WM Touristen beflügeln russischen Hotelmarkt
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WM-Touristen beflügeln russischen Hotelmarkt

Berlin/Moskau. Hotels in Moskau und St. Petersburg konnten ihren Umsatz aufgrund des erhöhten Touristen-Aufkommens bereits im dritten aufeinanderfolgenden Jahr steigern, berichtet Colliers International. STR aus London vergleicht seine Daten unterdessen mit denen früherer WM-Gastgeber-Destinationen.

Eine aktuelle Studie des globalen Immobilien-Dienstleisters Colliers International ergab, dass die Auslastung der Hotels in Moskau seit dem Jahr 2015 um 3% auf einen Rekordwert von 75% gestiegen ist. In St. Petersburg stieg die Auslastung um 5,5%. Der Durchschnittserlös pro Zimmer stieg auf 4.345 Rubel – der höchste Wert in den vergangenen drei Jahren.

Nach Angaben von Colliers International besuchten im Jahr 2017 21,5 Millionen Touristen Moskau, 13% mehr als im Jahr 2016, während 7,5 Millionen Besucher nach St. Petersburg reisten, eine Steigerung von 8,4% gegenüber dem Vorjahr. Bereits im dritten Jahr in Folge konnten die Hotels in beiden Städten ihr operatives Ergebnis steigern.

Insbesondere die durchschnittliche Zimmer-Auslastung stieg in Moskau im Jahresvergleich um drei Prozentpunkte, die Übernachtungspreise verteuerten sich um 1,6% und der RevPAR legte um 5% zu. Die Hotel-Auslastung in Moskau ist in den vergangenen drei Jahren auf 75% gestiegen – ein neuer Rekordwert seit dem Jahr 2015.

In St. Petersburg, wo der Touristenstrom eher saisonalen Schwankungen unterliegt, blieb die Zimmer-Auslastung 2017 stabil auf Vorjahresniveau bei 6%. Aufgrund der gestiegenen Zimmerpreise während der Hochsaison stieg jedoch der RevPAR in Sankt Petersburg um 5%. Die höchsten Preisanstiege waren während grosser Sport- und Wirtschaftsveranstaltungen in der Stadt zu verzeichnen, wie z.B. dem Confederations Cup und dem St. Petersburg International Economic Forum.

Public Viewing in einem bayerischen Biergarten. Die Fussball-WM in Russland hat auch hier ihre Freunde.Foto: map

Höchste Boom-Phase
seit vier Jahren

Colliers International geht davon aus, dass die durchschnittliche jährliche Hotel-Auslastung in Moskau im Jahr 2018 um 5% auf 80% und in St. Petersburg um 3% auf 71% steigen könnte. Dabei werden die Hotels in Moskau stärker von der Fussball-WM in Russland profitieren als die Hotels in St. Petersburg. Der Grund hierfür liegt darin, dass kostenlose Zugfahrkarten und günstige Flüge dazu führen werden, dass einige Fans ihr Lager in Moskau aufschlagen und für die Spiele lediglich Tagesausflüge nach St. Petersburg machen. Colliers International prognostiziert, dass im Jahresdurchschnitt die Übernachtungspreise in Moskau um 28 bis 30% auf 5.930 Rubel pro Tag steigen werden, was der durchschnittlichen Rate im Jahr 2017 entspricht, während St. Petersburg eine Steigerung von 22 bis 26% verzeichnen wird.

"Nach der Wirtschaftskrise des Jahres 2014 hat sich die russische Tourismus-Branche wieder erholt und befindet sich seitdem auf einem stetigen Wachstumspfad. Der Zustrom von Touristen aus China und Südkorea ist erheblich gestiegen und auch die Zahl der Besucher aus westlichen Staaten hat merklich zugenommen. 2018 ist das Interesse bedingt durch die Fussball-WM, das Eastern Economic Forum und SPIEF gewachsen. Die Hotel-Branche in Moskau und St. Petersburg befindet sich aktuell in der höchsten Boom-Phase seit vier Jahren. Wir gehen davon aus, dass die Zimmer-Auslastung und erzielten Erträge der Hotels in beiden Städten im Jahr 2018 ein Fünfjahreshoch erreichen werden", so Evgenia Tuchkova, stellvertretende Leiterin des Geschäftsbereichs Consulting bei Colliers International in St. Petersburg.

St. Petersburg tickt touristisch

Die steigenden Besucherzahlen in Moskau sind hauptsächlich auf inländische Reisende zurückzuführen, dabei handelt es sich grösstenteils um Geschäftsreisen. In St. Petersburg sind die wachsenden Übernachtungszahlen auf ausländische Touristen zurückzuführen, deren Anteil mehr als doppelt so hoch wie in Moskau war. In Moskau kamen 22% aller Besucher aus dem Ausland. In St. Petersburg traf dies im Jahr 2017 auf mehr als 50% aller Touristen zu.

