Trumps Reisepolitik Erste rückläufige Zahlen Reisende alarmiert
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Trumps Reisepolitik: Erste rückläufige Zahlen, Reisende alarmiert

Bethesda/Washington. Erst hatte Marriotts CEO Arne Sorenson Donald Trump zu seinem Wahlsieg noch gratuliert, doch inzwischen sieht sich der Hotelier ersten Umbuchungen gegenüber. New York meldet rückläufige Besucherzahlen. Vor zwei Tagen offenbarte eine repräsentative Umfrage von Kayak alarmierende Reaktionen von Reisenden aus Grossbritannien und Deutschland, wenn sie nach ihren Passwörtern für ihre Social-Media-Konten gefragt wurden.

Erst im November 2016, als Donald Trump die Wahlen in den Vereinigten Staaten gewonnen hatte, hatte sich Arne Sorenson etwas Zeit genommen, um dem frisch gewählten designierten Präsidenten einen offenen Brief mit einigen wohlmeinenden Ratschlägen zu schreiben. Darin gratulierte er ihm zunächst "zu seinem Sieg" und seinem "beeindruckenden Wahlkampf" und ermutigte ihn "seine Kritiker eines Besseren zu belehren und Amerika noch grösser zu machen".

Leider hat es der neue Präsident bisher nur geschafft, den Zorn der Welt auf sich zu ziehen. Seine verfassungsfeindliche Politik, undiplomatischen Manieren und seine ungehobelten Äusserungen auf Twitter haben das Image einer ganzen Destination nach vielen Jahren harter Arbeit von Brand USA, einer Organisation zur Vermarktung des Landes im Ausland, schwer beschädigt. Die Besucherzahlen gehen zurück und mehrere Destinationen erwarten einen noch stärkeren Rückgang.

Bereits weniger Besucher in New York

Zum ersten Mal seit sieben Jahren verzeichnet New York City einen Rückgang bei den Besucherzahlen, der "der protektionistischen Politik und Rhetorik von Präsident Trump zugeschrieben wird, da Besucher dadurch verschreckt werden." In einer Erklärung verkündete Fred Dixon, CEO von NYC & Company, der Tourismusagentur der Stadt, dass "in diesem Jahr 300.000 Ausländer weniger kommen werden als 2016, ein Rückgang, der die in der Stadt ansässigen Unternehmen mindestens 600 Millionen Dollar an Umsatz kosten wird."

Adam Sack, Präsident von Tourism Economics, einem international agierenden Unternehmen, das Reisetrends für mehrere Städte in den Vereinigten Staaten vorhersagt, fügte hinzu, dass die Anzahl ausländischer Besucher zwischen 2016 und 2018 "durch Trumps Äusserungen und Taten" um 6,3 Millionen fallen könnte. "Der US-Reisemarkt sieht sich einem sehr schweren Jahr gegenüber", so Sack weiter.

OTAs bestätigen, dass die Anzahl der Suchen nach Flugtickets und Hotels seit der Wahl zurückgegangen ist. In einem aktuellen Interview in der "Financial Times" warnt Expedia-CEO Dara Khosrowshahi davor, dass die Aussendarstellung der derzeitigen Administration dazu beitragen könnte, dass die USA als Produkt an Attraktivität verloren hätte. "Es können zwei Dinge passieren", so Sack. "Entweder gehen in den USA die Preise nach unten, um das Volumen beizubehalten, oder das Volumen nimmt ab. Wenn wir unser Geschäft betrachten, sind die Preise der entscheidende Faktor, und die sind am Fallen."

Gruppen ziehen Kanada den USA vor

Reisende haben immer die Wahl und Kanada scheint für viele von ihnen ein guter Plan B zu sein – beruflich oder privat. In einem weiteren Interview in der "Financial Times" sprach der Marriott-CEO vor wenigen Tagen von "einigen Fällen", in denen Unternehmen ihr Treffen aus Sorge um Schwierigkeiten bei der Einreise lieber in Kanada als in den USA abhalten wollten.

Voller Hoffnung und Erwartungen nach Trumps Wahl sieht sich Sorenson nun mit der harten Realität konfrontiert. Zum einen hat der Präsident nicht auf seinen durchaus sinnvollen Ratschlag gehört, und zum anderen ist er drauf und dran, der Branche sogar zu schaden. "Trumps Politik in den Bereichen Zuwanderung und Reisen kann sich schädlich auf das Reise- und Tourismus-Wachstum in den Vereinigten Staaten auswirken. Immer mehr Geschäftsreisende und Urlauber könnten sich dazu entschliessen, lieber andere Destinationen aufzusuchen, um die restriktiven Reisebestimmungen zu umgehen, die Besucher aus bestimmten Ländern mit einem Einreiseverbot belegen."

Er fügte hinzu, dass der starke Dollar Reisende aus dem Ausland davon abhalten könnte, in die USA zu kommen. David Scowsill, Präsident des World Travel and Tourism Council, bestätigt diese Vermutung. "Der Stärke des Dollars macht die Destination in diesem Jahr deutlich teurer, was sicherlich auch zu spüren sein wird."

