Die Klima Zeitbombe tickt Hoteliers reagieren
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Die Klima-Zeitbombe tickt – Hoteliers reagieren

Wiesbaden. In seinem jüngsten Bericht warnt der Weltklimarat deutlich wie nie zuvor vor dem Klimawandel und fordert drastische Massnahmen, um den CO2-Ausstoss zu verringern. Im Tourismus ist dafür einiges im Gange, auch um das Reisen weiterhin attraktiv zu halten. Hoteliers gehen beispielhaft voran. An der ITB hat das WTTC ein Verifizierungssystem für Hotels vorgestellt.

Der Klimawandel schreitet schneller voran und seine Folgen sind verheerender als zunächst gedacht. Zu dieser Einschätzung kommt der Weltklimarat in seinem am 20. März vorgestellten Abschlussbericht. Fast alle Szenarien für den kurzfristigen Treibhausgas-Ausstoss der Menschheit sagten eine Erderwärmung um 1,5 Grad im Zeitraum 2030 bis 2035 voraus, heisst es im sogenannten Synthesebericht. Um die Zunahme der Temperatur auf 1,5 oder maximal zwei Grad Celsius zu beschränken, müssten noch in diesem Jahrzehnt die Emissionen in allen Sektoren drastisch reduziert werden, andernfalls werde die Marke überschritten.

Der Schrei des Klimarats

Die in diesem Jahrzehnt getroffenen Entscheidungen hätten Auswirkungen auf die nächsten Jahrtausende. Der Weltklimarat geht selbst in den beiden optimistischsten Szenarien mit sehr deutlicher Emissionsminderung davon aus, dass die Erwärmung 1,5 Grad vorübergehend überschreiten dürfte - und dies für mehrere Jahrzehnte. "Öffentliche und private Finanzströme für fossile Brennstoffe sind immer noch grösser als die für Klima-anpassung und Klimaschutz", so die Studie. Die Erwärmung liegt bereits bei rund 1,1 Grad. Die weltweiten CO2-Emissionen müssten bis 2030 um 48 Prozent gegenüber 2019 sinken, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu begrenzen. Bis 2035 müssten die Emissionen sogar um 65 Prozent gegenüber 2019 sinken, so der Weltklimarat.

Die Erwärmung liegt schon bei ca. 1,1 Grad. Die CO2-Emissionen müssten bis 2030 um 48% sinken, um die 1,5 Grad zu halten.Foto: Markus Spiske Unsplash 

UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor den verheerenden Folgen des Klimawandels. "Die Klima-Zeitbombe tickt. Aber der heutige IPCC-Bericht ist ein Leitfaden zur Entschärfung der Klima-Zeitbombe. Er ist ein Überlebensleitfaden für die Menschheit", sagte er bei der Vorstellung des Berichts und forderte einen Quantensprung bei den Klimaschutz-Massnahmen wie dem Ausbau grüner Energie. Die Welt brauche Klima-Massnahmen an allen Fronten. Er forderte die reichen Staaten auf, Klimaneutralität möglichst schon bis 2040 zu erreichen. Deutschland strebt das bislang bis 2045 an und gehört damit zu den ehrgeizigsten Ländern der Welt.

WTTC stellt nächstes Level von Basics vor

In weiten Teilen des Tourismus ist die Message angekommen. So spielte das Thema Nachhaltigkeit auch eine Rolle auf der diesjährigen Tourismus-Messe ITB in Berlin.

Dort stellte beispielsweise das World Travel & Tourism Council das Verifizierungssystem Hotel Sustainability Basics vor. Basics ermöglicht es Beherbergungsbetrieben aus aller Welt, unabhängig von ihrer Grösse, ihren Weg in die Nachhaltigkeit zu starten. Basics besteht aus 12 Schlüsselkriterien, die als Sprungbrett für komplexere Nachhaltigkeits-Programme dienen können.

Vier Kriterien sind unter dem Punkt Effizienz zusammengefasst:
1. Energieverbrauch messen und reduzieren;
2. Wasserverbrauch messen und reduzieren;
3. Abfall identifizieren und reduzieren;
4. Kohlenstoffemissionen messen und reduzieren.

Die nächsten sechs Kriterien sind unter dem Begriff Planet zusammengefasst:
5. Programm zur Wiederverwendung von Wäsche;
6. umweltfreundliche Reinigungsprodukte;
7. vegetarische Optionen;
8. keine Plastikstrohhalme oder -rührer;
9. keine SUP-Wasserflaschen;
10. Grosse Spender Pflegeprodukte).

