Unser Überleben hängt von Ihnen ab US Hoteliers wenden sich an Biden und hoffen auf ein neues Konjunktur Paket
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Unser Überleben hängt von Ihnen ab

US-Hoteliers wenden sich an Biden und hoffen auf ein neues Konjunktur-Paket

CNN live und nonstop: Die diesjährige US-Wahl war eine der spannendsten in der Geschichte des Landes und von immenser globaler Bedeutung. Klassische Medien und Social Media lieferten sich ein Wettrennen.Foto: map

Washington. Während sich Präsident Trump nach wie vor weigert, das Ergebnis der jüngsten Präsidenten-Wahl zu akzeptieren, haben führende Vertreter der Hospitality-Branche in den USA dem neuen designierten Präsidenten Joe Biden inzwischen gratuliert. Von Marriott, Hilton und Accor über Hyatt, Best Western, AHV Associates bis zur US Travel Association fordert die Branche Geschlossenheit, einen richtigen Covid-19-Plan, die Stimulierung der Wirtschaft, Soforthilfen für kleine Unternehmen und den Schutz von Millionen von Mitarbeitnehmern in der Hospitality-Branche, die ihre Arbeit bereits verloren haben oder diese verlieren werden.

Amerikanische Hoteliers, und teilweise auch europäische Hotel-Ketten, die in Amerika tätig sind, kämpfen mit den dramatischen Folgen, die die weltweite Pandemie auf den Reise-Sektor hat und sie sehen sich nicht mehr in der Lage, weiteres Chaos und Unsicherheiten abzufedern. Und Donald Trumps Trotzverhalten ist dabei wirklich nicht hilfreich. Seine Weigerung, die Niederlage einzugestehen, sowie die falschen Behauptungen eines Wahlbetrugs schaden der Erholung der amerikanischen Wirtschaft ebenso wie dem Ruf des Landes als sichere Destination.

Vor diesem Hintergrund hat Roger Dow, Präsident und CEO der US Travel Association, die Gelegenheit von Bidens Wahlsieg genutzt und begrüsst, dass dieser den Branchen helfen will, die von der Pandemie am stärksten betroffen sind. In einem Statement schrieb er Folgendes: "Ein Drittel aller Arbeitslosen in den USA kommen aus der Reise-Branche. Um einen Umschwung bei der US-Wirtschaft herbeizuführen, ist eine Politik der Unterstützung, der Erholung und der Anreize zwingend erforderlich."

Andrew Harrington bleibt skeptisch über die zu erwartenden Sanierungspakete.Foto: AHV

100.000 Restaurants geschlossen

Als Vertreter von 20.000 asiatisch-amerikanischen Hotel-Eigentümern gratulierte Cecil Staton Joe Biden ebenfalls zum Sieg und fügte hinzu, dass sie Druck auf seine Regierung und den Congress ausüben werden, damit diese neue wirtschaftliche Anreize schaffen, um Hoteliers zu helfen. Tom Bené, Präsident und CEO der National Restaurant Association, bestätigte, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Er warnte den designierten Präsidenten, dass landesweit bisher 100.000 Restaurants geschlossen wurden und weitere 40% den Winter ohne zusätzliche Unterstützung der US-Regierung wahrscheinlich nicht überstehen werden. "Wenn nur 5% der Restaurants zwischen heute und dem Ende des Jahres die Türen schliessen, sind mindestens eine halbe Million Arbeitsplätze verloren," so seine Warnung.

Neues Konjunktur-Paket dringend erforderlich

Die dringlichste Frage unter den Hospitality Leaders lautet aktuell, ob sie bis zum nächsten Tag überleben. Die verheerende und unkoordinierte nationale Antwort auf das Virus gefährdet jedoch noch mehr Unternehmen. Aktuell blicken alle gespannt auf den 116. Kongress, der Ende dieses Monats zur Lame-Duck-Sitzung zusammenkommen sollte. "Obwohl die US-Regierung die Unternehmen während der Krise sehr gut unterstützt hat, sind einige wichtige Massnahmen im Juli ausgelaufen und deren Fortsetzung hat sich aufgrund von Uneinigkeiten zwischen den Parteien im Kongress festgefahren. Es ist unwahrscheinlich, dass die Demokraten im Januar die Kontrolle im Senat übernehmen werden, deshalb wird das neue Sanierungspaket, sollte es verabschiedet werden, nicht sehr grosszügig ausfallen," bedauert Andrew Harrington, Hospitality-Experte und Eigentümer von AHV Associates.

