Floating Villas an einem deutschen See: begehrte Ferien-Domizile.Foto: Eco Lodges
Wiesbaden. Reisen in der Blase – Gäste wünschen so wenig Kontakt wie möglich. Mehr oder weniger kontaktlose Konzepte werden in diesem Sommer mit der klassischen Ferienhotellerie bereits fühlbar konkurrieren. hospitalityInside.com stellt einige der neuen Konzepte heute vor: Tiny Houses, Fässer, Schäferwagen, schwimmende Villen und Würfel.
Es ist sicher nicht jedermanns Sache, in einem Fass oder einem Schäferwagen zu übernachten, doch der drei Hektar umfassende ursprüngliche Campingplatz Naturama in Beilngries im bayerischen Altmühltal hatte sich bereits vor Corona damit Zielgruppen wie Familien, Gruppen, Radler und Wanderer erschlossen. Inzwischen rüstet die Anlage kräftig nach.
TINY HOUSES: Aktuell erhält das Naturama einen neuen Schub durch Tiny Houses, die für Komfort-suchende Gäste gedacht sind.
AUSSTATTUNG: Die mittlerweile 67 Häuser im Naturama, unter dem Namen Tinyhaushotel zusammengefasst, bieten eine Mini-Küche aus Kühlschrank und Kochfeld, teils Geschirrspüler, einen Wohnbereich mit Schlafcouch und Essplatz, Dusche, WC, einen abgetrennten Schlafbereich, Einbauschrank und weiteren Stauraum.
KOSTEN/EXPANSION: Bei den Häusern arbeitet Naturama mit dem Tinyhaus-Spezialist Easy Homes aus dem bayerischen Schwandorf zusammen. Er stellt die Häuser her, Naturama betreibt sie. Wo Naturama keine eigenen Campingplätze besitzt, arbeitet man mit externen Campingplätzen zusammen. Der Kaufpreis für ein Haus ab 32 qm beträgt, je nach Ausstattung, ab 39.000 Euro.
An sechs weiteren Plätzen in Deutschland sollen zwischen 2021 und 2022 weitere Tiny Haus-Siedlungen entstehen, für die noch Investoren gesucht werden. Aktuell ist das Tinyhaushotel in Wemding im Landkreis Donau-Ries in der Vermarktung, weitere Standorte in Planung sind der Brombachsee in Nordbayern, die Region Tegernsee, Passau, der Landkreis Dithmarschen sowie die Mecklenburgische Seenplatte.
ÜBERNACHTUNGSPREISE: Der Aufenthalt in einem Tinyhaus für zwei Personen ist pro Nacht ab 120 Euro buchbar, hinzu kommen acht Euro pro Person für Bettwäsche sowie 50 Euro für die Endreinigung.
Das Fass gibt's in mehreren Komfort-Stufen, bis zum Luxuskuschelfass.Foto: Naturama
FÄSSER: Auch für seine seit 2016 angebotenen Unterkünfte im Fasshotel wirbt das Naturama mit dem Beinamen Hotel. Es zählt heute 56 Schlaffässer.
AUSSTATTUNG: Die Fässer im Naturama sind zwischen 6-8 qm gross. Die einfacheren Schlaffässer und Kinderfässer bieten Platz für maximal vier Personen, die Schlaffässer Maxi für maximal 6 Personen. Die Fässer haben eine Holz-Sitzgarnitur vor dem Fass, die Luxuskuschelfässer für maximal vier Personen zudem einen Schlaf-Wohnraum mit kleinem Kühlschrank, Schuhregal sowie Heizstrahlern. Ganz neu wird ein Teil der Luxusfässer sowie Luxuskuschelfässer jetzt mit separatem Privatbad mit Waschbecken, Dusche und WC neben dem Fass angeboten.
