Airbnb zwischen IPO und Steuerfahndung
HI+

Airbnb zwischen IPO und Steuerfahndung

San Francisco. Wie geht es eigentlich Airbnb? Die Corona-Krise hatte dessen geplantem Börsengang zunächst einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch inzwischen knüpft der OTA wieder an vergangene Erfolge an, pflegt verstärkt die Kommunikation mit seinen Hosts und unterstützt sie beim heiklen Thema Corona-Hygiene. Weniger erfreulich sind vermutlich die jüngsten Steuerfahndungen aus Hamburg.

Airbnb, in San Francisco zuhause, hat bei der Börsenaufsicht SEC einen vertraulichen Antrag für eine Aktien-Platzierung eingereicht. Dies melden verschiedene Medien, darunter das deutsche Handelsblatt vom 19. August 2020. Einen konkreten Termin für den IPO nannte Airbnb zunächst nicht. Auch wie viele Aktien und zu welchem Preis diese angeboten werden sollen, werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Bild: Airbnb

Airbnb hatte schon seit einiger Zeit einen Börsengang für dieses Jahr in Aussicht gestellt, wegen der Pandemie war jedoch unklar, ob es dazu überhaupt kommen werde. Wie das Portal Finanzen.net schreibt, hatte Aibnb CEO Brian Chesky noch im Mai erklärt, dass die Einnahmen seines Unternehmens in diesem Jahr um mehr als 50% zurückgehen könnten. Infolgedessen setzte er drastische Kostensenkungen um, beschaffte sich 2 Milliarden USD an neuem Kapital und entliess 1.900 Mitarbeiter, was einem Anteil von 25% an der weltweiten Belegschaft entspricht.

Nach Bloomberg-Recherchen brachen die Einnahmen des Unternehmens dann im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 67% auf 335 Millionen USD ein, was zu einem Verlust von 400 Millionen USD vor dem Abzug von Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation führte. Allerdings: Am 8. Juli hatte Airbnb verkündet, mehr als eine Million Übernachtungen an einem Tag verbucht zu haben. Zuletzt war dieses Niveau vor dem Ausbruch des Virus erreicht worden.

Deutsche Hosts unter der Steuer-Lupe

Während also das Geschäft auf der einen Seite wieder anzieht, droht Airbnb-Vermietern in Deutschland von anderer Seite Ungemach. Laut einer dpa-Meldung von Anfang September hat eine Sondereinheit der Hamburger Steuerfahndung gemeinsam mit anderen Bundes- und Landesbehörden in einem mehrjährigen internationalen juristischen Verfahren inzwischen erreicht, dass ein "weltweit agierendes Vermittlungsportal für Buchung und Vermietung von Unterkünften" die Daten von Vermietern zu steuerlichen Kontrollzwecken herausrücken muss. Diese würden nun von den Hamburger Steuerfahndern ausgewertet und auch an andere Bundesländer weitergereicht werden.

Damit könnte vielen Vermietern ein Besuch von der Steuerfahndung drohen. Einnahmen aus Airbnb-Vermietungen sind zu versteuern, soweit sie 520 Euro jährlich übersteigen und das Gesamteinkommen über dem Grundfreibetrag liegt, derzeit sind das 9.408 Euro für Singles.

Vereinbarung mit dem Kanton Genf

Auf der anderen Seite zeigt sich Airbnb jedoch weiter kooperativ bei den Tourismusabgaben. In der Schweiz schloss Airbnb zum 1. September 2020 eine Vereinbarung mit dem Kanton Genf zur Tourismussteuer ab. Seither zieht Airbnb die Tourismussteuer von den Gästen dort automatisiert bei der Buchung ein und führt sie im Namen der Gastgeber an den Kanton ab. Dabei entstehen dem Kanton keine weiteren Kosten, allerdings hat der Kanton auch keine Kontrolle über die von Airbnb abgerechneten Beträge.

