Prognosen contra Gefühle Positive Stimmung an der ITB und gute Perspektiven Aber Unsicherheit bleibt
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Prognosen contra Gefühle

Positive Stimmung an der ITB und gute Perspektiven - Aber Unsicherheit bleibt

Pinkfarbene Winke-Katzen am Stand der Design Hotels: Jede Katze trug das Gesicht eines Design Hotel-'Originals'… Einfach originell und Symbol für die bunte ITB-Welt.

Berlin. Die Stimmung an der ITB 2012 war deutlich besser als im Vorjahr und ähnlich jener der Investment-Konferenz: Das Jahr 2011 war für die meisten Hoteliers wirtschaftlich gut, und die weiter wachsende Reisetätigkeit weltweit gibt ihnen weitere Zuversicht. Weltweite Finanz-Debatten, einzelne EU-Krisenländer, Katastrophen, Unruhen und Steuern können der inzwischen krisen-gewohnten Branche offenbar kaum noch Angst machen. Umso besser, wenn da in Deutschland, dem Land der Reise-Weltmeister, endlich mal ein paar Verbandsfunktionäre öffentlich politische Fehl-Steuerungen brandmarken. Auch die 46. ITB war erneut ausgebucht und gut besucht. Trotzdem warf das ITB-Management letzte Woche die Frage auf, ob an der ITB 2013 Reisen direkt verkauft werden sollen oder nicht. hospitalityInside.com hat dazu Aussteller aus den hotel-spezifischen Hallen 8.1 und 9 befragt - kombiniert mit der Frage, ob man diese fachspezifischen Hallen am Besucher-Wochenende nicht besser ganz schliessen sollte.

Die 46. ITB nennt in ihrem aktuellen, vorläufigen Abschlussbericht 113.006 Fachbesucher und 10.644 Aussteller aus 187 Ländern. Das sind erneut sehr gute Resultate. 59.126 Berliner und Brandenburger nutzten das Wochenende, um sich über Urlaubsziele und neue Reiseangebote zu informieren. Der ITB Berlin Kongress legte mit insgesamt mehr als 17.000 Besuchern insgesamt um über 20 Prozent zu; vor allem der CSR-Day erwies sich als Magnet.

Der "Hospitality Day" lag mit 1.450 Besuchern knapp unter dem Vergleichswert des Vorjahres; bestens besucht waren die Sessions über Marken, Vertrieb und das CEO-Panel. Mehr dazu ab heute jeden Freitag in Zusammenfassungen, die Sie unter "Netzwerk" finden oder über das entsprechende Banner auf der Startseite.

Der „Best Exhibitor Award“ der ITB in der Kategorie „Hotel-Business“ ging dieses Jahr an die Lindner Hotels. Der Gemeinschaftsstand von Lindner Hotels, me and all hotels und Deutscher Telekom setzt sich gegen 190 Mitbewerber durch. Zum 12. Mal vergab die Cologne Business School den Award. Lindner imponierte durch Kreativität, durch die Standaufteilung und das hochwertig, online-konnektive Informationsmaterial.

Alle Hospitality Day-Talkrunden hat die ITB Berlin zudem auf Video aufgenommen; wir werden die entsprechenden Links ab nächster Woche zur Verfügung stellen können.

Technologie gewinnt drastisch an Bedeutung

In der Hotel-Halle 9 herrschte, wie in den übrigen Hallen, ab der ersten Stunde ein reges Treiben bis zum frühen Freitagnachmittag. Grosse News blieben aus, aus den Gesprächen war eher die Sorge um die hohe Dynamik im Markt und die Unberechenbarkeit der Entwicklung zu hören, hauptsächlich bedingt durch Technologie und Vertrieb.

Diese Stimmung aber spiegelte sich auch in Fakten, die die ITB meldete: Das Segment "Travel Technology", vertreten in den Hallen 6.1, 8.1 und 10.1 war bereits seit Dezember ausgebucht gewesen; einzelne Aussteller mussten sogar in Halle 25 ausweichen. Insgesamt präsentierten 236 Technologie-Anbieter ihre Produkte. Damit einher ging eine Präsentationswelle von Apps in Halle 7.1c.

In Gesprächen mit IT-Providern wurde deutlich, dass die Verzahnung zwischen aktuell abrufbaren Internet-Daten und dem Zuspitzen von Kunden-Angeboten immer enger wird. Das "Customizing" kommt, auch getrieben von der massiven Smartphone-Bewegung. Parallel dazu wird der Ruf der Hotellerie nach dem Direkt-Vertrieb immer lauter. Jeder sucht kommissions-freie oder zumindest kommissions-reduzierte Distributionskanäle.

