Debatten um Lockerungen für Geimpfte
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Debatten um Lockerungen für Geimpfte

Berlin. Mit steigender Impfquote werden auch in Deutschland Lockerungen für Geimpfte und Genesene zugelassen. Psychologen sehen dies kritisch und die Dauer der Immunisierung steht auch noch nicht fest.

In Bayern sind bereits am gestrigen Donnerstag Erleichterungen für Geimpfte und Genesene in Kraft getreten. Für Menschen mit einem vollen Corona-Impfschutz oder nach einer überstandenen Corona-Erkrankung fallen somit viele Einschränkungen weg, z.B. die Testpflicht im Einzelhandel oder für den Museumsbesuch. Bei Geimpften muss die vollständige Impfung mindestens 14 Tage her sein, Genesene müssen ihre zurückliegende Infektion mit einem PCR-Testergebnis aus dieser Zeit nachweisen. Zudem muss die Infektion mindestens 28 Tage zurückliegen.

Auch die nächtliche Ausgangsbeschränkung in den sogenannten Corona-Hotspots gilt für Geimpfte und Genesene nicht mehr und bei der Zahl der maximal erlaubten Kontakte zählen sie künftig nicht mehr mit. Somit sind für sie auch unabhängig von der regionalen Sieben-Tage-Inzidenz wieder Treffen mit mehr Menschen möglich. Erleichterung sieht die geänderte Verordnung auch bei der häuslichen Quarantäne nach dem Kontakt mit nachweislich Corona-Infizierten vor. Diese fällt für Geimpfte und Genesene ebenfalls weg.

Geimpfte lachen zuerst.Foto: nathan anderson unsplash

Regierung entscheidet heute

Auch andere Bundesländer haben Lockerungen für Geimpfte und Genesene angekündigt. In ganz Deutschland könnten – wenn der Bundesrat am heutigen Freitag noch zustimmt – schon ab Samstag für Geimpfte und Genesene ein Grossteil der Corona-Beschränkungen wegfallen. Der Bundestag hatte am Donnerstag, 6. Mai, Erleichterungen und Ausnahmen von Schutzmassnahmen beschlossen.
Dies deckt auch ab, dass Geimpfte und Genesene nach Reisen nicht mehr in Quarantäne müssen - es sei denn, sie reisen aus einem Virus-Variantengebiet ein. Mit Stand von Mittwoch, 5. Mai, waren 8,6% der Deutschen aber erst vollständig geimpft. Das sind 7, 14 Millionen Personen. Insgesamt hatten am Mittwoch 25,45 Millionen Personen mindestens eine Impf¬dosis erhalten.

Zweifel am schnellen Impfpass

Dies alles weckt auch Neid-Debatten. Zu den Teilen der Bevölkerung, die stark unter den Einschränkungen gelitten hätten, gehören laut Psychologin Eva-Lotta Brakemeier von der Uni Greifswald vor allem auch Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. In Gruppen, die nicht priorisiert geimpft werden, könnten die vorgeschlagenen Lockerungsmassnahmen als ungerecht wahrgenommen werden.

Psychologen sehen in diesem Zusammenhang auch den geplanten Wegfall der Impf-Priorisierung kritisch. Damit sei nicht mehr erkennbar, nach welcher Massgabe geimpft werde, was das Gefühl der Ungerechtigkeit stärke. Zudem wirft die Umsetzung dieser Lockerung viele Fragen auf, z.B. wie Ordnungskräfte die Regelungen ohne einen bisher existierenden digitalen und fälschungssicheren Impfpass kontrollieren sollen.
Selbst Experten wie Karim H. Attia, CEO von Ubirch, einem der Unternehmen, die federführend die deutsche Variante des digitalen Impf-Nachweises entwickeln, hat Zweifel an dessen rascher Einführung. Er glaube nicht, dass bis zum Sommer-Geschäft alle digitalen Unbedenklichkeitsnachweise, vom Impfpass über den Test bis zur Genesenen-Bescheinigung, funktionsbereit seien, sagte er auf der digitalen Konferenz des Travel Industry Clubs am 4. Mai.

Neue Impf-Erkenntnisse aus Israel

Unterdessen weist eine neue Studie aus Israel auf die absolute Notwendigkeit hin, sich doppelt mit dem Biontech-Präparat gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Eine landesweite Untersuchung des dortigen Gesundheitsministeriums und des Herstellers Pfizer bescheinigte dem Impfstoff zwischen 7 und 14 Tagen nach Erhalt der ersten Dosis eine Schutzwirkung von 58% vor einer Infektion, von 76% vor einer Krankenhauseinweisung und 77% vor dem Tod. Sieben Tage nach der vom Hersteller empfohlenen zweiten Dosis reduziert sich das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus, einer Krankenhaus-Einweisung oder des Todes demnach jeweils um mehr als 95%. Generell gebe es weiterhin auch noch Unklarheiten über die Dauer der Immunität nach der zweiten Impfung.

Die im Magazin The Lancet veröffentlichte Untersuchung stützt sich auf Daten, die zwischen dem 24. Januar und 3. April 2021 in Israel erhoben wurden. Das Land gilt als Modell-Land für die Analyse von Impfdaten mit Biontech Pfizer. / red

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