Die Herausforderungen bleiben

Die Herausforderungen bleiben

Trotzdem vorsichtiger Branchen-Optimismus bei der IHC Venedig

Noch schwimmt die Hotelbranche - die Auswirkungen der Krise sind noch heftig. Über 200 Teilnehmer diskutierten die aktuelle Lage bei der IHC 2010 in Venedig.

Venedig. Die Stimmung bei der diesjährigen International Hotel Conference in Venedig war verhalten optimistisch. Der Moderator der Eröffnungsrunde, Andrew Sangster, sprach gegenüber den Hoteliers, Investoren, Rechtsexperten, Beratern, Architekten und Zulieferern von einer Geschichte zweier Rezessionen. In Anlehnung an Charles Dickens "Eine Geschichte aus zwei Städten" sprach Sangster von der "schlimmsten aller Zeiten" und meinte damit die Rückgänge beim BIP und die zweistelligen Verluste beim RevPAR. Die "beste aller Zeiten" sah er dagegen bei der unerwartet niedrigen Arbeitslosigkeit und der geringen Anzahl an Zwangsvollstreckungen.

"Die Aussichten für 2011 sind verhalten positiv", so Patrick Fitzgibbon, Senior Vice President, Europe & Africa, Hilton Worldwide. "Wir sind wieder auf dem Weg nach oben." Fitzgibbon nannte die zahlreichen vertrauensbildenden Massnahmen der europäischen Regierungen. Hilton reagiert darauf mit der Entwicklung von 26 neuen Hotels, die "derzeit hochgezogen werden", und insgesamt 75 neuen Hotels bis 2012. Thomas Magnusson, CEO von Magnusson Hotels, einem US-amerikanischen Anbieter von „Marketing-Utilitys“ und Vertriebslösungen auf Provisionsbasis für etwa 1.500 Privathotels in Nordamerika und 55 in Grossbritannien, konnte eine gewisse Erholung erkennen, gab allerdings auch zu bedenken, dass die Lage in den USA deutlich schlechter sei als in Europa.

Russell Kett, Geschäftsführer von HVS London, hatte eine eher skeptische Sichtweise und sprach davon, dass "wir alle noch in den Tiefen der schlimmsten und längsten Rezession aller Zeiten hängen."

Wolfgang Neumann, der nach seinem Austritt bei ArabellaStarwood als "Berater" bezeichnet wurd, lag mit seiner Analyse zwischen diesen beiden Meinungen. „"Keiner weiss, was uns 2011 erwartet, wir müssen also vorsichtig sein", so seine pragmatisch Einschätzung. "Deutschland hat mit seiner Erholung alle überrascht", so Neumann weiter, und je nach Markt würde der RevPAR in Deutschland 2011 um drei bis fünf Prozent zulegen.

Patrick Fitzgibbon.

Preise und Gästezufriedenheit im Keller

Neumann betonte, dass die Zugewinne beim RevPAR durch Volumen zu erklären sind. Zwar gewinnen Firmenreisen wieder an Fahrt, aber doch sehr langsam. Angesichts steigender Belegung und gleichbleibend niedriger Preise werde die Rentabilität allmählich zum Thema, so Neumann, denn die bereits deutlich gesenkten Kosten könnten nicht noch weiter gesenkt werden. Neumann nahm Bezug auf die Studie von JD Powers, laut der die Kundenzufriedenheit zwischen 2009 und 2010 in allen Bereichen ausser beim Preis zurückging. Obwohl sie mit den niedrigen Preisen zufrieden waren, äusserten sich viele Gäste unglücklich über die anderen Bereiche ihres Aufenthalts, wie Service, Zusatzleistungen und Instandhaltung. All diese Bereiche leiden unter dem Kostendruck. Statt der kostenlosen Tageszeitung gibt es inzwischen abblätternde Farbe.

