Vorsichtiges Herantasten an 2020 Wie war das 2 Halbjahr 2019 wie wurde neu budgetiert 6 Ketten antworten
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Vorsichtiges Herantasten an 2020

Wie war das 2. Halbjahr 2019, wie wurde neu budgetiert? 6 Ketten antworten

Wie wird das Geschäft 2020 laufen? Die Budgetierung ist dieses Mal schwieriger.Foto: Hotel Excelsior Ernst

Wiesbaden. Autobauer kündigen weitere schmerzhafte Stellenkürzungen an, erste deutsche Automobil-Zulieferer ihre Insolvenz. Dieser wichtige Wirtschaftsmotor Deutschlands ist gewaltig ins Stottern geraten, weitere externe Einflüsse verunsichern. Zieht die Wirtschaftsabkühlung die Tourismus-Branche mit sich in den Abgrund? Wie reagieren die Hotelgruppen bei ihrer Budget-Planung 2020 auf die unklare Lage? Vienna House, Choice Hotels, Achat, IntercityHotels, IHG und Novum Hospitality haben geantwortet.

2019 erlebte die deutsche Hotellerie das zehnte Jahr einer kontinuierlichen Umsatzsteigerung, die Zahl der Neueröffnungen und Projekte ist weiterhin ungebrochen. Alleine in den Top 7-Städten Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf, Köln, Frankfurt/Main und Stuttgart gehen laut einer Aufstellung der Treugast Solutions Group im Jahr 2020 insgesamt 64 Hotels mit 13.512 Zimmern an den Start, ihre durchschnittliche Grösse beträgt 211 Zimmer. "Vor allem Märkte wie Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und Köln werden einem stark überproportionalen Angebotswachstum ausgesetzt sein, was unweigerlich zu Performance-Rückgängen in diesen Märkten führen wird", sagt dazu Treugast-Geschäftsführer Michael Lidl.

Die neuen Herausforderungen für die Branche bestehen dabei nicht nur aus Überkapazitäten. Und so machen auch Klaus und Martina Fidlschuster, Geschäftsführende Gesellschafter der Hotour Hotel Consulting aus Frankfurt, in ihrem Schreiben zum Jahresabschluss 2019 deutlich, dass die relevanten Indikatoren daraufhin deuten, dass die Hotellerie sich 2020 auf dynamische Markt-Entwicklungen einstellen muss.

In diesem Schreiben heisst es aber auch, dass sich die Top-Städte Berlin, München, Hamburg und Frankfurt im Jahr 2019 nach Hotour-Hochrechnungen über Übernachtungssteigerungen zwischen vier und sechs % freuen durften, Deutschland insgesamt über drei %. Im gesamten Land fiel das 2. Halbjahr 2019 für die meisten Player der Branche ganz offensichtlich noch positiv aus, wenngleich Aussagen wie Marktanteils-Steigerungen oder das gute Behaupten im Feld der Mitbewerber keine Messlatten für den tatsächlichen Erfolg sind.

hospitalityInside.com hat zum Verlauf des 2. Halbjahres 2019 in Deutschland und zu den Erwartungen für 2020 einige Statements von Gruppen unterschiedlicher Grösse und Fokus zusammengetragen: von Vienna House, Choice Hotels, Achat, IntercityHotels, IHG und Novum Hospitality.

ÜBER DAS 2. HALBJAHR 2019

Rupert Simoner.

Rupert Simoner, CEO Vienna House:
Das 2. Halbjahr war gut, geprägt von der Integration der übernommenen Arcona Stadthotels. Im Vergleich zum 2. Halbjahr des letzten Jahres verzeichnen wir einen Anstieg des Total Revenue um 5,1 %, der GOP ist um 2,1 % gestiegen. Der geringere Anstieg in der Profitabilität ist bedingt durch die noch in diesem Jahr getätigten Integrationskosten der neuen Hotels.

Georg Schlegel, Managing Director Choice International:
Als Franchisor kann ich – im Gegensatz zu einem Hotel Operator – dazu lediglich sagen: Das 2. Halbjahr 2019 lief für Choice weitgehend wie erwartet. Ein Teil der Franchisenehmer konnte sowohl Umsatz als auch Belegung steigern bzw. stabil halten.