Die letzten beiden Kriterien betreffen die Menschen:
11. Nutzen für die Gemeinschaft;
12. Verringerung von Ungleichheiten.


Der WTTC hat in Zusammenarbeit mit dem Zertifizierer Green Key und dem Schweizer Warenprüf-Konzern SGS ein einfaches Online-Verifizierungssystem für das System entwickelt, mit dem die Hotels die Einhaltung der Grundsätze nachweisen und sicherstellen können. Über dieses können sich Hotels und andere Beherbergungsbetrieben offiziell bestätigen lassen, dass sie acht der zwölf Kriterien im ersten Jahr erfüllen und bis zum dritten Jahr ihr Engagement auf die Erfüllung aller zwölf Kriterien ausweiten können.

Basics wurde auch von der Sustainable Hospitality Alliance als Ausgangspunkt für eine netto-positive Branche anerkannt. Zu den ersten sechs Hotelgruppen, die sich Basics als Gründungspartner anschlossen, gehören Accor, Jin Jiang International, Louvre Hotels Group, Meliá Hotels International, Meininger und die Radisson Hotel Group.

Dorint hat auf der ITB den Nachhaltigkeits-Leitfaden 'Green Square Concept' vorgestellt.Foto: Dorint Hotels Pocha, Burwitz 

Länder-Vergleich: Deutschland ist Vorreiter

Auf der ITB stellten der WTTC und das in Saudi-Arabien ansässige Sustainable Tourism Global Center zudem neue Daten vor, die die Klimabilanz des Reise- und Tourismussektors in verschiedenen Ländern aufzeigen. Demnach ist Deutschland eines der wenigen grossen Länder, in denen der Reise- und Tourismussektor weiter gewachsen ist und das gleichzeitig seine absoluten Emissionen reduziert hat. Im Jahr 2019 war der Sektor für 10,3% der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Dieser Anteil ging um mehr als vier Prozentpunkte auf 5,9% im Jahr 2020 und 5,8% im Jahr 2021 zurück, was vor allem auf die geringere Aktivität während der Pandemiezeit zurückzuführen ist.

Doch bereits zwischen 2010 und 2019 hat der deutsche Reise- und Tourismussektor seine Emissionen von seinem Wachstum abgekoppelt. In diesem Zeitraum gingen die Emissionen im Durchschnitt um 1,1% pro Jahr zurück, während der Gesamtbeitrag des Reise- und Tourismussektors zur deutschen Wirtschaft im Durchschnitt um 1,5% pro Jahr zunahm.

Die Zahlen zeigen auch, dass die Emissionsintensität des Sektors weiter abnimmt. Im Jahr 2010 stiess die Branche für jeden einzelnen Euro, der durch den Reiseverkehr in Deutschland erwirtschaftet wurde, 0,55 kg Treibhausgas-Emissionen aus. Im Jahr 2019, als der Reise- und Tourismussektor seinen Höchststand erreichte, sank dieser Wert um 22% auf 0,43 kg pro Euro und ging in den folgenden Jahren weiter zurück, bis auf einen Tiefstand von 0,36 kg pro Euro im Jahr 2021.

Dieser signifikante Rückgang verdeutlicht die Auswirkungen der von der deutschen Regierung und den Wirtschaftsführern durchgeführten Änderungen zur Schaffung eines nachhaltigeren Sektors. Die umfassende Studie deckt 185 Länder in allen Regionen ab und wird jedes Jahr mit den neuesten Zahlen aktualisiert. Mehr über andere Länder unter diesem Link

Grüne News von Dorint und Kempinski

Ebenfalls zur ITB präsentierte die Dorint Gruppe ihren Nachhaltigkeits-Leitfaden "Green Square Concept". Auf Basis der vier Elemente Wasser, Feuer, Erde, Luft und der vier Himmelsrichtungen wurden ganzheitliche Massnahmen für das Umweltbewusstsein von Mitarbeitern und Gästen entwickelt, die nun sukzessive umgesetzt werden. "Wir wollen den Weg zu 'Net Zero' bis 2050 beschreiten", erklärt Dorint-COO Bettina Schütt. In enger Zusammenarbeit mit den Eigentümern konnten bereits in einigen bestehenden Häusern modernste technische Anlagen realisiert werden. Bei neuen Projekten werden, wenn möglich, moderne Energiequellen, wie z.B. Photovoltaik-Anlagen oder Geothermie genutzt. "Energie-Monitoring ist bei uns an der Tagesordnung", so Schütt.

