Der Fussabdruck der immer bleibt Neue Ansätze viel Diskussion harte Fakten Der HITT 2021 im Rückblick Digital gesteuerte Nachhaltigkeit dominiert künftig Immobilien Konzepte

Der Fussabdruck, der immer bleibt

Neue Ansätze, viel Diskussion, harte Fakten: Der HITT 2021 im Rückblick – Digital gesteuerte Nachhaltigkeit dominiert künftig Immobilien & Konzepte

Eine entspannte Atmosphäre für ein komplexes Thema: Die Teilnehmer in München genossen den direkten Austausch mit Kollegen und Experten.Foto: HI 

München. Wird der "Carbon Footprint per Available Room" zur neuen Kennziffer? Wahrscheinlich. Müssen Hotel-Immobilien im Sinne der Nachhaltigkeit nachgerüstet oder anders gebaut werden, um künftig überhaupt noch Gäste oder Betreiber zu finden? Ja. "Ich war noch nicht negativ genug", sagte Keynote Speaker Wes Paul. Nicht nur er rüttelte die Hotellerie auf: 16 Redner trieben mit ihren kritischen, fordernden und auffordernden Impulsen Betreiber wie Investoren an, weiterzudenken – und zu handeln! Mit dem HospitalityInside Think Tank diese Woche gab es für Führungskräfte ein inhaltsstarkes, intensives Forum, das dem entscheidenden Thema der Zukunft zwei Tage widmete: "Sustainability & Digitalisation. The Change Drivers".

Die Stunde hat geschlagen. Hotellerie und Immobilien-Branche können sich beim Thema Nachhaltigkeit nicht länger auf dem Spruch "Das war doch immer so" ausruhen. In Europa sterben jährlich 800.000 Menschen an den Auswirkungen der Luftverschmutzung, die Biodiversität der Welt geht verloren und bis 2050 werden 173 Millionen Menschen von Flutkatastrophen betroffen sein bzw. ihre Häuser verlieren: Dies sind nur einige von unendlich vielen zementierten Fakten, die der Investment-Profi und Zukunftskümmerer Wes Paul, Gründer und Vorsitzender von Gemin-i Analytics, im ersten Impulsvortrag des HITT am Montag auf den Tisch brachte. Fakten wie diese rütteln die Weltbevölkerung bereits jetzt gewaltig auf.

Lösungen für mehr Nachhaltigkeit gibt es dabei schon lange: Wie Hotels gleichzeitig nachhaltig und attraktiv sein können, zeigte Six Senses-CEO Neil Jacobs beim HITT auf. Je nach Standort sei es möglich, ein nachhaltiges Hotel ohne höhere Kosten zu errichten. "Wir machen Eigentümern klar, dass nachhaltige Hotels an gewissen Standorten mehr kosten. Aber Nachhaltigkeit spart auch Geld – z.B. über digital gesteuerte Massnahmen." Investoren, die Konzept und Standards von Six Senses nicht akzeptieren, werden abgelehnt.

Ein selbstbewusster Betreiber: Investoren, die das Six Senses Konzept und die Standards nicht akzeptieren, werden abgelehnt. CEO Neil Jacobs stellte sich aus Singapur den Fragen von Maria Pütz-Willems und dem Publikum.Foto: HI

Europa ist ein negativer Hotspot

Der Nachhaltigkeits-Druck auf Immobilien-Eigentümer wächst. Gebäude sollen heute nachhaltig gebaut und mit alternativen Energien betrieben werden, ältere Gebäude entsprechend nachgerüstet. Europa ist der negative Hotspot schlechthin: Diese Region mit ihren uralten Gebäuden gehört zu den grössten Emissionstreibern in der Welt. Die grössten Hindernisse bei der Durchsetzung der wichtigen Nachhaltigkeitsmassnahmen, so Wes Paul, seien die Globalisierung, der Kapitalismus und die Demokratie. Politiker in Demokratien würden immer nur für kurze Zeit gewählt und entwickelten daher auch keine langfristigen Visionen.

Von der Sperrigkeit der Politik gegenüber neuen Ideen konnte in einer späteren Diskussionsrunde Thomas Schlereth, Architekt, Entwickler und Eigentümer der Marke Soulmade mit seinem ersten Hotel in München-Garching, ein Lied singen: "Wir waren gezwungen, die Behörden von unserer Holzbauweise zu überzeugen. Aber die Regulierungen, insbesondere zum Brandschutz, machten den Kampf um das Produkt Soulmade wirklich hart. Wir bauten das erste vierstöckige Hotel in Deutschland in Modulbauweise. Unser zweites Haus wird jedoch in Finnland entstehen, wo das ganze Land dieses Produkt wünscht." Der Prozess für ein Soulmade ist einfach und schnell. Auf ein Zement-Fundament werden die vorproduzierten Holzmodule gesetzt, so kann ein 140-Zimmer-Hotel wie in München in insgesamt 13 Monaten fertiggestellt sein.