Was die Finanzierungsprobleme bei solchen aufgeschobenen Renovierungsarbeiten angeht, sah Fitzgibbon besondere Probleme bei Eigentümern, die teuer gekauft haben und dann noch mal investieren müssen. "Wenn Hotels ihre FF&E-Reserve verwenden, haben sie keine Probleme, aber vielen Hotels steht sie gar nicht erst zur Verfügung", so Fitzgibbon. Und Kett stimmte zu: "Wir kämpfen uns langsam da raus, aber der Investitionsaufwand ist die grösste Herausforderung", wenn man die lange Verzögerung bedenke, bis Entwicklungskredite zur Verfügung stehen.

Marken sauber halten

"Es ist eine Pattsituation, da die Banken in der momentanen Krise kein Geld verleihen und die Hotels wiederum ihre Schulden nicht bedienen können", so Kett. Keiner vergibt mehr Kredite, was auch erklärt, warum nur drei Bankiers anwesend waren, und selbst wenn sie es täten, wäre dies höchstens mit 50% Beleihungsquote, so Kett weiter. Neumann hob hervor, wie wichtig es sei, sich mit einer internationalen Marke zusammen zu schliessen, um wenigstens eine Minimal-Chance auf eine Finanzierung zu wahren.

Wolfgang Neumann.

Ein weiterer Punkt, den Neumann ansprach, war, dass angesichts der mehr als 800 Marken auf dem Markt deren Differenzierung nach wie vor eine der wichtigsten Aufgaben sei, besonders wenn man die zunehmend anspruchsvollen Kunden bedenkt. "Wer es als Eigentümer schafft, die Marke optimal zu verwerten, also für die bezahlten Gebühren das Maximum herauszuholen, wird gewinnen", so Neumann.

Es war zu erwarten, dass Fitzgibbon die Sache der Marken unterstützt und so erwähnte er auch mehrere Male die Notwendigkeit und Vorteile von Beständigkeit. "Marken müssen sich herunter gekommener Hotels entledigen, um sauber zu bleiben und Markenstandards beizubehalten", so Fitzgibbon, wobei er an Ketts Ausspruch von vor ein paar Jahren erinnerte. Fitzgibbon war darüber hinaus der Meinung, dass kränkelnde Märkte vom Franchising profitieren könnten, indem sie auf die Beständigkeit und Standards von Ketten zurückgeifen. "In den nächsten Jahren wird es ein starkes Wachstum im Franchising-Sektor geben, besonders in Italien."

Im Gegensatz dazu erwartet Magnusson einen starken Anstieg bei den Privathotels, wobei diese Sichtweise sicherlich durch seinen eigenen Hintergrund begünstigt ist. Der "Bezahl-wenn-du-gehst-Ansatz" der Magnusson Hotels ermöglicht es Privathoteliers, auf ähnlicher Basis mit den Ketten des GDS in Wettbewerb zu treten, wobei die Kostenstruktur auf Provisionsbasis ihre Risiko minimiert.

Outsourcing verlagert Kosten

Vorausgesetzt, Hotels haben ihre Kosten unter Kontrolle, zählen jene Eigentümer zu den Gewinnern, die am schnellsten auf den Aufschwung reagieren. Outsourcing wurde als Methode diskutiert, mit der Fixkosten in variable Kosten umgewandelt werden können. Magnusson betonte allerdings, dass "auch die Zulieferer leistungsabhängig arbeiten." Neumann sprach sich dafür aus, diese Zulieferer als Partner zu sehen, und Fitzgibbon fügt hinzu, dass Betreiber stets die Management-Verantwortung tragen sollten. Anders betrachtet hat die Rezession einige gravierende Schwächen im Management aufgezeigt, so beispielsweise die aus Kostensenkungen resultierende Unfähigkeit, Mitarbeiter zu motivieren. Angesichts niedriger Break-even-Punkte werden vor allem kluge und flexible Hotels an Wert gewinnen.

IHC Venedig 2010 - MEINUNGEN

"Die Stimmung ist gut, und es herrscht viel Optimismus.“ Morris Lasky, Chairman, Lodging Unlimited, Organisator der Konferenz.

