Chinesen ändern Ausgabe Verhalten Reports belegen Junge Generation sucht Erlebnis Emotion Shopping verliert
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Chinesen ändern Ausgabe-Verhalten

Reports belegen: Junge Generation sucht Erlebnis & Emotion, Shopping verliert

Nur Shopping ist out: Wohlhabende chinesische Reisende, die nach 1990 geboren sind, wollen keinen Luxus mehr, sondern Lifestyle.Foto: Michael Spring Fotolia 

Peking. Wenn es eines Beweises bedurfte, welchen Stellenwert Shopping für Chinesen einnimmt, dann hat ihn der "Singles Day" am 11. November 2018 zweifellos geliefert. Alibaba, der grösste Onlinehändler, verzeichnete Bestellungen im Wert von mehr als 30 Milliarden USD innerhalb von 24 Stunden, während der schärfste Konkurrent, JD, im selben Zeitraum immerhin 23 Milliarden USD umsetzte. Aber der Hype verlangsamt sich. Vor allem junge chinesische Reisende verzichten immer mehr auf reines Shopping und suchen stattdessen nach mehr Emotionen und lokalen Erfahrungen. Zwei Reise-Konsumberichte von Ctrip/MasterCard und CBNData/Fliggy enthüllen Details. hospitalityInside.coms China-Experte, Professor Dr. Wolfgang Arlt, hat sich die beiden nur auf Chinesisch veröffentlichten Berichte näher angesehen.

Der Singles Day, der seinen Namen den vier Einsen im Datum verdankt, war ursprünglich eine Antwort auf den Valentinstag in den 1990ern, wurde jedoch von Alibaba in ein Shopping-Event verwandelt, als das Unternehmen am Singles Day 2009 mit der Einführung von sogenannten "Double 11"-Sonderrabatten begann, was den massiven Einkaufswahn hervorrief, der ihn heute auszeichnet.

Der Anstieg des Geschäftsvolumens gegenüber dem Vorjahr lag für Alibaba in diesem Jahr jedoch nur bei 27%. Im Vorjahr waren es noch 39% gewesen. Dennoch sind dies schlechte Nachrichten für chinesische Shopping Malls und Flagship-Stores von Luxusmarken, die unter der chinesischen Gewohnheit leiden, alles ausschliesslich per Smartphone zu erledigen – ob Einkaufen, Kommunikation, Bankwesen, Bezahlen oder Kontakte pflegen.

Alibaba-CEO Daniel Zhang erfand den Singles Day und verdiente dieses Jahr an einem Tag über 30 Milliarden Dollar.Foto: Alibaba

Für Einzelhändler ausserhalb Chinas sind die Aussichten besser, da für chinesische Auslandsreisende das Einkaufen in nicht-virtuellen Outlet-Centern, Einkaufszentren und natürlich auch in Hotelshops ein wichtiger Bestandteil des Reise-Erlebnisses bleibt. Dennoch müssen sich, wie im Titel des fünften "Deutschen Factory-Outlet-Kongresses" in Leipzig angegeben, Outlet-Center und andere Einkaufszentren zu Destinationen entwickeln, die nicht nur Produkte zum Verkauf anbieten, sondern auch ein Lifestyle-Erlebnis.

Schnäppchen verlieren, Emotionen gewinnen

Da die Entwicklung in China der der globalen Tourismus-Entwicklung von Sightseeing zu Erlebnis zu Emotion als Schlüssel-Element folgt, werden Gefühle und Erinnerungen in Verbindung mit dem Einkauf wichtiger als die Schnäppchen.

Weitere Details zu dieser Entwicklung sind in zwei Studien zu finden, die vor kurzem auf Chinesisch veröffentlicht wurden. Ctrip und MasterCard brachten im November gemeinsam den "2018 China Cross-border Travel Consumption Report" heraus, während CBNData und Fliggy den "2018 Chinese Travel Consumption Trends Report" einen Monat zuvor veröffentlicht hatten.
Ctrip hat 300 Millionen Mitglieder und ist der grösste weltweite OTA, Fliggy ist der Tourismus-Arm von Alibaba. CBNData ist ein grosser Aggregator für Unternehmensdaten in China, der sich im Eigentum der Shanghai Media Group befindet, der zweitgrössten Medien-Gruppe Chinas, die eng mit Alibaba kooperiert.

Ctrip zufolge geben Chinesen auf Reisen nicht nur mehr als andere Touristen-Gruppen entsprechend ihrer Nationalität pro Tag aus, sondern Chinesen im Alter von unter 30 Jahren geben auch viel mehr aus als ältere Reisende.

Kunst, Sport, Abenteur: Heute zählen Emotionen.Foto: Bikeworldtravel fotolia 

Kaufverhalten der Reisenden
ändert sich signifikant

Zwischen 2016 und 2018 stieg der Anteil dieser jungen Reisenden von 28% auf 32% im gesamten Auslands-Markt an. Dieser Anstieg ist vergleichbar zu dem der Reisenden über 50, der von 18% auf 22% zulegen konnte. Dementsprechend repräsentierte die mittlere Altersgruppe zwischen 30 und 49 zum ersten Mal weniger als die Hälfte aller Personen, die 2018 die Grenze Festland-Chinas überquerten.