Bereits 2 Millionen Arbeitslose

Bei der letzten 42. Digitalversion der jährlich stattfindenden NYU Hotel Investment Conference war für alle Führungskräfte aus dem Gastgewerbe, die an einer Podiums-Diskussion teilgenommen hatten, die Verabschiedung eines neuen Gesetzes zur Ankurbelung der Wirtschaft von grösster Wichtigkeit. Arne Sorenson von Marriott bestätigte beispielsweise, dass staatliche Hilfen unerlässlich seien, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Hiltons CEO Chris Nassetta stimmt dem zu. "Er [der Anreiz] ist notwendig, da Millionen Arbeitnehmer, die an vorderster Front stehen, ihren Job verloren haben." "Beinahe 2 Millionen Arbeitnehmer in unserer Branche sind beurlaubt oder arbeitslos, wir müssen Eigentümern von kleinen Unternehmen zusätzlich unterstützen, damit sie eine Chance auf die Zukunft haben und das Beschäftigungs-Niveau aufrechterhalten können", so Mark Hoplamazian, CEO der Hyatt Hotels Corporation.

Darlehens-Programm der Regierung hat versagt

Letzterer bedauert das "vollständige Versagen" des "Main Street"-Kredit-Programms der Regierung sehr. Ihm zufolge ist lediglich ein winziger Prozentsatz der 465 Milliarden Dollar, die für das Programm vorgesehen waren, tatsächlich vergeben worden. "Vor Kurzem wurden einige Änderungen vorgenommen, um das Kredit-Volumen zu verkleinern, so dass auch kleinere Unternehmen erfasst werden, aber ehrlich gesagt sind die Verfahren so umständlich, dass ich mir nicht sicher bin, ob das überhaupt einen Unterschied macht. Wir sollten diese Gelder lieber in das PPP-Kredit-Programm zurückführen, das wesentlich effektiver war."

David Kong: Kredite an den Verlusten messen!Foto: Best Western

David Kong, CEO von Best Western Hotels, ist nicht überzeugt. In seinen Augen war PPP lediglich ein Pflaster und nicht wirklich effektiv für die Hotellerie. "Es geht hier um die 2,5-fachen Lohnkosten und die damit verbundenen Kosten. Das reicht nicht. Ich würde einen Vorschlag aus dem Congress sehr begrüssen, der bedarfsorientierte Subventionen für Unternehmen vorsieht, deren Einnahmen um mehr als 25% zurückgegangen sind, mit Krediten in Höhe der Ausgaben von bis zu sechs Monaten basierend auf den Verlusten von 2020."

Obwohl es sich nicht um ein amerikanisches Unternehmen handelt, hat Accor an der Diskussions-Runde teilgenommen und CEO Sébastien Bazin rief zur Einigkeit auf. "Wir müssen den Kampf gemeinsam führen, um mehr Konjunktur-Pakete für Eigentümer kleiner Unternehmen zu erhalten," so seine Meinung bei der virtuellen Veranstaltung. Bazin betonte ausserdem, dass es wichtig sei, dass der designierte Präsident Joe Biden die Beziehungen zur Europäischen Union wieder aufnehmen und stärken müsse, die während der Trump-Administration schwer beschädigt wurden.

Erhöhung der Körperschaftssteuern ist keine gute Idee

Anfang des Monats ging Arne Sorenson in einem offenen Brief an Joe Biden sogar einen Schritt weiter und plädierte für eine "gerechtere Wirtschaft". Bidens Kampagne schlug vor, die Einkommenssteuer für bestbezahlte Einzelpersonen und Unternehmennen zu erhöhen; das wird sicherlich nicht für Begeisterungsstürme sorgen. Es ist zu früh. Sorenson macht sich jedoch keine grossen Gedanken zur Besteuerung reicher Einzelpersonen … vorerst. "Die Erhöhung der Körperschaftssteuer könnte Unternehmen aus den USA vertreiben und ein zu aggressives Vorgehen wird die Erholung der Arbeitsplätze gefährden, die wir nach der Pandemie dringend brauchen." Und er fügte hinzu, bevor die Körperschaftssteuer erhöht wird, "sollten wir erst Abzüge und andere Steuer-Vorteile abschaffen und über eine Erhöhung des Mindestlohns sprechen".

Marriott Hotels hat, wie alle anderen grossen Unternehmen auch, 2017 von Trumps Steuer-Reform profitiert, in deren Zug die Körperschaftssteuer von 35% auf 21% gesenkt wurde. Trotz der Behauptung, diese Steuersenkung würde Arbeitsplätze schaffen, Unternehmens-Investitionen fördern und das durchschnittliche Haushalts-Einkommen um 4.000 Dollar erhöhen, hat die Reform dieses Ziel nicht erreicht. Experten erklären in den Medien genau, wie das eine Prozent an der Spitze und auf Unternehmens-Seite die Aktionäre am meisten von der Steuersenkung profitiert haben. Der versprochene Boom bei den Unternehmens-Investitionen ist jedoch ausgeblieben.