Diese Vereinbarung ist bereits das achte Abkommen zu Tourismusabgaben in der Schweiz. Ähnliche Vereinbarungen gelten in den Kantonen Luzern, Zürich, Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Zug, Schaffhausen und Freiburg. Weltweit hat Airbnb nach eigenen Angaben bereits mit über 500 Städten und Regionen sowie im Rahmen einer nationalen Kooperation mit 23.000 französischen Gemeinden Vereinbarungen zur automatisierten Einziehung der Tourismusabgaben geschlossen.

Logo: WTTC

Hygiene mit Siegel und Handbuch

Und was Covid-19 betrifft, so hatte Airbnb bereits im April erweiterte Reinigungsrichtlinien für Unterkünfte und Materialien zur Unterstützung für Gastgeber angekündigt. Dazu hatte Airbnb im April nach Berichten von PhocusWire Investitionen in Höhe von 1 Miiliarde Dollar von Silver Lake und Sixth Street Partners erhalten, um die Auswirkungen des Coronavirus zu mildern. Die Gelder sind eine Kombination aus Schuld- und Aktienpapieren. Laut PhocusWire wird Airbnb 5 Millionen Dollar davon in seinen Superhost Relief Fund einbringen, der Superhosts, die Hilfe bei der Zahlung ihrer Mieten oder Hypotheken benötigen, Zuschüsse von nun insgesamt bis zu 15 Millionen Dollar gewährt.

Das erweiterte Reinigungsprotokoll wurde inzwischen vom "World Travel & Tourism Council" bestätigt und mit dem international gültigen "Safe Travels"-Siegel ausgezeichnet. Es folgt u.a. den Richtlinien und Empfehlungen des US und EU Centers for Disease Control and Prevention und steht derzeit Gastgebern in 75 Ländern weltweit zur Verfügung. Gästen wird die Anwendung des erweiterten Reinigungsprotokoll im Inserat der Unterkunft angezeigt.

Gastgebern in Deutschland, Österreich und der Schweiz stellt Airbnb seit dem 23. Juli zudem ein Schritt-für-Schritt-Handbuch für die Reinigung und Desinfektion von Unterkünften sowie eine Checkliste zur Ausstattung zur Verfügung und informiert sie und die Gäste regelmässig über geltende Auflagen, auch in Bezug auf Hygiene- und Sicherheitsvorschriften. Dabei verlinkt Aibnb seine Homepage mit aktuellen Informationen in den Ländern und ihren Regionen. / sst

Externer Lesetipp: Phocuswright beschäftigte sich gestern ebenso mit der aktuellen Situation von Airbnb.

Verwandte Artikel

News-Mix

2.4.2020

Augsburg. Unter dem Stichwort "News-Mix" verbergen sich Mini-Meldungen zu nennenswerten Ereignissen der letzten Woche(n): Airbnb/Corona-Hilfen, Gebühren und verlorene Hosts, Brera/Leipzig, Dorint/Verkauf, Holiday Inn Express & Suites/Niederlande, Leva/Expansion, Marriott/Datenleck, Pandox/Operation, Ritz London/Verkauf, WeWork/Anteile.

OTAs in der Corona-Krise: Chance für eine neue Ära?

26.3.2020

Wiesbaden. Sie gelten als die grossen Disruptoren der Branche: Airbnb und Oyo. Doch in Zeiten der Corona-Krise sind die vollmundig verkündeten Pläne dieser virtuellen Beherbergungsriesen zur Makulatur geworden. Und: Das Virus dürfte ihren Aktivitäten einen langfristigen Dämpfer versetzen. Auch die Abhängigkeit der Hotellerie von OTAs wie Booking.com könnte künftig abnehmen, wenn die Hoteliers alle an einem Strang ziehen würden.

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"Mozilla/5.0 AppleWebKit/537.36 (KHTML, like Gecko; compatible; ClaudeBot/1.0; +claudebot@anthropic.com)","accept":"*/*","x-forwarded-for":"3.144.28.50","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"3.144.28.50","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1