So wird Worldhotels ab Mai 2012 an die neue US-Buchungsmaschine Room Key angeschlossen sein. Das kündigte Geschäftsführer Rob Hornmann gegenüber hospitalityInside.com an. Die Kommissionen seien "günstiger als die eines bekannten deutschen Online Travel Agents," gab er - mit Blick auf HRS - zu verstehen, ausserdem gefalle ihm an dem Portal, dass es User, die sich beispielsweise von der Website eines Mitglieds abwende, über ein eigenes Fenster auffange und somit anderen Room Key-Mitgliedern als potentiellen Bucher zuführe. Letzten Mittwoch erst hat sich Preferred Hotels Room Key angeschlossen.

Book now! Eine unübersehbare Aufforderung an den Besuchertagen. Am Stand von booking.com.Fotos: map

Marken ohne Ende

Reichweite zählt also. Diese kann man auch über Expansion und ein engeres Hotelnetz erreichen. Und hier zählt Deutschland nach wie vor zu den begehrtesten, weil wirtschaftlich robusten und einwohner-stärksten Märkten. Ein Ende an neuen Marken ist nicht abzusehen: So gab es zweier Ankündigungen zur Einführung neuer Budget-Hotel-Marken: Zum einen führt die weltgrösste Kette Wyndham ihre US-Marke Super 8 hier ein, zum anderen bringen die französischen Louvre Hotels Première Classe nach Deutschland.

Während Wyndham zunächst nur zehn Super 8 ankündigt, spricht die zu Starwood Capital gehörende Louvre Group von 35 Hotels in Städten wie Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Stuttgart, Dresden und Hannover in den nächsten vier bis fünf Jahren. Man prüfe vor allem Standorte mit verkehrsgünstiger und gut sichtbarer Lage – z.B. in der Nähe von touristischen Sehenswürdigkeiten oder Gewerbegebieten. Die Expansion soll sowohl durch neu gebaute als auch umgestaltete Häuser erfolgen, so Development Manager Eric Hübbers.

Profil oder Pipeline?

Damit stürzen sich beide Budget-Marken mit ähnlicher Strategie auf ähnliche Standorte. Insider fragen sich immer wieder: Quo vadis, Hotellerie? Der steigende Druck erhöht leider auch die Austauschbarkeit der Hotel-Produkte und verhält sich damit konträr zu dem, was Marken-Gurus fordern: einzigartige, kunden-spezifische Profile!

Die Giganten kennen offenbar nur noch ihre eigene Pipeline: Starwood Hotels & Resorts kündigte für die nächsten vier Jahre 25 neue Hotels aller Kategorien in Europa. Weitere sind quasi versprochen: 2011 schloss man 112 neue Hotel-Deals ab, so viele wie noch nie nach der Krise.

In diesem Wettrennen der Superlative kann Hilton mithalten: Nachdem man 60 Jahre gebraucht hat, um 226 Hotels in Europa zu eröffnen, wird man in dieser Region in den nächsten drei Jahren allein 115 eröffnen. Damit fällt eines von sechs Zimmern im Bau innerhalb Europas unter eine Hilton-Marke, rechnet die Kette vor.

Ein neues, glänzendes Reisejahr?

Die meisten Ketten wie auch Destinationen liebäugeln nach wie vor mit der Reiselust der Deutschen - auch das eigene Land. "Reisen ist und bleibt für die Deutschen ein zentrales Bedürfnis", stellte Jürgen Büchy, Präsident des Deutschen ReiseVerbands an der ITB fest. Knapp 61 Milliarden Euro haben sie letztes Jahr für ihre Auslandsreisen ausgegeben. Für den Reisemarkt in Deutschland sagte er u.a. den Allinclusive-Anbietern, zielgruppen-spezifisch ausgerichteten Anbietern und den Städten glänzende Zeiten voraus.

Die überdimensionalen Bildschirme von hotel.de stehen symbolisch für den grossen Einfluss der Internet-Technologie in der Hotellerie.

"Krisen oder politische Unruhen drücken nicht auf die Urlaubsstimmung," hielt Büchy am Beginn des Reisejahres 2012 zudem fest, um dann im gleichem Atemzug zu warnen: "Noch mehr Belastungen kann die Branche aber nicht mehr schultern!" sagte er mit Blick auf die Bettensteuer durch die Städte, auf die stark erhöhte Mehrwertsteuer für die Flussreise-Veranstalter und die letztes Jahr eingeführte Luftverkehrssteuer.

