Editorial 17 3 2023 Buntes und Diverses aber nichts Visionäres
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Buntes und Diverses, aber nichts Visionäres

Liebe Insider,

mit einigen von Ihnen habe ich diese Woche die zurückliegende ITB diskutiert. Und je länger ich darüber nachgedacht habe, um so häufiger habe ich mich gefragt: Weshalb hat man diese "Wiederauferstehungs-ITB" nicht zu einem einzigen, grossen, globalen Statement für nachhaltigen Tourismus gemacht? Alle Politiker, NGOs und Future-Kids wären nach Berlin geeilt – die Destinationen, Reiseveranstalter, Airlines, Hotels, OTAs waren eh schon da.

Die Branche hätte eine einzigartige Chance gehabt, sich zum Fürsprecher des Planeten, des Klimas, der Diversität und Humanität zu machen. Und dabei zeigen können, wie schnell sie aus eigener Kraft und mit wie viel Kreativität sie bereits Emissionen reduzieren und Menschen Arbeit geben kann. Für eine solche ITB hätte es eine Vision gebraucht. Aber wer in Berlin hat schon eine Vision?

Um so mehr hat mich gestern eine Meldung aus Cannes gefreut: Die Low Carbon Building Initiative, vor einem Jahr gegründet, hat begonnen, Kriterien zur CO2-Berechnung einer Immobilie über ihren Lebenszyklus hinweg zu definieren. Es entsteht ein pan-europäisches Gütesiegel, das als erstes Büros, Hotels und Wohnungen nutzen können.

Das Wort Diversität prägt auch die Einstellung von Patrick Mendes. Wir haben als erstes Fachmedium den neuen CEO Europe & North Africa für die Premium, Midscale & Economy Brands von Accor an der ITB interviewt. Patrick versteht sich als Weltbürger, entsprechend bunt sind seine Teams, entsprechend logisch ist es für ihn, Menschen anderer Kultur und ohne Fachkenntnisse einen Job zu geben. Nach neun Jahren in Südamerika weiss er, was "social" bedeutet.

Auf der anderen Seite verlangt Accor klares Zahlendenken. Deshalb wird er – in der neuen Marken-Division – versuchen, die Premium-Marken Pullman, Mövenpick und Swissôtel zu ebensolchen Power Brands zu machen wie es Accors Economy-Marken in Zentraleuropa schon sind. Sein Auftrag lautet also: Mach aus einer Cash Cow zwei.

Wie hospitabel und sozial die Hospitality-Branche sein kann, zeigt sie in dieser Zeit im Erdbebengebiet in der Türkei. Hunderte von Hotels und Resorts, die geschlossen hatten, haben für tausende Opfer ihre Türen geöffnet, vor allem in den beliebten Touristenzielen Alanya und Antalya an der Mittelmeer- und Ägäis-Küste. Auch die grossen Touristikplayer - wie Best Western, Radisson, Accor, das Ferienunterkunftsnetz Gites de France und selbst die Non-Profit-Organisation von Airbnb – haben mit Betten und Spenden geholfen. Aber jetzt steht für die Türkei die Hauptsaison vor der Tür. Was tun? Erdbebenopfer oder Touristen beherbergen? Sarah Douag hat recherchiert.

In Italien hat unser Kollege Massimiliano Sarti den Generaldirektor der Bulgarella Immobilien-Gruppe, Ray Lo Faso, interviewt. Das Unternehmen, dessen Namen längst nicht jeder kennt, möchte mehr in Hospitality investieren und hat, wie man lesen kann, ein solides Verständnis von der Branche. Ganz im Gegensatz zu den Banken, die Lo Faso auch kritisiert.

Ohne Sensibilität und Spezialwissen versteht man die Hospitality-Branche nicht; deshalb belegen aktuelle Zahlen nun, dass sich in Italien schon im zweiten Halbjahr 2022 etliche Investoren wieder zurückzogen, allein wegen der Inflation. Doch asiatische Investoren sind in Wartestellung.

Wien jedenfalls erreichte 2022 noch nicht sein 2019-Level, aber in den Hotels war der RevPAR ein historischer Rekord! Die Hotellerie schwimmt weiter in grossen und kleinen Wellen, in denen noch ganz andere Themen Denk-Blasen aufwerfen: z.B. der neue "Data Act" der EU oder auch das neue, KI-gesteuerte Marketing-Tool Google Performance Max, das Google Ads ersetzt.

Wir sind – hoffentlich – nicht so leicht zu ersetzen, deshalb bleiben wir auch immer am Ball für Sie. Vergessen Sie nicht: Unser erster Programm-Entwurf für unseren 6. HITT Think Tank am 26./27. Juni in Berlin steht, und die ersten Themen und Namen verheissen wieder Qualität und quirlige Diskussionen. Mehr auf unserer HospitalityInside Front Page und im Detail, inklusive Programm, Preisen und Registrierung, auf www.hitt.world.

Zehn Tage sind es zudem nur noch bis zur HOTCO Investment-Konferenz in Wien, deren Medienpartner wir sind und deren Programm spannende Newsund Inhalte aus und über die Märkte Osteuropas enthält. Ein Klick und Sie sind mittendrin in der https://hotconf.com.

Ihre Maria Pütz-Willems
Chefredakteurin 


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