Was ist ein Smart Hotel Ketten und Investoren sehen erste Synergien von Digitalisierung und Nachhaltigkeit
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Was ist ein Smart Hotel?

Ketten und Investoren sehen erste Synergien von Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Die Beta-Version von Hiltons 'Connected Rooms' wurde Ende 2017 gelauncht. Mittlerweile gibt es rund 500 der smarten Zimmer.Foto: Hilton

Amsterdam. Smartphone, Smart Home, Smart Building, Smart City, Smart Device usw. – die Welt war noch nie so intelligent wie heute. Und der Hotellerie ist dieser Trend nicht fremd, wie unterschiedliche Beispiele von Smart Rooms und Smart Hotels zeigen, die in den letzten Jahren im Markt erschienen sind. Von AccorInvest und Hilton zu Louvres erstem SmartHotel in Shanghai, von Investoren bis hin zu Entwicklern, von Hotel-Eigentümern bis hin zu Betreibern folgt die Branche einem wachsenden Trend, der aber erst noch richtig definiert werden muss. Wie lautet die Definition eines Smart Hotels? Sarah Douag fragte bei Experten nach.

Für einige geht es bei einem Smart Hotel um die Sammlung von Daten und wie diese genutzt werden können, um den Gästen ein personalisiertes Erlebnis zu bieten. Anderen wiederum ist es wichtig, mithilfe neuer Technologien das Haus effizienter führen zu können. Und dann gibt es diejenigen, die der Meinung sind, dass ein Smart Hotel nachhaltig und sozial sein oder, wie Zoku, jeden Quadratmeter möglichst effizient nutzen sollte. Alle sind sich jedoch einig, dass die Zeit gekommen ist, auf Smart Buildings zu setzen.

Für Jan Roersma, CEO der The Hospitality Group, einem Beratungsunternehmen für Hotel-Entwicklung und -Betrieb in den Niederlanden, sollte ein Smart Hotel alles in sich vereinen. "Entweder Technologie oder Nachhaltigkeit funktioniert nicht, es ist eine Kombination aus allem, von Software und Hardware", wie er sagte. Ihm zufolge sollte ein Smart Hotel dem Umsatz steigern, die Betriebskosten senken, die Personalisierung des Services verbessern, die Effizienz im Back-Office erhöhen und Automatisierung fördern, obwohl das Gebäude "grün" ist. Auf dem Papier beschreibt Roersma, wie das Hotel der Zukunft aussehen sollte. Aber so weit sind wir noch nicht. In der Realität heisst die Branche die Veränderungen langsam willkommen, experimentiert viel und kümmert sich um ein Projekt nach dem anderen.

AccorInvest: Smart Buildings senken Energie-Kosten

Als Investor, Eigentümer und Betreiber von 885 Hotels in 26 Ländern ist AccorInvest beispielsweise der Auffassung, dass ein Smart Hotel ein Smart Building ist, das Daten zur besseren Nutzung sammelt und verarbeitet. Vor einigen Wochen beim IBM-Event "ThinkParis" erklärte Arnaud Patat, Technical Director bei AccorInvest, wie eine Partnerschaft mit dem französischen Unternehmen Hxperience hilft, ihren CO2-Fussabdruck zu reduzieren und die Wasser- und Energie-Verschwendung besser zu überwachen. "Wir haben SMATI, eine Lösung von Hxperience, in über 20 ausgewählten Häusern getestet und der Einfluss ist sehr positiv", gab Patat zu. "Wir haben erst nach fünf Trimestern Anwendungszeit mit ROI gerechnet, aber nach nur drei Monaten konnten wir den Wasser-Verbrauch um 5% und den Strom-Verbrauch um 2% senken".

Im Shanghai Jingan Campanile Hotel sind alle Zimmer  mit Robotern als persönliche Assistenten ausgestattet.

AccorInvest optimiert seine Operations seit 2016 und konzentriert sich nun mithilfe der Hxperience-Lösung auf vernetzte Objekte und Daten. Die Designs des Startups sind neu und innovativ, Lösungen für Smart Buildings basieren auf KI und IoT und nutzen u.a. Technologien wie IBM Watson IoT and Cloud. "Mithilfe von sogenannten Captors sammeln, verarbeiten und analysieren wir Daten, versorgen Hoteliers mit genauen und zeitnahen Information, damit diese ihren alltäglichen Betrieb vor Ort optimieren, in der Instandhaltung an Effizienz gewinnen und Geld sparen können, während das Gebäude durch Services aufgewertet wird", so Patrick Fichou, CEO und Mitbegründer von Hxperience.

