000 bis 98.000 Zimmermädchen in der spanischen Hotellerie.

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"claudebot","accept":"*/*","x-forwarded-for":"54.165.122.173","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"54.165.122.173","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1