Alexa for Hospitality Der freundliche Spion im Hotelzimmer
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Alexa for Hospitality: Der freundliche Spion im Hotelzimmer?

Amsterdam. Der eCommerce-Riese Amazon betritt wieder die Reisewelt, diesmal durch seine sprachaktivierte Assistentin Alexa. Speziell für die Welt der Hotellerie programmiert, wird Alexa in Hotelzimmer eingeladen. Das Ende der Privatsphäre im Hotelzimmer?

Technisch versierte Gäste werden es lieben, während andere um ihre Privatsphäre bangen. Aber das IoT ist die Zukunft. Rob High, VP und CTO bei IBM Watson, warnte die HITT-Gäste bei HospitalityInsides kürzlichem Think Tank in Berlin: "Bis 2020 wird es um uns herum 55 Milliarden dieser intelligenten Devices in der Welt geben".

Anfang dieser Woche gab Amazon bekannt, dass es seine sprachaktivierte Technologie in der Hotellerie einführen wird. Alexa wird in Dutzenden von Marriott-Hotels in den USA auftauchen. Dies ist jedoch keine exklusive Partnerschaft, da Amazon das Gerät auf Einladungsbasis anderen Hotelmarken und sogar Ferienwohnungen überlässt. Alexa ist der erste persönliche digitale Assistent, der ein eigenes Gerät nutzt. Alexa ist nicht neu, aber diese spezielle, an die Hotellerie angepasste Version ist es schon.

Marriott plant die Einführung von Alexa for Hospitality in ausgewählten Marriott Hotels, Westin, St Regis, Aloft sowie The Autograph Collection ab diesem Sommer. Mithilfe der Sprachsteuerung hört Alexa bereits auf Befehle und beantwortet grundlegende Fragen zum Wetter, zu Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, zum Verkehr zum Flughafen usw. Die Hotelversion wird sich mit den vom Hotel angebotenen Diensten und Tools verbinden, die den Assistenten auffordern, Musik zu spielen, die Vorhänge zu schliessen, den Fernseher oder die Raumtemperatur zu kontrollieren, den Zimmerservice zu bestellen, nach zusätzlichen Kissen zu fragen und natürlich die Öffnungszeiten der hoteleigenen Einrichtungen herauszufinden. Das Gerät kann von den Hotels auch individuell angepasst werden, um die Räume möglichst gästefreundlich zu machen.

Verbinden mit Echo

Die eCommerce-Plattform erklärt, dass Alexa-Geräte so konzipiert wurden, dass sie mit der hauseigenen Hotel-Technologie verbunden werden können, "ohne dass bestehende Einrichtung nachgerüstet oder aufgerüstet werden muss". Von Anbietern wie Intelity, Nuvola, DigiValet oder Volara entwickelte Tools ermöglichen es den Gästen, über die In-Room-Geräte eine Anfrage an diese Plattformen zu richten.

"Alexa for Hospitality verleiht Ihnen bei Ihrem Hotelaufenthalt ein wenig mehr das Gefühl, zu Hause zu sein, und gibt Gastronomen neue Möglichkeiten, unvergessliche Aufenthalte für ihre Gäste zu schaffen", so Daniel Rausch, Amazon VP, der glaubt, dass Menschen, die Echo bereits zu Hause nutzen, den gleichen einfachen Zugang zu Informationen, Unterhaltung und die Kontrolle über angeschlossene Geräte auf Reisen erleben möchten.

"Wir wollen diese Erfahrungen dort anbieten, wo die Kunden sie erwarten". Marriott denkt genauso: "Gäste, die bereits zu Hause sprachaktivierte Technologie nutzen, wollen diesen Komfort auch auf ihr Reiseerlebnis ausdehnen". Amazon fügt hinzu, dass Benutzer bald in der Lage sein werden, ihr eigenes Amazon-Konto vorübergehend mit Echos zu verbinden, die Alexa for Hospitality verwenden. So können Amazon-Gäste auf ihre Musik oder Hörbücher zugreifen. Das Konto wird automatisch getrennt, wenn die Gäste auschecken.

Keine Privatsphäre mehr im Hotelzimmer?

Die Verbesserung des Gast-Erlebnisses ist nicht das Einzige, was sich Marriott von der Einführung von Alexa verspricht. Hoteliers können mit dem Gerät tatsächlich "Engagement durch Analytik messen". Da stellt sich natürlich die Frage nach der Privatsphäre. Wer will schon ein Gerät, das Geräusche oder private Gespräche in einem Hotelzimmer aufzeichnet? Online-Kommentare über Alexas "Ausspionieren" von Hotelgästen zeigen, dass viele wirklich besorgt sind über Interaktionen per Sprach-Aufzeichnung, die aus Versehen auf die Cloud gestreamt werden könnten.

Zum Thema Datenschutz erklärt Amazon, dass Aufzeichnungen von Alexa-Befehlen täglich gelöscht werden und dass Hotels weder Zugang zu Sprach-Aufzeichnungen von Alexa-Interaktionen erhalten noch in der Lage sind, Alexas Antworten auf Benutzer zu überprüfen. Allerdings ist kein angeschlossenes Gerät fehlerlos und Fehler gibt es immer, selbst bei Amazon.

Vor ein paar Monaten fand ein Paar heraus, dass ein privates Gespräch zu Hause von Amazons Assistent aufgezeichnet und von ganz allein willkürlich an jemand Fremden geschickt wurde. Der Technik-Riese untersucht diesen Vorgang, ist aber überzeugt, dass das Paar ein paar Worte gesagt haben muss, die das Gerät ausgelöst haben. Den Gast zu beschuldigen, sollten Hoteliers nicht tun, aber trotz ihrer Angst haben sich einige entschlossen, es zu versuchen. Gäste, die kein Zimmer mit Alexa teilen möchten, können trotzdem darum bitten, das Gerät zu entfernen.

Marriott ist nicht die erste Hotelgruppe, die den digitalen Assistenten ausprobiert. 2016 statteten die Wynn Hotels in Las Vegas 4.748 Zimmer mit Amazon Echo aus. "Echo wurde unser Butler im Dienste der Gäste", so die Hotelkette, ohne auf Fragen der Privatsphäre einzugehen. Normalerweise sollte die Historie der Sprach-Anfragen zwischen Gästen gelöscht werden, aber es ist bekannt, dass die Technologie nicht immer fehlerfrei funktioniert. Könnte Alexa das Ende des berühmten Spruchs einläuten: "Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas"? / SD

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