Daten helfen, Probleme vor Ort zu beheben

"Daten sind ein eigenes Asset und das beachten wir, wenn wir in unsere Häuser investieren, was sich pro Jahr auf 300 bis 600 Millionen Euro beläuft, um ihre Effizienz zu steigern, während wir unseren Gästen das bestmögliche Erlebnis bieten", fasste es Arnaud Patat zusammen. Als Beispiel beschrieb er, wie die Überwachung des Gebäude-Energie-Verbrauchs dem Wartungsteam schnell per Smartphone Probleme mitteilt und diese bereits behoben werden können, bevor es der Kunde überhaupt bemerkt. "Die Digitalisierung dieses Prozesses ermöglicht es unseren Teams vor Ort, sich auf das zu konzentrieren, was am wichtigsten ist: den Kunden glücklich zu machen", so der technische Direktor abschliessend.

Hiltons vernetzte Zimmer

Den Kunden ein personalisiertes und einprägsames Erlebnis zu bieten, steht hinter Hiltons Smart Rooms oder dem Louvre Hotel Smart Hotel-Konzept. Hilton bringt gerade seine Technologie für das "vernetzte Zimmer" in mehreren Marken und Dutzenden Häusern in den USA auf den Markt. Und wie funktioniert das Ganze? Mit ihren Smartphones können die Gäste über die Loyalty-App Hilton Honors verschiedene Dinge im eigenen Zimmer nach Wunsch regeln, darunter Beleuchtung, Vorhänge, Zimmer-Temperatur und Fernseh-Programme.

Da die Technologie über eine Plattform zur Verfügung gestellt wird, ist keine neue Hardware erforderlich, wenn neue Funktionen hinzugefügt werden. In Zukunft werden die Gäste ihr Zimmer auch per Sprachbefehl steuern können oder haben Zugriff auf ihre persönlichen Daten, um ihre eigene Kunst oder eigene Fotos hochzuladen und diese im Zimmer anzuzeigen, um es zu einem "Zuhause fern von zu Hause" zu machen. Alle Informationen werden im Konto des Gäste-Profils für zukünftige Aufenthalte gespeichert.

In einem Statement sagte Hilton-CEO Chris Nasetta, dass seine Gruppe in der Branche für einen neuen Standard sorgt, "indem Gäste ein Reise-Erlebnis haben, bei dem das Zimmer sie kennt und sie das Zimmer kennen". Die zweitgrösste Hotel-Kette der Welt weiss aus eigener Erfahrung, dass Loyalty-Gäste Innovationen lieben, da bereits Millionen digitale Checkins stattgefunden haben, Millionen digitale Zimmer-Schlüssel heruntergeladen und Millionen Türen mithilfe digitaler Schlüssel aufgesperrt wurden. Über die App möchte Hilton den Hotel-Betrieb optimieren und das Programm "Travel with Purpose" der Gruppe fördern, das Gäste dazu anhält, Energie zu sparen, indem sie die Klimaanlage beispielsweise mit ihrem Aufenthalt synchronisieren.

Nicht nur smart, sondern grün: Die intelligenten Raumlösungen von Siemens helfen Energie und Ressourcen sparen.Foto: Siemens AG

Louvres erstes SmartHotel in Shanghai eröffnet

Unterstützt von der Mutter-Gesellschaft Jin Jiang geht die Louvre Hotels Group bei den Innovationen noch einen Schritt weiter. Kürzlich eröffnete Louvre sein erstes SmartHotel, inspiriert von der Art, wie chinesische Verbraucher Technologie im täglichen Leben nutzen. Das Shanghai Jingan Campanile Hotel eröffnete im Juni und entspricht der Vorstellung der Gruppe vom Hotel der Zukunft. Für Louvre ist ein intelligentes Hotel "ein Ort, an dem neue Technologien in den Dienst von Austausch gestellt werden, die Verfügbarkeit von Equipment erhöhen und die Interaktion mit anderen Reisenden fördern".

Vor Ort bedeutet das automatischer Checkin, Handy-Zimmerschlüssel, Welcome-Roboter, QR-Codes im Restaurant für die Bestellung, fürs getrennte oder gemeinschaftliche Bezahlen der Rechnung und vieles mehr. Da in China die Gesichtserkennung weit verbreitet ist, müssen Gäste im Aufzug nicht einmal mehr den Knopf für ihr Stockwerk drücken. Im Zimmer wartet ein Roboter als eine Art persönlicher Assistent darauf, aktiviert zu werden. Per Sprachsteuerung kümmert sich die "technische Spielerei" dann um alle Services im Zimmer, von der Helligkeit der Beleuchtung auf Video-Geräten bis hin zur Luftqualität dank Reinigungs-Technologie.