Zählte Deutschland 2011 noch 394 Millionen Übernachtungen, so hofft der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft, in diesem Jahr die 400 Millionen-Marke zu überspringen. Auch BTW-Präsident Klaus Laepple kritisierte die Politik und deren Bestreben, "unsere Branche und Kunden immer weiter zu belasten."

Das Fazit dieser ITB: Zum einen gab es so wenig Branchen-News wie noch selten; zum anderen verstärkt sich das Gefühl, dass die Hotellerie einem verschärften, hochdynamischen Wettbewerb innerhalb der Branche unterliegt und zeitgleich von immer mehr unkalkulierbaren Faktoren durch branchenfremde Entwicklungen bedroht wird. Das Reisejahr 2012 sieht gut aus, aber es wird garantiert nicht einfacher als das letzte. / Maria Pütz-Willems


KURZ-UMFRAGE: Meinungen aus Halle 9 und 8.1

1. Sollen an der ITB 2013 Reiseangebote direkt verkauft werden dürfen?
2. Sollen die Hallen 8.1 und 9 am Wochenende geschlossen werden?

hopsitalityInside.com stellte diese beiden Fragen einem spontan ausgewählten Kreis an Ausstellern, die sich in den fachspezifischen Hallen 9 und 8.1 präsentieren. Die Antworten und einige Kommentare:

UnternehmenReiseangebote 2013 direkt verkaufen?Hallen 8.1 und 9 schliessen?
Anke Cimbal, Direktorin Unternehmenskommunikation, Best Western Hotels Deutschlandneinschliessen
Margit Hug, GF, Choice Hotels Europaeventuelleventuell

Isabell Schum, Messe-Verantwortliche, Kempinski Hotels
neinschliessen
Claudia Roth, Area VP EMEA, The Leading Hotels of the Worldneinschliessen
Carolin Brauer, GF, Quality Reservationsneinschliessen
Olivier Jacquin sein, SVP Marketing & Sales & Distribution, Carlson Rezidor Groupneinschliessen
Inge Struckmeier, GF, Romantik Hotelsneinschliessen
Jürg Siegenthaler, VP Marketing & Sales, Swissôteleventuellschliessen

Dieter Dirnberger, GF, Serenata
neinschliessen
Michael Toedt, Toedt, GF, Dr. Selk & Coll.neinschliessen
Rob Hornman, GF, Worldhotels jaoffen halte

GF = Geschäftsführer

Margit Hug, Choice Hotels: "Ein Direktverkauf von Hotelleistungen ist von unserer Seite vor Ort technisch sicherlich machbar, macht aus unserer Sicht aber nicht übermässig Sinn. Von unserer Seite könnten wir alle Häuser weltweit über ein Online-Terminal oder iPads am Stand buchbar machen. Ob für die zwei ITB-Tage extra "ITB-Produkte" aufgelegt werden würden, wäre eine weiterführende Diskussion. Sicherlich wäre es aber eine Möglichkeit, die Halle 9 auch für Endkunden am Wochenende etwas attraktiver zu machen.
Aber wir könnten uns auch vorstellen, die Hallen zu schliessen. Der Messe-Preis spricht jedoch nicht dafür, die Präsenz am Wochenende aufzugeben, da die Messe-Gesellschaft sicher nicht über eine Kürzung der Gebühren gesprächsbereit ist. Generell versuchen wir, die Endverbraucher-Tage bestmöglich zu nutzen und weiterhin präsent zu sein, allerdings erweist sich das in Halle 9 oftmals als recht schwierig."

Claudia Roth, The Leading Hotels of the World: "Die Hallen sollte man am Wochenende schliessen - Business für Endkunden ist nicht unser Ziel. Was uns an der ITB fehlt, sind Kommunikationsecken."

Carolin Brauer, Quality Reservations: "Wir in Halle 8.1 sind nicht attraktiv für den Endverbraucher und tragen zu seinem ITB-Erlebnis nichts bei. Wenn Hotels Angebote/Gutscheine verkaufen könnten, wäre eine Anwesenheit sicherlich sinnvoller. Ob das Publikum allerdings die 'Schwellenangst´ überwindet, glaube ich nicht. Der Grossteil schaut lieber, kauft aber dann lieber bei Groupon. Von uns aus könnte die Halle 8.1 geschlossen werden, wir gewinnen nichts, dort am Wochenende präsent zu sein."

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