KOSTEN: Schlaffässer werden inzwischen von zahlreichen Schreinereien angeboten, zum Beispiel Sauneco aus Lichtenstein auf der Schwäbischen Alb oder von Naturhaus-Holzbau aus Dahlwitz-Hoppegarten. Bei Naturhaus-Bau kostet ein 8,8 qm grosses Holzfass mit Terrasse, Schlafkammer mit Kipp-Fenster und Liegerost sowie Vorraum mit ausziehbarem Tisch und zwei Bänken aus nordischer Fichte als vorgefertigter Bausatz ab etwa 5.000 Euro.
ÜBERNACHTUNGSPREISE: Eine Nacht im Fass für zwei Erwachsene mit maximal zwei Kindern ist im Naturama ab 48 Euro buchbar. Hinzu kommen Gebühren für den Stromanschluss in Höhe von 2,50 Euro pro Tag sowie die Endreinigung für 10 Euro. Sanitäre Anlagen stehen auf dem Gelände bereit.
SCHÄFERWAGEN: 2017 entstand im Naturama zusätzlich das Schäferwagendorf mit 30 Schäferwagen.
AUSSTATTUNG: In den Schäferwagen des Naturama können zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder übernachten. Sie sind jeweils mit zwei Doppelbetten als Stockbett, Sitzecke, Schrank sowie Kühlschrank ausgestattet.
KOSTEN: Ebenso wie bei den Fässern bieten verschiedene Schreinereien in Deutschland Schäferwagen an, z.B. die Schäferwagen Manufaktur aus Oersberg, Müller Schäfer- und Zirkuswagenbau aus Aldingen-Aixheim oder die Bo-Wo Schäferwagenmanufaktur aus Hainsfahrt.
Der Schäferwagen, nur ein Platz zum Schlafen.Foto: Naturama
Im Grundpreis aller BoWo‑Wägen ist ein kompletter Wagen inkl. Fahrgestell, ein doppeltes hinterlüftetes Dach, zwei Fenster und eine abschliessbare einteilige Massivholztür mit einem Kastenschloss nach historischem Vorbild enthalten. Der Kaufpreis für den BoWo-Schäferwagen Classic beispielsweise mit den Massen 3,60 ml Länge, 2,00 Meter Breite und 2,14 Meter Höhe beträgt 15.980 Euro.
ÜBERNACHTUNGSPREISE, Beispiel Naturama: Dort kostet die Nacht im Schäferwagen ab 69 Euro. Hinzu kommen Gebühren für den Stromanschluss in Höhe von 2,50 Euro pro Tag sowie die Endreinigung für 10 Euro. Sanitäre Anlagen stehen auf dem Gelände bereit.
SERVICES im Naturama: Wer vor oder in seinem Fass/Wagen frühstücken möchte, erhält im Naturama für 10 Euro pro Person einen Frühstückskorb, der bis zu Vorabend am Automaten "Rosi" bestellt und morgens an der Rezeption abgeholt werden kann. Im Fass oder Wagen gibt es keine Kochgelegenheit, auf dem Platz stehen aber mehrere Grill- bzw. Feuerstellen bereit. Wer sich mit seiner Gruppe zum Essen in einem Raum treffen möchte, kann dies in einem der Aufenthaltsfässer für 20 Personen tun. Auf dem Campingplatz befindet sich ein kleiner Kiosk, ansonsten konzentriert sich das Naturama-Team eher auf das Rahmenprogram, bietet beispielsweise geführte Radtouren oder Wanderungen an. Wer den Weg in den Ort dorthin scheut, kann aber über Naturama ein Halbpensions-Paket buchen, das von der heimischen Gastronomie geliefert wird.
Urlaub im stationären Hausboot
SCHWIMMENDE VILLEN: Im Fränkischen Seenland wurden zwischen 2016 und 2019 die Eco Lodges realisiert. Das Floating Village mit Hotelcharakter wird von dem 2018 gegründeten Unternehmen Eco Lodge GmbH betrieben, deren Geschäftsführende Gesellschafter die beiden Manager Ralf Tellmann und Christian Sternke sind. Die Häuser gehören Einzelinvestoren.
