Kein Hilton für Posemuckel
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Kein Hilton für Posemuckel

Expo Real Talkrunde über Luxushotels in Sekundär- und Tertiär-Standorten

Fakten contra Emotion: Ulrike Schüler, Klaus Dillinger, Martina Fidlschuster, Victoria Appelbe, Moderator Eberhard Krummheuer.

München. Die meisten Bürgermeister träumen von einem gehobenen internationalen Markenhotel in ihrer Stadt, um ihr damit mehr Ansehen auf der Welt zu verschaffen. In einer Talkrunde beim "Hospitality Industry Dialogue", der Hotelkonferenz der Expo Real in München, nahmen Experten die Frage "Weshalb brauchen Sekundär- und Tertiär-Standorte ein luxuriöses Hotel?" unter die Lupe - und machten den kleineren Kommunen wenig Hoffnung auf eine Realisierung ihrer Vorstellungen.



Klaus Dillinger: Auch 3 Sterne genügen.

"Jeder Bürgermeister und Stadtplaner wünscht sich ein Luxushotel", weiss Martina Fidlschuster, Geschäftsführerin der Hotour Unternehmensberatung in Frankfurt am Main. Mindestens einmal pro Woche werde sie vom Vertreter einer Kommune angerufen. "Gemeinden mit weniger als 750.000 Übernachtungen im Jahr seien jedoch Tertiärstandorte und für Entwickler von geringerer Bedeutung. Die grössten Schwierigkeiten, ein Projekt zu realisieren, haben die kleinsten Städte", erklärte Fidlschuster.

Mit dieser Aussage stand sie bei der Podiumsdiskussion über "Die neue Lust der Kommunen" nicht alleine da. "Die Lust, Tertiärstandorte zu analysieren, ist eher gering. Die grösseren Gesellschaften konzentrieren sich auf Primär- und eventuell noch auf Sekundär-Standorte - und dann höchstens als Betreiber", erklärte Ulrike Schüler, Managing Partner bei PKF hotelexperts in München.

Budget ist nicht immer die Alternative

Der Wunsch einer Kommune nach einem Luxushotel sei verständlich. Man wolle mit einem Vollhotel die Infrastruktur beleben. Wo für eine grosse Marke ein Vollhotel wenig Sinn macht, ist es meist aber auch mit einem abgespeckten Modell nicht getan. "Budget ist in aller Munde, aber kein Allheilmittel für alle Standorte", erklärte Schüler.

Martina Fidlschuster: Tertiär-Standorte sind für Investoren weniger interessant.

Und auch Fidlschuster zeigte sich skeptisch, dass ein aus dem Publikum vorgeschlagenes 3 Sterne-Hotel Garni in einer Kleinstadt funktionieren könnte. Auch dem Einwurf eines Zuhörers, man könne für Kleinstädte mit regional ansässigen Firmen vielleicht eine Art Budget-Konferenzhotel entwickeln, räumten die Expertinnen keine Chance ein. Tagende Firmen wollten verpflegt werden und ein anderes Umfeld als in ihrem Unternehmen vorfinden. Wenn sie vor der Tür nicht mehr Leistung als in ihren eigenen Räumen erwarte, dann könnten sie gleich dort tagen.

Städteplanern auf der Suche nach Investoren rieten Schüler und Fidlschuster, zunächst einmal den Auftritt ihrer Gemeinde zu optimieren. Kein Investor setze auf einen Standort, den er erst lange auf de Landkarte suchen müsse und dessen Homepage unattraktiv sei.

Beispiel Bonn: 26% mehr Betten machen nervös

Ob eine Fülle neuer Hotelbauten einer mittelgrossen Gemeinde auf Dauer Segen oder Ungemach bringt, wird sich in den nächsten Jahren am Beispiel Bonn zeigen. Als ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik ist der Standort Investoren vertraut. Drei von ihnen eröffnen dort bis 2011 das Kameha Grand Bonn, das Ameron World Conference Hotel sowie das InterCity Hotel am Bahnhof.

Ulrike Schüler: Die Website optimieren!

Bonn liegt mit rund 1,2 Millionen Gästeübernachtungen im Jahr 2008 zwar auf dem dritten Platz der Städte in Nordrhein-Westfalen. Der Zuwachs an Hotels bedeutet allerdings einen Anstieg des Bettenangebots um 26 Prozent, wie Victoria Appelbe, Direktorin der Wirtschaftsförderung der Stadt, in München erklärte. In der Bestandshotellerie sei daher durchaus eine gewisse Nervosität vorhanden.

Von Verhältnissen wie diesen kann Klaus Dillinger, Direktor der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft der Stadt Ludwigshafen, nur träumen. Ein schönes Markenhotel selbst im 3 Sterne-Bereich würde ihm für den Einstieg schon genügen. Mit vielen Anregungen, aber eher geringeren Hoffnungen als zuvor musste er - ebenso wie die im Publikum anwesenden Vertreter der Städte Willich und Willingen - die Diskussionsrunde verlassen.

Victoria Appelbe: Bonns Betten wachsen um 26 Prozent.

Kleinstädten riet Fidlschuster, sich bei der Suche nach Investoren auf eine regionale Lösung zu konzentrieren oder eine Private Public Partnership einzugehen. "In kleinen Orten ist es wichtig, dass die Nachfrage aus dem Ort kommt", unterstrich auch Ulrike Schüler. Deshalb, so Fidlschuster, seien Privathoteliers die einzigen, die die Hotellerie an kleineren Standorten erfolgreich füllen könnten.

Messebesuche wie die Immobilienmesse MIPIM in Cannes, die Expo Real in München oder auch die Touristikmesse ITB in Berlin eröffneten den Vertretern von Kommunen allerdings die Möglichkeit, sich mit Fachleuten auseinander zu setzen, sich dabei klarer über ihre Vorstellungen zu werden und vielleicht dort einen Partner für das Hotel in ihrer Stadt zu finden. / Susanne Stauss

Weitere Berichte zur Expo Real 2009 und dem Hospitality Industry Dialogue in der nächsten Ausgabe.

 

9.10.2009 Partnerschaft - das Stichwort der Stunde. Projektentwicklung in der Gunst der Banken - eine Talkrunde der Expo Real

9.10.2009 Willkommen in der Wirklichkeit: Eindrücke von der Expo Real 2009 - Streifzug durch die Hotellerie

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