Sorenson rät Biden zu Reaktion auf Covid

Da die Pandemie die Wirtschaft geschwächt hat, ist es unwahrscheinlich, dass aktuell Investitionen in Unternehmen erfolgen. Aufgrund der verpfuschten Reaktion der Trump-Administration auf die Pandemie durcherlebt die USA gerade das Schlimmste. "In vielen Teilen des Landes erleben wir nach wie vor die erste Welle", warnt Andrew Harrington. In seinem Schreiben an Biden rät Sorenson Bidens Team, so schnell wie möglich Covid-19-Gesetze zu verabschieden.

"Diese Gesetze sollten sich auf drei Punkte konzentrieren. Erstens: Wir müssen dafür sorgen, dass alles getan wird, um das Virus zu bekämpfen [Tests, PPE, Behandlung, etc.]. Zweitens: Die Arbeitslosen-Versicherung sollte ausgeweitet werden, um alle zu erfassen, die aufgrund der Krise ihre Arbeit verloren haben. Drittens: Die Unterstützung sollte auf kleine Unternehmen ausgeweitet werden, die durch die Pandemie zugrunde gerichtet wurden. Alles andere ist zweitrangig."

Februar 2013: US-Vizepräsident Joe Biden besucht die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in Berlin. Bei einem Termin im InterContinental Hotel begrüsst ihn der damalige Hausherr Robert Herr. 'Er war sehr locker und wirkte entspannt,' erinnert er sich. 'Herr Biden begrüsste auch das umstehende Personal der amerikanischen Botschaft in Berlin und nahm sich für jeden etwas Zeit. Der Austausch mit ihm war unkompliziert.' Nun hofft Robert Herr, den künftigen US-Präsidenten vom 18. bis 21. Mai 2021 auf dem Bürgenstock Resort bei Luzern wiederzusehen, wo das Weltwirtschaftsforum 2021 stattfinden wird. Dort ist der gebürtige Schweizer Robert Herr seit 2017 der Hausherr.Foto: InterContinental Hotel Berlin

Impfstoff-News genügen
Hiltons CEO nicht

Die Ankündigungen von zwei möglichen Impfstoffen gegen Covid-19 innerhalb einer Woche hat eindeutig Wirkung gezeigt. Zumindest sind die Aktien der Reise- und Urlaubsbranche in die Höhe geschnellt. Fluggesellschaften wie Delta Air Lines, American Airlines Group und United Airlines, aber auch Hotels konnten nach dieser Nachricht zulegen. Hyatt und Marriott verzeichneten ein Plus von 5,9% und 4,6% und Hilton legte um 3,7% im Vergleich zum vorigen Montag zu. Ein sehr vorsichtiger Chris Nassetta glaubt jedoch nicht, dass ein Impfstoff zur Bekämpfung der Pandemie ausreicht, um die Wirtschaft und die Hotellerie wieder in Schwung zu bringen. "Das sorgt nicht für genug Vertrauen", sagte er in der virtuellen Diskussion. "Wir brauchen zusätzlich ein umfassendes Test-System und die Nachverfolgung von Kontakten, damit die Leute das Risiko einschätzen können und sich sicher genug fühlen, um wieder mobil zu sein."

Hotels in Washington für Amtseinführung ausgebucht

Impfstoff hin oder her – es könnte durchaus sein, dass zu Bidens Amtseinführung am 20. Januar 2021 tausende Leute kommen. Viele haben sich bereits ein Zimmer in einem der Hotels in Washington DC gesichert. "Die Leute haben bereits Übernachtungen gebucht. Es besteht grosses Interesse für die Amtseinführung, aber letztendlich hängt alles von den Entwicklungen rund um das Corona-Virus ab", bestätigt Eliott Ferguson, Präsident von Destination DC. Die Expedia-Plattform Travelocity zeigt bereits, dass Dutzende Unterkünfte zwischen dem 19. und 21. Januar 2021 nicht länger verfügbar sind. USA Today meldet sogar, dass das Trump Hotel in Washington zwischen dem 16. und 21. Januar keine freien Zimmer mehr hat. Seltsam. Das wird bei Donald sicherlich zu einem weiteren Trotzanfall führen. / Sarah Douag

NEW YORK LEIDET: 2019 besuchten 66,6 Millionen Besucher die Metropole – ein Rekort im zehnten Jahr in Folge. 2020 waren es laut New Yorker Tourismusbehörde NYC & Company von dieser Woche nur noch 22,9 Millionen. Die Zahl der Besucher aus den USA nahm um rund zwei Drittel ab, die der Touristen aus dem Ausland um 80%. Erst für 2024 erwartet die Behörde wieder einen neuen Rekord mit 69,2 Millionen Besuchern. Die Tourismus-Industrie beschäftigte vor Ausbruch der Pandemie rund 400.000 Menschen. / kn

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