Die wichtigsten Wachstumsfaktoren für Russland als Touristenziel sind die Abwertung des Rubels, die Fussball-WM sowie umfangreiche Werbemassnahmen im Ausland für Moskau und St. Petersburg. Nach Schätzungen der russischen Tourismusbehörde werden ca. 1,5 Millionen ausländische Touristen Russland während der Fussball-WM besuchen.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der chinesischen Touristen in Russland rapide angestiegen. Nach Angaben der russischen Grenzpolizei nahm die Zahl der chinesischen Reisenden nach Russland im Lauf der letzten acht Jahre um 38% zu und stieg 2017 auf 1,78 Millionen Besucher. Auch die Besucherzahlen aus Südkorea haben beständig zugenommen. Im Lauf der vergangenen vier Jahre stieg nach Abschaffung der Visumspflicht zwischen den beiden Ländern die Zahl der Touristen um mehr als das Doppelte – von 135.000 im Jahr 2014 auf 276.000 im Jahr 2017.

Nationen in der Statistik

Statistiken über das Reiseverhalten von Touristen aus den USA und Kanada deuten ebenfalls auf ein wachsendes Interesse an Russland hin. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Touristen aus den USA um 18%, während der Anstieg der Touristen aus Kanada sogar 26% betrug. Aus westeuropäischen Staaten war ein moderateres Wachstum zu verzeichnen. Verglichen mit dem Jahr 2016 kamen im vergangenen Jahr 2,4% mehr Besucher aus Deutschland, 4,6% mehr aus Frankreich, während die Touristenzahl aus Grossbritannien gleich blieb.

Obwohl die meisten ausländischen Touristen in Russland zuerst in Moskau Station machen, ist der Zuwachs an ausländischen Touristen in St. Petersburg mit ca. einer Million Besucher über das Jahr gerechnet grösser als der in Moskau. Auf Basis der direkt in St. Petersburg ankommenden Touristen hat Finnland die Führungsrolle inne, gefolgt von Deutschland, Estland und den USA. Touristen aus China belegen in St. Petersburg den fünften Platz. Diese Schätzung könnte jedoch irreführend sein, da die meisten Chinesen ihre Reise durch Russland in Moskau beginnen und danach auf dem Land- bzw. Luftweg nach St. Petersburg weiterreisen.

STR vergleicht Daten mit anderen WM-Gastgebern

Nach Angaben von STR London wird für die Moskauer Hotellerie im Juni und Juli 2018 ein Wachstum von 20% bis 30% des Umsatzes pro verfügbarem Zimmer prognostiziert, so die aktuelle Markt-Prognose von STR und Tourism Economics. Ein RevPAR-Anstieg dieser Grössenordnung wäre geringer als das Wachstum in Rio de Janeiro und Johannesburg, den Schlüsselmärkten der beiden bisherigen Gastgeberländer der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft.

Während die Auslastung während der WM-Monate zwischen 8% und 10% auf knapp 80% steigen dürfte, soll die durchschnittliche Tagesrate in Moskau zwischen 15% und 20% steigen. Dieser Trend würde mit früheren WM-Turnieren übereinstimmen, da die STR-Analysten feststellen, dass die Zimmerpreise durch das Grossereignis stärker steigen, während die Nachfrage im Jahresvergleich relativ stabil bleibt.

STR-Analysten weisen darauf hin, dass die Nachfrage zwar durch eine solche Grossveranstaltung gestärkt, die Auslastung im Jahresvergleich aber typischerweise durch das Angebotswachstum und andere regelmässige Hotelgeschäfte, die den Markt während der grossen Veranstaltungsmonate meiden, beeinträchtigt wird. Das Angebotswachstum im Vorfeld solcher "Mega-Events" führt zu einem grösseren Zimmerbestand und mehr Belegungsdruck.

In Rio de Janeiro stieg die Auslastung im Jahr 2014 gegenüber Juni und Juli des Vorjahres zweistellig an. Gleichzeitig stieg die ADR in den beiden Monaten um 72,8% bzw. 64,4%, was einen RevPAR-Anstieg von 94,5 % zur Folge hatte.

In Johannesburg stieg die Auslastung 2010 gegenüber dem Juni des Vorjahres stark an und setzte diesen Anstieg im Juli etwas weniger stark fort. Die ADR stieg in den beiden Monaten um 56,3% bzw. 44,5% und führte zu einem Anstieg des RevPAR von 99,6% bzw. 55,1%.
Moskaus Zimmerzahl ist wesentlich höher als in Rio und Johannesburg. Das bedeutet auch weniger Möglichkeiten für eine deutliche prozentuale Steigerung durch eine vergleichbare Anzahl zusätzlicher Besucher, die zum Turnier reisen.

In den ersten vier Monaten des Jahres 2018 stieg die Auslastung in Moskau gegenüber dem Vorjahr um 6,7% auf ein absolutes Niveau von 65,8%. Im Vier-Monats-Vergleich sank die ADR um 0,8% auf 5.363,70 RUB. Vorläufige Daten für Mai zeigten eine Auslastung von 74,8% und eine ADR von RUB 5.451,5. / red

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