Auf der letzten ITB war die Währung ein grosses Thema – für viele europäische Reise-Plattformen und -anbieter in der US-Halle standen der Dollarkurs und Trumps verbale Ausfälle im Mittelpunkt der Debatte. "Die Versuche der neuen US-Regierung, Reisebeschränkungen durchzusetzen, sind nicht hilfreich, da besteht kein Zweifel. Man kann da kaum von guten Neuigkeiten ausgehen", fasste Arne Sorenson zusammen. Ist das wirklich eine Überraschung?

Kayak-Umfrage: Reisende kommen nicht mehr oder seltener

Besucher aus dem Ausland werden womöglich bald nach den Passwörtern ihrer Social-Media-Accounts und ihren Telefonkontakten gefragt, und sollen ihre politische Einstellung offenlegen. So will es die Trump-Regierung mit ihren neuen Einreiseregularien. Eine repräsentative Untersuchung durch Opinium Research im Auftrag der Reisesuchmaschine Kayak zwischen dem 10. und 12. April 2017 unter 1.012 britischen und 1.010 deutschen Erwachsenen zeigt die negative Wirkung von Trumps Einreisepolitik.

Mit Blick auf Grossbritannien zeigte die Umfrage:

● 63% sagen, dass sie die neuen Regeln als "Eindringen in die Privatsphäre" empfinden.
● 37% würden "definitiv nicht " in die USA reisen, wenn diese Regeln in Kraft träten.
● Die Nachfrage nach Flügen zu wichtigen US-Destinationen hat sich im Vergleich zum letzten Jahr halbiert.

Mehr als die Hälfte der Briten sagt, dass sie sich weigern würden, diese Regeln zu befolgen. Weitere 29% sagen, dass sie solche Regeln zwar befolgen, sich dabei aber "nicht wohlfühlen" würden. Die "extreme Sicherheitsüberprüfung", wie sie genannt wird, verlangt von Besuchern möglichweise bald die Angabe persönlicher Informationen wie die politische Überzeugung und Einstellung. Etwa 27% der Briten würden dies ablehnen, während 48% ihr zwar Folge leisten, sich dabei aber unwohl fühlen würden.

Ein solches Vorgehen könnte die bereits jetzt unter Druck stehende US-Tourismusbranche massiv schwächen. Beinahe drei Viertel der Briten sagen, dass sie bei derartigen Einreise-Bestimmungen eher nicht mehr in die USA reisen würden – und 37% davon sagen, dass sie "auf keinen Fall" dorthin reisen würden.

Seit seinem Amtsantritt hat Trump bereits einen extrem negativen Einfluss auf die Nachfrage nach Reisen in die USA unter den Briten, wobei die Nachfrage nach Ferienaufenthalten im Sommer im Vergleich zum letzten Jahr drastisch eingebrochen ist. Im Jahresvergleich ist die Anzahl der Suchen nach Flügen nach Tampa und Orlando um 58%, nach Fort Lauderdale um 57% und nach Miami um 52% eingebrochen. Darüber hinaus gingen die Suchen nach San Diego um 43%, nach Las Vegas um 36% und nach Los Angeles um 32% zurück, so Kayak in einer Pressemitteilung.

Danach gefragt, welche Vorbehalte es gebe, Social Media-Passwörter weiterzugeben, sagten 47%, dass sie Sorge hätten, jemand anders würde etwas in ihrem Namen posten, 52% sorgen sich um die Einstellungen, z.B. gelöschte Kontakte, während 50% Bedenken äusserten, dass ihre Bankdaten in die Hände von Beamten gerieten.

Mit Blick auf Deutschland zeigte die Umfrage:

● 64% halten die neuen Regelungen für einen gravierenden Eingriff in ihre Privatsphäre.
● 44% – 7% mehr als in Grossbritannien – würden eine Reise in die USA vermeiden, wenn eine solche Regelung in Kraft treten würde.

Von den Deutschen wären nur 26% der Befragten bereit, die Passwörter zu ihren sozialen Netzwerken offenzulegen, würden sich dabei aber unwohl fühlen. 70% sehen in den etwaigen neuen Einreise-Regelungen eine Verletzung ihrer Privatsphäre.

Auf die Frage, welche Bedenken sie in Bezug auf die Offenlegung der Informationen ihrer Social Media-Accounts haben, zeigten sich 36% besorgt, dass peinliche Informationen gefunden werden könnten. 49% befürchten, dass Kontaktdaten oder Posts gelöscht werden. Grenzbeamten persönliche Informationen zu ihrem Privatleben, wie z.B. ihre politische Einstellung, mitteilen zu müssen, würde 41% der Deutschen Unwohlsein bereiten; 37% gaben an, diese Informationen nicht offenlegen zu wollen.

Drei Viertel der befragten Deutschen gaben an, dass eine Reise in die USA für sie weniger wahrscheinlich wäre, falls die Grenzkontrollen in diesem Masse verschärft würden. 44 Prozent davon würden, wie oben gesagt, unter diesen Umständen sogar komplett auf einen USA-Urlaub verzichten. / SD, kn

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