Auf einen optimierten Bauprozess mit fertigen Modulen setzen auch andere. Das Vorstandsmitglied der Zech-Gruppe, Olaf Demuth, unterstrich: "Die Digitalisierung wird helfen, mechanische Schritte zu optimieren. Wir haben mehr die Idee der Kombination von vorbereiteten und vorkonstruierten Produkten." Er bestätigte: "Die Gesetzgebung ist ein grosses Problem für die Innovation in unserer Branche, wir haben in Deutschland einen starken Fokus auf traditionelle Gebäude mit Stein und Beton."

Fragen wie Antworten halfen, das komplexe Thema herunterzubrechen.Foto: HI

Internationale Investoren treiben es voran

Zwar ist die Mehrzahl der Kunden noch nicht bereit, Geld für die CO2-Kompensation ihres Aufenthaltes auszugeben, doch sowohl Schlereth als auch Adrian Flück, Director Hotel Asset Management Invesco Real Estate, erklärten, wer genau dies künftig verlangen werde: die Generation X, die Gäste der Zukunft. Flück bestätigt unterdessen auch: "Internationale Investoren treiben die Nachhaltigkeits-Agenda voran, die deutschen Investoren sind etwas langsamer".

Welche Rolle Immobilien bei den Emissionen spielen, zeigte beim HITT 2021 auch Alex Duckworth, Principal Consultant AECOM Sustainable Development Group, auf: "Die Emissionen aus der Nutzung und dem Bau von Gebäuden machen jährlich fast 40% der weltweiten Emissionen aus. Und davon stellen Gewerbeimmobilien zwei Drittel", sagte er. Dabei würde dieser – immobilien-bezogene – Ausstoss vermutlich künftig eher stagnieren, während er im operativen Bereich jedoch ansteigen wird.

Nachhaltigkeit funktioniert nur mit IT

Gesa Rohwedder, Head of Hospitality beim Projektsteuerer Drees & Sommer, kritisierte, dass sich die Bauindustrie zu lange Zeit mit der Adaption neuer Ideen und Technologien gelassen habe. Das Unternehmen entwickle neue Quartiere oder Immobilien heute mit modernster technologischer Unterstützung, u.a. auch mit dem Einfliessen demographischer Daten. Rohwedder ist davon überzeugt, dass sich die Hotellerie komplett neu aufstellen muss, vor allem in den Städten – und noch mehr Phantasie in der Umgestaltung und Belebung leerstehender Tagungsflächen entwickeln müsse. Dazu wird es Anfang 2002 ein Post-Event für die HITT-Teilnehmer geben.

Der Chief Technology Officer von Accor, Floor Bleeker, erklärte, wie eng Nachhaltigkeit und Technologie in Unternehmen miteinander verbunden werden können: "Wir besitzen keine Immobilien, aber wir haben Normen für Gebäude, z.B. zum Energie- und Wasserverbrauch. Die Art und Weise, wie wir Hotels betreiben, und die dabei eingesetzten Technologie können im Bereich Nachhaltigkeit eine Menge bewirken. Dazu gehören auch die Datenanalyse und die Einführung von Innovationen. Wir machen das nicht selbst, sondern arbeiten mit Start-ups zusammen."

CO2-Fussabdruck als neue Komponente

Andreas Ewald, Gründer und CEO der Hotelsparte bei Engel & Völkers, attestierte internationalen Hotelmarken höhere Ansprüche an Nachhaltigkeit als deutschen. IT sei nicht nur in der Lage, Gebäude-Informationen zu ermitteln und Baukosten zu berechnen, sondern sogar den Lebenszyklus einer Immobilie vorherzusagen.

Teamwork: Xenia zu Hohenlohe live in München und Tony Williams in Dubai analysierten Zertifzierungen und wissen: Der CO2-Fussabdruck pro Übernachtung wird die Währung für die Kunden.Foto: HI 

IT erleichtert Nachhaltigkeit. Im Grunde könne man für alles technologische Lösungen finden, so Klaus Kohlmayr von IDeaS: Im Augenblick löse man grosse Daten-Probleme vor allem bei der Gewinn-Optimierung, der Preisgestaltung und bei Prognosen. Doch Entwicklungen, etwa beim Ressourcen-Management, seien überhaupt kein Problem. Je mehr Daten von den Gebäuden, aber auch vom Verhalten der Gäste und Mitarbeiter gesammelt würden, desto mehr Probleme könne man lösen.

