Berlins Betten sind viel zu billig

Berlins Betten sind viel zu billig

Übernachtungen in London oder Paris sind dreimal so teuer

Berlin. Berlin ächzt unter Hotelbetten und unter dem Touristenstrom. Eine paradoxe Situation. Andere Metropolen in Europa, beispielsweise London oder Paris, boomen. Dort zahlt der Gast dreimal so viel für eine Hotelübernachtung. Internationale Hoteliers diskutieren auf der kommenden ITB über den Unterschied zwischen den Märkten. Eine Einführung zu einem Schwerpunkt während des ersten "Hospitality Day" während der ITB Berlin.

Willi Weiland, der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes Berlin und Umgebung e.V., und Hausherr des InterContinental Hotels Berlin, versucht diese merkwürdige Situation in Berlin aus Hoteliers-Sicht zu erklären.

In Berlin gibt es immer mehr Touristen, trotzdem fallen die Hotelraten immer noch. Wie kann man diese paradoxe Situation erklären? Was passiert in Berlin rein psychologisch?

Willi Weiland: In 2005 zumindest sind viele neue Zimmer oder Betten dazugekommen, die die Mehr-Nachfrage immer wieder neutralisiert haben. Damit kann sich der Preis nicht regeln - es kommt keine Verknappung zustande. Zum anderen locken neue Hotels in der Regel mit einem Eröffnungspreis, der so attraktiv ist, dass der Gast es kaum ausschlagen kann.

Das heisst doch, dass die Hotellerie kein Rückgrat hat?

Weiland: Ja, das könnte man so nennen. Es ist aber weniger ein Berliner, vielmehr ein deutsches Phänomen. Die Branche ist durch das Internet sehr gläsern geworden. Der Kunde weiss mit ein paar Klicks genau, was in der Stadt passiert, wo man sich ggf. auch in den Luxushotels preiswerter einbuchen kann. Das erzeugt ein gewisses Problem.

Was der Kunde macht, macht der Hotelier aber auch. Er schaut sich in einem Ratenvergleichssystem an, was die anderen Kollegen machen und steuert danach seine eigene Preiskalkulation. Dadurch bewegt sich alles nach unten - eher als nach oben. Und dann kommen wir zu Ihrer Frage zurück, ob die Hotellerie kein Rückgrat hat.

Meine Hoffnung ist ja immer noch, dass man sich mehr mit Revenue-Management beschäftigt und dann etwas logischer in die Preisgestaltung hineingeht.

Ist denn Qualität unter Ihren Kollegen überhaupt ein Thema?

Weiland: Ich habe es in meiner Neujahrsansprache hier in Berlin gesagt: Wir sollten uns doch bitte so verkaufen wie die Klassifizierung aussieht. Dass man sich entsprechend 4 oder 5 Sternen gibt - man bietet ja auch Service. Wenn wir uns im 5 Sterne-Hotel zu billig verkaufen, können wir den Service mittelfristig nicht halten. Das heisst, die Qualität müsste dann theoretisch leiden, oder ich fahre Verluste ein. Beides will ich eigentlich nicht.

Berlin hat inzwischen 18 Fünf-Sterne-Hotels in der Stadt, die zum Teil mit sehr hohem Niveau fahren. Und ich hoffe, dass wir das halten können und die Hoteliers auch den Mut haben, den Preis langsam zu erhöhen. Wir sprechen hier ja nicht über viel Geld, nur über 10 oder 15 Euro netto im Jahr. Das würde der gesamten Berliner Hotellerie schon einen unglaublichen Schub geben.

Aber ich bin positiv gestimmt für Berlin, nicht nur wegen der WM. Es werden nicht mehr so viele Hotels dazu kommen, so dass es etwas ruhiger wird, und dann können auch die Marktgesetze wieder greifen.

Das Interview führte Maria Pütz-Willems. 

Weitere Details und die Liste der Teilnehmer an der Talkrunde finden Sie unter www.itb-kongress.de .  

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