Corona: Lösungen suchen sich mühsam ihren Weg Noch mehr Geld vom Staat Konkurrenz App und Impfass Tests erhöhen den Druck
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Corona: Lösungen suchen sich mühsam ihren Weg

Noch mehr Geld vom Staat, Konkurrenz-App und Impfpass-Tests erhöhen den Druck

Eine lustige Idee in tristen Zeiten: Das Ostseebad Kühlungsborn ruft nun zum 'Virtuellen Anbaden' auf.Foto: Bjoern Fischer

Berlin. Noch umfangreichere Überbrückungshilfen sollen den Groll stark insolvenz-gefährdeter Unternehmen lindern. Zudem entwickelt sich ein Wettbewerb zwischen zwei Tracing Apps, Lufthansa testet einen Impfpass auf US-Flügen, Arbeitgeber in Österreich und Deutschland verlangen selbst zu impfen, und beim Blick ins Ausland sieht man das gleiche Jo-Jo-Spiel aus Lockern und Einschränken wie in Deutschland.

Aktuell ist nur noch gut ein Drittel der Bürger zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung, knapp zwei Drittel sind unzufrieden. Der Blick auf das Corona-Krisenmanagement von Bund und Ländern ist noch kritischer: Aktuell ist nur jeder Fünfte damit zufrieden, vier Fünftel der Deutschen sind unzufrieden. Diese Frage stellt der "ARD-DeutschlandTrend" schon seit gut einem Jahr. Im Dezember 2020 war die Mehrheit der Bürger noch zufrieden; Anfang Januar kam der Umschwung.

Wie tagesschau.de gestern abend berichtete, zeigen sich gleichzeitig viele Bürger aber offen gegenüber den Forderungen von Intensivmedizinern, das gesellschaftliche Leben zwei bis drei Wochen lang deutlich stärker herunterzufahren und erst danach zu prüfen, ob mit begleitenden Schutzmassnahmen und Corona-Tests Lockerungen möglich sind. Gut zwei Drittel halten einen solchen härteren Lockdown für eher richtig, 30 Prozent für eher falsch.

Deutschland: Neue Zuschüsse für besonders Belastete

An der sich weiter zuspitzenden Situation im Tourismus aber ändert das nichts. Es gibt immer noch null Perspektiven und kein Datum. Deshalb will die deutsche Regierung erneut durch weiteren Geldregen die Betroffenen milde stimmen – dabei warten die meisten wohl immer noch auf die Auszahlung höherer Beträge allein aus den November- und Dezember-Hilfen.

Besonders belastete Unternehmen sollen einen neuen Zuschuss bekommen. Auch beim Kerninstrument der Hilfspolitik, der Überbrückungshilfe III, sind Verbesserungen geplant, wie das Bundesfinanzministerium und das Bundeswirtschaftsministerium am Donnerstag in Berlin mitteilten. Das Volumen der neuen Hilfen liegt insgesamt bei einem höheren zweistelligen Milliardenbetrag bis maximal 50 Milliarden Euro.
Firmen, die besonders schwer und über eine sehr lange Zeit von Schliessungen betroffen sind, sollen einen neuen Eigenkapitalzuschuss bekommen. Konkret ist das geplant für Firmen, die in mindestens drei Monaten seit November 2020 einen Umsatzeinbruch von jeweils mehr als 50 Prozent erlitten haben.

Die neue Hilfe ist eine Reaktion darauf, dass viele Firmen laut Verbänden ihre finanziellen Reserven aufgebraucht haben. Der Zuschuss soll zusätzlich zur regulären Förderung der Überbrückungshilfe III gewährt werden - auf Basis der bestehenden Plattform, um eine zügige Umsetzung zu gewährleisten.
Die Details der Beschlüsse von gestern finden Sie unter diesem Link des Finanzministeriums; weitere Informationen hier. 

Schweiz passt Härtefall-Verordnung an

Die am Mittwoch verabschiedete Härtefall-Verordnung in der Schweiz findet das Wohlgefallen des Branchenverbands Hotelleriesuisse. "Sie schafft endlich Klarheit in wichtigen Punkten und ist mit wenigen Ausnahmen praxistauglich", so das Urteil.

Wie vom Bundesrat vorgesehen und im Covid-19-Gesetz bereits umgesetzt, wird in der Härtefallhilfe neu zwischen Unternehmen mit bis zu 5 Millionen Franken sowie mit über 5 Millionen Franken Jahresumsatz unterschieden. Letztere können vom Bund direkt entschädigt werden, während der Vollzug weiterhin über die Kantone läuft. – Weitere Details unter diesem Link.

Digitale Aufholjagd

Nachdem die ersten Bundesländer wie Schleswig-Holstein sich zum Kauf der funktionierenden Tracing App Luca entschlossen haben, geben auch die Macher der bundesweiten, bislang verachteten, weil unnützen Corona-Warn-App Gas: Sie bekommt mit dem nächsten Update eine Checkin-Funktion, berichtete tagesschau.de. Ab 16. April können Nutzer sich dann in Restaurants oder bei Events per QR-Code registrieren. Anders als bei der Luca-App erfolgt der Checkin anonym. Wie weitere Medien berichteten, wird der Checkin der Corona-Warn-App mit dem QR Code der Luca App kompatibel sein.