AUSSTATTUNG: Die 67 qm grossen Häuser, teilweise mit Gaskamin, liegen an Stegen und haben einen Abstand von 5,5 bis 7,5 Meter zueinander. Die Wasservillen haben: zwei Schlafzimmer, ein Badezimmer mit Dusche, ein separates WC, ein Wohn-Esszimmer auf knapp 20 qm sowie eine Oberdeck-Dachterrasse mit 25 qm und 360-Grad-Rundumblick.
Die Floating Villas am Brombachsee versüssen den Aufenthalt mit viel Service und Entertainment.Foto: Eco Lodges
KOSTEN/EXPANSION: Die Entstehungskosten für eine schwimmende Villa inklusive anteiliger Infrastruktur-Massnahmen betragen bei einer Anlage mit 20 Häusern ca. 300.000 Euro netto pro Haus. Verschiedene Einrichtungsvarianten stehen zur Verfügung. Die Initiatoren planen eine weitere Expansion mit dem Modell, bevorzugt mit einem Grossinvestor, der gleich mehrere Schwimmvillen baut.
ÜBERNACHTUNGSPREISE: Pro Hausboot starten die Preise am Tag je nach Saison ab 249 Euro. Für die Endreinigung inklusive Wäschepaket wird eine Pauschale von 95 Euro berechnet.
SERVICE: Zu den Leistungen von Eco Lodge gehört u.a. der Betrieb einer Rezeption, ein Gäste-Shuttle per Boot oder Golfcart zu ihrem Haus, ein digitaler Floating Village Shop mit Lieferungen von Frühstücksboxen, Getränken oder Snacks zur Villa. Hinzu kommen Angebote wie Wellness, Yoga oder einen Standup-Paddle Verleih. MICE-Angebote werden z.B. in Kombination mit den Partnern MS Brombachsee und Residenz Ellingen entwickelt.
Übernachten im Würfel
SLEEPERO: Die Würfelschlafstätten des Hamburger Unternehmens Sleepero wurden vom Langenfreunden Design Studio entworfen und werden aktuell an interessierte Touristik-Unternehmen in einer Stückzahl ab 10 Einheiten angeboten. Durch das transparente Dach und die grossen Panorama-Fenster geniessen Gäste den freien Blick in den Himmel und die faszinierende Umgebung. Wer will, kann aber auch die Rollos hinunterziehen und sichtgeschützt einschlafen.
AUSSTATTUNG: Der Sleepero-Cube mit kurvigem Rahmen, wetterfesten Stoffbahnen und grossem Panoramafenster umfasst 12 Kubikmeter Raum und ist laut Hersteller im Steckbau-Prinzip in etwa einer Stunde aufbaubar. Der Cube bietet eine Liegefläche von 1,60x2 Meter. Stauraum gibt es in einem dreigeteilten Schrank. Weder Stromanschluss noch Baugenehmigung sind erforderlich.
KOSTEN: Bei einer Bestellung ab 10 Stück kostet ein Cube laut Homepage 11.990 Euro, für die Innenausstattung mit Decken, Kissen und einer Sojaöl-Kern-Matratze werden 3.000 Euro berechnet. Ab 20 Stück beträgt der Preis 10.990 Euro. Hinzu kommen individuelle Kosten für Lieferung und Aufbaukosten und für ein etwaiges Logo des Bestellenden.
In einer Stunde ist dieser Würfel aufgebaut. WC und Waschgelegenheit sollten in der Nähe sein.Foto: Sleepero
KOSTEN: Bei einer Bestellung ab 10 Stück kostet ein Cube laut Homepage 11.990 Euro, für die Innenausstattung mit Decken, Kissen und einer Sojaöl-Kern-Matratze werden 3.000 Euro berechnet. Ab 20 Stück beträgt der Preis 10.990 Euro. Hinzu kommen individuelle Kosten für Lieferung und Aufbaukosten und für ein etwaiges Logo des Bestellenden.