Gäste und Wirtschaft fordern neue Massstäbe

Selbst der Deutsche Bank-Chef Christian Sewing räume dem Thema Nachhaltigkeit inzwischen eine sehr grosse Rolle ein, leitete Xenia zu Hohenlohe von der Considerate Group den 8. Impuls-Vortrag zum Thema Messbarkeit der Massnahmen ein, den sie gemeinsam mit Sustainability Consultant Tony Williams aus Dubai bestritt. Beide führten nicht nur durch den Dschungel der internationalen Nachhaltigkeits-Vorschriften und Siegel, sondern zeigten auch anhand von praktischen Beispielen auf, wie sich durch Daten-Messungen wie beim Energie- und Wasserkonsum Massnahmen ableiten und Geld sparen lassen. "Der CO2-Fussabdruck pro Übernachtung wird die Währung für die Kunden – bzw. er ist der einfachste Massstab," so zu Hohenlohe überzeugt.

Zu Hohenlohe und Williams führte nicht nur durch den Dschungel der internationalen Nachhaltigkeits-Vorschriften und Siegel, sondern zeigten auch anhand von praktischen Beispielen auf, wie sich durch Daten-Messungen wie beim Energie- und Wasserkonsum Massnahmen ableiten und Geld sparen lassen. Auf diese Weise hätten beispielsweise die Edwardian Hotels aus London mit insgesamt 12 Hotels innerhalb eines halben Jahres 100.000 Pfund eingespart. Auch Xenia zu Hohenlohe vertrat die Meinung: "Der CO2-Fussabdruck pro Übernachtung wird die Währung für die Kunden – bzw. er ist der einfachste Massstab," so zu Hohenlohe überzeugt.

Wolfgang Neumann appellierte leidenschaftlichan die Führungskräfte: Wahre Leader leben Nachhaltigkeit und Verantwortung vor!Foto: HI

Wolfgang Neumann, Chairman der Sustainable Hospitality Alliance, der inzwischen 14 führende Hotelgesellschaften mit insgesamt 30.000 Hotels angehören, darunter Marriott, IHG, Hilton, Accor und Dorint, bezeichnete die Zusammenarbeit der Branche als das wichtigste Ziel bei den Nachhaltigkeits-Themen. Auf der Homepage der Alliance findet sich u.a. auch ein Rechenbeispiel, wie Nachhaltigkeit Kosten senkt.

Weitere Panels befassten sich mit den nationalen und internationalen Vorschriften zum Thema Nachhaltigkeit und der Frage, wie sich diese vertraglich zwischen Eigentümer und Betreiber regeln lassen. "Wenn Hotelentwickler dadurch höhere Investment-Kosten haben, wird es künftig höhere Capex-Kosten geben. Werden dann die Mieten steigen und damit die operativen Kosten? Und führt dies dann zu höheren Raten für die Gäste?" fragte beispielsweise Ulrich Hennigs von Baker McKenzie aus Berlin in die Runde. Bei der Umlage der Kosten von Nachhaltigkeitsmassnahmen sei Kreativität gefragt. "Der Eigentümer muss damit beginnen und mit dem Betreiber Umlage-Konzepte für Nachhaltigkeitsmassnahmen am Gebäude erstellen und die Kosten teilen." / Susanne Stauss 

ZITATE zum HITT 2021
Was haben Sie mit nach Hause genommen?


> "Ein tolles Event in angenehmer Atmosphäre, bei dem mit Top-Experten aus der Praxis sehr komplexe Themen ausführlich und in aller Tiefe besprochen werden konnten. Es wurde aber auch deutlich, dass vor allem beim Thema ESG noch ein sehr langer Weg vor der gesamten Branche liegt, der nur gemeinsam erfolgreich begangen werden kann. Deutlich wurde dabei, dass es hierfür nicht allzu viel Zeit gibt. Umso wichtiger daher, mit Events dieser Art Aufmerksamkeit zu schaffen. Vielen Dank für die grossartige Organisation und Umsetzung".
Hans-Peter Hermann, Senior Director Asset Management Hotels, Invesco Real Estate