Die Luca-App findet zudem inzwischen immer mehr Anklang in der Hotellerie. So verkündeten Lindner Hotels am 29. März, mit allen ihren Standorten in der App registriert zu sein. Das Einchecken im Hotel per QR-Code auf der Luca-App ist besonders auch für Hotel-Besucher gedacht, die an Tagungen teilnehmen oder Lounge/Bar nutzen, ohne im Hotel zu übernachten. Auf der Insel Usedom führt Hotelier Rolf Seelige-Steinhoff von Seetelhotels ebenfalls Luca in all seinen Betrieben ein. Bei allen gastronomischen Einrichtungen und beim Einchecken in den Hotels und Ferienwohnungen ist die Anmeldung zur Luca-App Pflicht, eine Registrierung funktioniert durch den jeweiligen QR-Code vor Ort.

hospitalityInside.com hat zudem aus guter Quelle erfahren, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern für eine Gesamtsumme von 440.000 Euro die App für alle seine Gesundheitsämter gekauft hat.

"Virtuelles Anbaden" und Konsumstau

Reisen wird künftig nur noch mit oder nach "digitaler Genehmigung" möglich sein. So stelle die EU vor wenigen Tagen in Wien ihren "Green Pass" vor. Die Sehnsucht nach dem Reisen und nach Reiseerlebnissen jedenfalls macht kreativ. So ruft das Ostseebad Kühlungsborn nun zum "Virtuellen  Anbaden" auf. In den sozialen Medien schreibt das Seebad: "Kramt die Badehosen oder traditionellen Ringelbadeanzüge raus, lauft zum nächsten Bach, See oder Meer und lasst uns beim #AnbadenToGo digital bei eurem Anbade-Spass teilhaben." Den Mutigen winken Preise.

Dass die Deutschen sofort wieder reisen wollen, wenn Lockerungen eintreten, und es sich dann auch gut gehen lassen, lassen allein schon die Zahlen aus Deutschlands Konsumstau vermuten: Laut einem Bericht in der Wirtschaftswoche, die sich dabei auf die Bundesbank beruft, sind die Bankeinlagen der privaten Haushalte innerhalb eines Jahres bis Januar 2021 um 182 Milliarden auf 1,73 Billionen Euro gestiegen.

Ohne digitales Test- oder Impf-Zertifizikat bleibt künftig nicht die Maschine, aber der Reisende am Boden.Foto: unsplash reiseuhu

Lufthansa testet Gesundheits-App

Fluggäste, die vor Abreise einen Covid-19 Test beim Lufthansa-Partner Centogene machen lassen, können ihre Testergebnisse ab sofort in der international anerkannten App CommonPass erhalten. Dies gilt für alle LH-Flüge ab Frankfurt in die Vereinigten Staaten sowie die entsprechenden Zubringerflüge. Kunden können die App im Android bzw. IOS App Store herunter- und anschliessend ihr Testergebnis in der App hochladen – nachdem sie von Lufthansa 72 Stunden vor ihrem Abflug einen Zugangscode per E-Mail erhalten haben.

Die App vergleicht die Testzertifikate dann automatisch mit den relevanten aktuellen Einreise-Beschränkungen des Ziellandes und erstellt auf dieser Basis ein Reisezertifikat, sofern es sich um ein gültiges Testdokument für das entsprechende Reiseziel handelt. Das Zertifikat zeigt nur die wirklich relevanten Informationen, wie das Testergebnis, die Testmethode, Gültigkeitsdauer und einen Stundenzähler seit Testzeitpunkt an, und gibt somit keine weiteren persönlichen Gesundheitsinformationen preis.

CommonPass kann nicht nur beim Boarding verwendet werden, sondern verfolgt einen industrieübergreifenden Ansatz. Der Mehrwert für Fluggäste wird noch dadurch erhöht, dass künftig auch weitere Einrichtungen die Testergebnisse einbinden können, wie beispielsweise Konzerthäuser oder Kinos. Auch Impf-Nachweise können zukünftig in der App gespeichert werden.

Arbeitgeber bestellen Impfdosen

So digital sieht die Zukunft aus, auch am Boden. Impf-Zertifikate und Test-Dokumente werden uns digital begleiten, wo immer wir gehen und stehen. Kein Wunder, dass vor allem Unternehmer ihre Mitarbeiter gerne impfen möchten, um alle zu schützen – ebenso wie den Betrieb. So hat die Amano Gruppe aus Berlin eigenen Angaben zufolge 200 Impfdosen bestellt und bietet diese ihren Mitarbeitern ab Mai an.
Hintergrund ist die neue, vom Bundesministerium für Gesundheit am 8. Februar erlassene Coronavirus-Impfverordnung. Diese beinhaltet gemäss §6 Leistungserbringung auch die Möglichkeit, dass die Impfzentren und die mobilen Impfteams der Länder durch Betriebsärzte unterstützt werden können.