Philipp von Bodman, Geschäftsführer Achat Hotels:
In den meisten Märkten ist das 2. Halbjahr 2019 – entsprechend unseren Erwartungen – sehr gut gelaufen. Rückblickend war es ein sehr intensives 2. Halbjahr, da wir bei Achat Hotels viele Veränderungen und Umstrukturierungen durchgeführt haben. Auch gab es zahlreiche Mitarbeiter-Neueinstellungen – speziell auf Manager-Ebene. Der Fokus lag 2019 auf der Stärkung sowie dem weiteren strategischen Ausbau der zentralen Funktion unseres Mannheimer Headquarters. Hinzu kam die Implementierung von unterstützenden Systemen in allen Bereichen.

Joachim Marusczyk.

Joachim Marusczyk, Gründungsgeschäftsführer IntercityHotels:
Mit IntercityHotel konnten wir im 2. Halbjahr 2019 in unserer Kategorie noch deutlich besser abschneiden als im 1. Halbjahr. Daher ist das 2. Halbjahr 2019 für uns sehr zufriedenstellend gewesen.

Mario Maxeiner, Managing Director Northern Europe IHG:
Das 2. Halbjahr 2019 konnten wir trotz Unsicherheiten im Markt erfolgreich abschliessen. Der RevPAR war zwar flach, dafür konnten wir aber unseren Marktanteil gegenüber Mitbewerbern steigern. Besonders in den Messemonaten Oktober und November haben wir starke Ergebnisse erzielt. Ausserdem treiben wir das Wachstum unseres Portfolios in Deutschland voran: Im 2. Halbjahr 2019 haben wir knapp zehn Hotels eröffnet und auch einige neue Hotels unterzeichnet.

David Etmenan, CEO Novum Hospitality:
"Das 2. Halbjahr 2019 lief bei uns zufriedenstellend und im Plan/Budget."


WIE SIEHT DAS BUDGET 2020 AUS?

Doch wie stellt sich die Branche auf die neuen Herausforderungen ein? Hat sie bereits vorsichtiger budgetiert angesichts der ersten Indikatoren aus der Wirtschaft, der Automotive-Industrie und angesichts des bevorstehenden Brexits. hospitalityInside.com wollte wissen, wie schwierig es war, ein Budget für das Jahr 2020 aufzustellen und wie dieses ausfiel.

Rupert Simoner, CEO Vienna House:
Die Unsicherheiten sind uns bewusst. 'Weiter wie bisher' ist derzeit wohl blauäugig. Unsere Geschäftsstrategie für 2020 haben wir Mitte 2019 entsprechend angepasst. Mit dem Budget 2020 hatten wir daher keine allzu grossen Herausforderungen. Wir rechnen fest mit einem moderaten Wachstum von 3,2% beim Gesamt-Umsatz und 3,7% mehr an GOP. Die Zahlen beziehen sich auf den Vergleich mit 2019, bereits inklusive der Budgets der integrierten Hotels. Ich vergleiche Äpfel mit Äpfeln. Generell fangen wir sehr früh mit den Budgets an, zuerst einigen wir uns auf die Business-Strategie, erst dann bauen die Hotels ihre Zahlen darauf auf.

Georg Schlegel, Managing Director Choice International:
Ich gehe davon aus, dass die meisten Betriebe mit ähnlichen Zahlen wie 2019 rechnen; eher keine Steigerungen. Die aufgeführten Negativkriterien sind sehr Standort-spezifisch. Was generell den Standort Köln betrifft, ist mir bekannt, dass die prognostizierten Übernachtungen von Ford signifikant einbrechen bzw. noch weiter einbrechen werden. Grösstenteils ist dies wohl der Verlagerung weg von Köln zum neuen Standort in Rumänien geschuldet.
Unsere Hotels in Deutschland hängen zum grossen Teil vom deutschen Geschäftsreise-Markt ab, von daher sind uns keine signifikanten Auswirkungen der Brexit-Diskussion bekannt. Auch bei Freizeitreisenden sind uns keine Einbrüche bekannt.
Grundsätzlich machen wir als Franchise-Geber allerdings keine Hotelbudgets und leider hat uns unsere Erfahrung gezeigt, dass weniger Betreiber als man annehmen würde, tatsächlich Budgets aufstellen, auf die man zurückgreifen könnte.

Philipp von Bodman.