> "Vor dem HITT war mir nicht bewusst, dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung bei Architektur, Städteplanung und Neugestaltung von Gebäuden bereits so einen Stellenwert haben. Die Diskussionen bestätigten, dass die Pandemie nachhaltig viel verändert, aber auch der Anlass für den notwendigen Wandel sein wird. Augenöffnende Präsentationen mit hoffnungsvollem Ausblick. Ich fand's spitze."
Caro Brauer, Management, QR Hotels

> "Tolles Event. Toller Austausch mit Branchenkollegen und Partnern zu dem sehr wichtigen Thema Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Sehr gut strukturiertes Programm und eine Reihe grossartiger Redner, die den Impuls für den Austausch und die Weitergabe von Wissen gaben, unterstützt durch das Think Tank-Format.
Es war gut, etwas zu lernen und über die Arbeit nachzudenken, die viele in diesem Bereich geleistet haben, aber es erinnert mich/uns alle daran, dass noch mehr getan werden muss, um die Ziele der Regulierungsbehörden zu erreichen und die Erwartungen von Gästen und Mitarbeitern zu erfüllen, um die ESG-Agenda anzugehen und voranzutreiben.
Vielen Dank an HospitalityInside für die Bereitstellung dieser Plattform, um Wissen zu bündeln, Transparenz zu schaffen und mögliche Massnahmen und Aktivitäten anzuregen."
Andreas Lackner, Regional Head Brand Management EMEA, Hilton

> "Wie bei allen Kongressen, einige extrem starke Hinweise und Ideen, viele bekannte Diskussionspunkte, aber mit neuen Ansätzen… In Summe ausgesprochen interessant und stimulierend, gerade in Bezug auf ESG – wie in diesem Kontext z.B. die rechtlichen Rahmenbedingungen, die zur Zeit in Brüssel entwickelt werden, unser Arbeitsleben als Hotel-Developer, -Betreiber und Geschäftsführer in ein paar Jahren beeinflussen werden. Ich möchte nicht von der Politik "getrieben" werden; wir machen schon viele Dinge, die sinnvoll sind und sich auch finanziell lohnen."
Dr. Michael Hartung, Managing Director & Development Director Premier Inn Germany

> "Ich bin überzeugt, dass wir eine Verschiebung vom Massen-Tourismus zum sinnvollen Reisen erleben werden. Wie das aussehen kann und was das für Eigentümer und Betreiber mit sich bringt, wurde eindrucksvoll an zwei Tagen beim HITT besprochen. Ein Kreis gespickt mit internationalen Top-Rednern und Top-Teilnehmern, die nicht aus der üblichen Filterblase der Branche kamen, haben sehr zur Bereicherung dieses Events beigetragen. Die Idee, die ich z.B. für alle zukünftigen Projekte von mir umsetzen werde, ist der CaFoPaR - Carbon Footprint Per available Room. Eine ganz wundervolle Möglichkeit, die eigenen Aktivitäten zu messen und vielleicht auch mit anderen zu vergleichen."
Marco Nussbaum, Geschäftsführender Gesellschafter, Next Hotel Accelerator

"Auf diesem Weg mein herzlicher Dank an das gesamte HospitalityInside Team für ein herausragende Erlebnis HITT. Es war wunderbar wieder live dabei zu sein. Die Auswahl der Referenten war exzellent und auf Top Niveau. Sie diente als perfekte Schärfung des Fokus auf die  Zukunftsthemen Technologie und Nachhaltigkeit. Ich habe den Dialog in der Runde als ausserordentlich bereichernd und inspirierend empfunden. Nun freue ich mich auf HITT 5. Edition."
Wilhelm Luxem, General Manager, Baur au Lac Zurich

> "Ein ganz besonderes Event mit spannenden Präsentationen für diese Makro-Themen von Nachhaltigkeit und Digitalisierung, und wie die beiden Themen sich unterstützen, um Veränderung zu bewirken. Der Vortrag vom renommierten Wes Paul hat diese Themen und deren voraussichtlichen Impact auf die globalen Entwicklungen der nächsten Jahrzehnte nochmal in ein anderes Licht gestellt, auch wenn einige seiner Sichtweisen und Voraussagungen in dieser Rigorosität hoffentlich nicht eintreten werden."
Philipp von Bodman, Managing Partner, Achat Hotel Group

 

> "Auch digital war die Veranstaltung ein Gewinn. Ich fand es super, dass HospitalityInside dem wohl wichtigsten Zukunftsthema Nachhaltigkeit zwei Tage gewidmet habt. Vermisst habe ich die junge Generation, die dafür sorgen wird, dass dieses Thema wirklich ernst genommen wird."
Matthias Niemeyer, Geschäftsführer, Adina Germany

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