Wien. "Wir sind die leidenschaftlichste aller Tourismusschulen!", schmetterte der quirlige Professor den 650 Gästen im Saal des Austria Trend Hotels Savoyen in Wien entgegen. Damit hatte Helmut Kuchernig, der Mentor und Mitgründer des "Theaterhotels", den Startschuss zum grossen Kultur-Genuss-Finale gegeben: Zwei 17jährige "Küchenchefs" stemmten vergangenen Samstagabend 650 dreigängige Menüs und über 500 Frühstücke am Vormittag. 260 Schüler der HLTW13 Bergheidengasse in Wien liefen, servierten, organsierten, schwitzten – und lachten nachts völlig ermattet, aber überglücklich… Sie hatten "bestanden".
Das Theaterhotel, das 11. Event dieser Art, war der bisherige Höhepunkt in der Geschichte dieser Idee, die an diesem Abend fast nur mit Superlativen aufwarten konnte: So viele Schüler waren noch nie beim Theaterhotel aktiv, erstmals reichte der Ruf des Theaterhotels weit über Wien hinaus, auch dank der hochkarätigen Künstler, u.a. mit Konstantin Wecker, im Programm, und schliesslich erreichten die Spenden-Erlöse mit rund 95.000 Euro einen neuen Rekord.
Den Schülern der Bergheidengasse gebührt der allerhöchste Respekt: Live mitzuerleben, wie junge Leute unter 18 ein Riesen-Bankett meistern und ihren fein ausgetüftelten Organisationsplan umwerfen mussten, weil die Künstler bis zur letztmöglichen Minute im Bankettsaal proben – das war eine Meisterleistung. Das Team hat es geschafft, in gemeinsamer Höchstanstrengung, ohne Wenn und Aber. Das war Adrenalin pur und Motivation pur.Leute
Die ungespielten, hörbaren Töne
"Der Klang der ungespielten Töne" sensibilisierte die Gäste einmal mehr für die wahre Leistung, die sich hinter der Gast- wie auch der Musik-Kultur verbirgt. Zwei Stunden lang lauschten Gäste in begeisterter Stille der szenischen Konzert-Lesung auf der Bühne: Nach Konstantin Weckers gleichnamigen Roman inszenierte Michael Dangl mit dem Orchester des Staatstheaters am Münchner Gärtnerplatz das Programm, in dem Konstantin Wecker zusammen mit Michael Dangl und Yara Blümel wechselnde Sprechrollen einnahmen und sich selbst ans Piano setzten. Erzählt wurde die Kindheit Weckers, seine Liebe zur Musik, seine Flucht in den Musik-Kommerz und seine Rückkehr in die Welt der echten Töne, verkörpert in der fiktiven Figur des Anselm Cavaradossi Hüttenbrenner.
Ein wunderschönes Stück als Hommage an die Werte des Lebens und der Leidenschaften – und an den inzwischen verstorbenen Burgschauspieler Otto Tausig, der diese einzigartige Kombination aus Kunst, Kultur und Schule ins Leben rief. Tausigs Wittwe Lilly, inzwischen 94 Lenze zählend, erinnerte in rührender, humorvoller Weise an die Anfänge: Ihr Mann war einst aus Indien zurückgekommen, alarmiert von der Armut der Menschen dort und entschlossen, seine nächsten Gagen für diese zu spenden – und für diesen guten Zweck auch bei seinen Theaterkollegen "schnorren" zu gehen. Helmut Kuchernig ging parallel auf Sponsoren-Suche – mit viel Charme, Elan und Erfolg.
Musizieren und servieren für die Kinder in Indien
So wird auch dieses Jahr ein Grossteil der Spenden an das Dorf Tummala in Südindien gehen, die mit dem Geld weitere stabile Häuser bauen werden, um menschenwürdig leben zu können; dorthin werden über den Entwicklungshilfe-Club wahrscheinlich rund 40.000 Euro fliessen. An die Musik-Initiative "Superar" aus Wien gingen dieses Jahr 5.000 Euro, die Volkshilfe erhielt auf Wunsch von Konstantin Wecker ein Scheck von 10.000 Euro – überreicht von Prof. Helmut Kuchernig und Wecker vor Beginn der musikalischen Lesung. Auch der deutsche Liedermacher und seine Künstler-Kollegen spendeten an diesem Abend ihr Honorar der Wohltätigkeit. Für 2019 verpflichtete Helmut Kuchernig auf der Bühne live den Kabarettisten und Schauspieler Werner Schneyder.
Derweil herrschte in der Küche und im Service immer wieder grosse Anspannung vor dem nächsten kulinarischen Akt. Die "Küchenchefs" Thomas Droeszler und Marcus Wakolbinger dirigierten ihr Team: Die Gäste genossen Bulgur als Vorspeise, butterzart gebratene Rinder Short Ribs im Hauptgang und Brownies mit Tonkabohnen-Crumble, Marillen-Gel und Joghurt-Schaum zum Ausklang… Eltern strahlten, die Lehrer klopften anerkennend die Schultern ihrer Zöglinge.
Bis in die Nacht räumten die Schüler auf, und die Verantwortlichen des Leitungsteams trafen wir am Sonntagmorgen blass, aber strahlend in der Lobby: "Wir müssen noch die Abrechnung machen und ein paar Dinge zusammenräumen", sagte die beiden "Direktoren" Barbara Hrdina und Clemens Jancik, auch verantwortlich für die Finanzen. Wie im richtigen Leben.
DasTheaterhotel Wien ist sicherlich eine der besten Schulen fürs Leben, auch für das Leben in der Hotellerie. Deshalb hat hospitalityInside.com das Event sehr gerne als Medienpartner begleitet. Weiter so, liebe Bergheidengasse! / Maria Pütz-Willems