Pierre-Frédéric Roulot, CEO der Louvre Hotels Group, ist überzeugt, dass Technologie der beste Weg ist, sich auf das Kerngeschäft des Hotels zu konzentrieren, nämlich auf die Gastfreundschaft. "Innovation ermöglicht uns, die 'Störzonen' zu reduzieren, so dass unsere Mitarbeiter mehr Zeit haben, die Gäste bestmöglich zu betreuen", so Roulot. Françoise Houdebine, VP Marketing bei Louvre Hotels, ist so stolz auf die SmartHotel-Zertifizierung, dass sie das Konzept in aller Welt umsetzen möchte. "Dies ist das erste Projekt unseres Innovation Centers und wir wollen weltweit mit all unseren Marken ein Ökosystem bestehend aus Smart Hotels schaffen".

Siemens mit Smart Building Management-Lösungen

Während Louvre sich für die Entwicklung eines eigenen Smart-Konzepts entschieden hat, können andere einfach bestehende Lösungen übernehmen. Der deutsche Konzern Siemens AG hat beispielsweise einen Smart Building Management-Pool mit Lösungen für Hotels geschaffen. Dadurch kann jedes Gebäude für dynamische Beleuchtung an der Fassade und auch im Inneren sorgen, eine besondere Atmosphäre schaffen, automatisch lüften, einen Überblick über Buchungen und Housekeeping geben.

Ausserdem werden Informationen geliefert, ob die Minibar aufgefüllt werden muss, die Heizung oder Klimaanlage heruntergedreht werden kann, Gäste- oder Konferenz-Räume nicht besetzt sind sowie Informationen zu Gäste-Identifizierung, elektronischen Bezahlformen, Wasserverbrauch usw.. "Intelligente Zimmer-Lösungen können einzelne Räume überwachen und den Wasser- und Energie-Verbrauch messen", erklärt Siemens in einem White Paper. "(…) Einige Hotels haben damit begonnen, energiebewusste Gäste mit Loyalty-Punkten zu belohnen, um sie zu ermutigen, sich 'grüner' zu verhalten und in dieses Haus in Zukunft erneut zu besuchen".

Fläche intelligent nutzen – auch das ist smart. Durch multifunktionale Räume vermeidet Zoku Leerstände.

Raum intelligenter nutzen

Aufgrund aller oben genannten Gründe ist Jan Roersma überzeugt, dass es an der Zeit ist, die Development-Grundlagen von Hotels zu ändern und in die Fussstapfen des QO Amsterdam zu treten. "Der Bürogebäude-Sektor ist uns weit voraus, was die Akzeptanz von Smart Buildings betrifft", so der Experte, der der Meinung ist, dass sich Investoren sowie Banken und Betreiber im wachsenden Masse dafür interessieren.

Hans Meyer, Mitbegründer von Zoku und citizenM Hotels, stimmt dem zu. "Dies ist aber nicht nur wegen des Technologie- oder Nachhaltigkeits-Aspekts des Hauses so. Investoren sehen auch Potenzial in einem Hotel, das seine Kapazitäten intelligenter nutzt und beispielsweise mehr Funktionen auf gleichem Raum in Quadratmetern bietet", so Meijer weiter. "Genau das machen wir bei Zoku, einem Konzept mit Hybrid Micro Living, wo die Leute in einem Raum leben, essen, arbeiten und interagieren können". Verlassene Frühstücks- oder leere Konferenz-Räume haben seiner Meinung nach im Hotel der Zukunft keinen Platz mehr. Seit zehn Jahren lautet sein Motto: "Die Welt braucht nicht mehr Dinge, sondern sie braucht die intelligentesten Lösungen". Die Hotellerie ist auf einem guten Weg.

Ein Bonus für Smart Hotels?

Es ist an der Zeit, in Smart Buildings und Nachhaltigkeit zu investieren, ist sich Meyer sicher und sagte: "Es muss keine teure Investition sein". "Dem stimme ich zu", so Jan Roersma. Er meint, dass ein Smart Hotel günstiger ist hinsichtlich Betrieb, Produktion und Auswirkungen. "Diese Hotels sollten dafür belohnt werden, einen Bonus oder Ähnliches erhalten". Seiner Meinung nach wird es in fünf Jahren strengere Regeln und Kriterien geben und Gewerbe-Immobilien müssen Strafen oder Steuern zahlen, wenn sie "unnachhaltig" sind. "Wir sollten uns lieber sofort darum kümmern, denn die neue Generation an Investoren, Entwicklern, Architekten und Verbrauchern ist überzeugt, dass Umweltbewusstsein die Welt zu einem besseren Ort macht. Und sie meinen es auch so", so Jan Roersma abschliessend. / Sarah Douag

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