Philipp von Bodman, Geschäftsführer Achat Hotels:
Unser angestrebtes Budget 2020 liegt deutlich höher als das für 2019. Die Entwicklung in den Märkten sehen wir bisher positiv, allerdings agieren wir auch nicht nur in den hart umkämpften A-Destinationen, sondern gerne auch in B- und C-Lagen. Ausser den jährlichen, turnusmässigen Verschiebungen in einigen Messe-Märkten sind die Budgets höher als in 2019.
Im Markt hört man viele Unkenrufe rund um eine Automobil- und Zuliefererkrise – eine solche jedoch haben wir in unseren Hotels noch nicht bemerkt. Einzig das leicht reduzierte Vorbuchungsvolumen für Trainings und Events, das noch etwas verhalten ist.
Die Herausforderung bei der Budgetierung 2020 lag bei uns eher darin zu prognostizieren, wie stark sich all die internen Veränderungen, die wir in 2019 – sowohl zur Stärkung des Umsatzvolumens als auch der Kostensynergien – durchgeführt haben, auswirken werden. Daher wird 2020 für die Achat Hotels ein sehr spannendes Jahr.

Joachim Marusczyk, Gründungsgeschäftsführer IntercityHotels:
Das Budget für das Jahr 2020 ist höher als das Budget für 2019. Wir haben in unserer Kategorie keine Probleme hinsichtlich der allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Entwicklungen in der Automobilindustrie waren an vereinzelten Standorten zu spüren, konnten aber durch anderes Geschäft kompensiert werden. Wir sehen dem Jahr 2020 sehr positiv entgegen.

Mario Maxeiner.

Mario Maxeiner, Managing Director Northern Europe IHG:
Als internationales Hotelunternehmen mit internationalen Vertriebskanälen, Marken und Gästen sind wir weniger von einzelnen Märkten abhängig. Des Weiteren sind wir in Deutschland mit unserem Markenportfolio – insbesondere der Holiday Inn Markenfamilie –, dem internationalen Geschäftskundenstamm und unserem Loyalty Programm gut positioniert. 2019 war ein gutes Jahr für uns und wir sind zuversichtlich, dass wir auch im Jahr 2020 weiter wachsen werden. In Deutschland werden wir dieses Jahr 10 neue Hotels eröffnen und haben viele weitere Projekte in der Pipeline. Dementsprechend haben wir auch unser Budget aufgestellt.

David Etmenan, CEO Novum Hospitality:
Im Budget werden und wurden immer auch die aktuellen sowie die kurz- und mittelfristigen ökonomischen Rahmenbedingungen sowie geopolitische Themen berücksichtigt. Die Herausforderung, die jeweilige Einschätzung im Budget zu reflektieren, ist seit jeher komplex. Grundsätzlich haben wir unser Budget 2020 nur selektiv an den allenfalls betroffenen Standorten teils konservativer gestaltet.
Insgesamt fällt unser Budget 2020 Like-for-like leicht höher aus, insofern erwarten wir bisweilen in unserem Portfolio keine Implikationen aus einer allenfalls abkühlenden Konjunktur. Ferner stellen sich im Speziellen in unserem Portfolio weitere Degressionseffekte ein, so dass die Performance mindestens auf Vorjahres-Performance geplant ist.

Fazit: Eine gewisse Vorsicht ist deutlich spürbar, die Branche reagiert auf den Stimmungswechsel und scheint das wirtschaftliche Umfeld inzwischen besser im Blick zu haben als in der Vergangenheit. Dies spricht für die Professionalisierung der Hotellerie und lässt hoffen, dass sie in einer neuen Krise weicher fallen wird als in der Vergangenheit. / Susanne Stauss

DIE FAKTEN ZUM THEMA

Super-Jahr für Deutschland-Tourismus: Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, zählten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland im November 2019 insgesamt 32,5 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Dies war ein Plus von 5,2% gegenüber November 2018.

Die Übernachtungszahl von Gästen aus dem Ausland stieg um 6,2% auf 6,1 Millionen. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Inland erhöhte sich um 4,9% auf 26,4 Millionen.
Im Zeitraum Januar bis November 2019 stieg die Zahl der Gästeübernachtungen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3,7% auf 464,7 Millionen. Davon entfielen 83,6 Millionen Übernachtungen auf ausländische Gäste und 381,1 Millionen auf Gäste aus dem Inland.

Im Jahr 2019 wird die Zahl der Übernachtungen voraussichtlich einen neuen Rekordwert von 494,7 Millionen erreichen. Dieses vorläufige Ergebnis ist eine Prognose auf Basis der für den Zeitraum Januar bis November 2019 vorliegenden Werte und der Dezemberergebnisse der Jahre 2007 bis 2018. Alle Angaben beziehen sich auf Beherbergungsbetriebe mit mindestens zehn Schlafgelegenheiten. / red
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