Andere anhaltende Trends, die vom Ctrip/MasterCard-Bericht bestätigt wurden, zeigen den wachsenden Anteil von Frauen und selbstständigen Reisenden unter allen chinesischen Touristen auf, die ins Ausland reisen, sowie eine Zunahme bei den Reisenden aus zweitrangigen Städten und kleiner. Beijing, Shanghai und Guangzhou zählen immer noch zu den drei wichtigsten Quell-Märkten, aber auch aus Chengdu, Chongqing, Nanjing, Wuhan, Xian und selbst Kunming und Hangzhou reisen immer mehr Personen über Grosschina hinaus ins Ausland.

Weitere gute Nachrichten für die Hotellerie sind, dass ein grosser Teil des Geldes, das nicht länger für Shopping-Touren auf Auslandsreisen ausgegeben wird, stattdessen für kulinarische Erlebnisse im Inland aufgewendet werden, wozu nicht nur Restaurant-Besuche zählen, sondern auch Teilnahmen an Kochkursen.

Junge Reisende suchen Erlebnisse

Der Fliggy-Bericht unterstreicht die zunehmende Wichtigkeit von wohlhabenden chinesischen Reisenden, die nach 1990 geboren sind, dem Zeitpunkt, ab dem die chinesische Wirtschaft schnell gewachsen ist. Für sie ist Reisen nicht länger Luxus, sondern Lifestyle. Viele von ihnen reisen mindestens dreimal im Jahr ins Ausland, wodurch aber die durchschnittliche Dauer der Reise abnimmt. Dies hat dazu geführt, dass Grossbritannien das einzige europäische Land ist, das auf der Liste der Top 20 Destinationen der Chinesen steht, die ins Ausland reisen.

Fliggy hat offenbart, dass die Zahl der chinesischen Auslands-Reisenden, die unterwegs shoppen wollen, bei 86% liegt. Bei Reisenden über 50 nennen nach wie vor 93% Shopping als wichtige Aktivität, während es bei den Reisenden, die nach 1990 geboren sind, nur noch 85% sind, und 81% bei Chinesen, die nach 1995 das Licht der Welt erblickten. Den jüngeren Reisenden ist viel mehr als den älteren Gruppen daran gelegen, ihren speziellen Interessen auf Reise zu folgen, wozu u.a. Aktivitäten in den Bereichen Kunst, Natur, Essen, Kultur, Sport oder Abenteuer zählen.

Unter ihnen entwickelt sich das Übernachten in Hotels, die von einflussreichen Meinungsmachern in Fernseh-Shows oder Blogs empfohlen wurden, zu einem wachsenden Trend, da die Mehrheit der jungen Reisenden alleine unterwegs sein wird, wenn sie nicht mit ihrer Familie reisen. So können sie ihre Übernachtung frei wählen ebenso wie denkwürdige Emotionen während ihres Aufenthalts. Das gleiche Menü wie ihr Star bestellen, ein Selfie am gleichen Ort in der Lobby machen, an dem sie den Promi im Fernsehen gesehen haben oder sogar im selben Zimmer wie ihr Lieblings-Influencer übernachten, all dies kann zu jenen denkwürdigen Emotionen und Erinnerungen zählen, sofern solche Angebote vom Dienstleister angeboten und unterstützt werden.

 

Vollständige Visa-Liberalisierung ein Booster
für die europäische Wirtschaft

Die European Travel Commission hat gerade einen Report veröffentlicht, in dem die möglichen Auswirkungen einer Visa-Erleichterung für chinesische Reisende auf den europäischen Tourismus quantifiziert werden. China ist derzeit einer der Langstrecken-Quellmärkte, für die ein visafreier Zugang zur EU, einschliesslich des Schengen-Raums, nicht möglich ist.

Die Analyse des Berichts schätzt, dass ein Szenario zur vollständigen Visa-Liberalisierung zwischen China und der EU das durchschnittliche Wachstum der chinesischen Ankünfte zwischen 2018-2023 von 7% auf 18% pro Jahr erhöhen dürfte. Dies wiederum würde zusätzliche Ausgaben für den eingehenden Verkehr in Höhe von 12,5 Milliarden. Euro pro Jahr zur Folge haben und das Gesamt-Beschäftigungsniveau um fast 1% erhöhen, wodurch 237.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen würden, darunter 120.000 direkt im Reise- und Tourismussektor. Dies würde zu einem Anstieg des europäischen BIP von 1% beitragen.

Der Report über die Visum-Politik für chinesische Reisen nach Europa analysiert zunächst die wichtigsten Vorteile und Arten der Visum-Erleichterungen und wendet sie dann auf die Reisemuster von China zu den Zielen der EU-27 an; er ist unter diesem Link auf etc-corporate.org öffentlich zugänglich. / kn

 

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