Das Corona Chaos ist überall So reagieren Länder im Stress der 4 Welle Kommen neue Lockdowns
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Das Corona-Chaos ist überall

So reagieren Länder im Stress der 4. Welle – Kommen neue Lockdowns?

Die Idylle am bayerischen Rügsee trügt: Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Staaten Europas fördern  steigenden Infektionen neue Verschärfungen. Foto: mario dobelmann unsplash

Berlin/Brüssel. Die vierte Corona-Welle rollt gerade ungebremst über Europa. Fast jedes Land kämpft gegen massive Anstiege von Inzidenzen und Hospitalisierungsquoten. Ein kurzer Streifzug durchs Chaos – und 14 Zeilen über die Zukunft des Tourismus im neuen deutschen Regierungspapier. Das ist blanker Hohn. Diese Branche muss endlich aufstehen, gemeinsam und grenzüberschreitend.

Deutschland verzeichnete gestern die höchsten Inzidenzraten seit Beginn der Pandemie, Belgien verzeichnet ebenfalls einen neuen Tagesrekord an Infizierten. Österreich ist seit letzter Woche im vierten landesweiten Lockdown seit Beginn der Pandemie. Vor zwei Tagen kündigte die Slowakei einen neuen, jetzt zweiwöchigen Lockdown für alle an. Die 7-Tage-Inzidenz von mehr als 1.300 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern ist bei Weitem die höchste in Europa. Tschechien hat gerade auch den nationalen Notstand ausgerufen.

In Frankreich können Menschen nur mit dem sogenannten Gesundheitspass, einem 3G-Nachweis von Impfung, Genesung oder Corona-Test, Restaurants und Veranstaltungen besuchen oder per Flugzeug oder Fernzug verreisen. Wer die Auffrischung nicht innerhalb von sieben Monaten nach seiner letzten vollständigen Impfung nicht absolvieren, hat keinen gültigen Corona-Pass mehr.

Israel fürchtet den Beginn einer fünften Welle, da die Zahl der Neuinfektionen früher und schneller kommt als erwartet. Eine neue Virus-Variante hat seit Monatsbeginn die Infektionszahlen in Südafrika mehr als verzehnfacht. Die Variante mit der Bezeichnung B.1.1.529 wird mit Sorge betrachtet, da sie eine hohe Zahl an Mutationen aufweist.

Andere Länder mit wenig Probleme bewegt all das zu noch mehr Vorsicht: Die portugiesische Regierung führt trotz einer hohen Impfquote und im europäischen Vergleich eher niedrigen Infektionszahlen wieder Corona-Beschränkungen ein. Man müsse auf den jüngsten Anstieg bei den Neuinfektionen reagieren, vor allem auch mit Blick auf die Lage in anderen europäischen Ländern, sagte Ministerpräsident António Costa.

Das Virus und seine Mutanten erfordern eigentlich eine gemeinsame Kraftanstrengung über alle Grenzen hinweg.Foto: SCusIU unsplash

Hohe Nachfrage nach Impfungen

Der grosse Druck und die um sich greifende Angst treibt – was positiv ist – endlich wieder Menschen in grossen Mengen zum Impfen. Die Terminkalender in Arztpraxen und Impfzentren laufen vielerorts voll. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat gerade auch den Impfstoff von BioNTech für Fünf- bis Elfjährige freigegeben. Frankreich ruft alle ab 18 Jahren zur Booster-Impfung auf, wenn deren letzte Impfung fünf Monate zurückliegt. Das alles wird aber erst in einigen Monaten Wirkung zeigen.

Rufe nach Kontakt-Beschränkungen werden lauter

Immer mehr Politiker in Deutschland und nun auch Bundeskanzlerin Angela Merkel fordern massive Kontakt-Beschränkungen. Die Virologen sind sich einig: Tobias Kurth, Direktor des Instituts für Public Health der Berliner Charité, sagte gestern der Deutschen Welle: "Für jede Minute, in der wir zögern, ernsthafte Massnahmen zu ergreifen, werden wir diesen Notstand weiter haben. Und wir werden mehr Fälle von Menschen sehen, die eingeliefert werden müssen und Menschen, die leider sterben werden", sagte Kurth. "Wir haben viel zu lange gewartet, um Massnahmen zu ergreifen, und jetzt gibt es keine anderen Möglichkeiten als die Abriegelung", so Kurth. Das klingt nach erneutem Lockdown.