ÜBERNACHTUNGSPREISE: Je nach Standort, eine Nacht in Eckernförde für max. 3 Personen z.B. 140 Euro, am Lübbensee bei Templin ab 130 Euro und bei Schloss Staufenberg in württembergischen Durbach ab 170 Euro.
SERVICE: Bezogene Betten, LED-Beleuchtung, kein Strom, Chillbox mit Snacks und Getränken in Bioqualität sowie Müllbeutel zur Abfall-Mitnahme. Toilette und Waschbecken fussläufig erreichbar, Handtücher und Toilettenartikel müssen mitgebracht werden.
Co-Living und -Working mit Tiny Houses
ALTERNATIVE KONZEPTE: Einen anderen Ansatz als das reine Tourismus-Business verfolgt Coconat, eine Kombination aus Wohngemeinschaft, Resort und Co-Working Space in der Natur mit dem Untertitel "a workation retreat". Coconat, eine Zusammensetzung aus Community, Co-Working und Nature, liegt in Klein Glien bei Bad Belzig in Brandenburg, etwa eine Stunde von Berlin entfernt. Es entstand auf dem Gartengelände einer Villa aus dem 19. Jahrhundert sowie einem ehemaligen Gewerkschafts-Schulungsgebäude aus den 1970er Jahren.
Das Projekt startete 2015, teilweise finanziert durch Crowdfunding. Das Retreat wird inzwischen so gut angenommen, dass seine Macher ein Nachbargrundstück erwarben und dort 15 Tiny Houses für Menschen errichten werden, die in den eigenen vier Wänden wohnen, aber auch gleichzeitig die Gemeinschafts-Einrichtungen von Coconat nutzen möchten. Darüber hinaus ist es geplant die alte Scheune auf dem Anwesen in Apartments umzubauen, die verkauft oder vermietet werden sollen.
DIE IDEE: die Arbeitszeit so zu gestalten, dass sie sich wie Urlaub anfühlt. Zielgruppen sind z.B. Start-ups und Kreative, Nutzer urbaner Co-Working-Spaces, aber auch Anwohner der Region, digitale Nomaden sowie die Kreativabteilungen grosser Unternehmen oder Universitäten und Forschungseinrichtungen, die ihren Mitarbeitern ein neues Umfeld bieten wollen.
PREISE: Pro Tag 19,90 Euro für Vollpension und 50 Euro pro Woche für die Nutzung des Co-Working-Bereichs. Pro Woche kommen dann je nach Schlafstätte zwischen 70 und 197 Euro fürs Übernachten hinzu. Den niedrigsten Preis zahlen Gäste in der halb-privaten Schlafkapsel Dorm, den höchsten für ein Einzelzimmer mit Bad. Mindestaufenthalt sind zwei Wochen.
SERVICE: Rund um das Wohnen und Arbeiten gibt es jede Menge Aktivitäten für die Gäste: vom Lagerfeuer über das gemeinsame Kochen und Backen, Yoga, eine Sauna oder Massagen.
Fazit: Grundsätzlich gilt für Bubble-Unterkünfte der gleiche Massstab wie für Hotels: Je mehr Komfort sie bieten, desto teurer können sie angeboten werden. So wirbt beispielsweise in Kleinblittersdorf im Saarland ein Objekt derzeit u.a. bei lidl-reisen für einen kontaktlosen Urlaub im Glamping Resort Biosphäre Bliesgau. Drei Nächte im Mai oder Juni in den runden Holzhüttchen sind dort inklusive Frühstück für 318 Euro für zwei Personen, also 106 Euro pro Nacht und DZ buchbar. Die Häuschen bieten: zwei Einzelbetten oder ein Doppelbett, Dusche/WC, Föhn, Klimaanlage, Kaffeemaschine, Wasserkocher, Toaster, Kühlschrank, Fernseher, freies WIFI, Terrasse mit Sitzgelegenheit, Bettwäsche, Handtücher.
In einem zweiten Teil zu diesem Thema wird hospitalityInside.com in Kürze neue Apartmenthotel-Entwicklungen an Nord- und Ostsee beleuchten. / Susanne Stauss