Madrid. Die Hotellerie in Spanien verabschiedet sich vom besten Sommer aller Zeiten. Doch der spanische Hotelmarkt sieht sich auch Gerüchten ausgesetzt: Laut Medienberichten denkt die Barceló Hotel Group über eine Fusion mit NH Hotels nach, aus der die grösste spanische Hotelkette hervorgehen würde.
Eine Fusion der beiden traditionellen spanischen Hotelgesellschaften wäre die Geburtsstunde eines Hotel-Giganten mit mehr als 100.000 Zimmern in 29 Ländern. Aber: Keine der beiden Unternehmen hat Verhandlungen bisher bestätigt. Das lässt Raum für weitere Spekulationen. hospitalityInside.com erfuhr von gut informierten Quellen, dass derzeit keine Verhandlungen im Gange sind. Der nächste NH Investor Day findet am 28. September statt und könnte mehr Klarheit bringen. Zum jetzigen Zeitpunkt plant NH dann die Erläuterung seines neuen Strategieplans für die Jahre 2018 und 2019.
Dennoch ist Fakt, dass die Hotel-Portfolios der beiden Unternehmen einander gut ergänzen würden. Barceló ist besonders stark bei den Strandresorts, insbesondere in Amerika, und NH ist im Bereich der Stadthotels gut aufgestellt – hauptsächlich in Europa. Abgesehen davon, hätte ein Hotelriese mehr Verhandlungsmacht gegenüber OTAs oder im Einkauf.
Die Gerüchte werden nicht verstummen, solange die chinesische HNA, der NH-Hauptaktionär, vor ungelösten internen Problemen steht. Wie von hospitalityInside.com mehrfach berichtet, verlor HNA vergangenes Jahr die Kontrolle über das NH-Management, als die vier eigenen Mitglieder aufgrund von Interessenskonflikten, die sich aus der HNA-Übernahme von NH-Konkurrent Carlson Rezidor ergeben hatten, aus dem Gremium ausgeschlossen wurden.
Laut spanischem Recht muss ein Investor zweier konkurrierenden Unternehmen, der vorhat, das Management eines dieser Unternehmen zu übernehmen, ein Angebot für eine vollständige Übernahme vorlegen. Dies hat HNA bisher nicht getan.
Barceló ist ein starkes und gesundes Unternehmen, das sowohl die Finanzkrise als auch die spanische Wirtschaftskrise durch eine clevere Neupositionierung mithilfe eines neuen Marken-Konzepts und europaweiter Expansion überstanden hat. Die finanziellen Mittel für eine Fusion wären da, so Insider. "2016 konnte die Barceló-Gruppe ihre Nettoverschuldung um 8,3% auf knapp unter 500 Millionen € drücken, was dem 1,5-Fachen des EBITDA entspricht", so CEO Simón Barceló Tous im Jahresbericht für 2016. "Wir sind stolz darauf, dass unsere Bilanz so gut aussieht. Das gibt uns viel Spielraum für künftige Investitionen und dauerhaftes Wachstum."
Die NH Hotel Group ist die sechstgrösste Hotelkette Europas und wird an der Madrider Börse mit einem Marktwert von 1,7 Mrd. € geführt. Die Gesellschafterstruktur gliedert sich wie folgt: Aktien im Free Float, HNA, Grupo Hesperia und Oceanwood. / BdL