Bis zum Jahresende 2023 wird es in den Dorint Hotels ausschliesslich Wäsche aus biologisch zertifizierten Naturfasern geben. Die Work Wear wird demnächst in Kooperation mit dem Kölner Startup Kaya & Kato in Portugal aus einem Polyester-Baumwoll-Gemisch produziert, in dem recycelter Plastikmüll des Meeres miteingearbeitet wird. Alle Textil-Materialien in den Hotels der Dorint Gruppe werden zudem mit den Textilsiegeln "Grüner Knopf" und "Ökotex100" zertifiziert. Die Guest Amenities in den Bädern werden nur noch im grossen Pumpspender zum Nachfüllen angeboten. Eigens dafür wurde eine nachhaltige Pflegelinie aus griechischem Olivenöl ausgewählt. Diese ist komplett frei von Parabenen, Silikonen, Mineralölen und künstlichen Farbstoffen.

25hours hat 2022 Spenden in Höhe von knapp 34.000 Euro für Wasserprojekte in Nepal eingesammelt.Foto: 25hours Hotels 

Seit einiger Zeit werden in den Hotels der Dorint Gruppe auch Bio-Reinigungsmittel eingesetzt und in den Restaurants und Bars Fairtrade Kaffee ausgeschenkt. Bei der Zertifizierung arbeitet Dorint mit den Prüfinstituten "Certified" und "Green Sign" zusammen. Inzwischen sind 90 Prozent der Hotels in Punkto Nachhaltigkeit zertifiziert. Bis Ende des dieses Jahres sollen alle Häuser der Dorint Gruppe in Deutschland, Österreich und der Schweiz zertifiziert sein.

Die Global Hotel Alliance hat diese Woche ihre "Green Collection"gelauncht. Diese vereint fast 200 Hotels und Resorts, die zu den Hotelgruppen unter dem Dach des Distributionsverbunds GHA gehören und sich für den Schutz von Mensch und Umwelt einsetzen, darunter 14 Kempinski Hotels.

Hoteliers unterstützen Nachhaltigkeitsprojekte

25hours Hotels verkündeten am Weltwassertag am Mittwoch, dass sie im vergangenen Jahr knapp 34.000 Euro über ihre laufende Spendenaktion für Wasserprojekte im Chitwan Nationalpark in Nepal eingesammelt haben. 2023 startet 25hours Hotels nach der "All for Water Week" nun den "All for Water Month", um das Gesamtspenden-Volumen nochmals zu steigern. Dabei wird sich die Hotelgruppe einen Monat lang dem Thema Wasser widmen und währenddessen verstärkt über verschiedene Kanäle auf die Notwendigkeit der Projekte des Vereins Viva con Agua aufmerksam machen. Die während dieser Zeit gesammelten Spenden werden dem "One wash Program Uganda" des Vereins zugutekommen.

An der WWF-Initiative "Earth Hour" am morgigen Samstag, 25. März 2023 von 20.30 bis 21.30 Uhr, beteiligen sich u.a. Leonardo Hotels mit allen Häusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nach dem diesjährigen Motto der Earth Hour "Gemeinsam für mehr Klimaschutz" werden die Lampen in den öffentlichen Bereichen und im Aussenbereich komplett ausgeschaltet oder auf ein Minimum heruntergedimmt. Leonardo Hotels haben erst 2022 ihr Nachhaltigkeitsprofil geschärft und bis 2027 konkrete Massnahmen für die Bereiche Klimaschutz, soziales Engagement und Strukturwandel in einer ESG-Strategie verankert. Als eine von vielen Massnahmen für mehr Nachhaltigkeit lässt Leonardo bis Ende 2024 all ihre Häuser mit dem Ökolabel Green Key zertifizieren.

Wenn die Welt morgen also zum 53. Mal den Earth Day feiert, wird das nachhaltig geführte Bucuti & Tara Beach Resort in der Karibik zum wiederholten Mal Besucher und Einwohner Arubas auf die Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz aufmerksam machen. Das dafür entwickelte Wochen-Programm startet am Earth Day mit dem Strandsäubern unter der Leitung von Resort-Gründer Ewald Biemans. Unterstützt wird dieser von Familienmitgliedern, Mitarbeitern und Gästen des Hotels sowie im zweiten Jahr in Folge durch die Schulkinder der Plasir Basisschool auf Aruba. In den folgenden Tagen findet ein Wettbewerb für Kunstwerke aus recycelten Materialien statt. Ausserdem wird es eine Aufforstungsaktion geben: Im GMC Nature Preserve sollen 54 Bäume gepflanzt werden. Auch das zweiwöchentlich stattfindende Kino unter Sternen wird ganz im Zeichen der Earth Week stehen: Dort wird ein Film gezeigt, der sich mit der Erhaltung der Erde befasst. / red 

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