Booking com hat die Schweizer Hotels weiter fest im Griff
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Booking.com hat die Schweizer Hotels weiter fest im Griff

Bern. Bei Schweizer Hotels nehmen die Direkt-Buchungen über die Hotel-Website leicht zu. Trotzdem reisst Booking.com das Geschäft weiter an sich. Die Kommissionen waren 2019 auf einem Allzeit-Hoch. Die Situation bleibt angespannt.

Der Branchen-Verband HotellerieSuisse hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tourismus der Fachhochschule Westschweiz Wallis zwischen Januar und Februar 2020 Schweizer Hotels zu ihren Vertriebskanälen in 2019 befragt. Die Resultate zeigen, dass Online-Buchungskanäle weiterhin wachsen. Im Vergleich zum Vorjahr haben jedoch auch Direkt-Buchungen auf den hoteleigenen Websites an Bedeutung gewonnen.

Insgesamt wurde im vergangenen Jahr mit 40.7% ein leichter Anstieg der Buchungen in Echtzeit über Online-Kanäle generiert. Die Online-Buchungsplattformen verzeichnen dabei mit Abstand den grössten Anteil und haben im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 0.6% zugelegt.

Foto: Booking.com

Bonbons gegen Booking.com

OTAs haben ihren Marktanteil in den letzten Jahren vervielfacht. Rund 43% der Hotels generierten 2019 mehr als 30% aller Buchungen über die OTAs, bei jedem fünften Betrieb liegt dieser Anteil sogar bei mehr als 50%, was die grosse Abhängigkeit vieler Betriebe von diesen Vertriebspartnern aufzeigt. Dabei teilen sich die drei grössten OTAs Booking.com, Expedia und HRS zusammen 92.7% des Marktes, wobei Booking als dominante OTA in der Schweiz weiterhin einen Marktanteil von 71.3% innehat.

Um der Marktmacht der OTAs entgegenzuwirken, offerieren immer mehr Hotels ihren Gästen Direktbuchungsvorteile. So gibt es bei 85% der befragten Hoteliers für den Gast Preisnachlässe, Upgrades oder Zusatzangebote. Das honorieren die Gäste auch online: 2019 wurde jede zehnte Übernachtung über die Website der Hotels generiert, was einem Plus von 1.5% gegenüber 2018 entspricht.

Kommission auf Allzeithoch

Mit 184 Millionen Franken bezahlten Schweizer Hotels 2019 so viele Gebühren wie noch nie an OTA. Die Zunahme gegenüber letztem Jahr beträgt dabei 10 Millionen Franken, was mit dem leicht höheren OTA-Marktanteil, vor allem aber mit dem deutlich höheren Beherbergungsumsatz 2019 erklärt werden kann. Im Schnitt zahlen Hotels 48.000 Franken Kommissionen, was 12-15% Gebühren pro Buchung entspricht. Jedes fünfte Hotel zahlt weniger als 5.000 Franken, jedes dritte Hotel mehr als 50.000 Franken.

Das Verhältnis zwischen Hotels und OTAs bleibt auch 2019 angespannt. Befragt nach den grössten Einschränkungen der unternehmerischen Freiheit aufgrund der Geschäftsbedingungen der OTAs bemängeln Hotels am häufigsten, dass sie auf der hoteleigenen Website keine günstigeren Preise oder bessere Bedingungen anbieten dürfen. Auch die ungenügenden Wiederspruchsmöglichkeiten bei AGB-Änderungen und die fehlende Transparenz in der Kommunikation von AGB-Änderungen werden genannt. So sind die Fristen bei AGB-Änderungen kurz und liegen im Schnitt zwischen 5 und 11 Tagen.

Lex Booking soll Misstände beheben

Mit der "Motion Bischof" – auch als "Lex Booking" bekannt – hat das Parlament im Jahr 2017 den Bundesrat beauftragt, den Missstand einschränkender Wettbewerbsbedingungen seitens OTAs zu beheben. So soll es Hotels künftig erlaubt sein, auf der hoteleigenen Website günstigere Preise anzubieten, was den uneingeschränkten Wettbewerb wiederherstellt. HotellerieSuisse fordert den Bundesrat nach knapp drei Jahren des Wartens auf, endlich eine griffige Umsetzung vorzulegen. Zurzeit sind Schweizer Hoteliers im internationalen Umfeld massiv benachteiligt, da alle Nachbarländer solche missbräuchlichen Vertragsbedingungen bereits verboten haben.

Erste Kampagne für Direktbuchungen

In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass Gäste, die direkt beim Hotel gebucht haben, einfache und bessere Lösungen bei Stornierungen erhielten. Weiter sind Direkt-Buchende loyaler gegenüber Hotelbetrieben. Die Stärkung der direkten Buchungskanäle wird so immer mehr zu einem kritischen Erfolgsfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit der Branche. Deshalb lanciert HotellerieSuisse am 8. Juni 2020 eine Direktbuchungs-Kampagne. Damit spricht der Branchenverband zum ersten Mal direkt Gäste an und versorgt sie mit dem Booking-Tipp: "Den besten Deal gibt's direkt beim Hotel". / red

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