Auch in Österreich können Hotels voraussichtlich bald ihre Mitarbeiter impfen. Wie die Österreichische Hoteliervereinigung meldet, hat das österreichische Gesundheitsministerium angekündigt, Betriebe mit Phase drei des Impfplans ab Mitte Mai einzubeziehen: "Die Top-Hotellerie ist sofort bereit. Viele unserer Mitglieder haben schon von Anfang an gesagt, dass sie sofort bereit wären, für Mitarbeiter und deren Angehörige eigene Impfstrassen einzurichten," sagt dazu ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. Speziell in abgelegenen Regionen, aber auch Städten könnten die Häuser so die bestehende Infrastruktur entlasten und erweitern.

Auf und Ab im Ausland

Rund 40.000 Deutsche werden über Ostern Urlaub auf Mallorca machen. Doch dort steigen die Infektionszahlen wieder, die Corona-Massnahmen wurden in den letzten Tagen etwas verschärft: Die Innengastronomie wurde wieder geschlossen und es ist lediglich Aussengastronomie bis 17 Uhr möglich bei einer Belegung von vier Personen aus maximal zwei Haushalten. Wie zuvor gilt weiterhin eine nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 6 Uhr.

Zudem besteht die Pflicht zum Tragen einer Maske auch im öffentlichen Raum. Geschäfte sowie Einkaufszentren sind mit eingeschränkter Kapazität geöffnet. Bis 11. April 2021 gelten zudem die landesweit einheitlichen Regelungen, mit denen Treffen in privaten Haushalten auf in einem Haushalt lebende Personen beschränkt sind, Treffen in öffentlichen Räumen auf sechs Personen im Freien und vier Personen in Innenbereichen.

Der harte Lockdown seit Ende Januar hat sich für Portugal gelohnt. Vor zwei Monaten verzeichnete das Land laut Tagesspiegel noch eine 7-Tage-Inzidenz von 878. Heute liegt sie bei unter 30. Dennoch hält das Land am Lockdown fest und hat ihn bis nach Ostern verlängert. Laut Auswärtigem Amt sieht er derzeit u.a. so aus: Es gilt der nationale Ausnahmezustand. Die Bewegung im öffentlichen Raum ist noch eingeschränkt: gestattet ist der Erwerb von Lebensmitteln, der Kauf von pharmazeutischen Produkten, das Tanken, Banken-, Arzt- und Krankenhausbesuche, der Weg zur Arbeit und zur Rückkehr an den Ort des gewöhnlichen Aufenthalts, die Unterstützung von hilfebedürftigen Personen oder Minderjährigen oder aus Gründen höherer Gewalt.

An den Wochenenden ist der Bewegungsradius ausdrücklich auf den eigenen Landkreis beschränkt (freitags ab 20 Uhr bis montags 5 Uhr, für Ostern gilt dies vom 26. März bis 5. April 2021. Die Kontakte sind auf den eigenen Haushalt zu beschränken. Spaziergänge und sportliche Betätigung sind nur für kurze Dauer, im Umfeld der eigenen Wohnung erlaubt.

Malta plant, ab Juni wieder Touristen willkommen zu heissen, und legt dafür ein Finanzpaket für den Tourismussektor im Wert von rund 20 Millionen Euro auf. Der neue Tourismusminister Clayton Bartolo skizzierte in einer Pressekonferenz Maltas Recovery-Plan für den Sektor. Dieser sieht vor, dass geimpfte Touristen mit einem digitalen Grünen Pass als Impfnachweis Malta ungehindert besuchen können. Nicht geimpfte Touristen können dann wie bisher einen negativen PCR-Test zur Einreise vorlegen.

Die Öffnung des Landes geht Hand in Hand mit der erfolgreichen landesweiten Impf-Kampagne: Malta liegt EU-weit an der Spitze bei der Impfung der Bevölkerung. 18 Fluglinien aus aller Welt binden Malta ab Sommer wieder an, aus Deutschland sind dies Air Malta, Lufthansa und Ryanair.

Spanische Ketten fordern den Staat

Meliá und NH fordern mehr als 200 Millionen Euro Schadenersatz von der spanischen Regierung. Die Hotel-Gesellschaften haben zwei Haftpflicht-Klagen auf Schadensersatz gegen die spanische Regierung wegen der im März 2020 angeordneten Schliessungen aufgrund der Pandemie eingereicht. Dies ist die erste Klage der Hotelbranche, die die Regierung für die verursachten wirtschaftlichen Verluste verantwortlich macht. Meliá fordert 116 Millionen Euro und NH mehr als 100. Die Informationen wurden in der Finanzzeitung Expansión veröffentlicht. Beide Unternehmen haben die Grundgedanken bestätigt, lehnten es aber ab, die Angelegenheit zu kommentieren. Eine Haftungsklage ist kein Rechtsstreit, sondern eine verwaltungstechnische Forderung. Die Regierung hat 6 Monate Zeit, die Vorwürfe zu bewerten. / map, BdL

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