Hotellerie und Gastronomie leiden weiter

Österreich hat für Unternehmen mit mindestens 40% Umsatz-Rückgang zum Vergleichsmonat 2019 Kompensationen bis einschliesslich März 2022 auf den Weg gebracht. Auch in Deutschland hat das Bundeswirtschaftsministerium mitgeteilt, dass die aktuell bis Ende des Jahres geltende Überbrückungshilfe III Plus als Überbrückungshilfe IV für die Monate Januar bis Ende März 2022 fortgeführt wird. Die meisten anderen Länder in Europa erhalten gar keine staatlichen Unterstützungen. Umso krasser die Konsequenzen.

In jedem Land ist die Verunsicherung unter Hotels und gastronomischen Betrieben sehr gross und jede Budgetierung für 2022 ist seit November wieder zunichte. Jeder agiert vermutlich nach bestem Wissen und Gewissen, nutzt Nischen oder freut sich einfach darüber, dass er gerade mal Glück gehabt hat. Dabei Europa leidet gemeinsam. Eine einheitliche, grenzüberschreitende Abstimmung gibt es aber nirgendwo.

Umso wichtiger wird trotz allem Frust ist der Blick nach vorn. Die Hotellerie muss sich im eigenen Land, mit den Nachbarländern und innerhalb der EU besser abstimmen und überall für einen stärkeren Lobbyismus kämpfen.

Das neue deutsche Regierungspapier: 14 Zeilen für den Tourismus

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Die nackte Realität hat zumindest die Deutschen wieder eingeholt, als sie an diesem Mittwoch den Koalitionsvertrag der neuen Regierung in Händen hielt. Der Wirtschaftszweig Tourismus findet im neuen Koalitionsvertrag seinen Platz auf Seite 29. Die Ampel-Koalition widmet ihm dabei ganze 14 Zeilen. Die Wörter "Hotel" oder "Gastronomie" fallen in dem 177 Seiten langen Papier kein einziges Mal.

Und hier der Wortlaut aus dem Koalitionsvertrag:

"Der inländische Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit großem Zukunftspotenzial, besonders im ländlichen Raum. Wir nehmen den Prozess zur nationalen Tourismusstrategie wieder auf, verbessern die Koordinierung der Tourismuspolitik, um den Tourismusstandort Deutschland nach der Corona-Krise nachhaltig, klimafreundlich, sozial gerecht und innovativ zu gestalten. Mit einem Modernisierungsprogramm "Zukunft Tourismus" unterstützen wir unbürokratisch Neu- und Wiedergründungen. Nationale Naturlandschaften, UNESCO-Welterbestätten und UNESCO Global Geoparks sind wichtige Bestandteile des deutschen Tourismus. Für einen nachhaltigen, naturverträglichen Tourismus unterstützen wir einen verstärkten Ausbau der passenden Infrastruktur, besonders bei Wander-, Rad- und Wassertourismus. Für einen langfristigen Dialog zu den Zukunftsthemen der Branche, Klimaneutralität, Digitalisierung, Fachkräfte, etablieren wir eine "Nationale Plattform Zukunft des Tourismus". Wir schaffen die analoge Meldepflicht bei touristischen Übernachtungen, wo möglich, im Bundesmeldegesetz ab. Der Umgang mit Meldescheinen wird künftig komplett digital erfolgen. Wir werden die Gewinnung ausländischer Fachkräfte für die deutsche Tourismusbranche durch den Abbau bürokratischer Hürden erleichtern." 

Das gesamte Koalitionspapier finden Sie als PDF im Anhang. / map

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