"Die Konferenz hat eine positive Stimmung verbreitet und mir ein Gefühl für den US-Markt und dessen Gäste vermittelt. Inhaltlich standen die Stadthotels und grossen Marken im Vordergrund im Gegensatz zu Resorts und Privathotels.“ Pietro Luigi Valle, Board Member, Grupo Pestana, die in Madeira ansässige portugiesische Hotelgruppe ist die grösste Hotelgruppe Portugals und bei der Anzahl der Zimmer unter den 100 grössten Hotelgruppen der Welt. Erste Teilnahme.

"Die Konferenz hat einen regionalen Charakter und eignet sich bestens, um ein italienisches Projekt zu besprechen, aber kein internationales. Im Vergleich zum letzten Jahr gab es keinen wesentlichen Qualitätsverlust und kaum weniger Teilnehmer, aber verglichen mit Rom ist die Teilnehmerzahl eindeutig geschrumpft." Erin Green, Senior Director Luxury & Lifestyle Development, Hilton Worldwide.

"Für mich war die IHC eine gut organisierte Veranstaltungsreihe und ein hervorragender Weg, eine grosse Bandbreite wichtiger Marktteilnehmer des Hotelsektors zu treffen. Sie war eine kleine Konferenz, die inhaltlich wertvolle Diskussionen mit wichtigen Entscheidungsträgern zu bieten hatte." Shawn Ursell, Teilhaber an VOA Associates Incorporated, einem multidisziplinären Archtiekturbüro aus Chicago. Erste Teilnahme.

Was die Märkte in Asien und im Nahen Osten angeht, so wurde der Einfluss von Reisenden aus diesen Märkten mit ihren vollkommen anderen Erwartungen nach wie vor unterschätzt. Wie viele Hotels haben Mitarbeiter, die Mandarin beherrschen oder alternatives Frühstück zubereiten? Fitzgibbon wies auf das vollkommen andere Geschäftsmodell der nahöstlichen Fluggesellschaften hin und deutete an, dass ein Teil des Hotelmarktes an Hotelgruppen aus dieser Region verloren gehen wird. Neumann konterte, indem er darauf hinwies, dass viele asiatische Hotelmarken in Europa und in den USA kaum vertreten wären, da sie mit einer gänzlich anderen Kostenstruktur arbeiteten, insbesondere was die Bezahlung angeht.

Keine grossen Namen auf der IHC

Zwar gaben die Organisatoren der IHC, Lodging Unlimited Inc, keine Besucherzahlen bekannt, doch die Liste der Anmeldungen zeigte einen eindeutigen Rückgang der Besucherzahl von etwa 270 im letzten Jahr auf 225 in diesem. Die Diskussionsrunden zogen deutlich weniger Zuhörer an. Rechtsexperten und Berater waren kaum anwesend. Weder Accor noch Rezidor waren vertreten. Der Vorteil an der geringeren Teilnehmerzahl war jedoch die besseren Networking-Möglichkeiten sowie mehr Interaktion zwischen Diskutanten und Zuhörern in den Diskussionsrunden und Nebenveranstaltungen. Nächstes Jahr wird die Konferenz dann wieder in Rom stattfinden, im frisch renovierten Konferenzbereich des Hilton Cavalieri. / Guy Dittrich

 

6.11.2009 Ständiger Kampf

{"host":"www.hospitalityinside.com","user-agent":"claudebot","accept":"*/*","x-forwarded-for":"3.86.235.207","x-forwarded-host":"www.hospitalityinside.com","x-forwarded-port":"443","x-forwarded-proto":"https","x-forwarded-server":"d9311dca5b36","x-real-ip":"3.86.235.207","accept-encoding":"gzip"}REACT_APP_OVERWRITE_FRONTEND_HOST:hospitalityinside.com &&& REACT_APP_GRAPHQL_ENDPOINT:http://app/api/v1